Berlin: Tempelhof für Alle - Nein Danke

zaunlos 14.10.2008 17:27 Themen: Freiräume Soziale Kämpfe
Das scheint die Meinung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung in Berlin zu sein. Am 30.Oktober ist ja endlich der letzte Abflug auf dem Flughafen Tempelhof. Danach steht das Gelände für alle Ideen offen - so zumindest die Theorie. In der Praxis sollen erstmal alle draussen bleiben, der Zaun bleibt stehen und die Bewachung wird wahrscheinlich schärfer sein als vorher.
Denn es besteht ja die grosse Gefahr, dass sich alle Dealer der Stadt dort versammeln werden, um ihrer schrecklichen Tätigkeit nachzugehen. Auch werden wahrscheinlich alle Hunde Neuköllns die grosse Gelegenheit nutzen, endlich mal so viel Gelände vollkacken zu können und die Bewohner Neuköllns werden froh sein, auch mal eine grosse Müllkippe zu haben, auf sie ihre überflüssigen Luxusgüter abwerfen können, die sie mit ihrem Hartz IV-Vermögen erworben haben.

Ein kleiner Überblick zum Stand der Dinge

Am 26.9.2008 gab es eine Pressekonferenz in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung , auf der die Senatsbaudirektorin Regula Lüscher ihre Vorstellungen zur Nachnutzung Tempelhof vorstellte. Neben den Ideen für eine IBA ( Internationale Bauausstellung ), eine IGA ( Internationale Gartenbauausstellung ), dem Wettbewerb für das Columbiaquartier und dem Interessenbekundungsverfahren für das Flughafengebäude wurden auch Details für die Zeit nach der Schliessung genannt:
Das Gelände bleibt geschlossen. Einzelne Events( Musik, Sportveranstaltungen für 1 bis 2 Tage mit kontrolliertem Zugang sind machbar. Jahrelange Untersuchung auf Altlasten ist nötig, eventuell sind Bombenfunde zu erwarten. Wegen der ca. 70 Gebäude( Anlagen der Flugsicherung,Wetterdienst, Tankanlagen, Feuerwehreinrichtungen, Funktechnik ) auf dem Gelände muss dies gesichert werden.
Der Radarturm der Bundeswehr bleibt stehen. Die Strahlenbelastung sei gering und nicht gefährlich.
Zuständig für Vermietung und Vermarktung ist die BIM (BerlinerImmobilienmanagement GmbH). Da kann sich jeder hinwenden, sofern er das nötige Kleingeld hat.

Auf einer anderen Veranstaltung in den Uferhallen in Wedding( 12.10., im Rahmen der Experimentdays für innovative Wohnformen ) war viel von prozessualer Entwicklung , Leitbildern und Dynamik seitens des Vertreters der Senatsverwaltung zu hören. Dort redete auch ein Mitglied des Teams Ideenwerkstatt Tempelhof, eingerichtet von der Senatsverwaltung zur Erstellung eines Masterplans für die Entwicklung des Tempelhofer Feldes ( mbup, raumlabor berlin, Studio UC ). Unter dem Motto "Experimentelle Strategien" ging es um die Zeitlücke bis zur Umsetzung des Masterplans. Ziel sei die Aktivierung der Nutzer und die Frage, wie die Fläche geöffnet werden könne.Dazu gibt es einen 10-Punkte Plan. Unter Punkt 5 geht es um die Aktivierung des Rings, das ist ne Art Rundweg um die Landebahnen herum. Es sollen besondere Orte geschaffen werden , zb. für Skater (Punkt 6). Der grosse Renner sind dann Zwischennutzungen oder Pioniernutzungen wie Bauwagenplätze, Skaterbahnen (Ersatz für Mellowpark), die für einen Zeitraum von 2 bis 3 Jahren als Zwischenprojekte zugelassen werden sollen. Dazu wird es Anfang 2009 einen Projektaufruf für "Pionierfelder" geben. Das war die Veranstaltung fürs Fachpublikum.

Am 13. Oktober waren dann auch die direkt Betroffenen mal am Zug. In der Genezareth-Kirche am Herrfurthplatz organisierte die dortige Pfarrerin einen Informationsabend zur Zukunft Tempelhofer Feld. Etwa 50 Menschen, überwiegend Ältere, nahmen daran teil. Herr Kühne, Leiter der Abteilung Städtebau und Projekt bei der Senatsverwaltung, referierte die geplanten Veränderungen( IBA, IGA, die Wettbewerbe usw.) und die Probleme mit der Eigentumsübertragung an das Land Berlin.Herr Bartholome äusserte sich zur Öffnug des Geländes:
Wegen der technischen Anlagen bleibt aus Sicherheitsgründen alles dicht. Ab Frühjahr 2009 kann in einer ersten Phase der Zugang für kleine Gruppen und einzelne Events gewährt werden, partiell und nur eine gewisse Zeit. In der Phase 2 (Beginn unbestimmt) sind dann Zwischennutzungen in dem am Columbiadann angrenzenden Bereich möglich.
In der Veranstaltung war viel von erwünschter Bürgerbeteiligung die Rede, aber wenn sie von Teilnehmern konkret eingefordert wurde, blieben die Aussagen der Verwaltungsvertreter dann sehr vage. Beide besassen das Talent, viel zu reden und nichts zu sagen. Der Bürger konnte Frust ablassen, das wars.

Ob wir mehr machen, liegt an uns.
Der Zaun muss weg, damit unsere Ideen fliegen lernen.
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