Freiheit statt Angst

Großdemonstration in Berlin gegen den Überwachungswahn
Viele tausend Menschen (laut Tagesschau, die die Demo im Unterschied zum Vorjahr offenbar nicht mehr komplett totschweigen konnte, 15 000, nach Veranstalterangaben 100 000) zogen heute in einem lauten und bunten Zug vom Berliner Alex zum Brandenburger Tor, um ihrem Unmut über die zunehmende Überwachung sämtlicher Lebensbereiche durch Staat und Privatwirtschaft Ausdruck zu geben. Redner(innen) aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereiche, beispielsweise auch aus dem Gesundheitswesen, machten deutlich, dass sie die sogenannten Sicherheitsgesetze als Angriff auf die Privatsphäre und als weiteren Beitrag zur Schaffung immer größerer gesellschaftlicher Unsicherheit bewerten. Nicht dem sogenannten "Krieg gegen den internationalen Terrorismus" gälten diese Gesetze, sondern all denjenigen, deren Interessen im Widerspruch zur herrschenden Politik stehen; so sei beispielsweise die soeben von der Großen Koalition beschlossene Möglichkeit des Bundeswehreinsatzes im Inland vor allem gegen rebellierende Arbeiter oder sonstige Oppositionelle gerichtet. Kritik wurde daneben vor allem an der zunehmenden elektronischen Überwachung geäußert (Internet, Telefon- und Emailkommunikation, Videoüberwachung des öffentlichen Raums, Erfassung und Zentralisierung von Gesundheits- und Einkommensdaten etc.).

Die Demonstration war deutlich größer als die vom vergangenen Jahr (damals war von 10 000 Teilnehmenden die Rede). Neu war auch, dass in einer Reihe anderer Länder gleichzeitig Demonstrationen zum selben Thema stattfanden. Auffallend war auch in diesem Jahr wieder die äußerst starke Beteiligung der jüngeren Generation, die ihre Lebensmöglichkeiten und Zukunftschancen ganz offensichtlich (und zurecht) durch die herrschende Politik extrem bedroht sieht. Ebenso offenbar nehmen die diese Politik vertretenden Politiker(innen) größtenteils schon gar nicht mehr war, dass sie jetzt auch noch die Jüngeren zunehmend gegen sich aufbringen. Mit der Beteiligung an und der Unterstützung von Kriegen gegen andere Länder (Afghanistan, Irak) sowie Sozialabbau und zunehmender Umverteilung von unten nach oben stellen sie selbst inzwischen das größte Sicherheitsrisiko dar.
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Ergänzungen

100.000 Demonstranten

antifa.sozialbetrug 12.10.2008 - 10:25
100.000 Demonstranten bei "Freiheit statt Angst"-Demo in Berlin

Datenschutz-Demonstration "Freiheit statt Angst": Zahl der DemonstrantInnen hat sich zur Abschlusskundgebung noch einmal verdoppelt.

In Berlin hat um 17:00 Uhr direkt vor dem Brandenburger Tor die Abschlusskundgebung der Großdemonstration "Freiheit statt Angst – Stoppt den Überwachungswahn" begonnen.

Da viele Teilehmer sich unterwegs dem Zug angeschlossen haben, hat die Zahl der TeilnehmerInnen nach Angaben der Veranstalter zur Abschlusskundgebung 100.000 Menschen erreicht.

"An einen solchen Erfolg hätten wir in unseren wildesten Träumen nicht gedacht. Diese Bewegung für Bürgerrechte kann jetzt nicht mehr ignoriert werden", so Ralf Bendrath vom AK Vorrat.

Der Überraschungsgast auf der Rednerbühne, Dr. Motte, wurde frenetisch von den 100.000 Teilnehmern bejubelt. Dr. Motte sagte von der Bühne: "Das ist toll, wow! Ich wünschte, 80 Millionen aus ganz Deutschland wären hier. Wir sind die Gesellschaft, wir haben die Möglichkeit." Daraufhin griff er die Bundesregierung an. "Warum sind immer noch Verfassungsfeinde in der Regierung?"

Die Organisatoren der Demo kündigen weitere Aktionen an. "Nach diesem Erfolg erwarten wir jetzt endlich Reaktionen von der Politik. Das heißt: Rücknahme der Vorratsdatenspeicherung und anderer Überwachungsgesetze und Eindämmung der Datensammelwut durch Firmen wie die Telekom", so padeluun von der Demoleitung.

Irritierend sind die derzeitigen Meldungen der Polizei zur Anzahl der Demo-Teilnehmer: "Die Schätzungen wurden beim Sammeln am Alexanderplatz gemacht. Als sich zur Abschlusskundgebung die gut gelaunten Menschen auf der Straße des 17. Juni aber fast bis zur Siegessäule drängten, korrigierte die Polizei ihre Schätzung gegenüber unserer Demo-Leitung sofort" so Florian Altherr vom Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung.

 http://www.vorratsdatenspeicherung.de/index.php?option=com_content&task=view&id=264&Itemid=55

BILDER
 http://wiki.vorratsdatenspeicherung.de/Aktuelle_Fotos

 http://antifasozialbetrug.siteboard.de/antifasozialbetrug-about628-15.html

TeilnehmerInnenzahlen

keinzähler 12.10.2008 - 10:35
Im vergangenen Jahr meldete die Polizei zum Schluss 15.000 TeilnehmerInnen, dieses Jahr 30.000 (laut foebud schliesslich sogar 50.000, siehe heise). Da die Polizei erfahrungsgemäß meist zu geringe TeilnehmerInnenzahlen angibt, werden es vermutlich in beiden Fällen mindestens so viele Menschen gewesen sein, weiterhin niedriger angesetzte Zahlen zu verbreiten (die auch in anderen Beiträgen auftauchen), mag dem subjektiven Empfinden entsprechen, dient aber ansonsten nur der (möglicherweise ungewollten) Diskreditierung der Demos. Umgekehrt sollten die VernastalterInnen sich m.E. um realistischere Zahlen bemühen, denn Protestbewegungen können politisch-staatlichen Diskreditierungsversuchen gelassen(er) begegnen, wenn sie sich zuvor Glaubwürdigkeit erarbeitet haben.

weitere Fotos

H.E. 12.10.2008 - 14:29
...hier noch ein paar Bilder...

Anonymität

H.E. 12.10.2008 - 15:16
also 1.): man kann ja auch Einzelne fragen, ob sie mit der Veröffentlichung einverstanden sind...(wie passiert)
2.) wenn man bei solch einer Demo anonym bleiben möchte, sollte man entweder gar nicht erst hingehen oder aber bestimmte Vorkehrungen treffen (was ja einige auch getan haben). Da waren nämlich Dutzende von Presse- und Fernsehjournalist(inn)en, außerdem jede Menge Passanten / Touristen und auch Menschen aus der Demo selbst, die alle munter drauflos fotografiert haben, von der Polizei und dem Verfassungsschutz mal ganz zu schweigen. Nur auf Indymedia sollen die Gesichter unkenntlich gemacht werden? da kann man sich dann ja auch bald schon ein anderes Medium suchen...(Nix für ungut, bei Einigen habe ich die entsprechenden Empfindlichkeiten ja schon berücksichtigt. Aber realistisch ist eine Forderung nach Anonymität während einer öffentlichkeitswirksamen Massenveranstaltung ja nun wirklich nicht).

@x-trail

tagmata 12.10.2008 - 16:42
"Also machen wir doch einfach weiter wie immer; ohne Gewalt auf Demos ändert sich gar nichts, mit Gewalt auf Demos ändert sich gar nichts, aber es steht in den Zeitungen."

Völlig korrekt. Nur giobt es statt Demos auch und gerade hier noch ganz andere Optionen.

Der CCC den ich zu meinen C64-Zeiten kannte und vergötterte ist irgendwann sngh- und klanglos zwischen Dotcomblase, FDP und Neue-Mitte-Technokraten zerrieben worden. Bundestrojaner im Einsatz, Telekom-Datenleck und -Spitzelskandale, und NIX, kein Hack, rein garnichts. Oh, wir haben eine kann-nix-Vereinigung mit dem unvermarktbaren Akronym FoebuD. Ganz großartig.

Die Datenantifa, die zeigt doch wie es geht. Und das bei hohem persönlichen Risiko - zum einen begeht die DA technisch betrachtet Straftaten, zum anderen, Gnade ihnen welcher Gott auch immer, wenn die Braunen sie in die Finger kriegen!

Schäuble ist vermutlich einer der angreifbarsten deutschen Spitzenpolitiker, nicht erst seit den "Bundeslöschtagen". Wenn eine personenbezogene Kampagne gefahren würde von unseren libertär verkrebsten Geekfreunden - bis der Macher und die Idee mit so viel Dreck überzogen sind daß sie dem deutschen Schlafmichel unerträglich geworden sind, mit der gleichen Intensität mit der sich die DA dahinterhängt Naziforen zu busten, anstatt jede zahnlose paar-1000-Mann-Versammlung als "Großdemo" in taube Ohren zu posaunen: DANN würde sich vielleicht etwas ändern.

Aber so?

Können wir knicken.


Apropos "knicken": die Piratenpartei hat bewiesen, daß sie unter Druck sofort einknickt. Siehe hier:
 http://de.indymedia.org/2008/09/227396.shtml
Mensch muß da zusehen, wie memsch sich positioniert. Von Anna und Arthur haben die PPler jedenfalls in weiten Teilen noch nie etwas gehört. 2 Möglichkeiten: entweder die Linike bietet genug Personal auf, um etwas Eigenes auf die Beine zu stellen - oder einige clandesti@s treffen sich mal mit einigen PP-und-CCC-und-sonstwas-Checkern zu einem sehr ernsten Gespräch in einem Hallenbad oder wo auch immer der Einsatz von Mikros ziemlich für'n Arsch ist.


Ansonsten wird das nix mehr hier.


Wenn Demos wirklich etwas verändern könnten, werden sie verboten.

andere fotos / bilder von der demo

gefunden 12.10.2008 - 18:29

Fazit (unter Berücksichtigung der Kommentare)

entzückter AK`ler 12.10.2008 - 19:31
Sehe die Demo als einen Riesenerfolg an.
Es war - trotz kleinerer Skurrilitäten - einfach nur geil, dass wir gemeinsam
diese fette Aktion durchgeführt haben.
Das macht echt Bock auf mehr.

Positives:

- am Anfang sah es noch nach wenig Leuten aus, am Ende waren es zig Tausend
(Bullen sprechen ja selbst von 50k am Ende...man die ganze Abschluss-Route war voll!!!)

- Riesen Vielfalt: von Parteien (teils unglaubwürdig) über viele Einzelpersonen.
Selbstverständlich auch (antikap.)Antifas, Autonomen, Hedonisten, FAUlern und Punks,
die insgesamt deutlich mehr als 1000 Leute ausmachten.

- Liebe Antikapitalistten: ihr ward von Anfang an bis zur Auflösung herzlich willkommen.
Das seid ihr auch in Zukunft. In den Redebeiträgen hat man euch echt geschätzt.
Monty hat ja auch gut argumentiert.
Großartig, dass ihr euch nicht abgesondert habt (überwiegend), sondern in der Mitte der Demo und verstreut ward.

- Die dubiosen Parteien waren schwach vertreten und man hat sie nicht zu sehr ins Rampenlicht gestellt. Danke!

- Hoher Jugendanteil --> Parteiverdrossenheit ist nicht Politikverdrossenheit!!

- wenige Bullen und meist am Rand



Negatives:

- Bullen mit Hunden und behelmt am Kanzleramt. Filmende Bullen entgegen aller absprechen und Zusicherungen

- Vereinzelt skurrile Persoen:
1. Nazi mit TS-Jacke: hättet ihr besser seiner Nazi-Kleidung beraubt oder in in den Brunnen geworfen statt ihn zu vermöbeln (imo)
2. AK-Ordner mit Militärkleidng und BRD-Emblem...nicht mehr ganz sauber?
3. Infokrieg-Freaks
4. MLPD
5. Anti-Genozid-Bewegung

- Mehr kürzere Brüllpausen mit etwas Musik (oder war nur ich phasenweise außer Puste;-))

- AK-Sprecher: Sprüche üben war ja lustig (aber nötig)..Sprüche überdenken ist teils auch sinnvoll
("Wir sind das Volk", "hey, hey, hey, hey, hey, ho" etc.)
Aber auch einige sinnvolle und witzige Parolen dabei gewesen.

-Medienberichterstattung: verlogen und pervers-politisiert
(reden von 15 000, Überwachungsstat in "", "Datenschutz-Demo"...)
Das macht einen fürchterlich wütend.



Wut und Hass + Motivation (es ging was!!)--> Kraft & Mut...
...nächstes mal werden wir Berlins "Sicherheits"-Archtektur zum Kollabieren bringen.
und den Zentren der Macht unsere Macht aufzeigen.
Nächstes mal werden wir die 100 000 Leute-Marke sprengen und größenwahnsinnige Taten vollbringen.
Ihr könnt uns nicht länger ignorieren, den wir sind - und wir sind Masse.
Wir bleiben in Bewegung!!

FAU-Flyer

FAU Berlin/Sektion IT 13.10.2008 - 01:47
Große und kleine Brüder
Staatliche und betriebliche Überwachung gehen Hand in Hand

Schon immer gab es in hierarchischen Strukturen den Wunsch der höheren Ebene, die jeweils darunter liegende zu überwachen und diese damit kontrollierbar zu machen. In diesem Punkt unterscheiden sich Unternehmen nicht vom Staat.

Geben die GesetzesmacherInnen als offizielle Begründung zum ausufernden Abbau von Persönlichkeitsrechten mehr Sicherheit, Vereinfachung von Behördengängen, Qualitätssteigerung der öffentlichen Fürsorge oder Kostenersparnis an, heißt es in Unternehmen im gleichen Tenor: Arbeitsschutz durch Kameraüberwachung, weniger Papierkrieg und mehr Qualität durch automatische Protokollierung und Nachvollziehbarkeit der Arbeitsschritte oder Vermeidung von wirtschaftlichen Schaden.

Sicherlich sind die angeführten Punkte richtig, aus einer anderen Perspektive betrachtet sieht alles schon ein wenig anders aus: Unternehmen handeln nicht aus Menschenfreundlichkeit sondern aus Gründen der Profitmaximierung. Die hundertprozentige Verwertung der Arbeitskraft ist der Grund für betriebliche Überwachung. Gewinnmaximierung ist ebenfalls der Grund für die hemmungslose Sammlung von Kundendaten. Hier ergeben sich diverse Schnittstellen zur Zusammenarbeit zwischen Staat und Wirtschaft.

Gläsernes Malochen
So sehr sich die Formen der Arbeit ändern, so sehr steigen die Möglichkeiten Lohnabhängige zu auszuspionieren. Zwei von fünf PC-Arbeitsplätzen werden heute überwacht - Tendenz steigend. Unternehmen trauen ihren Beschäftigten nicht über den Weg. Das beruht hoffentlich auch immer auf Gegenseitigkeit!

Die Überwachung der privaten Nutzung von Telefon und Internet kann schon als Standard bezeichnet werden. Oft genug wird eine derartige Nutzung als Kündigungsgrund für unliebsame Kollegen angegeben. Dabei gibt es keine flächendeckenden Regelungen. Entweder gibt es eine betriebliche Vereinbarung, oder nach ca. einem halben Jahr des uneingeschränkten Telefonierens und Surfens kann dies als Erlaubnis angesehen werden. Gibt es eine Erlaubnis, so ist das Mithören, Aufnehmen oder Protokollieren nicht zulässig, da hier das Fernmeldegeheimnis greift.
Auch sonst darf nur in begründeten Fällen mitgelauscht werden. Die Begründung obliegt hier dem Chef.

Auch Kameras erfreuen sich steigender Beliebtheit. Dabei ist die dauerhafte sowie versteckte Videoüberwachung untersagt. Ausnahme stellen wieder konkrete Verdachtsmomente dar. Wird überwacht, so kann ein Auskunftsbegehren eingereicht werden, um den Zweck der Überwachung und die Verwendung der entsprechenden Daten in Erfahrung zu bringen.
Es gibt zwar gesetzliche Regelungen, trotzdem wird spioniert, was das Zeug hält. Ein individuelles Eintreten für Persönlichkeitsrechte kann mit disziplinarischen Maßnahmen wie Abmahnungen oder gar Kündigung enden.

IT-Branche
Durch die Arbeit am PC ergibt sich eine Vielzahl von Möglichkeiten, die daran Arbeitenden zu überwachen. Dabei handelt es sich nicht immer nur um Überwachung. Protokolle bieten Hilfe für die Fehlersuche, Versionsverwaltungs-Systeme machen Änderungen nachvollziehbar und ermöglichen dezentrales Arbeiten, Entwicklungsumgebungen ermöglichen den einfachen und schnellen Einstieg in Software.

Protokolle eignen sich auch dazu, den Tagesablauf von Kollegen zu kontrollieren. Diese Kontrolle bedeutet für Chefs aber auch die Möglichkeit der Bewertung und somit Optimierung der Ausbeutung der Arbeitskraft. Einfacher und schneller Einstieg in Software bedeutet auch schnelle Ersetzbarkeit des/ der bisherigen ProgrammiererIn.

Es scheint so, als schaufeln sich ProgrammiererInnen ihr eigenes Grab. Durch die Entwicklung von Systemen zur Arbeitserleichterung ergeben sich auch immer wieder Möglichkeiten zur Überwachung. Das Arbeitsfeld von AdministratorInnen beispielsweise ist eng verknüpft mit überwachenden Tätigkeiten. Sie sind es, die im Unternehmen den uneingeschränkten Zugang zu vielen Daten haben. Das betrifft zum Beispiel die Logdateien zum Nutzungsverhalten der Angestellten im Internet.

Dabei geht es den Beschäftigten fast noch gut, denen es möglich ist mit den AdministratorInnen persönlich in Kontakt zu treten, wenn diese in der gleichen Firma arbeiten. Beim Mittagessen kann vielleicht geklärt werden, welche Logs am besten im Mülleimer verschwinden. Viele Unternehmen vergeben die administrativen Aufgaben aber an externe Firmen. Mit diesen besteht ein Vertrag über die sicherheitstechnischen Wünsche. Dazu gehört oftmals das Ausspionieren von MitarbeiterInnen. Was alles aufgezeichnet wird, erfährt man im schlimmsten Fall aus dem Kündigungsschreiben.

Wer sich nicht wehrt ...
Es sind eben nicht zuletzt die Menschen in technischen Berufen, welche die Überwachung erst möglich machen. Sie haben auch die Möglichkeit dagegen vorzugehen - zum Beispiel durch umfassendes Informieren der Kollegen über installierte Überwachungstechnik und durch das Aufzeigen von Möglichkeiten, diese zu umgehen. Viele Menschen haben keine Vorstellung davon, wie und vor allem was man an Informationen über sie gewinnen kann.

Die Beschaffung großvolumiger Speichermedien für das längerfristige Archivieren weitreichender Informationen stellt heute kein organisatorisches oder finanzielles Problem dar. Sind technische Systeme erst einmal installiert, fällt kaum noch Arbeit an, da die Auswertung und statistische Aufbereitung für die Betriebsleitung zum großen Teil automatisiert erfolgen kann.

Wer Widerstand gegen den Kontrollwahn leisten will, kann auch individuell - oder noch besser gemeinsam mit den KollegInnen - seine Rechte einfordern, bis hin zu juristischen Schritten.

Am Arbeitsplatz, wie auch an vielen anderen Orten, geht die Einführung von Kontrollsystemen schleichend von statten. Erst wird der Spam-Filter installiert, welcher zunächst nur die Betreffzeilen und schließlich die kompletten Inhalte von E-Mails durchforstet. Irgendwann kommt ein weiterer Filter dazu, der E-Mails und Datenströme nach bestimmten Zeichenketten durchsucht. Firewalls protokollieren alle Verbindungen und stellen Verbindungs- und Zugriffsstatistiken auf. Die Sicherheitsbestimmungen werden immer spezialisierter und detaillierter. Man gewöhnt sich schrittweise daran überwacht zu werden, bis das als etwas völlig Normales empfunden wird.

Das Beispiel der IT-Branche zeigt deutlich, dass hinter der Einführung von neuen Technologien nicht immer in erster Linie der Überwachungswunsch der Chefs steht. Vielmehr kommt es auf die Benutzung an. Technik ist nicht schuld an der Überwachung, das sind die gesellschaftlichen Umstände. Es gibt heute eine Kultur der Überwachung und Kontrolle, weil wir in einem profitorientierten und hierarchischen Gesellschaftssystem leben. Um eine herrschende Kultur zu stürzen, bedarf es der gemeinsamen und organisierten Gegenwehr der Betroffenen. Gegenwehr hört aber nicht mit Demonstrationen auf, sondern fängt dort höchstens an. Betroffene müssen sich dort zusammentun, wo sie oder ihr Umfeld beeinträchtigt werden. Welchen besseren Ort gibt es dafür, als den, an dem man sein täglich Brot erwirbt und der die Grundlage der Wirtschaft bildet?

noch mehr bilder

blackredpress berlin 13.10.2008 - 02:32
auch hier gibt es noch einige bilder von der demo am samstag in berlin zu sehen

und noch mehr Fotos

von der Demo 13.10.2008 - 10:46

mein eindruck der ganzen sache

teilnehmerIn 13.10.2008 - 17:57
so hier mal meine einschätzung der ganzen sache:

die demo war wirklich grosz, ich habe aber zu keiner zeit 100.000 teilnemerInnen gezählt.
vielleich twar ich an der falschen stelle, aber ich würde sagen es waren eher 50.000-70.000.
als der dauer-entertainer auf der groszen hauptbühne 100.000 zählte, war die strasze des 17.juni nicht mal mehr halb voll.
ich hatte das glück in einem gut gelaunten und aktiven "black bloc" zu laufen, der aber nicht wirklich block-mäszig war, was auch vielleicht daran liegt, dass seiten transpis verboten waren.
zwar passierte auch hier relativ wenig, nur das zusammentreffen mit einigen nasen brachte etwas bewegung in die demo.
leider gab es dabei wohl festnahmen von demo-teilis, hätte auch beser laufen können.
leider liefen wir hinter einem wagen, der dauerhaft die pseudo-stimmungsmache von enterteainern und ähnlichen gruselgestalten ubertragen hat, was wirklich an meinen und anderen nerven zerrte.
als die demo dann vorm brandenburger tor zum stehen kan, war ich irgendwie vollkommen im falschen film.
dr. motte versuchte sich an massen-canons mit den ersten 200 reihen und es waren fast nur noch die FDP und die Grünen präsent was fahnen angeht.

ich wünsce mir für die nächste demo etwas mehr aktivität, gerade von der linksradikalen seite aus, ich meine wie oft demonstrieren wir schon neben dem Reichstag entlang?
ich wünsche mir sehr viel weniger parteien, weniger komische ordner (entzückter AK'ler)und weniger jahrmarkt oder karnevals-stimmung.(vielleicht sollte dr.motte wirklich auf der love-parade bleiben und nicht versuchen eine wie eine love-parade aussehen zu lassen...)

nächstes jahr werden wir mehr und nächstes jahr wird das regierungsviertel, der reichstag und hoffentlich die parteien, wie FDP nicht so glimpflich davon kommen, bzw. in der demo mitlaufen können!
ich hoffe das nächstes jahr auch die bullen nicht mehr ungehindert durch die demo laufen können und wiederrum ihre widerliche überwachung nicht fahren können!
gegen staat, überwachung und parteien-blödsinn!


@ teilnehmerIn 13.10.2008 - 17:57

jawuc - jawuc.blogsport.de 13.10.2008 - 19:30
ich wünsce mir für die nächste demo etwas mehr aktivität, gerade von der linksradikalen seite aus, ich meine wie oft demonstrieren wir schon neben dem Reichstag entlang?


Im Vorfeld/ im letzten Jahr gab es unschöne Vorfälle, weshalb ein großer Teil der radikalen Linken nicht erschienen ist.

ich wünsche mir sehr viel weniger parteien, weniger komische ordner (entzückter AK'ler)und weniger jahrmarkt oder karnevals-stimmung.

Die Freiheit statt Angst- Demo war eine Bündnis-Demonstration aus 117 (?) Gruppen und Organisationen (ohne Antifa-Gruppen), so gut wie jede Gruppe konnte sich an der Demo beteiligen, also nutzen natürlich auch die FDP und die Grünen und andere Parteien diese Demo, um erstens die Bürger_innen zu erreichen und zweitens ihren Protest gegen diesen Überwachungswahn auszudrücken.

Mit den Ordner_innen hast du natürlich recht, genau so wie mit der Karnevals-Stimmung, aber es ist eine bürgerliche Demonstration, da ist eine "gute" Stimmung, besser als gar keine und bedrücktes schweigen. Manche Parolen fanden wir zum Kotzen (Wir sind das Volk), genau wie die Stimme der Moderatorin im AKV-Lauti, aber dass muss Mensch dem AKV schon sagen (oder Kontaktpersonen vom AKV)

nächstes jahr werden wir mehr und nächstes jahr wird das regierungsviertel, der reichstag und hoffentlich die parteien, wie FDP nicht so glimpflich davon kommen, bzw. in der demo mitlaufen können!

Sollte es "uns" nicht lieber sein, dass die FDP "glimpflich" davon kommt und wir, trotz unserer zum Teil, zu den Zielen des AKV, widersprüchlichen Ziele (und wir) auf dieser Demo anerkannt werden, denn solange die radikale Linke in Deutschland nichts weiteres als die Antirepressions-Demo am 15.12.07 auf die Reihe bekommt, ist es doch besser mit dem/ neben dem Bündnis zu Demonstrieren, als gar nichts zu machen und das sehr wichtige Thema zu verschlafen?!

Ob es mit diesem Block Sinn gemacht hätte, begleitet von Zweierreihen Bullen auf jeder Seite den Reichstag "zu verschönern" und somit wieder Gefahr zu laufen, wie schon 2007, übelst auf die Fresse zu bekommen, denn Mensch konnte ja nirgendwo hin flüchten, oder es einfach mal bei Parolen zu belassen? Ansichtssache.

Mit solidarischem Gruß


Nicht vergessen: 18.10 Aufmarsch der AN's in Marzahn verhindern und dann am 06.12 den Naziaufmarsch für ein "nationales Jugendzentrum"!

Weitere Infos auf unserer Seite. (Links zu den Veranstalter_innen usw.)

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köppe — .

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Wir sind das Volk — ARG Spandau