[Erfurt] Straßenbahn für Party besetzt

einer von vielen 05.10.2008 18:37 Themen: Freiräume
Mit Luftballons, Musik und Konfetti: Rund 40 AktivistInnen besetzen nacheinander mehrere Straßenbahnen in Erfurt - Aktion für den Erhalt des Besetzten Hauses in Erfurt - Überregionale Demonstration am 22. November geplant.
Wer am vergangenen Samstag durch die Erfurter Innenstadt schlenderte, wurde auf allerlei skurrile Personengruppen aufmerksam. Zum einen waren da Fußballfans, die nach dem Sieg des FC Rot-Weiß Erfurt die dritte Halbzeit mit Autoscooterfahren auf dem Oktoberfest verbrachte. Dann war da noch eine Truppe, die in historischen Kostümen durch die Straßen zog, wohl noch eine Nachwehe des Fürstenkongresses (ein Treffen für FreundInnen reaktionärer Gesellschaftsmodelle), der im Vergleich zum Nachgenannten völlig unrelevant ist und deshalb keine weitere Erwähnung finden soll.
Nur eine Gruppe bestach durch wahrlich gute Feierlaune und hatte bei all diesem Spaß auch noch eine politische Botschaft mitgebracht. Rund 40 Personen besetzten nacheinander mehrere Straßenbahnen, drehten den mitgebrachten Kassettenrecorder auf, warfen mit Konfetti und Luftballons um sich, verteilten Sekt und Flugblätter an die Mitfahrenden und hielten durch ständiges Umsteigen das mit der Observierung betraute Sixpack der Bullen zum Narren. Gut erkennbar hing stets ein Transparent mit der Aufschrift: „Wir bleiben alle - Autonome Freiräume erkämpfen - Besetzte Häuser verteidigen!“ im Fenster der Straßenbahn.
Ziel der Aktion war es, auf die bedrohte Lage des besetzten Hauses in Erfurt aufmerksam zu machen. „Wenn das Besetzte Haus geräumt werden soll, müssen wir uns eben neue
Räume suchen.“ erklärte eine Aktivistin in einer nachträglichen Pressemitteilung.
Mehrere Stunden fuhren die AktivistInnen durch Erfurt, ohne durch Kontrolleure, Bullen oder sonstiges Gesocks belästigt zu werden.

…doch damit nicht genug!
Die Straßenbahnparty ist nur ein weiterer Schritt des anlaufenden Kampfes für den Erhalt des Besetzten Hauses in Erfurt, der in den nächsten Wochen und Monaten in Erfurt an Brisanz und Schärfe zunehmen dürfte. Immerhin ist ein seit mehr als sieben Jahren besetztes Haus, der Dreh- und Angelpunkt der linksradikalen und alternativen Szene in Erfurt und darüber hinaus, akut von Räumung und Abriss bedroht. Um dem Anliegen eine gemeinsame und entschlossene Stimme zu verleihen, wurde für den 22. November 2008 unter dem Motto „Hände weg vom Besetzten Haus Erfurt“ eine Demonstration in der Landeshauptstadt Thüringens angemeldet. „Wir werden für den Erhalt unseres Projektes kämpfen. Wir wollen das Besetzte Haus in seiner jetzigen Form erhalten. Die in den vergangenen Jahren aufgebauten Räumlichkeiten werden wir nicht einfach aufgeben“, erklärten die BesetzerInnen, die nun auf breite Unterstützung ihres Anliegens hoffen.
Auch weitere Aktionen liefen schon:  http://de.indymedia.org/2008/09/228030.shtml

Ende nach sieben Jahren?
Doch was ist eigentlich passiert? Für diejenigen, die es noch nicht anderswo gelesen oder gehört haben, noch mal ein kurzer Abriss: Der neuen Eigentümerin des besetzten Geländes, der Domicil Hausbau GmbH & Co KG, wurde von Seiten der Stadt die Abrissgenehmigung erteilt. Nun soll das ehemalige Topf & Söhne-Gelände so schnell wie möglich abgerissen werden. Firmenbesitzer Hr. Golla möchte Flächen für Gewerbe- und Wohnraum anbieten. Dazu Uli Klein, eine Pressesprecherin der Besetzer: „Die Genehmigung des Abrisses bedeutet gleichzeitig das Ende des Projekts. Dies werden wir nicht einfach hinnehmen.“
Das Gelände in der Rudolstädterstraße wurde vor über sieben Jahren besetzt.
Seit dem hat sich an diesem Ort ein einzigartiges Projekt entwickelt. Es bietet Raum zum wohnen und Platz für zahlreiche Veranstaltungen. So gibt es Bandproberäume, Konzert- und Partyräume, ein Kino, einen Umsonstladen, einen Infoladen/Lesecafe, Werkstätten, eine Sporthalle und vieles mehr.
Eine ausführlichere Erklärung der BesetzerInnen zur aktuellen Situation ist hier zu finden:  http://de.indymedia.org/2008/09/227335.shtml


Kämpft mit uns gegen eine Räumung des Besetzten Hauses in Erfurt!
Kommt zur Demonstration am 22. November nach Erfurt!

Eine Mobilisierungsseite für die Demonstration findet Ihr unter:  http://haendeweg.blogsport.de
Die Website des Besetzten Hauses lautet:  http://www.topf.squat.net
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Ergänzungen

vergessen

icke 05.10.2008 - 18:52
vom flyer gabs natürlich auch noch ein foto!

Antwort

squat 06.10.2008 - 01:08
>>Was wolltet ihr eigentlich???

das ehemalige Topf & Söhne Gelände ist riesieg und nur ein Teil dessen wurde besetzt. Wir wollen sowohl das besetzte Gelände so wie es ist erhalten, als auch einen Geschichtsort der sich mit Topf & Söhne ausseinandersetzt. Das wollen wir!

Wir bleiben alle!

pressereaktionen

fdgb 06.10.2008 - 09:30
TLZ, Montag, 6. Oktober 2008
Besetzer in Straßenbahn
Erfurt. (tlz) Straßenbahnen besetzt und darin gefeiert haben am Samstag Sympathisanten des Besetzten Hauses auf dem "Topf & Söhne"-Gelände. So wollten die etwa 40 Personen auf den geplanten Abriss von mehreren Häusern auf dem "Topf & Söhne"-Gelände vom neuen Eigentümer des Geländes, der Domicil Hausbau GmbH & Co KG, aufmerksam machen. Den Abriss "ihres" Hauses wollen die Besetzer nicht hinnehmen.


Thüringer Allgemeine, Montag, 6. Oktober 2008
Protest in der Straßenbahn
Jugendliche aus dem besetzten Haus wollen für Erhalt ihres Projektes kämpfen

Über eine Party am Samstag in besetzten Straßenbahnen informierten gestern die Hausbesetzer aus der Rudolstädter Straße. Die Aktion sei nur ein Teil einer laufenden Protestkampagne.

Erfurt (bk). Bei der Evag hieß es dazu: "Fehlanzeige, wir wissen von keiner besetzten Bahn. Der Wochenendverkehr lief ruhig". Die Polizei kommentierte: "Sie sind ein bisschen Straßenbahn gefahren, sonst nichts." Für die Jugendlichen aus der Rudolstädter Straße ist die Aktion Teil einer größeren Protestkampagne, mit der sie "auf die bedrohte Lage des besetzten Hauses auf einem Teil des Topf&Söhne-Geländes aufmerksam machen wollen.
Dem neuen Eigentümer sei eine Abrissgenehmigung erteilt worden, um auf dem Gelände Mischgewerbe und Wohnraum zu errichten. Das bedeute das Ende des seit sieben Jahren bestehenden Projektes "Besetztes Haus" mit Wohn- und Veranstaltungsmöglichkeiten, Konzerten, Kino, Infoladen, Werkstätten, Lesecafé u.a., so eine Sprecherin. Ende November sei eine Demo geplant. Von der Stadt seien bisher keine ernsthaften Ersatzobjekte genannt worden, kritisierten die Besetzer.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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