"Goldener Kackhaufen" für die Stadt Göttingen
Satirische Performance klagt katastrophale Sozialpolitik der Stadt an
Der ausgelobte Preis in Form der Skulptur „Goldener Kackhaufen“ konnte von Oberbürgermeister Meyer leider nicht entgegengenommen werden, da er zu spät eintraf. Im Anschluss an die couragierte Performance begann der reguläre Teil der Veranstaltung.
Das Fazit einer Künstlerin: „Die Stadt Göttingen stellt die Förderung der Eliten und der „Hoch“kultur in den Mittelpunkt ihrer Politik, sozial Benachteiligte werden bewusst ausgeschlossen. Solange sie dies tut, werden wir unsere Anliegen auch in Zukunft lautstark in repräsentative Veranstaltungen der Stadt einbringen. Wir fordern Nulltarif für alle öffentlichen Einrichtungen und Veranstaltungen. Für alle!“
Hier der Wortlaut der Laudatio zur Verleihung des „Goldenen Kackhaufens“ an die Stadt Göttingen:
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir freuen uns, zu Beginn dieses wunderbaren Abends in erlesenem Kreis den „Goldenen Kackhaufen“ verleihen zu können. Die diesjährige Gewinnerin ist die Stadt Göttingen. Für die Jury waren vor allem drei Kriterien ausschlaggebend, die die Stadt Göttingen vor allen anderen auszeichnet:
- die zukunftsgerichtete Stadtentwicklung durch Förderung weicher Standortfaktoren bei angemessener Segregation der Bevölkerung
- die reibungslose Zusammenarbeit zwischen Gremien auf Bundes- und kommunaler Ebene und
- die innovative Sozialpolitik der Stadt im Umgang mit dem passiven Teil der Arbeitsgesellschaft.
Hiermit überreichen wir frohen Herzens den „Goldenen Kackhaufen“ für innovative Sozialpolitik.
Um unsere Entscheidung für die Stadt unter all den diesjährigen Anwärtern für den begehrten Preis zu erläutern, möchten wir Ihnen kurz die innovative Sozialpolitik der Stadt Göttingen bezüglich unserer Auswahlkriterien darstellen.
- Für das erste unserer Kriterien tut sich die Stadt aktuell vor allem im High Tech- und Wissenschaftsbereich und mit kulturellen Leuchttürmen wie des Verleihs des Göttingen Elches hervor. In der Wissenschaft bleiben zu unseren Gunsten die Ungebildeteren außen vor, den Besuch der Leuchttürme können sich nunmehr nur wir Besserverdienenden leisten. Der Pöbel bleibt zu unserer Erleichterung vor der Tür.
- Bezüglich unseres zweiten Kriteriums hat uns beeindruckt, wie zunächst auf Bundesebene der Satz für ALG II-Empfänger um vier Euro erhöht wurde. Als dann diesem passiven Teil der Gesellschaft, also den ALG II Empfängern, die Augen schon kugelrund wurden und sie sich erwartungsvoll an den Feinkostläden die Nase platt drückten, rief dies die Stadt Göttingen mit einem feinen Schachzug auf den Plan: Sie erhöhte die Zahlungen der ALG II-Empfänger für Heiz- und Energiekosten und konnte so mindestens 20.000 € einsparen, um zum Beispiel Veranstaltungen wie diese hier auszurichten. Das sind Ideen auf die wir lange gewartet haben!
- Drittens beschloss die Stadt Göttingen eine Sozialcard für Leute mit geringem Einkommen. Glücklicherweise sind aber die Preise immer noch so hoch, dass kulturelle Veranstaltungen nicht vom Pöbel überrannt zu werden drohen. Und städtische Einrichtungen, wie das öffentliche Schwimmbad oder die Busse sind selbstverständlich von Preisnachlässen ausgenommen. Der Weg zu Lidl und Kick ist auch an der frische Luft möglich und Harz 4 Empfänger leben mehrheitlich in Florida, wozu also ein Hallenbad?
Zusätzlich zur Verleihung unseres eigens geschaffenen Ehrenpreises, wird der Göttinger Stadtpolitik selbstverständlich in materieller Form gehuldigt. In bester Tradition der, wie gemunkelt wird 99 Dosen Elchsuppe, werden momentan 999 Dosen Kacke vor dem Rathaus angeliefert.
Wir bedanken uns herzlich für Ihre Aufmerksamkeit und fordern Nulltarif für alle öffentlichen Einrichtungen und Veranstaltungen!
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
Ergänzungen
Tag des Goldenen Kackhaufens
Goldener Kackhaufen http://de.indymedia.org/2008/10/228684.shtml
"Goldener Kackhaufen" für die Stadt Göttingen
04.10.2008 23:02 Themen: Kultur Soziale Kämpfe
SKG - Stiftung Kackhaufen Göttingen
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
Göttingen — Gandalf
Arbeiten für den Sozialstaat? — ↓
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