NPD Demo in Stralsund

far 04.10.2008 15:03 Themen: Antifa Antirassismus
Gestern, am Tag der deutschen Einheit, fand in Stralsund eine NPD Demonstration unter dem Motto „Sozial geht nur national - Nationaler Sozialismus statt Globalisierung“ statt. Bei schönstem Regenwetter konnten die Nazis leider ungehindert durch die Hansestadt ziehen.
Hauptredner waren die NPD Landtagsabgeordneten Udo Pastörs, Michael Andrejewski und/oder Stefan Köster sowie Stralsunds Hobby Bürgerschaftsmitglied Dirk Arendt.
Schon morgens um 10 Uhr formierte sich die vom „Bündnis gegen Rechts“ angemeldete Demo unter dem Motto“ No Nazis, Stralsund stellt sich quer“ an der Brunnenaue. Leider fanden nur 100-150 Menschen den Weg dorthin, die meisten von außerhalb. Mit einem Lauti der keine Musik abspielen konnte setzte sich die Demo mit massivem Polizeispalier an allen Seiten durch Stralsunds Wohnviertel auf den Weg. Viele Parolen und Sprüche machten die wenigen Bürger am Straßenrand auf das Anliegen der Demo aufmerksam. Redebeiträge stellten die Situation der Nazi Szene in Stralsund dar, berichteten über die “Arbeit“ der beiden NPD Hobby Abgeordneten der Stralsunder Bürgerschaft Bernd Flotow (verkauft Würstchen in den Niederlanden) und Dirk Arendt (macht nix) und informierten über die beiden verfeindeten Naziläden (Sonnenbanner und Headhunter Streetware).
Die Demo verlief friedlich und ohne Zwischenfälle. An der Kreuzung Knieperdamm/ Gerd Hauptmann Str. wurde die Demo dann vom Versammlungsleiter aufgelöst, sehr zur Überraschung von Polizei und den Leuten vom DGB Nord. Diese wollten eigentlich weiter Richtung Ozeaneum ziehen um dort das „Bürgerfest“ zu feiern. So folgten dann nach einigem hin und her 5 Leute dem Lauti und zogen von dannen. Der Rest der vielleicht noch 80 Demo Teilnehmer blieb auf der Kreuzung um zu versuchen diese zu blockieren, weil diese auf der Nazi Route lag. Zu diesem Zeitpunkt brach auch der NPD Demozug langsam vom Bahnhof auf. Allerdings nicht so wie geplant. Unter den knapp 300-350 Nazipfeifen befanden sich auch 50-80 so genannte “Autonome“ Nationalisten. Diese weigerten sich trotz mehrmaligen Aufforderns seitens der NPD Mitglieder ihre Sonnenbrillen abzusetzen. So wurden sie kurzerhand ausgeschlossen und veranstalteten ihre eigene spontane Demo, einige Meter hinter dem NPD Zug.

Aufgrund des massiven Polizeiaufgebotes bei der Gegendemo, gelang es den wenigen Teilnehmern nicht, eine Blockade an besagter Kreuzung zu errichten. Es kam zu ersten Handgreiflichkeiten seitens der aggressiven Polizei, die mit der ersten Festnahme endete. So strömten verschiedene kleinere und größere Gruppen aus und versuchten durch die vielen Parkanlagen entlang der Nazi Route etwas zu erreichen. Allerdings führte dort die Polizei ihre scheinbar tollwütigen Hunde Gassi.
Entlang des Ufers und über weite Umwege gelang es allerdings doch einigen, sehr nah an die Route der Nazi Deppen ranzukommen. Leider schafften es zu wenige und aufgrund der mangelnden Präsens der Polizeikräfte bei den Nazis, mussten die Antifas höllisch aufpassen. Einige größere Antifa Gruppen wurden ca. 150 m von den Nazis entfernt durch Einsatzkräfte des BFE aus MV gekesselt. Die Personen wurden von Kopf bis Füssen – bei strömenden Regen mit Socken und ohne Regenjacke draußen stehen – durchsucht und die Personalien wurden von jedem aufgenommen. Zwei Leute wurden vorübergehend festgenommen. Danach gab es Platzverweise für die Naziroute bis 20 Uhr.


Der Tag aus Sicht des EA und Infotelefon:

Zunächst verlief der Tag weitestgehend ruhig. Bis uns um 12:50 die Information ereilte, dass die erste Person von der Polizei festgenommen wurde. Hierbei handelte es sich um einen jungen Punk der nur sein Bier (was ihm vorher von der Polizei unrechtmäßig entwendet wurde) zurückverlangte. Der Einsatzleiter verhielt sich uns gegenüber sehr unkooperativ und machte uns den Eindruck, dass ihm nicht an einer friedlichen Beendigung des Tages gelegen sei.
Als der Festgenommene (ca. 3h später) wieder auf freiem Fuß war wurden 3 weitere Leute eingeknastet (erst 2, dann noch einer) aber auch diese mussten nicht lange sitzen und waren zu um 17:30 auch wieder auf freiem Fuß. Weitere Verhaftungen gab es keine. An dieser Stelle noch mal ein großes Dankeschön an unsere sehr aktiven (zum Teil spontan eingestiegenen) Anwälte, die sich sehr schnell um die Leute gekümmert haben.


Fazit:
Auch wenn die Zeit zum mobilisieren und organisieren sehr knapp war und in Hamburg und Berlin aufgrund des Feiertages auch zahlreiche (Groß-) Veranstaltungen auf dem Plan standen, war es schon erschreckend zu sehen, wie wenig Menschen, besonders Stralsunder Bürger, sich auf die Straße begaben. Je weiter östlich mensch von Stralsund aus geht, ist es noch schwieriger Leute gegen Rechts auf die Straße zu kriegen. Dort gibt es kaum linke Strukturen, in einigen Orten kann mensch von „National befreiten Zonen“ reden.
Leider ist dies in Mecklenburg Vorpommern keine Seltenheit mehr.....

Nazistrukturen zerschlagen!
Smash Fascism and Capitalism!
Fight back!

Bilder und weiter Berichte:

 http://www.endstation-rechts.de/index.php?option=com_content&view=article&id=2131:npd-demo-in-stralsund-autonome-nationalisten-und-npd-marschieren-getrennt&catid=113:demonstrationen&Itemid=376


 http://www.polizei.mvnet.de/index.php?option=com_content&task=view&id=5595&Itemid=384
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Ergänzungen

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exilLBG 04.10.2008 - 16:36
Erst einmal danke für den informativen Artikel.
Leider hat mich (in Berlin) nichts von der Mobilisierung erreicht :(
Lediglich ein verwunderter Anruf von Verwandten gestern,was am Stral-
sunder Bhf los sei, hat überhaupt auf die Vorgänge aufmerksam gemacht.
Google't man findet man auch nur Aufrufe zur Nazidemo. Schade.
Zudem es ja auch aus Berlin Direktverbindungen nach HST gibt.

Gibt es Erkenntnisse woher die Spacken (die sich AN's schimpfen) kamen?
350 Nazis sind ja nicht unbedingt wenig, gerade wenn man sich die Anzahl
der Leute auf der Gegendemo waren anschaut.

"Autonome" Nationalisten

far 04.10.2008 - 18:37
Laut diesem Artikel der OZ der bei links-lang hinterlegt ist
 http://www.links-lang.de/presse/7883.php
kamen die "Autonomen" Nazis alle aus Rostock. Auch auf dem Foto von Endstation Rechts ist auf dem Transpi " Nationale Sozialisten Rostock" zu lesen.
 http://www.endstation-rechts.de//plugins/content/multithumb/images/958562336.jpg

Ich selbst glaube aber nicht das alle diese Vollpfosten aus Rostock kommen. So stark ist die Szene hier nicht.

Nazi Video

far 04.10.2008 - 21:38
Bei youtube gibt es ein Video von den dummen Nazis mit bescheuerter Hintergrundmusik.....

 http://de.youtube.com/watch?v=py1dxcA705o

Mit dem Feind wird nicht gesprochen

Andreas 05.10.2008 - 00:55
Als sich die Antifademo an der Brunnenaue auf der Straße formierte, zogen Einsatzkräfte der PD Stralsund an beiden Seiten auf, die ein Sparlier bildeten. Ich stand auf der linken Seite, auf welcher die eingesetzten Einsatzkräfte teilweise schon etwas älter waren. Kurz vor Beginn unser Demo instruiierte einer der älteren Bullen seine Leute noch mal mit den Worten "und mit dem Feind wird nicht gesprochen", wobei er mit "Feind" die Teilnehmer_innen unserer Demo meinte. Auf meine Nachfrage und einige klare Worte von mir, drehte er sich um und würdigte mich keines Wortes, denn auch ich war der "Feind".

Stolperstein herausgerissen

http://www.links-lang.de/ 05.10.2008 - 21:50
Wismar. In der Kanalstraße entfernten Unbekannte einen Stolperstein aus dem Gehweg. Der Kölner Künstler Gunter Demnig verlegte im Juli im gesamten Stadtgebiet neun Betonwürfel mit einer Kantenlänge von zehn Zentimetern, von dem am Ende nur noch die Messingplatte mit dem Namen der Person zu sehen ist, an die erinnert wird. "Eine Dame, die täglich mit dem Fahrrad in der Kanalstraße unterwegs ist, informierte uns gestern Mittag", erklärte Horst Krumpen, Vorsitzender des Netzwerks für Demokratie und Toleranz. Er vermutet, dass es sich bei der Tat um eine rechtsextrem motivierte handelt und stellte deshalb bei der Polizei in Wismar Strafanzeige gegen Unbekannt.