2500 auf Nachttanzdemo in Berlin

Data Becker 04.10.2008 03:47 Themen: Antifa Antirassismus Kultur Militarismus Soziale Kämpfe
Kraftvolle antinationale Nachttanzdemo in Berlin.
Anfangs etwa 1200 Leute, zum Ende hin etwa 2500 +X.
Kaum Repression. Demo endete gegen Mitternacht.
 http://dritteroktober.blogsport.de
Nach der Nachttanzdemo am 2.10. und der Autonomendemo am Nachmittag des 3.Oktober gegen die Einheitsfeiern in Hamburg, fand nun in Berlin Teil 3 der anti-nationalen Aktionen statt.
Zum Beginn etwa 21 Uhr hatten sich auf dem Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin-Mitte etwa 300 Leute eingefunden. Zum Start der Demo schließlich waren es dann wohl gut 1000 bis 1200 Demonstranten, die los zogen; anfangs etwas lau, kam die Demo nun gut in Fahrt und so machte der sehr große Frontblock in den Alten Schönhauser Straße ordentlich Alarm. Vorläufiger Höhepunkt war hier wohl an der Ecke zur Weinmeisterstraße als 2 Typen mit Deutschlandfahne vom gesamten Block vollgepöbelt wurden.
Unterwegs erwischte es dann auch immer wieder Thor Steinar-Atzen, sodass diese sich in Zukunft hoffentlich zweimal überlegen werden, was sie abends anziehen.
Auf den hinteren beiden Wägen lief HipHop und viel Electro-Kram, was eine ordentliche Menge zum tanzen animierte. Etwa ab der Zwischenkundgebung am Monbijou-Platz erreichte die Demo schließlich eine Größe von 2500 Menschen. Unterwegs wurden auch immer wieder Pyrotechnik gezündet. Optisch rundeten auch einige große rote Fahnen das Bild mit dem sehr detailiert gemalten Fronttranspi ab. In puncto Transpis zeigte sich allerdings eine Schwäche der Demo, denn neben dem Fronttranspi gab es nur noch eins der Antifaschistischen Aktion Burg. Ansonsten kann die Nachttanzdemo, als für Berlin noch nicht dagewesenes oder lange nicht mehr dagewesenes Konzept als voller Erfolg gewertet werden. Entgegen den Auflagen wurde die Seitentranspilänge von 1,50m durch die Burger klar überschritten.
In späteren Gesprächen wurde deutlich, dass auch die Organisatoren sehr erfreut und auch überrascht über die letztendliche Größe der Demo waren und trotz einiger Orga-Probleme die Aktion als klaren Erfolg werten.
Im Vorfeld hatten sich einige Berliner Gruppen und vereinzelte Zusammenhänge aus dem gesamten Bundesgebiet an der Mobilisierung beteiligt. Die Polizei hielt sich im Verlauf der Demo zurück, Festnahmen wurden zumindest meinerseits nicht beobachtet. Als der Aufzug schließlich das Oranienburger Tor erreichte gab es noch eine letzte Ansagen vom Frontlauti und auf den hinteren beiden Wägen wurde bis etwa 24 Uhr noch gefeiert, ehe auch dort dann die Musik aus gemacht wurde und die Wägen von dannen fuhren, aber versprachen im nächsten Jahr wieder zu kommen.
Am 4.Oktober wird es noch einen umfangreichen Seminartag gegen Staat, Nation und Kapital geben und abends sieht man sich sicherlich bei der Antifagala des Antifa InfoBlatts.

Mehr Infos:
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Ergänzungen

kurzes vid

HeroHoxha 04.10.2008 - 04:03

teilnehmerzahl

data becker 04.10.2008 - 04:07
die zahl 1200 am anfang und 2500+X am ende sich werte, die aus unterschiedlichen schätzungen herstammen.ein spiegel für die größe ist beispielsweise, dass die demo am ende ankam auf der breiten oranienburger straße und der dritte wagen etwa 200m entfernt wegen den menschenmassen immer noch nicht um die ecke rum war. es sind also durchaus recht realistische zahlen.

"Pyrotechnik"

pyromanin 04.10.2008 - 04:43
Jaja, "pyrotechnik" gabs, aber das warn so zwei oder drei mini-kinderfaschingdinger, und keine pyros. also bitte nicht übertreiben.

Zur Transpi-Frage

Transparente Menschen 04.10.2008 - 11:26
1.
Ich persönlich finde es doch mal ganz erfrischend, dass eine Demo nicht die Form eines typischen Antifa-Kondoms (mit bestenfalls 20 behämmerten Simpsons-, Spongebob-, Charles Bronson-, Rambo-, etc. TRANSPIS) einnimmt. Ist doch langsam mal ätzend!
Trotzdem waren die Reihen relativ fest geschlossen - auch wenn nicht alle durchgehend eingehakt waren. (kann man ebenfalls übertreiben)

Fazit: Wirkt alles in allem einladener. Viele "nicht-uniformierte" Leute schlossen sich der Demo an.

2.
Bei einer Auflage, die besagt, dass die Seitentranspis nicht länger als 1,50m sein dürfen, kann man auch getrost auf den Schmu verzichten.

Trotzdem haben lange Transpis natürlich ihre Vorteile!
Dennoch muss nach Alternativen bzw. neuen Formen der Geschlossenheit auf Demos gesucht werden.

Die Zeiten von Seilen, passiv bewaffneter Ausstattung und langen Transpis (neuerdings) sind vorbei...

Festnahmen in der Nacht

EA Berlin 04.10.2008 - 16:41
In der Nacht gab es nach unseren Informationen noch einige Festnahmen oder Ingewahrsamnahmen.
Betroffe und ZeugInnen sollten sich beim Ermittlungsausschuss Berlin melden. Wir sammeln Gedächtnisprotokolle und vermitteln AnwältInnen.
Wenn Ihr im Nachhinein Strafbefehle, Anzeigen oder Bußgeldbescheide bekommt, meldet Euch auch beim EA, so dass ein gemeinsames Vorgehen koordiniert werden kann.

EA-Berlin
Gneisenaustr. 2a (Mehringhof)
U-Bahnhof Mehringdamm
Tel.: 030 - 692 22 22

Sprechstunde jeden Dienstag 20:00 - 22:00

Redebeitrag zur TKDV in Strausberg

mein Name 04.10.2008 - 21:19
Erklärung von Jan-Patrick zur Totalverweigerung

Ab dem ersten Oktober befinde ich mich in Strausberg, zwischen Berlin und der deutsch-polnischen Grenze. Dort soll ich dann meinen Grundwehrdienst antreten. Dass ich die Kaserne dann allerdings nicht als fügsamer Soldat betreten werde, werden die Bundeswehrbediensteten erst kurz darauf erfahren, wenn sich die erste Gelegenheit bietet einen Befehl zu verweigern. Dann werde ich klarstellen, dass ich als Totalverweigerer nach Strausberg gefahren bin.
Wie genau es vor Ort ablaufen wird, lässt sich nur erahnen. Sicher ist eigentlich nur, dass dort eine Arrestzelle auf mich wartet. Wie oft und wie lang ich jeweils eingesperrt werde, lässt sich ebenfalls nur vermuten, allerdings führt wohl kein Weg um die Höchststrafe von 21 Tagen Arrest herum. Der erste Arrest wird wahrscheinlich noch deutlich kürzer ausfallen, allerdings kann es schon beim zweiten zu den vollen 21 Tagen kommen.

Als der Einberufungsbescheid bei mir ankam, musste ich lange überlegen was ich nun machen würde. Klar, Wehrdienst und Deutschland im Ernstfall verteidigen kam auf keinen Fall in Frage. Da blieb also nicht mehr viel. Auf der einen Seite stand die Option „Zivildienst“. Einfach ein paar Seiten argumentieren und abwarten (die meisten kommen ja ohne Probleme durch) und dann halt hoffen eine gute Stelle zu finden um neun Monate den Kram zu ertragen.
Auf der anderen Seite war dann die „totale Kriegsdienstverweigerung“. Viel Arbeit für mich und andere, der Arrest und letztlich viel Ärger (wahrscheinlich vor allem finanziell).
So grob betrachtet fällt jedem die Entscheidung ziemlich leicht, dennoch habe ich mich für die Totalverweigerung entscheiden. Nachfolgende (stark verkürzte/vereinfachte) Argumentation spielt dabei eine wichtige Rolle.

Konsequente linkradikale Politik muss auch immer gegen das Konstrukt „Staat“ gerichtet sein. Moderne Staaten entstanden erst mit dem Kapitalismus und der schleichenden Industrialisierung. Wachsende Industrien einhergehend mit Gewinnabsichten erfordern ein hohes Maß an Organisation, dass durch diese modernen Staaten geschaffen wurde. Heute sorgt der Staat mit seinem Rechtssystem dafür, dass nichts passiert, was nicht so gewollt ist. Damit dies auch so bleibt liegt das Gewaltmonopol eben auch beim Staat. Die ArbeiterInnen, die meinen zu wenig zu bekommen, müssen eben in den dargebotenen Grenzen bleiben, die nicht mehr als das „bisschen Streik“ vorsehen. Andererseits verbietet er aber auch Ausbeutung, weil ansonsten die Masse der ArbeiterInnen aufbegehren könnte. Die meisten ArbeiterInnen finden sich mit der Situation ab, denn sie sind ja „relativ frei“ und die Unternehmen machen immer noch genug Gewinn, sodass diese sich nicht beschweren.
Damit sorgt der Staat für das Weiterbestehen des Kapitalismus (der ihn erst nötig gemacht hat).
Nach außen hin sind Staaten (oder mittlerweile Staatenverbände) durch Grenzen verschlossen um zu vermeiden, dass Einflüsse oder Menschen hinein getragen werden könnten, die der Existenz des Staates schaden. Um diese Grenzen zu rechtfertigen wurden Konstrukte wie „Rasse“ oder „Nation“ geschaffen…

Im Wehrdienst wird man dazu ausgebildet diese Grenzen im sogenannten „Gesamtverteidigungsfall“ zu verteidigen. Neben den Grenzen des deutschen Staates gilt dies auch für die Verteidigung der NATO.
Wozu braucht es aber Menschen, die den Zivildienst ableisten?
Auch für diese Menschen ist in den „Rahmenrichtlinien für die Gesamtverteidigung“ (RRGV) eine Verwendung vorgesehen. So gehört zu den Aufgaben der „zivilen Verteidigung“ u.a. die Aufrechterhaltung der Staats- und Regierungsfunktion und die Unterstützung der Streitkräfte bei der Herstellung und Aufrechterhaltung der Verteidigungsfähigkeit und Operationsfreiheit.
Das bedeutet nichts anderes als die Maschine am Laufen zu halten, die wir sonst versuchen zu bekämpfen.

Folgerichtig bleibt für radikale Linke eigentlich nur eine konsequente Möglichkeit: Die Totalverweigerung!

Wie genau es mir in der Arrestzelle ergehen wird, kann ich kaum abschätzen. Allerdings kann ich mit Sicherheit sagen, dass es todlangweilig sein wird.
Deshalb:

Schreibt mir Briefe und schickt Pakete!

Bis bald in Freiheit

Pogo (Jan-Patrick)



neueste Infos zur TDKV unter www.totalverweigerung.blogsport.de

Zusammenfassung

(muss ausgefüllt werden) 05.10.2008 - 11:30

Sowjetflagge ist nicht nationalistisch

antistar 05.10.2008 - 17:45
Eine Sowjetflagge steht nicht nur für die Sowjetunion als Staat sondern für den gesammten Kommunismus. Das Problem war jedoch, dass sich der Wirkungsbereich des Kommunismus eben auf die Sowjetunion und andere Länder beschränkte. Deshalb bekam das kommunistische Lager leider Grenzen. Die Idee, die jedoch hinter dieser Flagge steht, hat schon Karl Marx formuluert. "Proletarier aller Länder vereinigt euch". Und diese Flagge war das Symbol dieser Vereinigung. Für mich hat es also nichts anti-antinationales wenn man mit Hammer und Sichel auf so ne Demo geht.

weitere Beobachtung auf der Demo

icke 05.10.2008 - 19:45
Die "freundlichen" Organisatoren haben auch jemand mit einer anarcha-feministischen Fahne aus dem vorderen Teil der Demo "weggebeten". Begründung: sie wollen vorne nur rote Fahnen.
Das ist mehr als lächerlich und wird euch schnell auf die Füsse fallen, so'n Blödsinn. Kotz.

mehr bilder der nachttanzdemo

blackredpress berlin 06.10.2008 - 01:11
hier noch ein paar bilder der antonationalen nachttanzdemo am 3.oktober in berlin.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 14 Kommentare an

nationalfahne(n) — dabeigewesen

@dabeigewesen — Mc Speiche

ANTI- National??? — Kritik

antinational — rotz

@ rotz 04.10.2008 - 17:06 — Roland Ionas Bialke

@Kritik — ...

nationalflaggen — ich

Eine der besten Demos meines Lebens — nicht-ganz-so-harter-hobby-demonstrant

Icke lügt — Dabeigewesener

@ dabeigewesener — icke nochmal