Geithain+Chemnitz: FreiesNetz abgeschaltet...

Mimi 04.10.2008 00:17 Themen: Antifa
Dass es kein ruhiges Hinterland gibt, haben am 03.10.08 an die 400 Antifa-AktivistInnen zuerst in Geithain und anschließend in Chemnitz klargestellt. Denn für die Nazis vom Freien Netz wurde die seit längerem angemeldete Demonstration in Geithain mit 150 Nasen zu einem echten Reinfall, nachdem mit mehreren hundert TeilnehmerInnen gerechnet wurde.
Die antifaschistische Gegenkundgebung unter dem Motto "Schöner Leben ohne Deutschland - Gegen jeden Nationalismus - Freies Netz abschalten!" konnte gut 400 Menschen nach und in Geithain mobilisieren. Am Nachmittag wurde die Demo als Sponti in Chemnitz fortgesetzt, wo Green-Team mit massiven Repressalien und Gewahrsamnahmen reagierte.
Dabei war es erst am Morgen in Chemnitz zu einem offensiven Überfall von ca. 15 vermummten
und mit CS-Gas bewaffneten Nazis auf abreisende Antifas gekommen - Bilanz: 2 Verletzte.
Der Angriff reiht sich ein in die Einschüchterungsstrategie von Neonazis aus dem Umfeld
Freies Netz, Autonome Nationalisten und Hools...
Aus diesem Grund startete die Antifa-Demo in dem kleinen Ort Geithain mit zeitlicher
Verzögerung, dafür aber umso lauter! Mit live aufgelegter Mugge und improvisierten
Redebeiträgen (den Rucksack mit den Skripten hatten die Nazis am Morgen geklaut...)
versuchte mensch nicht nur, den Marktplatz und damit die Nazi-Route zu blockieren, sondern
auch die verbarrikadierten BürgerInnen aus ihren Häusern zu locken - leider mit nicht
wirklich großem Erfolg. Schließlich hatte Geithains CDU-Bürgermeisterin Romy Bauer unter Gleichsetzung von links und rechts im Sinne des Extremismusbegriffs ihre BürgerInnen dazu
aufgerufen, einfach beide Demos zu ignorieren und den Einheits"feiertag" im trauten Heim zu verbringen...

Trotz der friedlichen Vorgehensweise der GegendemonstrantInnen fuhren unsere Freunde und
Helfer nach und nach mit massivem Polizeiaufgebot auf und kesselten die Sitzblockierer mit
dutzenden Sixpacks. Leider lagen nach der erzwungenen Auflösung der Demonstration bei
etlichen GenossInnen wohl die Nerven blank und sie verließen die Sitzblockade, was den Block angreifbar werden ließ - zumindest die Chance, den Nazis den Weg zu versperren, war mit nicht mal mehr 100 Leuten gegen mehrere Hundert Bullen wohl vertan.
Rationale Entscheidungen - und ich hoffe, dass diese auch ausreichend an alle kommuniziert
und verstanden wurden (Heimfahrt mit Nazis im Zug, weil Busse weg...) - bewogen die "Nicht-
mehr-VersammlungsteilnehmerInnen" schließlich zum Abzug gen Chemnitz - samt Polizeieskorte
selbstverständlich.
Hier formierte sich am Nachmittag nochmal eine kraftvolle, laute und entschlossene
Spontandemo, die durch die Innenstadt zum Naziladen "WaffenArmyShoes" zog (Bilder dazu seht ihr unten ;) ) um u.a. den Naziangriff vom Morgen zu thematisieren.

Green-Team, deutlich in den Unterzahl weil überrascht und mit 5 Hundertschaften in Geithain, reagierten unangemessen scharf und nahmen nach dem Auseinanderdriften des Blocks alle verstreuten Grüppchen in Gewahrsam, die sie zu fassen bekamen (insgesamt knapp 50
Menschen!). Auch in den restlos überfüllten Sammelzellen im Revier Mitte waren die Antifas
weiteren Repressalien ausgesetzt (Telefonverbot, Festhalten Einzelner bis in den späten
Abend)...

Dieser 03. Oktober zeigt einmal mehr, dass Nazistrukturen in Sachsen und anderswo zunehmend an Selbstsicherheit gewinnen wollen, obwohl sie in Geithain eine schöne Niederlage einstecken mussten. Der Kampf um die Provinzen ist noch nicht verloren!

Auf der anderen Seite schien es den Bulln mal wieder wichtiger zu sein, die Faschisten-Demo unter dem Motto "Nationaler Sozialismus jetzt" zu schützen, wohingegen unser Slogan als verfassungsfeindlich eingestuft wurde...

Erfolgreich war m.E. in jedem Fall die Solidarität der vielen sächsischen Antifa-Gruppen, die so viele Menschen zusammen mobilisieren konnten, auch wenn es durchaus zu Abstimmungsproblemen und Reibungen zwischen verschiedenen Demo-Konzepten gekommen ist...
daran kann und muss gearbeitet werden, in jedem Falle lassen wir uns nicht einschüchtern,
nicht vom Freien Netz oder sonstigen NeofaschistInnen, von staatlichen Repressionen oder der teilnahmslosen Zivilgesellschaft!

Schöner leben ohne Deutschland!
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Ergänzungen

topf

lappen 04.10.2008 - 06:57
in leipzig fand am späteren abend gegen halb 9 auch eine spontan demo mit ca. 200-300 menschen statt unter dem thema "den deutschen geist austreiben" diese ging einmal durch die innenstadt von leipzig vom petersboge über marktplatz zum augustusplatz.die demo wurde von lauten rufen gegen deutschland und verschiedenen pyros begleitet. an der moritzbastai löste sich die demo stück für stück auf da das erst bullen auto gesichtet und angegriffen wurde um weiteren "maßnahmen" der polizei zu entgehen verstreuten sich die antifas in ale richtungen und waren verschwunden

infos zu eventuellen festnahmen oder kontrollen sind mir derzeit noch nicht bekannt... bitte ergänzen!

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kanal8 04.10.2008 - 13:17
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Naziaufmarsch in Geithain verhindern!!!

antifa.sozialbetrug 04.10.2008 - 14:38
400 Antifaschisten protestierten gegen 150 Nazis, die Stadt hält sich raus

Die Vogel-Strauß-Taktik der Geithainer Bürgermeisterin Romy Bauer (CDU) ging wohl nicht auf: Rund 100 Bürger der Stadt beobachteten zum Tag der deutschen Einheit den Aufmarsch des rechtsextremen "Freien Netzes". Noch einmal rund 50 Einwohner schlossen sich der antifaschistischen Demonstration an. Trotz der eindringlichen Bitte Bauers, beide Demonstrationen einfach nicht zu beachten.

Für Kerstin Köditz, Sprecherin für antifaschistische Politik der Linksfraktion im Landtag begann dieser Tag der Einheit besonders früh: "Um fünf Uhr klingelte bei mir der Wecker", sagte sie der Sachsen-Zeit. Bereits seit halb neun sei sie bereits in Geithain, um Kooperationsgespräche zu führen. Auch die Bürgermeisterin der ehemaligen Kreisstadt ist vor Ort. Köditz' Mitarbeiter Volkmar Wölk hatte Bauer am Vorabend eindringlich dazu aufgefordert, an der antifaschistischen Demonstration teilzunehmen. Hinter Verwaltungsmitarbeitern versteckt lief sie mit.
Nach und nach trafen sodann die Demonstranten ein. Insgesamt rund 400 Teilnehmer fanden den Weg nach Geithain.
Dennoch schien Romy Bauer - erst seit August in Amt und Würden - das schwarze Treiben der Linken nicht geheuer. Deshalb forderte sie ihre Einwohner auch am Vorabend bei einem Friedensgottesdienst dazu auf, weder an der rechten noch an der linken Demonstration teilzunehmen und den Tag am Besten "bei geschlossenen Fenstern und Türen" zu verbringen.
Die Demonstration verlief überwiegend friedlich. "Gemeinsam gegen Rechts" stand auf einem der Transparente geschrieben, die Bauers Vorgänger Botho Hopp (Linke) mit sich trug. "Es ist wichtig, dass nicht nur die jungen Leute gegen die Nazis auf die Straße gehen. Das erwarte ich eigentlich von jedem Geithainer", so Hopp zur Sachsen-Zeit.
Mit einiger Verspätung zogen die Antifaschisten zum Markt, wo sie immer mehr von Polizeikräften umstellt wurden. Vereinzelt kam es auch zu kleineren Rangeleien, da Beamte versuchten, die Linken in eine bestimmte Ecke des Marktes zusammenzutreiben.
Trotz der vorhandenen Einsatztechnik - Polizeihubschrauber und Wasserwerfer - entschied sich Einsatzleiter Uwe Kilz für eine Deeskalationsstrategie. Trotz dreimaliger Vorwarnung wurden die linken Demonstranten nicht vom Markt geprügelt, sondern beräumten den Platz schließlich freiwillig.
Etwa 500 Meter weiter am Bahnhof sammelten sich derweil die Nazis. Die Kameraden des "Freien Netzes" kamen jedoch auf lediglich rund 150 Personen. Angemeldet waren 100, intern wurde aber mit bis zu 500 Teilnehmern gerechnet. "Das ist eindeutig in die Hose gegangen", konstatiert Wölk.
Die Rechtsextremisten wollten eigentlich schon 14.00 Uhr loslaufen. Kurz vor 15.00 Uhr warteten sie immernoch auf dem Bahnhofsvorplatz. Die Nazis warteten noch auf Teilnehmer, die mit dem Zug kurz vor drei Uhr hätten kommen wollen. Taten sie aber nicht. So setzte sich auch dieser Demonstrationszug kurze Zeit später in Bewegung.
Für Kerstin Köditz war es ein guter Tag: "Wir konnten heute wieder einmal zeigen, dass wir Naziaufmärsche auch hier auf dem Land nicht hinnehmen." Die Antifaschisten hätten es geschafft, innerhalb einer Woche eine Demonstration mit rund 400 Teilnehmern auf die Beine zu stellen. Das könne auch anderen ländlichen Jugendlichen Mut machen im alltäglichen Kampf gegen Nazis, so Köditz im Gespräch mit der Sachsen-Zeit.

 http://sachsen-zeit.de/index.php?feedid=212

 http://antifasozialbetrug.siteboard.de/antifasozialbetrug-about926.html

 http://www.myspace.com/antifasozialbetrug

noch presseberichterstattungen

... 04.10.2008 - 16:07
Die einzige Hervorhebung "Gewaltfreiheit". traurige einschätzung, angesichts einer Nazidemo und einer Polizei die antifaschistischen Protest unterbunden hat.

***
LVZ 4.10.2008

Demos in Geithain bleiben gewaltfrei. Tag der Deutschen Einheit: Kleinstadt im Ausnahmezustand – Bornaer feiern friedlich ihr Stadtfest

Geithain/Borna (es/cc). Erleichterung gestern in Geithain: Die Demonstration der 200 Jungnationalisten, die am Tag der Deutschen Einheit durch die Stadt zogen, ist eine Stunde eher beendet als angekündigt. Der Polizei, die mit einem massiven Aufgebot seit dem Morgen in der Stadt war, gelang es, eine Konfrontation zwischen ihnen und den 300 Gegendemonstranten des linken Spektrums zu verhindern. Dennoch: Für einen Tag herrschte in Geithain der Ausnahmezustand.
„Wir hatten uns durchaus darauf eingestellt, dass es anders kommen könnte“, sagte Jürgen Georgi, der Leiter der Polizeidirektion Westsachsen, gestern kurz nach 17 Uhr. Da hatten die meisten der Jungnationalisten bereits die Züge in Richtung Leipzig und Chemnitz bestiegen. Zu einer Konfrontation zwischen rechten und linken Demonstranten kam es nicht.
Am Morgen war nach Polizeiangaben bei der Abfahrt in Chemnitz einer jener Busse überfallen worden, die linke Demonstranten nach Geithain brachten. Das ließ eine Eskalation befürchten. Doch der Tag in der Stadt blieb gewaltfrei. Hunderte Polizisten und Dutzende Einsatzfahrzeuge waren unterwegs. „Das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit zu schützen, ist uns gelungen“, so Georgis Fazit. „In der Gesamtschau sind wir mit dem Verhalten der Teilnehmer beider Veranstaltungen grundsätzlich zufrieden.“ Es sei zudem gelungen, kleine Gruppen am Rand des Geschehens voneinander fern zu halten.
„Ich bin sehr erleichtert, dass es so abgelaufen ist“, meinte die Geithainer Bürgermeisterin Romy Bauer, die den Beamten bei ihrem Einsatz „eine hohe Professionalität“ bescheinigte. Es sei positiv, dass die Stadt nicht durch Gewalttätigkeiten in die Schlagzeilen geraten sei. „Und für heute, 9 Uhr, lade ich alle ein, den braunen Dreck symbolisch aus unserer Stadt zu kehren.“[..]

Lokalteil Borna/Geithain:

Demonstranten unter sich
Geithain. Eine Reiterstaffel, Wasserwerfer, mehrere Dutzend Einsatzfahrzeuge: Polizei und Bundespolizei zeigten gestern in Geithain massiv Präsenz, um den für den Nachmittag angesetzten Aufzug rechter Jungnationalisten von linken Gegendemonstranten, die am Vormittag demonstrieren durften, abzuschirmen. Der Einsatz Hunderter Beamter hatte Wirkung. Bis zum Abend wurden keine Zusammenstöße bekannt. Der Preis dafür: Geithain befand sich am Tag der Deutschen Einheit in einem Ausnahmezustand.
9 Uhr: Kein Auto auf den Straßen in Geithains Innenstadt. Entlang der Demo-Strecke signalisieren bemalte Bettlaken an mehreren Wohngebäuden, am Rathausbalkon, an der Stadtbibliothek, am Haus der Kirche am Markt sowie Kreidesprüche auf dem Asphalt, dass die rechten Demonstranten in Geithain kaum willkommen sind.
10.15 Uhr: An die 300 Vertreter des linken Spektrums aus verschiedenen Regionen Sachsens sowie der Geithainer Linken stehen auf dem Platz am Freibad. Ehe sich ihr Zug in Richtung Markt in Bewegung setzt, führt die Polizei Personenkontrollen durch. Kurz vor 11 Uhr Abmarsch, die Zeit drängt. Diese Veranstaltung ist nur bis 12 Uhr bewilligt. Die Teilnehmer werden durch eine Polizeiwagenburg abgeschirmt.
12.45 Uhr: Mehr als 200 Leute haben sich auf das Marktpflaster gesetzt. Sie wollen den Platz, auf dem auch die Jungnationalisten eine Kundgebung planen, blockieren. Die Polizei lässt sie vorerst gewähren, setzt auf Deeskalation.
13.40 Uhr: Die Polizei hat die Busse der Linken in die Innenstadt beordert. Nach dreimaliger Aufforderung steigen die Demonstranten ein und fahren ab. Am Bahnhof sind die Ersten mit schwarzen Fahnen angekommen. 14 Uhr bringen die Züge aus Leipzig und Chemnitz weitere Teilnehmer. Lautsprechermusik setzt ein, die Auflagen werden verlesen, erste Kundgebung.
15.10 Uhr: Der Zug mit rund 200 Teilnehmern startet durch das Altneubaugebiet, passiert das Stadttor. Reden auf dem Markt. Weiter durch die Innenstadt zum Bahnhof. Die Polizei sichert ab. Es kommt zu keinen Tätlichkeiten. 17 Uhr bereits fährt der Regionalexpress in Richtung beider Großstädte. Die meisten Demonstranten steigen ein.
Wird das in einer Erklärung verbreitete Ziel der Stadtratsfraktionen und der Rathausspitze, beiden Demonstrationen die kalte Schulter zu zeigen, erreicht? Kalt lässt das, was in der Stadt am Staatsfeiertag geschieht, viele nicht. Verärgerung und Kopfschütteln bei Zaungästen.
„Gruselig, was hier passiert“, meint ein Älterer. „Die Rechten durch das Stadttor ziehen zu sehen, das ist schon hart“, sagt ein anderer. „Die Politik stimmt einfach nicht. Da muss man sich nicht wundern“, so ein anderer Kommentar. „Schreib das in die Zeitung, wie hier unsere Steuergelder verplempert werden“, lautet ein Einwurf. Andere halten den Mund. „Am besten ich sag gar nichts“, meint eine ältere Frau. Und der Mann, der vom Fenster aus einen Blick auf die Kundgebung erhaschen will, schließt es schnell.

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