Muc: Stress für "Lebensschützer"

GenderTrouble 03.10.2008 22:23 Themen: Antifa Freiräume Gender Kultur SiKo München Weltweit
Am Samstag wollen reaktionäre Abtreibungsgegner_innen in München aufmarschieren. Bereits im Vorfeld gab es einige Aktionen dagegen.
Die selbsternannten "Lebensschützer" wollen morgen einen 1000-Kreuze-Marsch, eine "Gebetsprozession" gegen das Recht am eigenen Körper abhalten. Gleichzeitig findet seit heute ein Anti-Abtreibungskongress von ihnen statt. Dagegen regt sich großer Widerstand.

Bereits vor einigen Tagen wurden beim "Lebenszentrum" in der Westendstr. die Scheiben zerstört. Dazu tauchte nun an verschiedenen Orten ein Bekennerschreiben einer "AG BROKEN WINDOW" auf. Darin heißt es:

Im Vorfeld der Aktionen gegen den Marsch der selbsternannten "Lebensschützer" am 4.10.2008 haben wir das "Lebenszentrum" in der Westendstraße entglast.
Der Marsch am 4.10. wird von der Gruppe "EuroProLife" organisiert, die dort ansässig ist. Unsere Aktion ist ein kleiner Beitrag im Kampf gegen reaktionäre AbtreibungsgegnerInnen in München und überall. Lasst uns gemeinsam den "Tausend Kreuze Marsch" zum Desaster machen!
Gegen Kapitalismus und Patriarchat!
Abtreibung ist Frauenrecht!


Neben dem schon genannten 1000-Kreuze-Marsch halten die Lebensschützer auch seit heute einen 3-tägigen Kongress in München ab. Schon der Auftakt verlief nicht ungestört. Sie begannen den Kongress mit einem Gottesdienst in der Theatinerkirche. Doch vor der Tür wurden die Fundamentalisten von einer etwa 30 Menschen großen Party begrüßt. Mit bunten Perücken und kreuz und queer durch die Geschlechter"ordnung" gekleidet, wurde bunt und pervers das Recht am eigenen Körper gefeiert. Die Türklinken des Kircheneingangs wurden mit Kondomen verziert und auf der Kirchenmauer waren Sprüche wie "Abtreibung ist Frauenrecht" und "Scheinheilige Scheiße!" zu lesen. Gefreut haben sich die Kongressbesuchenden sicherlich nicht darüber.
Die Stimmung stieg weiter, als dann noch zufällig zwei Burschis vorbeikamen, von denen einer dann dummerweise seine Mütze verlor. Daraufhin traten dann auch nach einigen Minuten die örtlichen Polizeikräfte auf den Plan, worauf die absolut erfolgreiche Aktion dann beendet wurde.

Bei ihrem Kongressauftakt freuten sich die Organisator_innen dann über ca. 60 Besucher_innen im Rentenalter, die es "trotz der Gegenproteste" in die Kirche geschafft hatten.
Dementsprechend wurde dann auch (absurd) gebetet:

Herr, segne die Polizisten und Sicherheitskräfte, die uns beschützen.
Vor allem aber segne die, die gegen uns protestieren.
Mach, dass ein Strahl deiner Barmherzigkeit in ihre Herzen fällt.
Auch wurde betont, dass die "Lebenschützer" "keine Angst" vor den Protestierenden haben sollten. Sie hätten zwar aufgrund der angekündigten Gegenproteste darüber nachgedacht, den Kongress abzusagen, aber hätten dann gemeint, dass Jesus' Kreuzweg ja ein noch schwierigerer Weg gewesen wäre, als der morgige Kreuzzug. Und "so leicht kann man es dem Teufel auch nicht machen."
Auch habe die Polizei gesagt, dass sie seit Wochen die linke und rechte Szene beobachten würden, und über alle geplanten Aktionen bescheid wüssten. Dabei zeigte doch bereits der heutige Tag, dass dies nicht so stimmen kann. Die Polizei habe auch angekündigt, beim morgigen Marsch massiv und mit etwa gleich viel uniformierten wie "zivilen" Kräften vor Ort sei.

Im Vorfeld hatten auch bereits lokale Münchener Nazis ihr kommen zum 1000-Kreuze-Marsch angekündigt, worauf die "Lebensschützer" diese zum "mitbeten" eingeladen hatten.

Die Kundgebung gegen den 1000-Kreuze-Marsch wird morgen ab 14 Uhr auf dem Geschwister-Scholl-Platz stattfinden.
Mit weiteren kreativen Aktionen ist zu rechnen.
Alle entscheidenden Infos wie z.B. die Route der "Lebensschützer" findet ihr beim Antisexistischen Aktionsbündnis München (asab_m).

Fotos von der Party folgen sicherlich noch. Anbei seht ihr ein Foto des "Lebenszentrums" nach dem Besuch der "AG BROKEN WINDOW".

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Ergänzungen

Stellungnahme der AuDeSa

Ciaran, "Dämmergast" Lynx 05.10.2008 - 19:50
-Stellungnahme der AuDeSa zum Marsch der reaktionären Abtreibungsgegner (Lebenschützer) am 4. Oktober 2008-


München – Am 4. Oktober 2008 veranstalteten die reaktionären Abtreibungsgegner der so genannten „Lebensschützer“, welche sich aus fundamentalistischen, christlichen Kreisen zusammensetzen, darunter auch „Euro Pro Life“, „Kooperative Arbeit Leben Ehrfürchtig Bewahren“ und „Helfer für Gottes Kostbare Kinder“, einen so genannten „Grabeszug 1.000 Kreuze für das Leben“ durch die Münchener Innenstadt.

Der Marsch wurde zusätzlich unterstützt von den „freien Nationalisten München“, aufgerufen durch den allen bekannten Phillip Hasselbach.

Der Marsch war Teil eines Kongresses zum Thema „40 Jahre Humanae Vitae“, welcher vom Freitag den 3. Oktober bis zum Sonntag den 5. Oktober 2008 in München stattfand.

Gegen diesen Marsch mobilisierte das „antisexistische Aktionsbündnis München“ (asab_m)eine breit gefächerte Gegenbewegung, bestehend aus überwiegend links-autonomen Kreisen, welche bereits am Freitag den 3. Oktober 2008 Aktionen gegen die Abtreibungsgegner starteten.

Die eigentliche Gegenaktion des „asab_m“ fand jedoch erst am 4. Oktober 2008 statt, an der sich auch die „Autonomen Demonstrations-Ersthelfer der Stadt München“ (AuDeSa) beteiligten.

Trotz kurzfristiger Änderungen, seitens der „Lebensschützer“ begann die Gegendemonstration von „asab_m“ pünktlich um 1400 auf dem Geschwister Scholl Platz. Der Platz füllte sich nur sehr schleppend, wurden doch einige sog. „schön Wetter Antifas“ vom vorhergehenden, strömenden Regen von der Demonstration ferngehalten. Außerdem beteiligte sich ein weiterer Teil an der Antispezieistischen Demonstration zum „Welttierschutz Tag“.

Nach der Kundgebung, löste sich die Versammlung am Geschwister Scholl Platz langsam auf, um in kleinen Gruppen zum Marienplatz zu marschieren, wo die „Lebensschützer“ ihren Marsch beginnen wollten.

Dort fanden die Gegendemonstranten doch erst einmal gähnende Leere vor. Keine „Lebensschützer“. Nur unbeteiligte Zivilisten und sehr viel Polizei. Die erwarteten Absperrungen, wie man sie ansonsten von links-rechts Demonstrationen kennt waren nicht vorhanden, was von der AuDeSa als gefährlicher Leichtsinn seitens der Polizei eingestuft wurde.

Im Nachhinein stellte sich heraus, dass es bei den Gegendemonstranten einige Fehlinformationen gab, welche besagten, dass die „Lebensschützer“ bereits um 1600 beginnen wollten. Deren Beginn jedoch erst eine halbe Stunde später angesetzt war.

Um 1630 sollte laut offiziellen Angaben bereits die Verteilung der Kreuze beginnen, welche aus bisher nicht geklärten Grund nicht zustande kam.

Gegen 1645 begann dann der Marsch der „1.000 (nicht verteilten) Kreuze“ durch das Tal in Richtung Isartor. Jedoch nur sehr schwerfällig. Taten die Gegendemonstranten von Anfang an ihr bestes, den Marsch so lange wie möglich aufzuhalten. Was durch den teilweise übertriebenen Einsatz des USK nicht wirklich gelang.

Von da an kam es auf dem ganzen Weg zum Isartor immer wieder zu hektischen Situationen, welche die gesamte Stimmung immer weiter hochschaukelten, was sich schließlich auf dem Thomas-Wimmer-Ring, Höhe Maximilianstraße, in kurzfristigen gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Gegendemonstranten gipfelte, bei denen das USK äußerst brutal auf die Gegendemonstranten losging.

Auf Höhe der Maximilianstraße ging der Zug weiter nach Osten in Richtung Max-Monument und Widenmayerstraße, bei der die Gegendemonstranten auf die Maximiliansbrücke abgedrängt wurden, wieder begleitet vom teilweise übertriebenen Einsatz des USK.

Immer noch gereizt, aber inzwischen etwas friedlicher, setzte sich der Zug dann zur Luitpoldbrücke in der Prinzregentenstraße fort, wo die „Lebensretter“ ca. 30 Minuten niederknieten um „der getöteten Kinder zu gedenken“ und Rosen in die Isar zu werfen, welche zusammen mit ein paar Kondomen flussabwärts trieben. Inzwischen waren auch die abgedrängten Gegendemonstranten wieder dazugestoßen, welche sich auf ihre eigene Art und Weise den Bußgesängen der „Lebenschützer“ anschlossen.

Nach kurzer nachträglicher Verteilung der Kreuze ging der Zug dann auf der Prinzregentenstraße weiter in Richtung von-der-Tann-Straße.

Auf Höhe des amerikanischen Konsulats (Alexandrastraße) drohten erneute Ausschreitungen, seitens der Polizei, da die Gegendemonstranten, wegen einer noch nicht abgeschlossenen Straßensperre nicht weiter konnten, was die Freunde und Helfer vom USK jedoch nicht sonderlich zu interessieren schien. Man könnte sich dieses Verhalten wohl daran erklären, dass wohl kurzzeitig deren Funkgeräte untereinander nicht funktionierten.

Von da an ging es zuerst ohne Zwischenfälle und Störaktionen weiter in Richtung Odeonsplatz. Ab dem Geschwister Scholl Platz, begannen die Einheiten des USK ohne ersichtlichen Grund einzelne Gegendemonstranten festzunehmen, was die Stimmung wieder sehr schnell hoch kochen ließ.

Die Situation besserte sich nicht gerade, als am Odeonsplatz eine größere Gruppe „freier Nationalisten“ gesichtet wurden, deren Erscheinen immer noch nicht geklärt ist. Einzelne Linke schätzten ihre Anzahl auf über 100 Nationalisten. Sie zogen mit lautstarken Rufen wie „Frei, sozial und national“ durch die Residenzstraße in Richtung Marienplatz. Schnell verlagerten sich die Gegendemonstrationen, in dem man versuchte den Marsch der Nationalisten zu stoppen, was jedoch vom USK und der Polizei sehr schnell auf Höhe der Viscardigasse und der Persusastraße unterbunden wurde. Darunter auch mit einer kurzzeitigen Kesselbildung auf Höhe der Viscardigasse.

Einzelne linke Aktivisten berichteten der AuDeSa, dass die plötzlich aufgetauchten Nationalisten wieder genau so schnell beim U-Bahn Aufgang Marienhof verschwanden.

Die „Lebenschützer“ beendeten in der Zwischenzeit ihren Marsch am Odeonsplatz, zwischen 1900 und 1930.

Für die AuDeSa endete die Bereitschaft und somit auch die Berichterstattung um 1945.

Ciaran „Dämmergast“ Lynx
(AuDeSa München)

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y 05.10.2008 - 21:47
Die Nationalisten, die an dem "Lebensrettermarsch" teilgenommen haben ,gingen am odeonsplatz während des gebets zum U-Bahnhof Marienplatz. Warum ist allerdings unklar. Anfangs waren sie auch eher schlecht bewacht, sodass das USK gleich mal in vollem Tempo wieder für die Sicherheit sorgen musste.
Die Deppen sind dann am AMrienplatz direkt und ohne viel Aufhebens in den U-Bahnhof gegangen. Sie wurden leider blos von ca 30 Gegendemonstranten begleitet, der Rest wurde anscheinend vom USK gekesselt/ abgesperrt.

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