Frakreichs Vorbereitung zum Batasuna-Verbot

Ralf Streck 01.10.2008 09:40 Themen: Weltweit
Das spanische Innenministerium hat angedeutet, dass ein Verbot der baskischen Partei Batasuna (Einheit) alsbald auch in Frankreich anstehe. Dazu dienten Hinweise, die in der letzten Woche gewonnen worden seien. Die französische Polizei wurden nun auch im französischen Baskenland insgesamt 14 Führungsmitglieder von Batasuna verhaftet ( http://de.indymedia.org/2007/10/196115.shtml). Nach Durchsuchungen der Büros, die zum Teil bis zu vier Tage dauerten, wurden sie alle allerdings ohne jegliche Auflagen wieder frei gelassen.
Versucht wurde, Batasuna in der Öffentlichkeit mit kleinen Anschlägen im französischen Baskenland auf Immobilien- und Tourismuseinrichtungen in Verbindung zu bringen, zu denen sich stets die Gruppe "Irrintzi" bekennt. Am Samstag demonstrierten als Reaktion in Baiona (franz. Bayonne) gut 2000 Menschen gegen die Angriffe auf die linke Unabhängigkeitsbewegung, an der sich auch die zuvor freigelassenen beteiligt hatten. Zahllose Menschen wurden allerdings an der Grenze, die sich quer durch ihr Land zieht, von spanischen und französischen Sicherheitskräften daran gehindert, an dem Protest im französischen Landesteil teilzunehmen.

Die Verhaftungen waren kein Zufall und fielen mit einem Treffen der französischen Innenministerin Michèle Alliot-Marie mit ihrem spanischen Kollegen Alfredo Pérez Rubalcaba zusammen. Spanien fordert seit langem, dass Batasuna und andere Parteien und Organisationen der linken Unabhängigkeitsbewegung auch in Frankreich verboten werden. Darauf angesprochen, erklärte Alliot-Marie, die selbst aus Donibane Lohizune (franz. St. Jean de Luz) stammt: "Das ist eine Entscheidung die nicht nur vom Innenministerium abhängt".

Doch das Innenministerium sekundierte mit der Polizeiaktion die Position Madrids angesichts des Verfahrens vor dem Menschenrechtsgerichtshof in Straßburg ( http://de.indymedia.org/2007/12/202645.shtml). Dort wird alsbald über das Parteiengesetzes entschieden, dass vor dem Verbot von Batasuna 2003 in Spanien extra geschmiedet wurde. Für Spanien ist es ein zusätzliches Handicap, dass Batasuna in einem Teil des Baskenlands als "terroristisch" gebrandmarkt wird und im anderen Teil legal an Wahlen teilnimmt. Verbindungen zur ETA konnten ohnehin nie bewiesen werden, auch wenn fast die gesamte Parteiführung nun als mutmaßliche ETA-Mitglieder in Untersuchungshaft sitzen ( http://de.indymedia.org/2008/09/225880.shtml).

Vor den Regionalwahlen in der Autonomen Baskischen Gemeinschaft (CAV) im kommenden Frühjahr, wurden in Spanien nun erneut im Eilverfahren zwei Parteien verboten. Der antifaschistischen Traditionspartei (EAE-ANV) und der neuen kommunistischen Partei (EHAK) wird vorgeworfen, sie führten Tätigkeit von Batasuna fort ( http://de.indymedia.org/2008/09/227265.shtml). Dafür reicht dem Obersten Gerichtshof deren "Verhalten" in bisherigen Wahlkämpfen ( http://de.indymedia.org/2008/09/227759.shtml). Am Samstag werden Abertausende gegen den "nicht erklärten Ausnahmezustand" in Bilbao demonstrieren, der über das Baskenland verhängt worden sei ( http://de.indymedia.org/2008/09/227886.shtml). Daran wird auch ein mögliches Verbot nichts ändern, wofür in Madrid derzeit fieberhaft nach Begründungen gesucht wird.

Straßburg wird demnächst auch darüber zu entscheiden haben, ob das Verbot aus Madrid ( http://de.indymedia.org/2008/09/226890.shtml), dass der baskischen Regierung sogar eine unverbindliche Volksbefragung verbietet, rechtmäßig ist ( http://de.indymedia.org/2008/05/218663.shtml). Mit der die baskische Regionalregierung eine friedliche Konfliktlösung anstoßen will. Mit der Klage und dem Antrag auf Suspendierung beim Verfassungsgericht haben die Sozialisten (PSOE) die am 25. Oktober geplante Abstimmung faktisch verhindert. Kürzlich ist eine Vorentscheidung gefallen. Das höchste Gericht lehnte es ab, dass die vier Parteien, die das Projekt beschlossen haben, es vor dem Gericht verteidigen können.

© Ralf Streck, Hendaia den 30.09.2008
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Ergänzungen

Vergleiche auch

Ralf 01.10.2008 - 09:58
EU und USA für stärkere Internet-Überwachung

Ralf Streck 01.10.2008
Spanien will einen Mechanismus einführen, um Emails von Terrorverdächtigen
schnell austauschen zu können
Bei einem Treffen mit US-Heimatschutzminister Michael Chertoff und den
Innenministern aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Spanien,
Italien und Polen wurde am Samstag in Bonn vereinbart, das Internet noch
stärker zu überwachen. Bemüht wurde dafür erneut der "internationale
Terrorismus". Erforderlich sei eine präventive Bekämpfungsstrategie, sagte
Deutschlands Innenminister Wolfgang Schäuble. "Wir stimmen darin überein,
dass der internationale Terrorismus nur im Verbund aller Partner und im
Rahmen grenzüberschreitender Partnerschaften erfolgreich bekämpft werden
kann." Ausweisungen und Abschiebungen seien "relevante Instrumente zur
Eindämmung der Gefahr terroristischer Anschläge". Dies alles werde "im
Rahmen des Rechts" geschehen, so Schäuble. Verabredet wurde in Bonn auch
eine engere Zusammenarbeit von Polizei und Geheimdiensten.
 http://www.heise.de/tp/r4/artikel/28/28829/1.html

Lexikon der Islam-Irrtümer
Ralf Streck 01.10.2008 - 09:44
Der Islam wird seit den Anschlägen auf das World Trade Center in New York besonders heftig angegriffen. Aktionen fanatischer Islamisten scheinen die These vom "Kampf der Kulturen" zu bestätigen. Laut Umfragen sieht die Mehrheit der Deutschen einen ernsten Konflikt zwischen Christentum und Islam. Allein damit begründet sich der Bedarf eines Lexikons der Islam-Irrtümer, in dem der Journalist Alfred Hackensberger 100 "Vorurteile, Halbwahrheiten und Missverständnisse" kommentiert, die von Al-Andalus, über Ehrenmorde bis zur Zeitehe reichen.

 http://de.indymedia.org/2008/10/228377.shtml

6. Okt Baskenland-Info Abend+Film in Berlin

internationalist 02.10.2008 - 00:58
Am 6. Oktober wird im Rahmen des Internationalistischen Abend der Film "Permanenter Ausnahmezustand" gezeigt, außerdem gibts Infos zur aktuellen Situation im Baskenland. Der 55minütige Film - mit deutschen Untertiteln - gibt einen guten und fundierten Überblick über die Geschichte des Widerstands und der Repression im Baskenland, und ist auch für alle jene zu empfehlen, die sich das erste mal einen Überblick zum Thema verschaffen wollen.
6.10., ab 20h, Filmbeginn 21h, im Schnarup-Thumby, Scharnweberstr. 38, Nähe U-Bhf. Samariterstr., Berlin-F'Hain
Infos:  http://www.myspace.com/interabend

Zur Info

Ralf 02.10.2008 - 07:26
Es wird gerade auch der Film Dokumentarfilm [~25 min] "hautsitako leihoa" (Zerbrochene Scheibe) übersetzt und untertitelt. Er zeigt die Erlebnisse baskischer Jugendlicher, gegen die das spanische Strafrecht nach der broken-windows-theorie/zero tolerance vorgeht.

Zur Info - Filmbesprechung

Uschi Grandel (Info Nordirland/Baskenland) 02.10.2008 - 21:12

Die baskische Zeitung GARA hat im Februar 2008 eine Besprechung zum Film "Hautsitako Leihoa - das zerbrochene Fenster - ein gewöhnlicher Tag im Baskenland" abgedruckt. Ihr findet die Filmbesprechung in deutscher und englischer Übersetzung auf unserer Webseite: >> Filmbesprechung ""Hautsitako Leihoa - das zerbrochene Fenster" <<