Köln: "Anti-Islamisierungskongress" gescheitert

Antifa Wipperfürth 25.09.2008 02:15 Themen: Antifa
Im Rahmen eines sogenannten "Anti-Islamisierungskongresses" wollten Vertreter der rechtsextremen "Bürgerbewegung Pro Köln" sowie Vlaams Belang (Belgien), FPÖ (Österreich) und Lega Nord (Italien) vom 19. bis 21. September Kundgebungen in Leverkusen-Wiesdorf und auf dem Kölner Heumarkt abhalten. Angekündigt waren 1000 Nazis. Es sollten jedoch "etwas" weniger werden...
Am Freitag, dem 19. September, begab sich die Antifa Wipperfürth nach Leverkusen-Wiesdorf, wo die Auftaktkundgebung von "Pro NRW" um 11 Uhr auf dem Wiesdorfer Platz stattfinden sollte. Hauptredner auf dem LKW waren Manfred Rouhs und Jörg Uckermann. Vor dem LKW befanden sich etwa fünf Rentner mit Deutschlandflaggen und "Anti-Moschee-Schildern", sowie zwei waschechte Nasen.
Während Rouhs über dieses und jene zusammenhanglose Zeug schwadronierte und versuchte, die ca. 30 teilnahmslosen Leverkusener Bürger auf seine Seite zu ziehen, formierte sich etwa 50 m weiter entfernt in der Fußgängerzone eine Demonstration aus etwa 40 Gewerkschaftsmitgliedern und engagierten Bürgern. Diese wurde allerdings auf Grund "des erhöhten Geräuschpegels" (Polizei) nicht weiter zur Kundgebung vorgelassen und löste sich daher nach einer halben Stunde wieder auf.
Stattdessen versammelten sich unmittelbar neben dem LKW bis zu 150 Schüler, Bürger und Antifas, die ihren Protest lautstark zum Ausdruck und Uckermann damit aus dem Konzept brachte. "Sie brauchen nicht zu glauben, dass wir bloß wegen dem Krach die Kundgebung vorzeitig beenden", so Uckermann, "wir haben bis 14 Uhr angemeldet und werden auch bis dahin weitermachen". Im Endeffekt war der Spuk um 12 Uhr beendet - die Gegenwehr hatte Erfolg gezeigt und der LKW zog ab. Das Fazit für Leverkusen: Kurz und bündig - rechts hatte keine Chance gegen die Übermacht der Antifa.

Während der Auftaktkundgebung in Leverkusen wurde bekannt, dass die Pressekonferenz von Pro Köln - ursprünglich in der Bezirksvertretung Köln-Nippes geplant, aber verboten - ebenfalls in einem Desaster für die Nasen geendet war. Das Schiff, auf dem die Konferenz stattfinden sollte, wurde von engagierten Bürgern mit Steinen und Flaschen beworfen und dadurch beschädigt. Der Kapitän weigerte sich, weiterzufahren oder das Schiff in einen Hafen zu steuern, aus Angst vor weiteren Beschädigungen. Demzufolge saßen die Nasen samt Journalisten fünf Stunden auf dem Boot fest, bevor das Schiff in den Niehler Hafen manövriert wurde. Dort wurden die Rassisten auch schon von Polizei und den bereits erwähnten engagierten Bürgern empfangen. Doch auch an Land wussten sie nicht wohin: die Polizei weigerte sich, die Nazis zu transportieren und auch Taxis hielten sich nicht an ihre Beförderungspflicht.
Die geplante Stadtrundfahrt am Nachmittag durch propagandierte Kölner "Problembezirke" fiel ebenfalls ins Wasser, da die Busunternehmen die Verträge gekündigt hatten.
Super, Köln! So sieht gelebte Weltöffentlichkeit und Toleranz aus!

Der Freitagabend wurde geprägt durch die starke und kraftvolle Antifa-Demonstration vom Hauptbahnhof über die Ringe zum Heumarkt. Etwa 2000 Personen zogen weitgehend friedlich über Friesenplatz, Rudolfplatz und Barbarossaplatz bis kurz vor den Kundgebungsort von "Pro Köln" und wurden dabei von zahlreichen Bürgern der Stadt Köln begleitet. Kurz vor dem Heumarkt stoppte der Demonstrationszug und nach einer halben Stunde erklärte die Polizei die Demo für beendet. Kurz darauf traten die Teilnehmer frohen Mutes und äußerst friedlich den Weg nach Hause an, um Kraft für den neuen Tag zu schöpfen (!)...

Am frühen Morgen des 20. Septembers fuhr die Antifa Wipperfürth nach Köln, um bei den Blockaden rund um den Heumarkt mitzuwirken. Während auf dem Roncalliplatz und vor dem Gürzenich tausende Bürger einer Demonstration gegen rechts beiwohnten, wo auch Bürgermeister Fritz Schramma, Tommy Engel, Höhner und Gentleman mitwirkten, hieß es in den Gassen der Altstadt: "No pasarán!". Zwar versuchten einige Nasen trotzdem sich den Weg durch die Barrikaden zu bahnen, was letztendlich jedoch an der Entschlossenheit und dem Engagement der Blockierer scheiterte. Gegen 12 Uhr waren etwa 30 Rassisten auf dem Heumarkt versammelt und wollten mit ihrer Kundgebung beginnen, als der Kongress von der Polizei verboten wurde. Die Sicherheit der Kölner Bevölkerung ginge vor. Im Vorfeld des Verbotes kam es insbesondere im Bereich Augustinerstraße zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Polizei, welche letztendlich das Verbot verursachten. Man muss daher diese Gewalttätigkeiten auch würdigen und sie für den Erfolg des Verbotes verantwortlich machen. Ohne Ausschreitungen wäre dieser Kongress wohl nicht verhindert worden und wäre - trotz des geringen Interesses der Kölner Bürger - ungehindert durchgeführt worden. Damit geht der Dank und der Respekt vor allem an die unerschrockenen antifaschistischen Kämpfer, die die Polizei letztlich dazu zwangen, ein Verbot auszusprechen.

Nachdem der Kongress beendet und das Gros der Demonstranten und Blockierer abgezogen war, galt es, den Nasen unmissverständlich klar zu machen, dass sie in dieser Stadt nicht weiter erwünscht waren. In friedlicher Art und Weise geschah dies beispielsweise an der Mauthgasse. Dort hatte die Polizei fünf Neonazis festgesetzt und zum Abtransport fertig gemacht. Allerdings ließ dieser noch auf sich warten und die Skins hatten Zeit, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. Mit dem Rücken zum Polizeiauto wurden sie zum lebenden Beispiel einer vollendeten Gehirnamputation. Häufig wurde von Müttern Anschauungsunterricht für die Kinder in Manier eines Zoospaziergangs geliefert: "Guck mal, das ist ein Nazi".

Insofern war es ein friedliches Wochenende mit der richtigen Portion an Gegenwehr, die den Sieg des Antifaschismus ebnen sollte. Und wie sollte es anders sein, kam in Köln auch der Humor nicht zu kurz. Oft erinnerte die Stimmung in den Blockaden und bei der Gegendemo schon an Karneval, wofür nicht zuletzt auch die zahlreichen Kostümierten sorgten...
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Ergänzungen

Rassistinnenkongress in Köln verhindert!

antifa-blogger 25.09.2008 - 14:24
verschiedene artikel zum thema findet ihr u.a. auf  http://antifa-aktionen.blogspot.com/2008/09/rassistinnenkongress-in-kln-verhindert_22.html .

stay tuned- keep on rockin´!

Auch Gruppe aus Coesfeld im Kessel

http://www.mv-online.de 25.09.2008 - 23:22
Der Einsatz der Kölner Polizei am vergangenen Samstag sorgt weiter für Schlagzeilen: Nachdem bekannt wurde, dass sogar Kinder in dem autonomen Block mitgelaufen sind und von der Polizei über Stunden in Käfigen festgehalten wurden, beschäftigte sich am Donnerstag der Innenausschuss des Landtages mit dem Vorgehen der Polizei.

Bei den Demonstrationen gegen den sogenannten Anti-Islamisierungskongress am Wochenende in Köln wurden mindestens 70 jugendliche Gegendemonstranten über Stunden festgehalten – ohne Kontakt zu Rechtsanwälten oder ihren Familien, ohne Essen und Getränke. Viele der Festgenommenen – darunter war auch eine Gruppe aus dem Kreis Coesfeld – waren nicht älter als 14 Jahre. Sie hatten sich Hilfe suchend an die Grünen-Abgeordnete Monika Düker gewandt. „Mir war kalt und ich hatte Hunger“, schrieb ein Mädchen. Die Grünen-Politikerin hatte daraufhin die Sitzung beantragt.

NRW-Innenminister Ingo Wolf verteidigte das Vorgehen der Beamten: „Ich bin sehr zu“frieden mit dem Einsatz.“ Rückendeckung gab es auch vom CDU-Innenexperten Werner Lohn: „Für einen Polizisten ist es gleichgültig, ob er von einem 13-jährigen oder einem 21-jährigen Steinewerfer verletzt wurde.“

Große Sorge bereitet den Sicherheitskräften der Umstand, dass immer häufiger Minderjährige an gefährlichen Demonstrationen teilnehmen. „Sogar in den autonomen Blocks laufen schon Kinder mit“, sagte der SPD-Innenexperte Karsten Rudolph. „Die haben offenbar Eltern, denen die Polizei mal klarmachen muss, dass eine solche Demonstration keine Abenteuerreise ins Niemandsland ist.“ Die Kölner Polizei schreibt nun die Eltern der Kinder und Jugendlichen an, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

Leverkusen

- 29.09.2008 - 10:35
Hier ein paar Bilder aus Leverkusen

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 9 Kommentare an

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Mußt es ja nicht lesen — KölnerIn

wie blöd — seit irhr eigentlich

so blöd — sind wir

Broder sieht es anders — Kritischer Denker

Ausdrucksweise? — ein Mensch

OH MANN — EHRLICH

Zu "ein Mensch" — Tilda Swindon