Afghanistan: Mohn, Minen, Mangelernährung

Schwalbe 24.09.2008 15:47 Themen: Soziale Kämpfe Weltweit
Auch in Afghanistan sind die Folgen des Krieges zu spüren. Der Mohn- bzw. Drogenanbau wird bekämpft. Afghanistan soll entmohnt werden. Es wird vermutet, dass eine Verbindung zwischen Terrorismus, Händlern, Politikern und Gouverneuren besteht. Die Polizei soll den Handel schützen. 87 % des verbrauchten Opiums stammt aus afghanischem Anbau. 60 % der Wirtschaft wird in Afghanistan vom Mohnhandel bestimmt.

2/3 der Landbevölkerung ernährt sich vom Mohnanbau. Die Regierung droht mit Erntevernichtung und Zerstörung der Felder, was längst praktiziert wird. Viele Felder sind durch den Krieg unbrauchbar geworden. "Die Amerikaner und ihre Verbündeten bekämpfen den Drogenanbau," berichtet die Zeit.
Auf die Bauern wird dabei keine Rücksicht genommen und die Folgen sind für sie verheerend. Eine zerstörte Ernte bringt ihnen keine Einnahmen. Zerstörte oder verbrandte Felder kann man für längere Zeit nicht mehr bewirtschaften. Wenn sie eine Alternativsaat wählen würden, würde ihnen das bei zerstörtem Boden nichts helfen. Wer nicht anbauen und ernten kann, leidet mit seiner Familie Hunger und das bedeutet Mangelernährung. Bauern, die sich kein Personal leisten können, lassen ihre Kinder mit auf den Feldern arbeiten, um das Überleben zu sichern. Viele Kriegswaisen und Tagelöhner verdienen sich damit ihren Lebensunterhalt. Es gibt kaum andere Erwerbsmöglichkeiten für sie.

Für die Bauern bedeutet der Mohnanbau noch viel mehr. Sie nutzen die Stängel und Holzteile als Brennmittel in Regionen, in denen es kein Gas oder Strom gibt. Sie kochen und heizen damit. Sie machen daraus Öl, Kekse, Süßigkeiten und stellen Seife her, die lindernde Wirkung haben soll.

Mohn dient zusätzlich der Medizin als Schmerz- oder Durchfallmittel. Ein Verbot des Mohnanbaus schadet der medizinischen Versorgung des Landes. Der Islam verbietet den Mohnmissbrauch in Form von Drogen. Der Mohnanbau und Drogenhandel blühte zu Beginn der 70er Jahre auf. Der Anbau und Drogenkonsum wurden durch die Kriege und die Besatzungen des Landes gefördert.

Zudem werden die Bauern von den Drogendealern unter Druck gesetzt. Anstatt die Bauern zu belangen, sollte es den Drogenbaronen an den Kragen gehen. An sie scheint man sich wegen der (un)durchschaubaren Verknüpfungen nicht zu wagen.

Wie im Irak, befinden sich in Afghanistan ca. 10 Mio. vergessene Minen und Blindgänger. Das trifft hauptsächlich Frauen und Kinder, denen bei Fund das Krüppeldasein droht. Wenn man die Dinger anfasst, explodieren sie. Besonders gefährlich sind für Kinder die Schmetterlingsminen, die wie Spielzeug aussehen. Die Opferzahl: 12 Menschen am Tag. Die Aufräumarbeiten übernehmen Hilfsorganisationen und nicht die Verursacher. Bei der Menge kann es noch ewig dauern, bis das Land frei von den Gefahren ist. Weiß der Himmel, wie viel Kinder es noch treffen wird.
Lesematerial:
 http://www.zeit.de/2005/27/Afghanistan
 http://www.3sat.de/SCRIPTS/print.php?url=/kulturzeit/lesezeit/126164/index.html
 http://www.kinderhilfe-afghanistan.de/afghanistan2.html
 http://www.mdr.de/windrose/archiv/1913081.html

Was die Bauern brauchen sind Unterstützung, Alternativen und Hilfe für die Bestellung ihrer Felder. Sie brauchen Hilfe gegen die Drogenbanden. Die zerstörten Felder helfen ihnen nicht. Das ist zerstörte Existenzgrundlage. Sie und ihre Familien sind die Opfer im aufeinmal aufgekeimten Kampf gegen die Illegalität und dabei geht es eigentlich um etwas ganz anderes. Jahrzehnte hat man sich nicht daran gestört, sondern war der Nutznießer.
Barnette Rubin: »Das Ziel ist jetzt, die Geldversorgung illegitimer Machthaber durch diese illegale Wirtschaft zu unterbinden.«

© 2008 Copyright Kinder-Alarm Schwalbe 24.9.2008
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Ergänzungen

titel

name 24.09.2008 - 17:34
Ohja, die Amis und ihr Kampf gegen die bösen Drogen. Hat sich schon mal jemand gefragt, warum Afghanistan letztes Jahr die größte Opium-Ernte seit Beginn der Beobachtung eingefahren hat? Und warum unter den bösen, bösen Taliban weniger Opium produziert wurde als nach der Besatzung durch die Truppen?

Nachzulesen im UN-Drogenbericht, war aber auch in vielen Zeitungen.

z.B. hier:  http://www.focus.de/politik/ausland/afghanistan_aid_114795.html (Ist zwar keine tolle Quelle, aber ich hab jetzt keinen Bock das aus dem Original rauszusuchen)

Solche Aufrufe bringen gar nichts und Hilfsleistungen werden auch nicht da ankommen, wo sie sllen. Der Drogenhandel wird in Afghanistan und anderen Ländern durch höchste Regierungskreise kontrolliert und abgesichert. Und solange die westliche Welt ihre scheinheilige, menschenverachtende und gänzlich destruktive Drogenpolitik nicht aufgibt, wird es sich auch in Zukunft für sie lohnen. Mit Drogen lässt sich nur so gut Geld verdienen, weil sie illegal sind. Niemand verdient hierzulande sein Geld mit Alkoholschmuggel oder -panscherei. Und der Gewinn aus legalen Drogenverkäufen (Alkohol, Tabak, Kaffee, etc.) geht auch nicht direkt an die Mafia. Verbote helfen nur kriminellen Organisationen - wer das nicht glaubt, sollte sich mal mit Al Capone auseinandersetzen.

Teurer

habichvergessen 24.09.2008 - 17:38
Wird mehr Mohn zerstört, ist weniger Opium verfügbar. Dies führt lediglich dazu, dass die Preise steigen. Es trifft also in jedem Fall die falschen, die, die wirklich daran verdienen, werden auch nachher genauso viel Profit machen.
Der einzige Weg wäre den Opiumkonsum in anderen Ländern zu legalisieren, oder den Bauern alternativen zu bieten (in letzter Zeit Rosenblätter und Safran)

pipelines+mines in afghanistan

senza nombre 25.09.2008 - 11:53
hello,

please ask the german ngo medico int. about engagement in afghanistan.

they doing a mines wipe out project in afghanistan with money from the foreign ministry of

germany(AA)! in the moment it´s cancelled because mujaheddin/al quaida forces killed

members of medicos partnership ngo in afghanistan.

the pipelines investors like to build up 2 new projects: one from azerbaidschan to

pakistan gulf region + second from iran to india

said that it´s necessary to wipe out the mines before starting these projects.


the ngo´s became a new role in the conflict.german army is only the north.

and nato ,esp. bush wanted more engagement.

german government denied, but offered ngo engagement like gtz lokal

projects in the south (PPP)of afghanistan and also medico is part of that.

normally mining wipe out projects are military purpose!



medico did not clearly respond when you ask them ,if there are any interests between

shareholders of the pipeline companies ,the german foreign (AA)ministry of steinmeier etc

medicos press speaker said :´please look on our website anti military declaration!`

thats all!

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