Aggressive NPDler in Lindau

Else Kling 24.09.2008 13:38 Themen: Antifa
Mit nebenstehendem Anschreiben forderte mich die NPD gestern auf, mir ein eigenes Bild von ihr zu machen. Dazu hatte ich gleich mehr Gelegenheit, als mir lieb war.
Die Aufforderung fand sich in einer NPD-Reklamezeitung zur bayrischen Landtagswahl nächsten Sonntag, die gestern gegen 18 Uhr in Enzisweiler (Landkreis Lindau / Bodensee) von zwei Männern verteilt wurde (unter Aussparung von Briefkästen mit nicht deutsch klingenden Aufschriften). Dabei suchten sie sogar Zeugen-Jehovas-mäßig das Haustürgespräch. Der eine der beiden, der mit einem dunkelblauen Kombi mit der Nummer LI-WP 73 unterwegs war, trat recht seriös auf; vielleicht handelte es sich ja um den örtlichen Kandidaten. Dieses Bild wurde allerdings sofort von seinem vierschrötigen Begleiter konterkariert, der mehr dem klassischen Bild des Neonazis entsprach. Ich wunderte mich gleich, woher sie den wohl eingeflogen hatten. Sein roter Lieferwagen hatte die Nummer SU-SG 60. Mittlerweile habe ich mich informiert: SU heißt zwar nicht Sowjetunion, sondern Siegburg, aber das ist trotzdem ganz schön weit weg, nämlich bei Köln!
Einem jugendlichen Passanten kamen die beiden wohl genauso suspekt vor wie mir. Der war ein bißchen konsequenter als ich und machte gleich ein Foto von ihnen. Das war denen gar nicht recht, und sie gingen auf ihn los. Der Junge flüchtete in Richtung der Hauptstraße. Dort hielt gerade ein Rot-Kreuz-Fahrzeug. Der Fahrer begriff offenbar die Situation nicht sofort, öffnete dann aber doch noch die Tür, als er sah, wie der bullige Neonazi angerannt kam, ließ den Hilfesuchenden einsteigen und fuhr los. Der Angreifer sprang in den erwähnten roten Lieferwagen, der gegenüber geparkt war, und versuchte, das andere Auto zu rammen, indem er frontal darauf zufuhr. Der Rot-Kreuz-Helfer wich geistesgegenwärtig über den Grünstreifen aus und brauste davon, verfolgt von dem Lieferwagen. Zum Glück haben die vom Roten Kreuz ja Funk, sonst würde ich mir jetzt ernstlich Sorgen machen. Aber warum ich diesen Artikel unter Pseudonym veröffentliche, verstehen Sie nun hoffentlich auch.
Anschließend zog ich die erwähnte Zeitung aus meinem Briefkasten. Auf dem Titelblatt die oben erwähnte und nun nicht mehr ganz so glaubwürdige Aussage, die NPD sei doch gar nicht so böse, wie man sie sich immer vorstellt. Daneben ein Foto, das mit den Artikeln rundherum eigentlich gar nichts zu tun hat, aber offenbar die ideale NPD-Familie darstellen soll: blond, blauäugig und sehr kurzhaarig, bis auf die Mutter, bzw. wie es auf der nächsten Seite heißt, die "deutsche Frau mit Nachwuchs". Dabei ist mir was aufgefallen, das ich Ihnen nachher noch kurz zeigen möchte.
Im Text ist viel die Rede von "unserer bayerisch-fränkischen Heimat". Daß wir bayrischen Schwaben dabei wieder mal glatt unter den Tisch fallen, sagt ja schon einiges darüber aus, wie stark diese "echte, bürgernahe Opposition" und "echte Heimatpartei" hier verwurzelt ist. Die NPD-Foto-Familie sieht mir auch eher nach irgendwas aus, das sie in Preußen aufgelesen haben, und verantwortlich zeichnet für das Blatt ein gewisser Ralf Ollert aus Berlin - na, da kann er bleiben. Gegen den Islam sind sie, aber für die Russen, die Deutsche werden wollen, sofern sie "integrationswillig", "volksdeutsch" und keine Juden sind. Weiter hinten kommen ein paar Artikel über die Landespolitik (rund um Soziales und Umwelt), die sie offenbar von sämtlichen Oppositionsparteien einschließlich der Linken sowie von Initiativen wie attac und Bund Naturschutz zusammengeklaut und einfach mit ein paar NPD-Parolen aufgepeppt haben. Das richtig ewiggestrige Zeug haben sie sich trotzdem nicht ganz verkneifen können, das findet sich kleingedruckt in der Reklame für das "nationale Warenhaus" der "Deutschen Stimme".
Daß das ganze Blatt einfach nur noch peinlich ist, scheint ihnen selber bewußt zu sein, darum lautet der Wahlaufruf auch ganz bescheiden: "Wählen Sie diesmal die NPD. Es sieht ja keiner." Sonst müßte man sich wohl auslachen lassen.
Jetzt aber nochmal zu unseren Vorzeigevolksdeutschen, da gibt's nämlich auch was zu lachen. Fällt Ihnen an dem Foto was auf? Nein, ich meine nicht die Punkte entlang der Ohrmuschel des Mannes, die wohl darauf hindeuten, daß er da gewöhnlich noch mehr Ringe trägt als die abgebildete Frau... ich meine auch nicht die leichten physiognomischen Anzeichen für Alkoholkonsum in der Schwangerschaft bei den Kindern... aber:
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Ergänzungen

Die Vorzeige-Familie....

Dörte 24.09.2008 - 14:31
Die Familie auf dem foto wird auch in den NPD-Zeitungen anderer Bundesländer verwendet; es scheint nicht viele Familien in der Anhängerschaft zu geben, die fotogen genug sind...

Brutale NPD in Augsburg

http://www.augsburger-allgemeine.de 24.09.2008 - 15:07
NPD-Plakatierer schlagen Landesvorsitzenden der Republikaner

Der Landesvorsitzende der Republikaner in Bayern, Johann Gärtner, ist von einem NPD-Plakatiertrupp auf seinem eigenen Grundstück in Kissing zu Boden geschlagen und eigenen Angaben nach erheblich verletzt worden. Der 58-jährige Politiker, Inhaber eines mittelständischen Familienunternehmens, musste nach der NPD-Attacke ärztlich behandelt werden. Das Staatsschutzdezernat der Augsburger Kriminalpolizei ermittelt gegen die flüchtigen Schläger, zwei jüngere Männer mit ostdeutschem Akzent.

Weitere NPD Wahlaktivitäten

Lindauer Antifaschist 24.09.2008 - 15:46
Dies ist nicht der einzigste Vorfall den Lindau in jüngster Zeit zu verzeichnen hatte. Vor einigen Tagen, wurden Neo Nazis in Bodolz sowie in Bad Schachen gesichtet. Sie verteilten die Wahlzeitung. Auffallend war ein stadtlich, kräftig gebauter junger mann. Bilder von den Herren werden in kürze folgen. Vermutlich handelt es sich dabei um die gleichen Leute. Allergings waren sie mit einem roten Honda Civic unterwegs. Kennzeichen FN-XX-XXXX

nationaler beobachter bodensee

we rock you 25.09.2008 - 09:20
im Forum des nationalen Beobachters bodensee ( www.nb-bodensee.es.vu ) schreibt ein Nazi mit dem nicknamen " barney " folgendes: " hier der indymedia Artikel zu der Aktion von gestern ". Es sieht wohl so aus als ob diese Person selbst dabei war. " barney " scheint auch webmaster der Nazi Seite zu sein. In diesem Forum wird sehr viel über friedrichshafen geschrieben. Wahrscheinlich stecken Akteure der jn dahinter welche in letzter Zeit immer häufiger mit Aktionen auf sich aufmerksam gemacht haben.

Wann gibt es denn Fotos von den Nazis?
Es sollen ja anscheinend welche gemacht worden sein.

Stay hard. Stay antifa !

wahlkampf der extremen rechten in bayern

antifa-blogger 25.09.2008 - 14:10
einige artikel gibt es auf  http://antifa-aktionen.blogspot.com/2008/02/bayern-npd-tritt-flchendeckend.html .

stay tuned- keep on rockin´!

Der "Nationale Beobachter"

Paul 25.09.2008 - 16:31
Hinter dem "Nationalen Beobachter Bodensee" stecken die JN, als quasi die NPD und einige weitere Nazis aus dem Umfeld des ehemaligen "Freien Widerstand Süd". Es war (ist) eine genauso dumme wie kriminelle Prügeltruppe, welche sich Dank der Ignoranz der lokalen Bevölkerung sehr gut etablieren konnte. Sie sind für ihre Aggressivität und auch ihre dreisten öffentlichen Aktionen bekannt. Anschließend leugnet man gern öffentlich, dass es Nazis dort gibt. Bomber-Harris, übernehmen Sie...

Barney und nb-bodensee.de.vu

Anonym 25.09.2008 - 20:53
Barney ist nicht nur der Webmaster von nb-bodensee, sondern auch in der Rechtsradikalen Musikszene tätig. So wird er oft in Verbindung mit dem Nazi-Label beer4war gebracht. Beer4war ist auf Jascha Hopp, aus Obersulm, gemeldet. Barney ist einer der Schlüsselfiguren der Faschos am Bodensee. Außerdem pflegt er Kontakte zu der PNOS (Partei Nationalorientierter Schweizer). Anscheinend steht er im engen Kontakt zu Mario Friso. Außerdem gilt er als skrupellos, der nicht vor gewalttätigen Übergriffen abschreckt. Er tritt aber relativ selten selbst in Erscheinung und verählt sich unauffällig. Der Nationale Beobachter Bodensee darf sich als fortsetzung des aufgelösten Freien Widerstands Süd verstehen. Friedrichshafen entpumpt sich eh und je als Schauplatz für Faschistische Umtriebe. Auf der Antifa Ravensburg Homepage gibt es eine Chronic der letzten Jahre. Auffällig häufige Aktivitäten lassen sich in den letzten 3 Jahren erkennen.

08.05.2008
Friedrichshafen (Südkurier): Rechte Parolen am 8. Mai - Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus und der Beendigung des 2. Weltkrieges
Gestern, am Jahrestag der Beendigung des Krieges in Europa und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, machten im Großraum Friedrichshafen Vertreter der Jungen Nationaldemokraten mit einer Aktion auf sich aufmerksam. Vier Mal brachten Mitglieder der rechtsextremen Szene überdimensionale Plakate mit Parolen zum 8.Mai (wie 8.Mai doch sind wir frei?) an publikumswirksamen Orten an.
Insgesamt vier dieser riesigen Plakate brachten Vertreter der rechten Szene an: Am Moleturm in Friedrichshafen, am Schloss in Tettnang, an einer B31-Brücke in Mariabrunn sowie am Kreisel in Friedrichshafen-Berg. Damit demonstrierte die rechte Szene zum wiederholten Male ihre Präsenz im Bodenseekreis.
Den ganze Artikel des Südkuriers könnt ihr hier nachlesen.

27.04.2008
Überlingen (Südkurier 29.04.2008): Neonazis schlagen zu!!
In der Nacht zum So. den 27.04. griff ein mutmaßlicher Angehöriger der rechten Szene in der Überlinger Innenstadt einen 19-jährigen an und stieß ihn eine Treppe hinunter. Der herbeigerufenen Polizei zeigte der Neonazi den Hitlergruss.
Kurze Zeit später schlugen zwei Angehörige der rechtsextremen Szene am Seeufer in Überlingen einen Jugendlichen grundlos zusammen. Der Jugendliche erlitt dabei Gesichtsverletzungen.

30.03.2008
Meckenbeuren (Schwäbische Zeitung vom 24.04.08): Antisemitische SMS versand
Gegen neun junge Männer aus dem Landkreis Ravensburg und dem Bodenseekreis ermittelt die Polizei wegen des Verdachts der Volksverhetzung. Nach Polizeiangaben sollen die Männer im Alter zwischen 17 bis 21 Jahren bei einer Tanzveranstaltung in Meckenbeuren am Ostersonntag antisemitische und fremdenfeindliche SMS-Grußbotschaften mit dem Handy verschickt haben, die auf zwei Großbildleinwände projeziert wurden. Ein Besucher hatte die Polizei informiert

15.03.2008
Friedrichshafen (Antifa Ravensburg): Rechtsrock-Konzert mit ca. 400 BesucherInnen
Am 15. März fand in einer alten Ziegeleigrube nahe Friedrichshafen ein Rechtsrock-Konzert mit 400 Neonazis statt. Es traten regionale Bands wie z.B. die Bodenseerebellen sowie internationale Bands wie Mistreat, Blue Eyed Devils und Bound for Glory auf.
Zuvor fanden sich im Stadtgebiet von Friedrichshafen jede Menge frisch verklebter JN-Aufkleber.
Für den reibungslosen Ablauf des Konzerts sorgte der regionale Staatsschutz.

13.02.2008
Überlingen (): Gedenkdemo mit Fackelmarsch
Ca. 25 Neonazis demonstrierten heimlich mit einem Fackelmarsch in Überlingen. Anlass war die Bombardierung Dresdens durch die Allierten im Februar 1945.

26.01.2008
Ravensburg (Antifa Ravensburg):
Neonazistischer Übergriff auf DemonstrantInnen
Im Anschluss an eine antifaschistische Demonstration in Friedrichshafen kam es vor dem Ravensburger Bahnhof zu Angriffen von etwa 30 sogenannten "autonomen Nationalisten" auf abreisende DemonstrantInnen. Unter den Neonazis befanden sich auch auch Anti-Antifa-AktivistInnen (wie die bekannte Anne-Marie Doberenz, welche die Übergriffe mit einem Camcorder filmte). Die angegriffenen DemonstrantInnen konnten sich glücklicherweise unverletzt in einen bereitstehenden Zug zurückziehen.

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