Oppach/Sachsen: Demo nach Brandanschlag

Antifa 24.09.2008 01:41 Themen: Antifa Antirassismus
Nach dem Brandanschlag von Nazis auf Asylbewerber_innenheim in Oppach (Ostsachsen) gab es am 23. September eine Spontandemonstration mit 50 Teilnehmer_innen durch Oppach mit einer Kundgebung vor dem Flüchtlingsheim.
Rassistischer Normalzustand: Sachsen

In der Nacht vom 12. auf den 13.09.2008 fand ein Brandanschlag auf das Asylbewerber_innen in Oppach (Landkreis Görlitz/Sachsen) statt. Bisher unbekannte Täter_innen warfen aus einem Auto heraus zwei brennende Flaschen auf das Gebäude. Diese verloschen glücklicherweise, ohne dass Menschen verletzt wurden.
Dies war bereits der 13. Brandanschlag dieses Jahr in Sachsen. Daneben gab es in den letzten knapp zehn Monaten eine Unzahl von gewalttätigen rassistischen Übergriffen, sowohl in den größeren Städten als in kleineren Orten. Über die unmittelbare Gefährdung der Sicherheit von als „fremd“ wahrgenommenen Menschen hinaus führt dieser rassistische Normalzustand dazu, dass Migrant_innen ein Alltag ohne das Gefühl von Angst und unmittelbar erlebter Diskriminierung kaum mehr möglich wird. Verbreitete „harmlose“ rassistische Einstellungen in breiten Bevölkerungsschichten und versuchte Mordanschläge durch Nazis stehen dabei in einer Kontinuität.

Spontandemonstration!

Als Reaktion auf den Brandanschlag in Oppach besuchten am Abend des 23. September ca. 50 Antifaschist_innen das bei Bautzen gelegene Dorf. Mit einer lautstarken und sehr stimmungsvollen Demonstration ging es die Hauptstraße hinunter, vorbei an vereinzelten Einheimischen, von denen mensch aber nur ungläubige Blicke oder gar Beschimpfungen erntete. Einige Flyer, die den Brandanschlag, das Schweigen der lokalen und überregionalen Presse, und die menschenunwürdigen Bedingungen der Heimunterbringung von Asylbewerber_innen thematisierten, wurden verteilt bevor es weiter zum Asylbewerber_innenheim ging.

Kundgebung

Dort angekommen, versammelten sich die Demoteilnehmer_innen auf dem Innenhof zu einer Kundgebung, wurden aber von dort durch den selbst im Heim wohnenden und sich als Aufseher gerierenden Heimleiter, der keine „politischen Veranstaltungen“ vor Ort dulden wollte, wieder rausgeschickt. Am Tor sammelte sich aber schnell eine große Gruppe interessierter Menschen aus dem Flüchtlingsheim, und es kam zu einigen aufschlussreichen Gesprächen. Die Bewohner_innen sprachen mit den angereisten Antifaschist_innen über den Alltag im Heim, und erklärten dass es sich bei diesem Brandanschlag zwar um eine Eskalation, aber bei weitem nicht um einen Einzelfall handelte. Dass Nazis aus der Umgebung abends vor den Toren saufen, dabei Leute bedrohen und mit Gegenständen bewerfen, gehört hier zum erschreckenden Alltag, der weithin verschwiegen wird. Da es in der dörflichen Tristesse keinerlei kulturelle oder Freizeit-Angebote in erreichbarer Nähe gibt, und außerhalb des Heims ihre unmittelbare Sicherheit nicht gewährleistet ist, verlassen die Bewohner_innen das Heim äußerst selten.
Es wurde ein Redebeitrag gehalten, der den gesellschaftlich-rassistischen Normalzustand sowie die nicht hinnehmbaren Bedingungen der Unterbringung von Asylbewerber_innen zum Inhalt hatte, bevor die Spontandemonstration – die Zeit drängte leider – sich verabschiedete. Die Bewohner_innen des Heimes bedankten sich sehr herzlich bei den angereisten Antifaschist_innen für die Solidarität und Aufmerksamkeit, und es wurde die Idee geweckt, eine Fußball- o. ä. veranstaltung dort gemeinsam zu organisieren.

Spontandemonstration II

Mit weithin hörbaren Sprüchen wie „No border, no nation – Stop deportation!“, „Freedom of movement is evrybodys right – we are here and we will fight!” zog die Demonstration zurück zur Hauptstraße, wo noch einige Flyer verteilt wurden, bis sich hinter der Demonstration team green zu versammeln begann. Davon ließ mensch sich aber nicht beirren, und auch auf mehrmalige Nachfrage konnte niemand „Verantwortliches“ gefunden werden. Leider gelang es den Bullen schlussendlich doch noch, eine Personalienfeststellung vorzunehmen.

Persönliches Fazit

Es gehört zur grundsätzlichen antifaschistischen Arbeit, nicht bloß Nazis und dem deutschen Mob entgegen zu treten, sondern auch den Betroffenen von rassistischer Gewalt und Ausgrenzung Solidarität und Unterstützung zu leisten. Dafür war die Spontandemonstration ein wichtiger Schritt. Die Aufklärung der ortsansässigen „Zivilbevölkerung“, sofern mensch von einer solchen hier noch sprechen kann, ist dagegen kaum gelungen.

Im ganzen eine wichtige Aktion, deren Hauptziel erreicht wurde. Super, dass so viele Menschen gekommen sind!

No border, no nation – Stop deportation!Freedom of movement is evrybodys right – we are here and we will fight!

Und: LADENSCHLUSS JETZT! DEMONSTRATION AM 18.10. IN DRESDEN! http://ladenschluss-jetzt.org
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Ergänzungen

Brandanschlag auf Flüchtlingsheim

antifa.sozialbetrug 24.09.2008 - 14:39
Im sächsichen Oppach in der Oberlausitz südlich von Bautzen an der tschechischen Grenze wurde in der Nacht auf den 14. September ein Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim verübt. Unbekannte warfen zwei Molotow-Cocktails auf das Gebäude, die ohne größeren Sachschaden anzurichten erloschen. Die Betreiberfirma ABUB verweigert jegliche Auskunft.

Brandanschlag auf Flüchtlingsunterkunft in Oppach (Kreis Görlitz)
 http://www.freie-radios.net/mp3/20080918-brandanschla-24114.mp3

 http://antifasozialbetrug.siteboard.de/antifasozialbetrug-post-3042.html#3042

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NAZILÄDEN SCHLIESSEN!!!
 http://antifasozialbetrug.siteboard.de/antifasozialbetrug-about51-60.html

 http://www.myspace.com/antifasozialbetrug

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Sprüche

graugrünblau 24.09.2008 - 09:27
Mit Maximalforderungen in englischer Sprache bei der Bevölkerung in Oppach punkten zu wollen, find ich ein bisschen weit aus dem Fenster gelehnt. Ihr habt sicherlich auch noch mit anderen Mitteln versucht, diese aufzuklären. Daher vollste Unterstützung für diese Aktion.

Woher weiss man denn, dass das "Nazis" waren,

wenn in der Meldung 24.09.2008 - 11:38
von "bislang unbekannten Tätern" die Rede ist ?

@ Antifaschist

charliebrown 24.09.2008 - 14:38
"evrybodys right"
Lernt doch zuerst ein Mal Englisch.

@ komischer mensch?!

richtmikrofon 26.09.2008 - 11:18
vieleicht weiss mensch es ja von dummen nazis die mit solchen aktionen vor leuten im internet prahlen...
;-)