Erlebnisbericht zur Blockade "Am Malzbüchel"

AFA Aachen 21.09.2008 14:06 Themen: Antifa Antirassismus Repression
Der folgende Text ist einerseits eine kurze Zusammenfassung meine Erlebnisse bei der Blockadeaktion des "Hingesetzt-Bündnisses" an der Ecke "Malzbüchel"/"Heumarkt" und soll darüber hinaus anhand der geschilderten Zusammenhänge eine Analyse und Kritik zur Lieblingsfrage der aktionsorientierten, autonomen Linken, nämlich der Militanzfrage liefern.
Erst einmal zu meinen persönlichen Erlebnissen am 20.09. Ich bin mit meiner Bezugsgruppe schon früh um kurz vor acht am Hbf angekommen, so dass wir uns noch weitgehend ungestört einen Überblick über die Situation und Stärke der Polizei machen konnten. Nach einem kleinen Abstecher auf den Heumarkt, wo die Hansel von "Pro Köln" schon eifrig ihren schwarz rot goldnen Toilettenwagen in Stellung brachten ging es weiter zum Gürzenich wo erst mal Frühstück gefasst wurde. Die Organistation der der Blockadetrupps mit farbigen Handzetteln und zugehörigen Fahnen war sehr gut durchgeführt und so standen wir um halb Zehn mit ca. 250 Leuten vor der Polizeisperre an der Ecke "Malzbüchel"/"Heumarkt". Ein Überwinden oder Umfliessen der Sperre war leider nicht möglich, erschien aber auch weder nötig noch sinnvoll, also richteten wir uns auf der Strasse ein, bildeten Ketten und Sitzblockaden. Nachdem anfänglich noch zwei einzelne Proler am Rand der Blockade und unter Schutz einer BFE durchbrechen konnten stand die Blockade, nachdem Verstärkung vom Gürzenich eingetroffen war um Zehn Uhr perfekt. Alle weiteren Versuche von Einzelpersonen oder Kleingruppen, auf den Heumarkt zu gelangen scheiterten kläglich, bei einigen besonders penetranten Versuchen die Blockade mit Gewalt zu durchbrechen kam es auch zu Farbbeutel und Eierwürfen oder einer erfrischenden O-Saftdusche.
Den Cops in unserem Rücken hatten wir auch unmissverständlich klargemacht, dass wir auf keinen Fall freiwillig unsere Blockade räumen würden und sie eine Räumung nur gegen massive Gegenwehr und unter Anwendung unmässiger Gewalt (also hässlicher Pressebilder) durchsetzten könnte. Weitestgehend verhielt sich die Einsatzleitung der Polizei vor Ort dementsprechend auch deeskalierend, wenn man vom Auffahren eines Wasserwerfers und einzelnen unfähigen Bullen an der Absperrung (O-Ton: "Ihr seid doch alles Assoziale linke Wichser. Nix bessere zu tuen als Samstags Frauen und alte Männer zu verprügel." und zur Festnahme eines Autonomen durch die BFE "Die sollten mich mal machen lassen, da würd ich aber keine Gefangenen machen. Nee keine Gefangenen, ich würd' die alle platt machen.") absieht. Die Stimmung in der Blockade war also entspannt und die Motivation wurde durch das Strassentheater der "bunten Funken", der Clownsarmy so wie einiger Jonglier und eines Trompeters aufrecht erhalten.
Um ca. halb zwölf kam dann ein Block schwarzgekleideten Vermummten auf die Blockade zu, ohne Vorwarnung flogen erste Flaschen
und Feuerwerkskörper, die vor und teilweise auch in der Blockade landeten und dort Demonstranten verletzten. Die zwei BFE Trupps, die sich als einzige Bullen auf der Seite der Blockade befanden gingen zum Angriff über mussten aber schnell feststellen, das sie zahlenmässig hoffnungslos unterlegen waren, und standen jetzt nervös zwischen 150 vermummten Randalieren und den 300 Blockieren auf der anderen Seite. Die Polizei reagierte mit der Aufforderung an alle Unbeteiligten den Platz zu räumen, und drohte mehrfach den Einsatz von Wasser an. Die Demonstranten in der Blockade sahen sich selbst bis auf wenige Ausnahmen aber keineswegs als Unbeteiligte, und antworteten nur mit einem lauten "Wir bleiben Alle!" und setzten sich um ihre Entschlossenheit zu demonstrieren in Ketten vor die Absperrung. Von Seiten der Randalierer kam es nun zu weitern Wurfattacken, neben weiteren Böllern landete auch ein leerer Getränkekasten auf den Köpfen der Blockierer, die Angriffe wurden nun mit kraftvollen "Haut ab" und "Keine Gewalt (gegen Leben)" Sprechchören beantwortet.
Die Situation entschärfte ich erst, als die Krawalltruppe sich wieder in die "Rheingasse" zurückzog in der sie dann noch ein Paar Papiercontainer in Brand setzte um dann kurze Zeit später von nachrückender Bullerei gekesselt zu werden.
Gegen Eins kam dann über Lauti zuerst von der Polizei und dann auch aus vertrauenswürdiger Quelle die Nachricht, dass die Kundgebung auf dem Heumarkt aufgelöst sei.

Ich denke anhand der oben geschilderten Begebenheiten kann Mensch sehr schön über Sinn und Unsinn so wie die Legitimation von militanter Aktion nachdenken.
Zuallererst möchte ich sagen, dass ich Militanz in der politischen Auseinandersetzung nicht ablehne (nichtzuletzt ist auch eine Sitzblockade zumindest nach geltendem Recht eine illegale Gewatanwendung), aber Militanz ist immer gebunden an eine Form von Gewaltausübung, und Gewalt muss legitimiert und verhältnissmässig sein. Es mag bei der Diskussion über die Legitimation strittige Grenzbereiche geben, aber es gibt auch Sachen die gehen gar nicht. Zu diesen Tabus zähle ich die mutwillige Gefährdung Dritter. Ob man den Strassenkampf gegen die Polizei als revolutionären Akt oder als Selbsverteidigung gegen strukturelle Gewalt betrachten kann oder nicht ist dabei erst mal jedem selbst überlassen, aber Steine auf ungeschütze, friedliche Menschen zu schmeissen, nur weil man die Bullen gerade mal nicht treffen kann ist echt das letzte. Dass durch diese zwanghafte Gewaltanwendung nicht nur die Gesundheit von Mitdemonstranten ernsthaft gefährdet worden ist, sondern auch die Aufrechterhaltung der Blockade zeigt wie der schwarze riot-mob denkt oder eben nicht denkt. Es geht den Leuten keineswegs um ein höheres Ziel, das dann auch Opfer rechtfertigt, sondern um das Ausleben einer pervertierten Form des Widerstands.
Bevor ich jetzt wegen meiner Kritik als Naziposter diffamiert werde möchte ich noch schnell aufzeigen unter welchen Bedingungen ein militanter Angriff auf eine der Polizeisperren am Heumarkt meiner Meinung nach legitim gewesen wäre. Nämlich zum einen dann, wenn es Pro Klön irgendwie gelungen wäre in wahrnehmbarer Zahl auf den Heumarkt zu gelangen und zum andern dann, wenn die Cops begonnen hätten die Blockaden unter massiven Zwangsmitteln zu räumen. Beide Bedingungen waren nicht erfüllt, deshalb sind die Randalierer für mich nichts anders als Randaliere - sie sind nicht links und auch keine Antifaschisten und ganz bestimmt nicht emanzipatorisch, und wenn doch, dann sollten sie mal über Nutzen und Legitimation ihrer Aktionen nachdenken.
Ich würde mir wünschen, dass Antifaschisten und andere Aktivisten sich in Zukunft häufiger deutlich von solchen Menschen distanzieren und sie wenn nötig auch unter Zwang von einer Aktion ausschliessen, so wie es gestern geschehen ist. Vielleicht ist es zum Teil auch ein Kommunikationsproblem innerhalb der AFA, da Militanz dort gerade nach aussen oft zu Peergroupbildung und zur Imagepflege eingesetzt wird.
Militante Aktionen können durchaus zum Erfolg führen wo andere Mittel versagt haben (siehe "Moby Dick" und ausgebrannter Signalkasten an der S-Bahn zum Flughafen) aber sie sollten nicht zum Mittel der Wahl werden und sie dürfen nie unreflektiert eingestetzt werden.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

woanders diskutieren

oldschool 21.09.2008 - 15:09
irgendwie komme ich mir ja langsam vor wie ne tibetanische Gebetsmühle: aber zum 100sten Mal (und ich poste es auch -wenn nötig- noch hundert mal).

So schlimm dieser Vorfall erstmal sein mag (wenn er so stattgefunden hat, und solange das keiner ausdrücklich dementiert, muss davon erst mal ausgegangen werden)

ER HAT NIX ABER AUCH GARNIX HIER AUF INDYMEDIA ZU SUCHEN.

dieser Vorfall gehört in die entsprechenden Nachbereitungen oder lokale/überregionale Strukturen, aber in einem Medium wie Internet mit Kommentarfunktion macht das keinen Sinn.

und zwar NICHT weil falsche Militanz nicht kritisiert werden soll oder darf, sondern

-er leistet nur Spekulationen und Fake-Debatierern Ansatzpunkte und beinhaltet immer die Gefahr, dass unerfahrenere User hier wirklich gefährliche Sachen aus naivität äussern

-es ist eine anonyme Debatte, die keinerlei Konsequenzen dort hat, wo sie sein müssten; in den entsprechenden Zuammenhängen und Gruppen

-es nutzt vor allem hier mitlesenden Bullen und VS um Vorgänge evetuell noch lückenloser rekonstruieren zu können, als sie es dank ihrer flächendeckenden Kameraüberwachung eh schon können (den nazis sicher weniger, weil sie damit konkret nicht viel anfangen können, wobei ich die ersten beiden Gründe wesentlich entscheidender finde.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: wenn das so gelaufen ist, ist deine Wut auf die mutmasslichen Antifas(?) natürlich berechtigt und das muss auch thematisiert werden, aber eben nicht hier und nicht so.

hab ich anders gesehen

Gine 21.09.2008 - 15:29
ich war etwas weiter vorn in der Straße.
Da war zu beobachten, dass die Bullen angefangen haben mit der Provokation. Sie sind plötzlich völlig grundlos auf die Schwarzgekleideten zugerannt und haben diese in eine Seitenstraße getrieben. Nach einer Weile kamen meiner Meinung nach alle wieder. Sowohl Polizisten als auch Autonome. Also war die Aktion nur zum Erschrecken und Provozieren da.
Vorher gab es nach meiner Beobachtung keine Aggression der Autonomen gegen Polizisten. Allerdings einiges an Aggression gegen einzelne Faschos, die weggetrieben wurden.
Die Situation ist erst später eskaliert, nachdem die Bullen angefangen hatten. Ich hab mich verdrückt, als sie angefangen haben, ihre Tränengassprays zu schütteln. Da flogen aber noch keine Steine.
Den Rest habe ich nur aus der Ferne beobachtet, da ich Kinder dabei hatte. Ich habe nur vereinzeltes Knallen gehört und auch den Getränkekasten gesehen, der Richtung Blockade geflogen ist.
Insgesamt finde ich diese Aktionen auch nicht gut, vor allem meine Kinder waren von der ganzen Gewalt etwas geschockt.
Aber nach meiner Beobachtung sind diese Prügelbullen so oft auf die Autonomen zugerannt, bis diese sauer wurden. Dazu braucht es wahrscheinlich nicht viel, trotzdem wurde von Seiten der Bullen provoziert.
An der Absperrung aber wurde andererseits meine Tocher von einer Polizistin aus dem Gedränge gezogen und geschützt, als es mal, für mich völlig unerwartet, sehr eng wurde. An dieser Stelle ein Dankeschön dafür! Und auch an die beiden, die meinem Sohn rausgeholfen haben und sich auch um ihn gekümmert haben, bis ich rauskam! Ich hatte selbst so nen Schock, dass ich das Dankesagen wahrscheinlich vergessen habe.


Verletzter in Rheingasse

12345689 21.09.2008 - 15:35
Wer weiß etwas über den vom SEK verletzten, bewußtlosen Genossen in der Rheingasse ?
ist er wieder fit ? Was war da überhaupt los? War das der Grund das die bullen gekesselt haben ?

Diskussions-Forum

AFA Aachen 21.09.2008 - 15:35
Ich stimme überein, dass Indymedia kein Diskussionsforum ist auch kein anonymes, aber ich denke dieser Artikel hat auch seine Berechtigung, wenn er erreicht, dass andere Kleingruppen auf das Thema und seine Relevanz aufmerksam werden.
Ich für meinen Teil diskutiere es natürlich auch und mit mehr tiefe im meinem Umfeld.
Bezüglich unerfahrenen Personen muss ich sagen, dass ich gerade diesen solche Infos nicht vorenthalten möchte (sehe die beschriebene Gefahr zwar, halte sie aber nicht für hinreichend, um mich selbst zu zensieren).
Bezüglich repressiver Massnahmen gegen Randalierer muss ich gestehen, dass sich mein Mitleid in Grenzen hält, ich bin der letzte der sich unsolidarisch verhält (nichtzletzt hat unsere Blockade auch den Zugriff der Cops auf den Blackblock / die Verstärkung der zwei eingeschlossenen BFEs verhindert) aber ich kann doch nicht freien Informationsfluss einschränken, um Randalierer vor Strafverfolgung zu schützen (bemühe mich natürlich trotzdem keine kitischen, verwertbaren Infos zu veröffentlichen).

Von mir

Hase 21.09.2008 - 15:38
Ich habe mich auch an dieser Blockade beteiligt. Mir ist unangenehm aufgefallen, dass unnötigerweise die so genannten Autonomen (oder aber einfach nur schwarz verkleideten) sich an Sachen des Hotels am Rande der Blockade vergriffen haben. So wurden Blumenkübel umgekippt und dann hingeschmissen um Wurfgeschosse zu bekommen. Aber gegen wen? Wie oben geschildert verhielten sich die Bullen ruhig und weit und breit war kein Rassist zu sehen. Als ich später einmal um den Heumarkt gelaufen bin begegneten mir ständig "schwarz Verkleidete" die anscheinend den ganzen Tag vermummt rumliefen - grundlos. Auf mich wirkte das nur lächerlich. Vielleicht brauchen die Jungs das Gepose um erwachsen zu werden.
Auch ich denke, dass Millitanz seine Berechtigung hat. Aber alles zu seiner Zeit und zur passenden Situation.

Nachfrage

Nachfrager 21.09.2008 - 15:48
Ist es den sicher, dass es nicht die angeblich auch so autonomen Nationalisten waren? Ich meine ja nur, weil aus der Beschreibung geht nicht 100%ig hervor wen die jetzt angegriffen haben. Die Cops hinter der Blockade, oder die Blockade selbst?

Zeitlich wohl ganz clever und organisatorisch mangelhaft kam dann aus Richtung Rhein eine bis dahin völlig harmlose (im Sinne von friedlich, nicht von leise) Demo genau zwischen die anrückenden Cops und der Blockade aus der Seitengasse. Wir hatten etwas Glück und vor allem "zivile" Outfits und konnten uns knapp, aber erfolgreich rausziehen.

Dann ergingen die drei schnellsten Vorwarnungen die ich je gehört habe, von wegen Auflösung an die Eingekesselten. "Verlassen Sie den Ort..." Da haben selbst zufällige Beobachter aus der Nachbarschaft bemerkt wie Cops vorgehen um ihren Einsatz zu rechtfertigen.

@Nachfrager

blockierer 21.09.2008 - 16:04
Ich war auch bei besagter Blockade und es waren mit Sicherheit linke DemonstrantInnen, die die Bullen angegriffen und, im Eifer des Gefechtes, auch die Leute in der Blockade getroffen, oder dies zumindest in Kauf genommen haben (ein leerer Bierkasten ist auf jeden Fall mitten in die Blockade hineingeflogen und ein Böller direkt neben meinem Fuß hochgeangen). Auch ich bin nicht prinzipiell gegen militante Aktionen, wenn sie halbwegs sinnvoll sind. Aber in diesem Fall war es echt dumm, da die Bullen auch gerade wieder dabei waren sich zurück zu ziehen. Die eigenen Leute wurden völlig unnötig gefährdet und der "schwarze Block" hat sich durch diese Aktion unter den gemäßigteren BlockiererInnen ein paar neue Feinde gemacht.

Ingewahrsamnahmen / GESA

muss ausgefüllt werden 21.09.2008 - 17:04
NRhZ-Online - Neue Rheinische Zeitung

Skandalöser Polizeieinsatz nach erfolgreichen „pro Köln“-Blockaden
Köln (NRhZ/BgpK, 21.9.) 500 DemonstrantInnen aus dem „Bündnis gegen pro Köln“, das erfolgreich den europaweiten Rassistenkongress am Wochenende verhindert hatte, wurden am Samstagnachmittag von der Polizei mit Bussen in die „Gefangenensammelstelle“ Brühl verfrachtet, dort bis zum Sonntagmorgen zwischen 5 und 8 Uhr in „Käfigen“ festgehalten und nach Mitteilung des Bündnisses teilweise „rechtswidrig und menschunwürdig behandelt“. Die Festnahmen erfolgten nach dem Verbot der „pro Köln“-Veranstaltung als die Gegendemonstranten auf dem geräumten Heumarkt nur noch den Erfolg feiern wollten. Bei Verhandlungen von Stadtdirektor Kahlen, Jörg Detjen von der Linksfraktion und einem Vertreter des „Bündnis gegen Pro Köln“ mit Polizeieinsatzleiter Tiemann wurde von diesem am Ende des Gesprächs eine Zahl zwischen 50 und 60 Personen genannt, die nach Brühl gebracht werden sollten. Die in Anwaltskreisen nicht eben als polizeikritisch bekannte Richterin des Amtsgerichts Köln, Frau Nagel, war ab 17 Uhr in Brühl. Bis 22 Uhr schaffte es die Polizeiorganisation vor Ort, ihr gerade mal 7 Leute von den ca. 500 Festgenommenen vorzuführen. Bei allen ordnete Frau Nagel die Freilassung an, da kein weiterer Haftgrund bestünde. Danach gab es keine weiteren Vorführungen mehr, weil die Polizei angeblich eine neue „Lagebeurteilung“ für die Stadt Köln hatte und die Gefangenen nicht in die Stadt zurücklassen wollte. Die Richterin verließ daraufhin unter Protest gegen das Polizei-Chaos in Brühl die „Gefangenensammelstelle“. Danach gab es keine/n Haftrichter/in mehr. Drei Rechtsanwälte vor Ort durften nur in wenigen Fällen Kontakt zu ihren Klienten in den „Käfigen“ aufnehmen, obwohl ihnen das rechtlich zustand. Viele der Festgenommenen wollen Strafanzeige gegen die Polizei wegen Freiheitsberaubung erstatten. Mehr in der nächsten NRhZ.

 http://www.nrhz.de

@paddy

Gine 21.09.2008 - 17:35
ich finde es eher witzig, dass du denkst, Kinder hätten keine politische Meinung. Unsere Kinder schon. Das Thema Drittes Reich und Nazis wurde in der Grundschule behandelt und sie sind sehr offen für politisches Geschehen. Wir diskutieren in der Familie darüber und die Kinder fragen sehr viel nach. Sie haben eine sehr klare Meinung zu Faschismus und Ausgrenzung einzelner Bevölkerungsgruppen im Großen wie im Kleinen. Diese Meinung wollten sie zum Ausdruck bringen und deshalb sind wir zur Demo.
Sie hatten übrigens auch eine sehr klare Meinung zu der teils gewalttätigen Vertreibung der einzelnen Faschos. Die fanden sie nicht gut. Passiven Widerstand finden sie hingegen gut und das wollten wir leisten. Wenn sich Köln quer stellt, warum dann nicht die Kinder?

Als es brenzlig wurde, sind wir zur Seite gegangen. Bzw. haben das Geschehen von weitem beobachtet.
Deshalb kann ich auch nur etwas zum Anfang der Provokationen sagen.
Ich bin nach wie vor der Meinung, dass es keinen objektiven Grund gab, dass die vermummten Polizisten die Jagd begonnen haben.
Die Situation, dass wir mal eingequetscht waren, hat sich daraus ergeben, dass einige grün gekleidete Polizisten versucht haben, einen, der auf den Kongress wollte, mit Gewalt durch die Blockade zu quetschen. Allerdings habe ich das auch nicht genau gesehen, da ich ja mitten im Getümmel war und nicht grade die größte bin.

Barrikade am Malzbüchel - Bericht

Böser Chaot 21.09.2008 - 17:49
Sagt mal, reden wir hier vom selben Ereigniss? Halb 12?

Meiner Meinung nach war der Barrikadenbau in der Straße "Am Malzbüchel" (die obere Straße, in der sich in einer Biegung die Blockade befand) eine bewusste Provokation der Militanten, eben um den Abbruch des Rassistenkongresses zu erwirken; es war aber auch eine Reaktion auf das Vorrücken der USK-Einheiten vor die Blockade.

Nach dem Erscheinen einiger USK´ler (nicht BFE, das war ganz sicher das bayrische USK) vor der Blockade wurden in ca. 100 m Abstand einige Absperrgitter, Blumenkübel und Mülltonnen auf die Straße geschoben; dahinter waren dann ca. 150 Antifas, welche die immer größer werdende Bullentruppe zwar aus der Ferne mit Steinen und Flaschen attackierte, aber sicher nicht in die Blockade (die ja hinter den Bullen war) warfen.

Die Bullen stürmten dann die Barrikade, welche zwischenzeitlich auch in Teilen brannte, und die Antifas zogen sich Richtung Rhein zurück.

Soweit ich das überblicken konnte, wurden da keine eigenen Leute angegriffen, sondern einfach die Bullen beschäftigt (deren Aufziehen vor der Blockade sah ja nicht gerade friedlich aus, das hätte auch ein Vorbereiten auf´s Räumen sein können).

ok verstanden und nicht ok nicht verstande

paddy 21.09.2008 - 18:04
@gine
Ok zum ersten punkt. da hast du recht. auch kinder können und haben eine meinung zum thema faschismus.
zum zweiten allerdings: du weißt nie was passiert. ein politischer konflikt ist immer riskant. zum bsp. taucht eine gut organisierte 200 mann truppe nazis auf und schlägt um sich.und die nehmen bestimmt keine rücksicht auf kinder. es gibt tausende anderer szenarien die möglich sind. gut ich weiß jetzt nicht wie alt deine kinder sind. aber kleinkinder würde ich in jedem fall bei sowas raus lassen.

Rheingasse

ImKessel 21.09.2008 - 18:09
"Auch nach dem Verbot setzte sich die Gewalt fort. Gegen 16.00 Uhr gingen Einsatzkräfte gegen kriminelle Randalierer massiv vor und setzten insgesamt ca. 500 gewalttätige Störer in der Rheingasse (ca.150), Malzmühle/Filzengraben (ca.150) und Siegburger Straße (ca.200) fest. Zur Verhinderung weiterer Straftaten und wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs wurden sie in Gewahrsam genommen. Sechs Polizisten wurden leicht verletzt und konnten nach ambulanter Behandlung entlassen werden."

 http://www.direktbroker.de/news-kurse/details/Polizeimeldungen/ots:+Polizei+K%C3%B6ln+++POL-K/19614077


So ein schwachsinn!

Video

AFA Aachen 21.09.2008 - 18:49
schwarzer mob vormiert sich vor blockade, blockade antwortet "haut ab" + "keine Gewalt"
 http://de.youtube.com/watch?v=5Aljvsapfrk&feature=related

USK rennt sinnlos in der Gegen rum; Blockade "wir bleiben hier"
 http://de.youtube.com/watch?v=vg9IIeavPMU&feature=related

Bekanntgabe des Verbots für Pro Köln :)
 http://de.youtube.com/watch?v=xd9YXOUjc7E&feature=related

Anderer Verlauf

Blockadeteilnehmer 21.09.2008 - 19:53
Hallo AFA Aachen,

ich war am selben Ort zur selben Zeit und habe dennnoch etwas völlig anderes erlebt.
Die Blockade stand am Anfang alles andere als sicher, mindestens drei Kongressteilnehmer sind durch unsere zu diesem Zeitpunkt (ca. 10:00 Uhr) noch sehr lockeren Reihen gekommen.
Danach wurde sich untergehakt und es lief etwas besser.
Als die von dir beschriebenen Auseinandersetzungen begangannen, stand ich mit meinen FreundInnen in der Kette an der Seite der Blockade, wo der BfE-Trupp kam. Der BfE-Trupp begleitete mindestens eine Person in zivil, den sie vermutlich durch die Blockade bringen wollten. Die Blockade schloss sich enger zusammen und von dem Antifas flogen einzelne Kracher. Sofort erschallten "Keine Gewalt"-Rufe aus der Blockade. Jetzt flog der ungezielte (leere!) Wasserkasten in die Blockade, was natürlich bescheuert ist, aber sicher niemenden verletzt hat. Die Bullen mußten ihren Versuch, die Blockade zu brechen, aufgeben und wandten sich gegen die militanten Antifas. Spätestens jetzt folgten die "Haut ab!"-Rufe, die eindeutig gegen die militanten Genossinnen und Genossen gerichtet waren. Der Gipfel des unsolidarischen (und wie ich finde miesen) Verhaltens eines großen Teils der Blockade-TeilnehmerInnn war, dass sie klatschten, als ein Antifa festgenommen wurde.
Wir versuchten mit anderen Parolen die Voraussetzungen für ein gemeinsames Vorgehen zu schaffen. ("Alle - zuammen - gegen die Faschisten!" und "Gewaltfrei oder militant, wichtig ist der Widerstand!"). Da dies nicht erfolgreich war, haben wir die Blockade verlassen und uns einer anderen Blockade angeschlossen.

Die Kesselung in der Rheingasse fand übrigens ca. 1-2 Stunden später statt. Die Demonstration kam von der Blockade am Rheinufer und der Kessel hatte keinerlei Zusammenhang mit dem von dir geschilderten "brennenden Papiercontainer".

Die militanten Antifas haben auch nicht versucht, die Polizeisperre zu durchbrechen, sondern haben die außerhalb agierenden BfE-Bullen angegriffen. Wenn sie die Polizeisperre angegriffen hätten, hätten sie ja über uns drüber werfen müssen und dies hätte ich absolut unverantwortlich uns gegenüber gefunden.

Andere Beobachtung

ich 21.09.2008 - 20:52
Hallo,
ich muss Gine zustimmen. Ich stand auch in der Blockade, und es ist hundertprozentig so gewesen, dass die Beweissicherungseinheit angefangen hat. Alles war friedlich, kein Nazi kam durch und die Autonomen haben die, die es versucht haben weggetrieben. Dann fuhr die Polizei einen Wasserwerfer auf, ließ seinen Motor (den für die Pumpe) an und schickte die Beweissicherungstruppe los. Und die haben dann auch um sich geprügelt. Danach kam noch bayerisches USK dazu - ich tipp mal zwei Hundertschaften. Dann haben die Autonomen angefangen sich zu verteidigen. Dabei haben einige Idioten, die allerdings eher (räumlich) neben den Autonomen standen, Sachen auch auf Polizisten zu werfen, die gerade durch die Blockade brechen wollten. Dabei wurden dann auch Blockierer getroffen, ich hab zwei Flaschen und einen Getränkekasten gesehen. Wobei der Getränkekastenwerfer - wie ich gesehen hab - sofort danach Stress mit den um ihn Stehenden (auch Autonome) bekommen hat, und die ihn weggeschickt haben. Unschön war am Ende die Konfrontation: vorne schwarzer Block, hinten Polizei mit Wasserwerfer und dazwischen die Blockade. Da gabs einige (scheinbar sehr junge) Autonome, die vielleicht über den Einsatz von Militanz nachdenken sollten - es für alles einen richtigen Ort und eine richtige Zeit.
Wie auch immer, die Polizei hat es eskaliert, die Blockierer (und später auch die Autonomen) haben es deeskaliert.

Straßenschlacht

- 21.09.2008 - 21:01
Die Randale gingen an der Malzmühle übrigens erst los, nachdem der Kongress schon von offizieller Seite abgesagt wurde!

Blockade Malzbüchel

Polizeitaktik_ - Antifa_Spähtrupp 21.09.2008 - 21:17
Die eingesetzten USK-Einheiten rannten zwar erst ein wenig verplant rum, setzten dann aber die gleiche Taktik ein, wie am 1. Mai in Wuppertal.
Die Blockade der Kollegen am Straßenende, durch eine Blockade am Straßenanfang unterstützen. Dann die eindeutigen Bezugsgruppen und umstehenden Personen durch 2 weitere Einheiten auseinander zu treiben.
Dann die Straße, durch eben diese Einheiten zu dritteln.

Zur weiteren Unterstützung rückten dann noch SEK-Einheiten auf.



Lasst euch nicht verarschen

ich08 22.09.2008 - 10:24
Zu der Blockade am Heumarkt/Rheingasse:

Es war so dass der Trupp BFE die ganze Zeit provozierte, er bewegte sich zwischen den BlockiererInnen und anderen, teilweise vermummten AntifaschistInnen. Sie begannen Personen herauszupicken, sie schauten diese provozierend an, liefen umher, wer diese Einheit kennt, weiß dass das ausreicht um den Verdacht zu bekommen, mensch selbst wird gleich festgenommen. Dann begannen sie auf einmal einer Gruppe Antifas hinterherzulaufen, als dies scheiterte, zogen sie sich wieder auf Höhe Blockade zurück. Immer mehr Menschen kamen auf die BFE zu, irgendwann sahen diese ein, dass sie zu wenige sind und verzogen sich, jedoch hatten inwzischen genug Leute Wut und griffen die BFE an. Dabei wurden leider auch Flugkörper wie etwa Böller und der erwähnte Bierkasten (leer) in die Blockade geworfen. Dies war sicher ungewollt und bescheuert, mindestens genauso dämlich ist es aber sich mit den Bullen zu solidarisieren, Antifas "Haut ab!" entgegenzurufen. Wer nicht verstehen will dass es die Bullen, in Bestimmung ihrer Funktion als TrägerInnen des Gewaltmonopols, niemals mit friedlichen Mitteln versuchen werden, dass in ihren Reihen viele Aggro-gewaltgeilen Typen umherstolzieren, der sollte lieber gleich zu Hause bleiben. Erst später, als sich die Antifas Richtung Rheingasse zurückzogen, dort Barrikaden errichteten, kam das Bayerische USK, dies wurde dann ebenso militant angegriffen, spätestens jetzt bestand keine Gefahr mehr für die BlockiererInnen, doch immer noch standen diese teilweise feindlich den anderen Antifas gegenüber.
Es muss endlich verstanden werden, dass nur die gemeinsamen, vielfältigen Aktionsformen den Abbruch solcher Veranstaltungen bewirken. Verabschiedet euch davon, dass alleine tolle, bunte Bilder, von Menschen die friedlich blockieren und vermeintliche positive Presseechos erzeugen, organisierte Nazis und RechtspopulistInnen bekämpfen können. An diesem Tag wurde ohnehin viel zu sehr der Rassimsus von Pro-Köln und nicht der, welcher unter zahlreichen bürgerlichen Vereine, Parteien und Personen kursiert, angegriffen.
Welchen Sinn es aber wie gesagt macht, Gegenstände auf Höhe einer Blockade zu werfen, müssen sich andere stellen, diesen aber zu unterstellen, dass es eine bewusste Aktion war, grenzt an Spalterei und Dummheit.

Rheingasse / EA

Bezug 22.09.2008 - 11:37
Bilder von der wirklich krassen Verhaftung in der Rheingasse

 http://augenzeuge.stern.de/fc/picture/1209571/?filter=UserID&value=151532
 http://augenzeuge.stern.de/fc/picture/1208764/?filter=UserID&value=151532

Es wurden keine Sanitäter zu ihm durchgelassen. Auch der Anwalt vom EA wurde aufgehalten.

A propos EA: Hier auf Indy einfach erst denken, dann schreiben (besonders, wenn mensch nicht anonym surft).

Hier die Infos vom Kölner EA:


 http://ea-koeln.de/


Gedächtnisprotokolle
Published
by
Admin
on September 21, 2008
in Aktuelles
. 0 Comments

Am gestrigen Samstag hat die Polizei Köln um die 500 Gegendemonstrant_innen gegen die Rassist_innenkonferenz in Gewahrsam oder festgenommen und in die Gefangenensammelstelle nach Brühl verschleppt. Insgesamt sind die meisten Betroffenen inklusive der vorangegangenen Einkesselungen mehr als 12 Stunden von der Polizei ihrer Freiheit beraubt worden. Richterliche Beschlüsse dafür gab es nicht, sodass die Polizei Köln dieses Vorgehen mit allen Begleitumständen zu verantworten hat.

Der EA-Köln ruft alle Betroffenen auf, ein Gedächtnisprotokoll dazu zu schreiben und eine Kopie an die Rechtsanwältin Anni Pues, Hausdorffstraße 9, 53129 Bonn zu schicken. Dabei bitte angeben, wie du zu erreichen bist und ob du bereit bist, als Kläger_in oder Zeug_in gegen das Vorgehen der Polizei aufzutreten. Von Interesse ist vor allem die Beschreibung der Umstände in Kesseln und in der Gefangenensammelstelle in Brühl. Zum Schreiben eines Gedächtnisprotokolls beachte bitte die Hinweise in der Rubrik Repression/Gedächtnisprotokoll.
Der EA und die befreundeten Anwält_innen werden in den nächsten Tagen prüfen, ob nicht doch mal ein juristisches Vorgehen gegen das Verhalten der Polizei angebracht ist und geklagt werden soll.

Die Polizei Köln behauptet inzwischen, dass niemand mehr in der GeSa oder im Polizeipräsidium festgehalten wird. Der EA bittet nochmal alle, die das noch nicht getan haben, sich unter 0221-9327252 zurück zu melden, wenn sie gestern eingekesselt oder nach Brühl verschleppt worden und inzwischen wieder frei sind.
Gewahrsamnahmen und Festnahmen
Published
by
Admin
on September 20, 2008
in Aktuelles
. 0 Comments

Am heutigen Samstag hat es mehrere Einkesselungen durch die Polizei gegeben. Ein Teil der Eingekesselten wird zur Identitätsfeststellung in die Gefangenensammelstelle nach Brühl gebracht. Die Polizei richtet sich auf 400 Personen ein. Wir haben Anwält_innen vor Ort, die sich um die Leute kümmern.

Bitte ruft heute nicht beim EA an, um nach dem Verbleib der Betroffenen zu fragen, da wir die Leitungen für diese selbst und Melder_innen von Festnahmen frei halten wollen. Es kann mehrere Stunden dauern, wahrscheinlich bis in die Nacht hinein, bis die Betroffenen wieder frei kommen. Erst heute Nacht wird sich zeigen, ob es Leute gibt, die die Polizei länger festhalten will.

Für alle, die am morgigen Sonntag noch Leute vermissen oder Fragen haben, wird es eine EA-Sprechstunde um 16 Uhr im Convergence Center in der Neuerburgstraße in Köln-Kalk geben. Das CC hat angeboten, dass alle, die Leute vermissen, auch schon früher ins CC kommen können. Dort gibt es Essen und Schlafplätze.

Wir bitten außerdem darum, dass sich alle Leute, die aus dem Gewahrsam wieder frei kommen, beim EA sofort frei melden.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 18 Kommentare an

Militanz... — Borkenarrow

Ja! — gut

@Gine — Beobachter

posting bezieht — sich

danke oldschool! — nixname

Unbekannte Vermummte — Fragender

@beobachter — bürger gegen polizeigewalt

friendly fire — blubb

Gewalt erzeugt Gewalt — Beobachter

SEK — egal

Kann mal — wer

@Beobachter — nicht anwesender

@ beobachter — -

Natürlich — Beobachter

Ausweis — a