Troy Davis: Hinrichtung naht - Proteste

Mumia-Hörbuchgruppe 17.09.2008 14:12 Themen: Repression Weltweit
neue Entwicklungen im Fall Troy Davis - Georgias Supreme Court willigt Anhörung einen Tag vor geplanter Hinrichtung ein - Demos in Atlanta und Washington DC
Am 23.September soll im US-Bundesstaat Greorgia nach dem Willen des Governeurs eine Hinrichtung stattfinden Der Afroamerikaner Troy Anthony davis soll um 19 Uhr Ortszeit mit der Giftspritze hingerichtet werden.
Vorausgegangen ist dem eine mehr als einjährige juristische Auseinandersetzung vor dem Obersten Gericht des BUndesstaates, dem Georgia Supreme Court.

Bereits 2007 stoppte der Begnadigungsausschuss eine angesetzte Hinrichtung von Troy davis, da erhebliche Zweifel an der Schuld des Gefangenen erkennen konnte und weitere Untersuchungen anstellen wollte.

Dere Fall ging dann zunächst wieder vor Georgia Supreme Court, der im März 2008 erneut ein neues verfahren für Troy davis Ablehnte. Daraufhin setzte Georgias Governeuer Anfang September das Hinrichtungsdatum auf den 23.September. Am 12. September entschied überraschend und ohne inhaltliche Begründung der Begnadigungsausschuss, dass sie sich nun doch nicht weiter mit dem Fall beschäftigen wollen. Damit schien die drohende Hinrichtung fast entschieden.

Die Schwester von Troy Davis, Martina Correia, sagte zu der merkwürdigen Haltung des Begnadigungsausschuss: "Als Troy seinen ersten Aufschub erhielt, sagten sie, es würde in Georgia selbst bei geringen Zweifeln keine Hinrichtung geben. Nun, nach zwei Anhörungen gibt es weit mehr als >. Es gibt überwältigende Zweifel, die auf Troys Unschuld hinweisen. Ich denke, das liegt daran, dass drei Mitglieder (des Ausschuss) ehemalige Anklagevertreter und zwei ehemalige Polizisten des > sind. Da wurde ein Handel gegen Troy gemacht. Sie wollen Stärke zeigen, um nicht antworten zu müssen."

Völlig überraschend hat sich nun der Supreme Court von Georgia bereit erklärt, am Montag, den 22. September noch einmal über den Fall zu beraten. Ob das lediglich geschieht, um den öffentlichen Druck zu mildern, oder ob die verantwortlichen Richter_innen nun doch den Fall genauer begutachten wollen, ist unklar. Zumindest im März 2008 war die Entscheidung denkbar knapp ausgegangen. Von den beteiligten sieben Richter_innen stimmten drei für einen neuen Prozess, vier dagegen.
Eine der Richter_innen, die für ein neues Verfahren gestimmt hatten, war Richterin Chief Justice Sears. Sie schrieb in ihrer Begründung: "Ich glaube, dass dieser Fall die aussergewöhnliche Anstrengungen beschreibt, die für neue Verfahren nötig sind. Das formale Prozedere ist übertrieben unflexibel und schafft es nicht, notwendige Untersuchungen über fundamentale Fragen durchzuführen. Z.B., ob eine unschuldige Person verurteilt wurde wie in diesem Fall, sogar getötet wird"

Troy Davis Verteidigung hat auch den Supreme Court der USA angerufen. Dieser will sich aber erst am 29. September mit dem Antrag befassen, aslo erst sechs Tage nach der anberaumten Hinrichtung.

Zu den juristischen Ungereimtheiten bei der Verurteilung von Troy Davis Anfang der 90iger Jahre gibt es zahlreiche Hintergrundartikel, zuletzt z.B. auf indymedia  http://de.indymedia.org/2008/09/226906.shtml , Associated Press (AP)  http://www.ledger-enquirer.com/251/story/442351.html , Connect Savannah  http://www.connectsavannah.com/gyrobase/Content?oid=oid%3A9845 und vielen anderen mehr.

Über die letzten Tage hat sich starker Protest gebildet. Bereits letzten Donnerstag, dem 11. September, als die Presse eher über die Gedednkveranstaltungen von 9/11 berichtete, demonstrierten 1000 Todesstrafengegener_innen in Atlnata und Savannah, beides Großstädte im Bundesstaat Georgia.
Auch für morgen sind Demonstrationen in Atlanta ( info  gfadp@yahoo.com ) und Washington DC ( info  jhorwitz@aiusa.org ) angekündigt.

Seit ca. zwei Wochen rufen verschiedene Menschenrechts- und Anti-Todesatrafenorganisationen dazu auf, die verantwortlichen Behörden einschliesslich der US-Regierung per Brief, e-mail, Fax oder Anruf zur Absetzung dieser Hinrichtung aufzufordern.

Ob der Druck ausreichen wird, diesen angekündigten Justizmord am kommenden Dienstag, den 23.September verhindern zu können, ist die Frage, die sich im Augenblick viele Aktivist_innen stellen. Beinahe täglich kommen neue Aufrufe und Protestkundgebungen dazu.
Häufig wird auf den fall von Kenneth Foster verwiesen  http://mumia-hoerbuch.de/archivstopptodesstrafe.htm#kennethfosterlive

Hier ar es mit ähnlichen Protesten im Sommer 2007 gelungen, fünf Stunden vor der Hinrichtung den Gefangenen zu retten. Selbst der zuständige texanische Governeur und die Gerichte aktzeptierten, dass Kenneth Foster keinen Mord begangen habe. Allerdings sitzt er bis heute im Gefängnis, da seine Strafe von Tod in Lebenslänglich ohne Möglichkeit der Entlassung umgewandelt wurde. Diese sehr eigene Logik des US-Rechtssprechung wird wohl erst ins öffentliche Bewußtesein rücken, wenn die Todesstrafe endgülztig abgeschafft ist.

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Internet-Ressourcen für Interessierte, die aktiv werden möchten:

Musterbrief von Amnesty International, e-mail Formular:

 http://takeaction. amnestyusa. org/siteapps/advocacy/index. aspx?c=jhKPIXPCIoE&b=2590179&template=x. ascx&action=11288

Berliner US-Botschaft, e-mail Formular

 http://germany. usembassy. de/email/feedback. htm

Begnadigungsausschuss Georgia, USA, e-mail Adressen:

 Webmaster@pap.state.ga.us
 Clemency_Information@pap.state.ga.us.


US-Regierung, e-mail Adresse:

 comments@whitehouse.gov.


Generalstaatsanwalt Michael B.
Mukasey, e-mail Adresse:

 AskDOJ@usdoj.gov
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Ergänzungen

protests tomorrow in Atlanta and DC

Marc 17.09.2008 - 14:25
EMERGENCY RALLY/MARCH TO SAVE TROY DAVIS!

Atlanta, USA

This Thursday (Sept. 18) at 6pm

Meet: Edgewood Ave. and Peachtree St.

No physical evidence. No murder weapon. Another man implicated.
Add your voice to prevent the execution!

Please sign the petition: www.gfadp.org

For more info: 404-250-3540 +  gfadp@yahoo.com

And finally, here is a little more background, from  http://Counterpunch.org

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Washington DC
Rally for Troy Davis - THIS THURSDAY

The Georgia Board of Pardons and Paroles denied clemency for Troy Anthony Davis shortly before 5 p.m. on Friday, September 12. They did so despite overwhelming doubts of Davis' guilt - and after stating last year that they would "not allow an execution to proceed in this State unless and until its members are convinced that there is no doubt as to the guilt of the accused." Amnesty International members will be gathering in Columbia Heights with other members of the DC anti-death penalty community in support of a larger rally being held in Atlanta, GA to demonstrate that people from across the country care about this issue and demand clemency for Troy.

Solidarity Rally for Troy Davis

When: Thursday, September 18th from 6-7pm

Where: Corner of Harvard St, 16th St, and Columbia Rd NW, Washington, DC
(in the small triangular park) just two blocks from the Columbia Heights
metro station (www.wmata.com)

To show support for Troy and solidarity with those gathering in Atlanta, GA

Please take action by visiting
 http://tinyurl.com/troydavisaction and then
help spread the word - Text TROY to 90999

For more information contact Jen Horwitz at
 jhorwitz@aiusa.org or 202.544.0200 x344




Abolish the death penalty!

Venga 17.09.2008 - 18:51
Die Todesstrafe in den USA ist nicht nur ein Relikt aus der Sklaverei, sie ist auch wesentlich älter als die USA selbst.
Wenn heute Afroamerikaner_innen juristische Mindeststandards in den USA einfordern, stossen sie in vielen Gegenden damit auf genauso viel Ablehnung und Hass, wie die Generation der Bürgerrechtler_innen in den 50igern oder der Black Panthers in den 60igern.
Spätestens seit dem Hurricane Katrina ist klar, was die gegenwärtige Administration oder auch die weisse Mehrheitsgesellschafft von schwarzen US-Bürger_innen hält: gar nichts. Lasst sie ersaufen, verhungern, erfrieren. Zur Gewissensberuhigung zeigen die Medien ein paar Bilder von schwarzen Plünderern, danach können die Opfer ruhig sich selbst überlassen werden. Genau so war es 2005.
Um die Todesstrafe wirklich abzuschaffen, werden wohl noch einige Bastionen alter Machtstrukturen in den USA überwunden werden müssen.

Und dann dieses permanente "Kriminalitätsgefasel" der letzten Jahrzehnte. Als ob schwere Straftaten an der Hautfarbe festzumachen wären. Erstens liegt die Motivation z.B. für Raubüberfälle im sozialen Zusammenhang. Zweitens ist es kein Geheimnis, dass Weisse, die einen Schwarzen geschädigt oder ermordet haben, in den USA wesentlich öfter keine harte oder Todesstrafe erhalten als anders herum. Wer es nicht glaubt: schaut euch bitte das Factsheet des Death Penalty Information Center an  http://www.deathpenaltyinfo.org/FactSheet.pdf Das ist eine offizielle Statistik.

Es ist schon fast erfrischend, wie wenig Law and Order Hetze im gegenwärtigen Wahlkampf eingesetzt wird. Irgendwie scheinen alle Kandidaten gemerkt zu haben, dass sie die Verunsicherung der Bevölkerung wahrscheinlich nur noch mit der "Gefahr von internationalem, sprich: ausländischem Terrorismus" erhöhen können. Mit dem Drehen an der Kriminalitätsspirale im Landesinneren setzen sie sich der Gefahr aus, zu viele Menschen vor den Kopf zu stossen, die damit in der Vergangenheit bereits Erfahrungen sammeln mussten.
2,4 Millionen Häftlinge gibt es in der USA. Zumindest offiziell ist das die höchste Gefangenenrate auf der ganzen Welt! Klar werden China, Iran, Nigeria oder einige andere realistisch keine offiziellen Zahlen veröffentlichen.
Nicht nur in den Todestrakten der USA sind mehrheitlich Schwarze, Latinas oder Indigene. Auch im Rest der Gefängnisbevölkerung stellen sie einen übermässig grossen Anteil. Und wieder: nicht weil sie mehr Straftaten begingen. Sondern meistens, weil sie kein Geld für eine fähige Verteidigung besitzen.
Somit könnte mensch die privatisierte Gefängnisindustrie zynisch auch als "Sozialstaatsmodell" begreifen. Bleibt zu hoffen, dass dieses Beispiel hier nicht irgendwann Hartz IV & Co ersetzt.

Statement from Kevin Cooper for Troy Davis

Crystal Bybee 17.09.2008 - 19:01
I went to visit Kevin Cooper on Saturday at San Quentin Prison. Kevin wanted me to share this statement in solidarity with Troy Davis. Please feel free to forward it around. Kevin, like Troy, is on death row and fighting to prove his innocence.
--Crystal Bybee, Campaign to End the Death Penalty, Bay Area



"Brothers"
By Kevin Cooper

I have never personally met my cultural brother Troy Davis. Yet I know him as I know myself. This kindred spirit is in a different part of this country, yet we are experiencing damn near the same things.

I have seen Mr. Davis photograph, and he looks nothing like me, or me like him, yet he is my brother. His black skin is the only thing that makes us resemble each other, and as far as I know our skin is different shades of black. But in america, black skin is enough of a reason to find ones self in a fight for your very life, because in america, or certain parts of it, black skin is unforgivable!

Like Troy Davis I was once 'saved or spared' from being first tortured, and then murdered by a state government...if only temporarily. This happened to me on February 9th, 2004, when I came within 3 hours and 42 minutes of being tortured and murdered by the state of california before I was granted a stay of execution. I await the final outcome of the 9th circuit court of appeals decision on my case, which can happen any day. I do so knowing and understanding from experience the emotional stress, mental anguish, and psychological torture that my brother and his family are currently going through.

This unjust criminal justice system does not care about truth, or justice, it and the people who work within it for the most part care only about upholding the will of the status quo. These people have no right to take from us what they did not give us...our lives. Not only do they have no moral right, despite what they claim they have no god given right, or any other type of right to kill people. Not even a legal one, because their law is not only arbitrary, it's sick, it's inhumane and it doesn't work, just to state a few reasons why this madness must be stopped!

My connection to and with Troy Davis and his family is not only personal because of our circumstances, it's also historical because there has never been a time within this country that we black men and our families have not been more connected to each other because of our deaths at the hands of the white supremist power structure than we have been as everyday human beings. While this is a damn shame, it's the real truth!

I am being realistic, and trying not to be pessimistic in this reality that is fatalistic in the fact that I am maybe about the lose another brother, who like many of my brothers and sisters are innocent. Yet our innocence doesn't seem to matter to the sons and daughters of american hypocrisy!

Motion for Stay of Execution

Joachim 17.09.2008 - 19:01

Gestern wurde von Troy Davis' Anwalt ein Antrag auf einen Hinrichtungsaufschub beim Obersten Gerichtshof in Washington eingereicht.

Texas will prüfen, ob Unschuldige im Todestra

Anton Mestin 18.09.2008 - 14:35
Der US-Bundesstaat Texas will jetzt überprüfen, ob Menschen dort unschuldig im Todestrakt sitzen. Es ist unklar, wie sie das feststellen wollen, da die allermeisten ja neue Verfahren brauchen würden.

Trotzdem ist das Eingeständnis, dass sowas "möglich" sei, bemerkenswert und zeigt, wie kontinuierliche Arbeit von Todesstrafengegener_innen die Verantwortlichen zwingen kann, Rechte von Gefangenen (zumindest formal) anzuerkennen. Der Artikel erschien am 16. September in den DALLAS MORNING NEWS


Dallas County DA wants to re-examine nearly all of pending death row cases
06:37 AM CDT on Tuesday, September 16, 2008

By JENNIFER EMILY and STEVE McGONIGLE / The Dallas Morning News
Troubled that innocent people have been imprisoned by faulty prosecutions, District Attorney Craig Watkins said Monday that he would re-examine nearly 40 death penalty convictions and would seek to halt executions, if necessary, to give the reviews time to proceed.

read more
 http://www.dallasnews.com/sharedcontent/dws/dn/latestnews/stories/091608dnmetwatkins_.1a728b9.html

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Südstaatler und die Todesstrafe

NAME¿ 17.09.2008 - 17:19
Neben der ebenso immerwieder erblühenden Todesstrafen-Blume im süddeutschen Raum sollte mensch über den Feind, die Befürworter der Todesstrafe ebenso Informationen einholen um das Thema Todesstrafe effektiv zu bekämpfen (Wobei die Deutschen doch so gerne Krimis kucken und Mördern auf die Spur kommen).

Für den Südstaatler Georg W. Bush (junior) ist es doch ein richtiges "Skull&Bones" Vergnügen einen schwarzen Afroamerikaner hinzurichten, wobei doch der mögliche Präsidentennachfolger Barak Obama ebenso ein Afroamerikaner (kenianischer Vater, kanadische Mutter) ist. Ein Klassenurteil, ein Rassenurteil, ein sexistisches Urteil? Oder sind es einfach die Südstaatler (Bayern) die sich etwas von ihren patriarchalen Vorrechten nicht nehmen lassen wollen.

Die Sklaverei wurde abgeschafft (1865). Schafft die Todesstraffe ab. Nix mit schuldig, unschuldig und wenn er es jetzt doch gewesen ist?

Die Todesstrafe muss weg, sie gehört genausowenig in die Politik wie SEX, Klasse und Korruption.