Berlin: Halleneröffnungsdesaster für Anschutz

MediaSpree versenken! 12.09.2008 00:21 Themen: Freiräume Soziale Kämpfe
"Machen wir aus der feierlichen Eröffnung ein Ereignis, das den exklusiv geladenen Gästen noch lange in schlechter Erinnerung bleiben wird", war die Hoffnung vor der gestrigen Eröffnung der Anschutz-/O2-Halle am Spreeufer in Friedrichshain-Kreuzberg. Das ist uns, allen gemeinsam, im wesentlichen gelungen. Für Anschutz, O2, MediaSpree und die verantwortlichen Politiker_innen war der gestrige Abend ein ganz schönes Desaster!
Dieser Artikel fasst die Berichte vieler Augenzeug_innen und Beteiligten zusammen.
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Ältere Artikel auf Indy: Vor der Eröffnung, Ouvertüre mit Kampfansage, Hintergrundinfos zur Anschutz/ O2-Halle

Die Demonstration "Wir sind alle eingeladen"

Die Demonstration unter dem Motto Wir sind alle eingeladen! vom Kotti zur Halle, bereits drei Wochen vorher angemeldet, wurde 48 Stunden vor Beginn von den Bullen teilweise verboten, das Verbot wurde 24 Stunden später vom Verwaltungsgericht bestätigt. Nicht erlaubt wurde der Endpunkt Halle genausowenig wie eine angebotene Alternativroute an der Halle vorbei zurück nach Kreuzberg. Als neuer Abschlußort wurde der sogenannte "Rummelsburger Platz", neben der Mühlenstraße im Nirgendwo des ehemaligen Mauerstreifens 300 Meter westlich der Halle gelegen, zugewiesen. Begründet wurde das Verbot vor allem mit einem Volksfest für 20.000 Besucher_innen direkt vor und neben der Halle. Ansonsten gab es die übrigen Auflagen: keine Seitentranspis, keine Flaschen und Dosen, keine Stahlkappen, gekennzeichnete Ordner für den Lauti.

Pünktlich zum angegebenen Zeitpunkt hatten sich tatsächlich bereits einige Dutzend Menschen zusammengefunden, doch es wurden dann schnell mehr. Die Bullen führten massive Vorkontrollen durch, filmten was das Zeug hielt, hielten sich jedoch im Allgemeinen relativ zurück. Der Aufbruch Richtung Halle verzögerte sich, weil ein Seitentransparent für zu lang befunden wurde, und die Bullen darauf bestanden, gekennzeichnete Ordner für den Lauti zu haben - natürlich zu unserem eigenen Schutz. Da wir nicht lange aufgehalten werden wollten, schließlich wollten wir die zur Eröffnung anreisenden VIPs nach Möglichkeit schon auf der Strecke zur Halle feierlich willkommen heißen, einigten wir uns mit den Bullen darauf, daß sich ein paar Leute als Ordner ein Stück Klebestreifen auf den Arm pappten (hat nicht sehr lange gehalten) und daß das beanstandete Transpi ein Stück eingeklappt wurde (auch das hat nicht sehr lange gehalten). Obwohl es weder unser Job ist, Auflagen der Bullen umzusetzen oder erfüllen zu helfen, schien uns dieses Vorgehen zu diesem Moment akzeptabel. Als die Demo schließlich um kurz nach sechs startete, waren es bereits etwa 600 bis 800 Leute.

Am Rande der Auftaktkundgebung am Kotti gab es anscheinend einen Zwischenfall mit einer bei den Vorkontrollen zerbrochenen Flasche, die, so die Bullen, vielleicht eine Säure enthalten habe. Die Person, bei der die Flasche gefunden wurde, wurde erstmal in die Gefangensammelstelle entführt. 18 Bullen gingen ins Krankenhaus, konnten jedoch alle weiter ihren Dienst fortsetzen, also an den hilflosen Versuchen der Bullen, die aufrührerische Masse zu kontrollieren, teilnehmen. Von durch Säure verletzten Demontrant_innen ist bis jetzt nichts bekanntgeworden.

Die Demonstration zog nun gut gelaunt über Oranienstraße und Manteuffelstraße Richtung Halle. Die Spitze war schön laut, und es hätte parolenmäßig unkreativer sein können. Die Mitte wurde vom Lauti beschallt, hier gab es Redebeiträge zur Halle und dem homophoben Investor Anschutz, zu MediaSpree, zu steigenden Mieten in Kreuzberg, zu bedrohten alternativen Projekten wie dem Queer-Transgender-Wagenplatz Schwarzer Kanal und noch einiges mehr.
Die Bullen hielten sich während der Demo erstaunlich zurück: genug Platz vor dem Fronttranspi, keine oder wenig Spaliere, keine derzeit bekannten Schubsereien oder sonstige Provokationen. Eine Person erhielt anscheinend einen Platzverweis wegen angeblicher Beleidigung der eingesetzten Polizeikräfte.
Was nervte, waren wohlbekannte Zivifratzen, die sich die ganze Zeit am Rand der Demo rumdrückten. Der Kontaktbulle meinte, solange die auf dem Gehweg seien, dürften sie da bleiben, weil der Demo auf der Straße stattfindet. Auf Kontaktbullen sollten wir uns also nicht verlassen, wenn wir keine Zivis auf unseren Demos wollen.

Während der Strecke wuchs die Demo weiterhin und erreichte schließlich eine Menge von doch ungefähr 1.500 Leuten (Bullen sagen 1200). Die Spitze war eher dunkelbunt, die Demonstration insgesamt eine ziemlich wilde und sehr nette Mischung. Auch die Außenwirkung dürfte gut gewesen sein, es gab viele thematische Schilder, Fahnen, und ein sehr schickes Fronttranspi Weg mit der Scheißhalle! Keine Profite für Rechtsklerikale!

Gegen sieben Uhr gelangte die Demo schließlich auf die Anfahrtsroute der VIPs am Strahlauer Platz, doch von VIPs war weit und breit keine Spur. Die Demo zog nun weiter Richtung Mühlenstraße und gewann an Dynamik. Einige hundert Meter vor der Halle, am zugewiesenen Abschlußort, war die Straße in voller Breite von quergestellten Wannen zugeparkt, die Demo sollte nun auf den Platz neben der Straße. Allerdings zog es ein Großteil der Demo vor, lieber auf der Mühlenstraße zu bleiben und hier beide Fahrspuren zu blockieren. Es wurden noch einige Redebeiträge gehalten, und gegen acht die Demo aufgelöst.

Zum Zeitpunkt der Auflösung war die Demo bereits auf etwa 50 Personen zusammengeschmolzen. Allen war klar: wir wollen zur Halle!, und auf diesem Weg, der nun erfolgreich für die Anfahrt der VIPs blockiert worden war, war wohl ein Durchkommen, zumindest als Großgruppe, nicht möglich. Aber wo eine Halle ist, ist auch ein Weg!

Schick und festlich in der Halle

Bereits einige Tage vor der Eröffnung hatte die Hedonistische Internationale dazu aufgerufen, schick gekleidet in Kleingruppen die Halle aufzusuchen, zu betreten und mitzufeiern.
Was hier insgesamt passiert ist, wissen die Autor_innen dieses Textes nicht, aber, mensch lese und staune: mindestens drei Personen ist es tatsächlich gelungen, in die Halle zu gelangen, trotz ungezählter Bullen in Uniform und in Zivil und Unmassen an Wachschutz! In der Halle gelang es den fiesen Eindringlingen, ihre Meinung zur Halle, zu MediaSpree und dem ganzen Scheiss vor den Kameras der versammelten Presse darzulegen: ein Po wurde entblößt, und vor den Schriftzug O2 wurde ein großen N gesetzt, buntes Konfetti wurde geworfen. Herzlich Glückwunsch nochmal von dieser Seite! Anscheinend wurden die drei nach der Aktion ziemlich übel von Wachschutz und Bullen aus der Halle geschleift.
Ein offiziell teilnehmender Journalist erhielt ebenfalls um 21 Uhr Hausverbot. Humorlose Securitys waren auf sein MediaSpree versenken!-Tshirt aufmerksam geworden.

Vor der Halle: Volksfest? Nein: Protest!!!

Nunächst einmal: das angekündigte Volksfest mit angeblich 20.000 Besucher_innen fiel komplett aus. Nun stellt sich die Frage: fiel es aus, weil die Bullen alle Zugangswege radikal abgesperrt hatten und zeitweise niemanden, und zeitweise nur ausgesuchte Leute Richtung Halle gelassen haben? Oder waren die Leute, die aufs Fest wollten, so angenervt von der massiven Präsenz von Bullen, teilweise mit übel kläffenden aggressiven Hunden, daß sie lieber aufs Fest verzichteten? Oder hatten die Berliner_innen an sich keinen Bock auf diese miese Show-Veranstaltung von Anschutz, O2 und Co.?
Der Verdacht drängt sich auf, dass das Fest garnicht wirklich als Fest gedacht war, es wurde auch nicht wirklich beworben. Zu augenfällig ist die Begründung des Demo-Verbotes durch das angebliche Fest, und zu wenig wurde für das Fest geworben. Bis zuletzt gab es kein Programm, keine Ankündigung, war nur die Rede von Feuerwerk, Musik, Wurst- und Bierbuden. Und für Anschutz ist es natürlich einfach, ein paar 10.000 Euro für ein angebliches Fest auszugeben, wenn dadurch erreicht werden kann, dass die Demo verboten wird.
Wenn es wirlich so war: Ob Anschutz auch die Bullen verarscht hat? Oder ob Anschutz und die Bullen sich gemeinsam diese Idee mit dem angeblichen Fest ausgedacht haben? Wir werden es vermutlich nie wissen, und wie die Ereignisse des Abends gezeigt haben: es hat nicht funktioniert - im Gegenteil!

Um 20 Uhr befanden sich folgende Menschen vor der Halle und auf den beiden Seitenstraßen, wo das "Fest" hätte stattfinden sollen: etwa 400 Besucher_innen, davon etwa 250 bis 300 mit dem Ziel, am Ort des Geschehens ihrer Unzufriedenheit eine Stimme zu verschaffen; etwa 100 bis 150 Bullen in Uniform, und dutzende in Zivil; ca. 100 Wachschützer; einige Dutzend gelangweilte Bier- und Wurstverkäufer_innen. Die Halle selbst wurde durch ein Doppelgitter abgesperrt, in dessen Mitte Bullen mit scharfen Hunden herumlungerten.
Die Unzufriedenen hatten sich auf verschiedenen Wegen Zugang verschafft. Viele schafften es durch die Kontrollen, wobei ab etwa 20 Uhr deutlich mehr Augenmerk auf den Stil gelegt wurde, andere fanden ihren Weg über verschiedene Hinterhöfe. Die Bullen, obwohl doch so viele, viel zu viele da waren, waren mal wieder ganz schön verpeilt, und es gab immer wieder nette Möglichkeiten.

Gegen halb neun, während auf der einzigen, übrigens recht kleinen Bühne, gesponsert von "Spreeradio", eine Tombola zur Verlosung von Eintrittskarten lief, wurde das Mikrofon von einem schick gekleideten Besucher ergriffen, der die anwesenden Demonstrant_innen gegen die ekelhafte Halle herzlich begrüßte, woraufhin noch mehrere Menschen die Bühne betraten, um ihm ihre Solidarität zu versichern. Daraufhin wurde die Bühne von etwa 15 Bullen in Kampfmontur gestürmt, zwei Menschen wurden festgenommen, einer der beiden vorher noch von mindestens drei Bullen brutal verprügelt: es wurde mit Handschuhen ins Gesicht gegriffen (Nase und Mund) und dadurch der Kopf verdreht. Dazu kamen Schläge und Tritte.
Bei der Bullenaktion fiel ein Boxenturm um, auch die sonstige Technik erlitt Schaden - das bedeutete das frühe Ende für die kleine, so hoffnungsvoll mit der Eintrittskartentombola gestartete Bühne.

Nachdem die Bühne nun tot war, sammelte der wütende Mob sich direkt vor dem Eingang zur Halle. Laute Sprechchöre ertönten, gegen MediaSpree, den Kapitalismus und natürlich die Halle: Abreißen, abreißen! Transparente tauchten auf, und konnten auch von den herbeigallopierenden Bullengruppen nicht immer beschlagnahmt werden. Bullen mit wild kläffenden Hunden rannten über den Platz und trugen so aktiv zur Schaffung einer besonders festlichen Athmosphäre bei. Es kam zu mehreren teils brutalen Festnahmen. An den Prügeleien beteiligte sich teilweise auch der private Sicherheitsdienst.

Gegen 21 Uhr wurde noch ein Fotograf von den Securitys rausgeschmissen, aus unbekanntem Grund. Er wollte sich noch bei den Bullen beschweren, wegen Bedrohung, Körperverletzung und Diebstahl durch die Security, doch die Bullen gingen weg, sie wollten damit anscheinend nichts zu tun haben. Hingegen wurde ein Nazi-Grüppchen mit Thor Steinar-T-Shirts von den Bullen kurzerhand in eine Wanne verfrachtet und in Sicherheit gebracht.

Um die Halle herum

Westlich der Halle, wo gegen kurz nach sieben die Demonstration ankam, blieb die Straße auch die nächsten Stunden durch quergestellte Wannen komplett versperrt. Kleinere Menschengruppen waren auch nach Auflösung der Demonstration gegen acht noch länger anwesend und versuchten die Bullen davon zu überzeugen, dass sie doch von Anschutz-Geschäftsführer Kornett persönlich eingeladen wurden. Dies gelang anscheinend auch einigen, wenn auch längst nicht allen.

Ebenfalls komplett durch Wannen versperrt war die Mühlenstraße östlich der Halle, etwa hundert Meter hinter der Kreuzung Mühlenstraße/ Oberbaumbrücke. Hier war die Einlaßpolitik ähnlich: manche hatten Glück (bzw. die richtige Kleidung), anderen wurde der Zugang ohne Begründung verwehrt. Vor der Absperrung hielten sich hunderte Menschen auf, ein Soundsystem sorgte für nette Musik.
An der Kreuzung Revaler Ecke Warschauer Straße startete um halb neun eine weitere angemeldete Demo Richtung Halle, an der etwa 200 Leute teilnahmen. Das Offene Mikro des Lautis wurde auch von Anwohner_innen rege genutzt, um ihre ganz persönliche Kritik an der Halle, aber auch der Stadtumstrukturierung insgesamt und vor allem den permanent steigenden Mieten loszuwerden. Während der Demo gab es anscheinend einen Übergriff durch einen rassistischen Bullen auf einen dunkelhäutigen Teilnehmer (Faustschlag ins Gesicht). Der Bulle verweigerte die Herausgabe der Dienstnummer. Die Demo wurde von den Bullen etwa 40 Meter vor der Kreuzung Mühlenstraße gestoppt.

Bereits in den Stunden vorher war hier die Straße ab und zu von verpeilten Bullenketten temporär gesperrt worden, aber nie für längere Zeit. Nun wurden hier auch Hamburger Gitter aufgebaut, geschützt von Bullenkette und ziemlich vielen permanent wütend kläffenden Hunden. Es war alles sehr konfus, aber auch sehr nett. Die Bullen an der Absperrung standen zwischen zwei Gruppen von jeweils vielleicht 200 Leuten, wurden von beiden Seiten angeschriehen, aber auch umtanzt. Die Hunde kläfften, ab und zu marschierten kleinere Bullengruppen durch die Menge. Eine Frau wurde festgenommen, kam aber schnell wieder frei. Mehrere Clowns erhielten Platzverweise.

Ganz offensichtlich hatten die Bullen in diesem Bereich Anweisung erhalten, sich sehr zurückzuhalten. Natürlich kam es zu gelegentlichen Schubsereien, zu unhöflichem Verhalten der Bullen, und auch homophobe Beleidigungen wurden gehört. Doch gemessen an dem, wie wir die Berliner Bullen gewöhnt sind, war das äußerst soft, und ist wohl auf die Sozialisation der Bullen zu schieben, die nun mal Einsatzbullen sind, und auch dann, wenn die Anweisung von oben kommt, mal nicht zu provozieren und zu prügeln, nicht ganz aus ihrer Haut können.

Und so verging die Zeit. Der Lauti hielt unermüdlich durch, immer noch kamen Anwohner_innen zum offenen Mikrofon, Musik gabs sowohl vom Lauti als auch vom Soundsystem. VIPs tauchten hier ab halb neun (mit wenigen Ausnahmen) auch nicht mehr auf. Während der ganzen Zeit war der Bereich großräumig abgesperrt. Die Absperrungen reichten in Kreuzberg bis zur Schlesischen Straße, in Friedrichshain bis zum Warschauer Tor.

Und wie wars denn so für die VIPs?

Für die exlusiv eingeladen Gäste, aus Wirtschaft, Politik und Showbusiness, muss es ein ziemlich beschissener Abend gewesen sein. Die Veranstaltung konnte erst mit einer Stunde Verspätung beginnen, weil die Gäste nicht so anreisen konnten wie sie wollten. Nach Westen hin war komplett dicht wegen der Demo, und auch auf der Strecke von Osten muss es zu Behinderungen gekommen sein. Es ist unklar, wie viele der angekündigten 1000 exklusiven Gäste es überhaupt bis zur Halle geschafft haben. Es wäre schön, wenn es hier genauere Infos gäbe!

Der Geschäftsführer von Anschutz, Kornett, war laut Presseberichten bei der Eröffnungsansprache sichtlich genervt. Mehrere VIPs gerieten selbst in die Polizeikontrollen und mußten sich ausweisen und waren darüber sehr irritiert. Insgesamt herrschte, so die Morgenpost, in der Halle eine doch sehr getrübte Stimmung.Mensch kann sich das auch vorstellen: um die Halle herum tausende wütende Demonstrant_innen, direkt vor der Halle noch einige Hunderte, und dann schaffen es einige tatsächlich, in die Halle selbst reinzukommen: wer von uns würde sich da, als VIP, noch wohlfühlen?

Und wie siehts aus mit dem Image von Anschutz, O2, MediaSpree?

In den allermeisten Presseberichten standen die Proteste an erster Stelle. Interessant ist, dass der friedliche Protest teilweise sogar zu Krawallen von gewalttätigen Demonstranten aufgeblasen wurde (Morgenpost). Auch die Bilder sprechen eine deutliche Sprache. Auf der Titelseite der Berliner Zeitung ist die Halle im Hintergrund zu sehen, im Vordergrund eine dichtgedrängte Menge an Bullen im Kampfmontur. Das entspricht auf eine Art und Weise durchaus der Wirklichkeit, zumindest wie sie sich gestern abend darstellte, und dieses Bild ist durchaus kein Einzelfall.

Daß ein halbes Stadtviertel über Stunden für den Verkehr gesperrt werden mußte, dürfte auch dazu beigetragen, den Ernst der Proteste vielen deutlich zu machen. Und wenn Anwohner_innen über Stunden hinweg Probleme haben, ihre Wohnungen zu erreichen, werden sie Anschutz dafür nicht gerade lieben.

Und wir?

Wir hatten einen sehr erfolgreichen Tag, und wir hatten auch viel Spaß. Wir wünschen allen, die von den Bullen mißhandelt wurden, eine schnelle Genesung. Insgesamt wurden (laut Ermittlungsausschuss) gestern abend 11 Leute festgenommen, die aber alle bis Mitternacht wieder frei waren. Lassen wir die Leute nicht allein, wenn die Repression auf juristischer Ebene weitergehen sollte.
NO2-World - No Anschutz World! MediaSpree versenken!

Weitere Informationen findet ihr u.a. in den älteren Indyartikeln Vor der Eröffnung, Ouvertüre mit Kampfansage, Hintergrundinfos zur Anschutz/ O2-Halle sowie auf der Homepage der Spreepirat_innen.
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Ergänzungen

was ich noch gesehen hab...

Stew Pit 12.09.2008 - 05:50
...war auch noch ganz witzig...nach dem demo ja mehrere hundert meter vor der halle gestoppt wurde, versuchten mehrere leute irgendeinen weg entweder zur halle oder zur demo die beim raw losging zu kommen. wir wählten zunächst den "legalen" weg richtung zirkuszelte, mussten aber schnell umdrehen, weil überall bullen waren und wir ne stelle zum ungestörten zaun überqueren suchten. jedenfalls kam uns auf dem weg eine sichtlich erregte ältere dame entgegen, die ca 10 schwarz gekleidete personen (uns) freundlich drauf hinwies, dass man wegen den "scheiss gegenern der halle" nirgends durchkommt, sie versuche es schon seit einer halben stunde irgendwie darein zu kommen.wir bräuchtens gar nicht versuchen, über den weg zur halle zu kommen, da sind überall polizisten die einen nich durchlassen, "*grml* diese doofen (irgenwas gegendemonstranten bla)."
erfreutes gelächter schallte ihr entgegen und plötzlich lief diese dame relativ zügig weg. ich bin ja sonst nicht dafür leuten angst einzujagen, aber es durch lachen zu schaffen, ist dann doch schon ganz witzig ^^

auf jeden fall fand ich das ganze nen deutliches zeichen, was wir von der halle halten. weiter so. zu der situation an der ein rassistischer angriff stattgefunden haben soll:
ich stand quasi genau neben der person, die durch einen schlag mit der flachen hand ins gesicht getroffen wurde.das ganze passierte direkt vor den gittern. Ich will die Situation nicht schönreden oder verharmlosen, aber der bulle hätte wohl genauso reagiert, wenn da jemand "deutscher" aussehenderes gestanden hätte. der betroffene schrie sowas wie "ich f*** deine mutter du *********" und rüttelte dabei so sehr an dem gitter, dass es den cop davor vors knie gehaun hat. worauf hin er mit der flachen hand in das gesicht des betroffenen (der übrigends vor trunkenheit stark lallte und wankte) schlug. das ist sicher nicht schön und ich find bullen kacke, aber mit rassismus hatte diese tat nichts zu tun. der cop hat auch keine rassistischen andeutungen gemacht, trat jedoch die ganze zeit extrem aggressiv und arrogant auf. Eine junge Frau und ich forderten daraufhin die herausgabe der Dienstnummer, worauf hin der Bulle ca alle 5 sek sagte "Gehen sie bitte von dem Gitter weg". Ca 2 minuten später wurde er abgelöst und ward nicht mehr gesehen. der betroffene hat sich dabei nicht verletzt. alles in allem mal wieder eine kack aktionen der drexx bullen, aber kein rassistischer angriff, wie hier beschrieben. ACAB anyway!

Und dieser Post dient lediglich der Information, nicht dem in Schutz nehmen des Verhaltens der Polizei!!!

Juchhu! Nur 300 VIPs bei Eröffnung

Anschutz geht baden 12.09.2008 - 09:02
Wie sehr die Ereignisse von Mittwoch Abend eine Katastrophe für Anschutz waren, wird immer deutlicher. So steht jetzt fest: Anstatt der angekündigten 1000 exklusiv eingeladenen Gäste haben es nur 300 überhaupt bis zur Halle geschafft - und auch die mit deutlicher Verspätung!

Das berichtet die Berliner Zeitung von heute in einem Artikel unter der Überschrift "Verpatzte Premiere" ( http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2008/0912/berlin/0034/index.html) . In der Berliner Zeitung auch ein übrigens erstaunlich netter Kommentar, den wir Euch nicht vorenthalten wollen.

Kampf gegen Spaßterroristen
MARIN MAJICA fühlte sich bei der Eröffnungsfeier der neuen Arena an der Spree unwohl.

Auffällig bei der Eröffnung der neuen Mehrzweckhalle O2 World am Mittwochabend war zunächst vor allem eins: die vielen Polizisten und Sicherheitskräfte vor und in der Halle. Den Demonstranten, die gegen die Halle als Symbol eines Ausverkaufs der Innenstadt protestierten, passte das prächtig in ihr Weltbild. Staatliche Sicherheitsorgane im Einsatz zum Schutz einer Elite, die ungestört mit Lachshäppchen und Musik feiern möchte - genau so hatten sie das vorhergesagt.

Doch auch solche Beobachter, die diese schlichte Sichtweise nicht teilen, befremdete der massive Polizeieinsatz. Der Umgang zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten kann getrost ruppig genannt werden. Dass es einigen Protestierern gelang, sich in Abendgarderobe in die Halle zu schummeln und die Veranstaltung durch kleine Aktionen zu stören, weckt fast Sympathie. Zumindest mehr als die Tatsache, dass die Polizei mit Hunden vor der Halle Aufstellung nahm. Und dass sie Passanten als verdächtig einstufte und festhielt, weil diese einen Anzug anhatten, aber Konfetti bei sich führten - ein klares Indiz für spaßterroristische Neigungen!

Vor der Halle hatte die Anschutz Entertainment Group zu einem Volksfest für alle Berliner geladen. Dass viele Menschen dieses "Fest" früh wieder verließen oder gar nicht erst gekommen waren, zeigt vielleicht, wie wenig die Berliner im Moment noch mit dem Bau anfangen können. Diejenigen, die trotz Verspätung bis zum Feuerwerk aushielten, erlebten eine krachend pompöse Soundkulisse, zu der Slogans wie "Platz für Helden" und "Raum für Siege" über die LED-Glasfassade liefen. Die Hallen-Gegner waren in diesem Moment nicht die Einzigen, bei denen diese Bilder vage Erinnerungen an eine andere berühmte Berliner Mehrzweckhalle weckten. Den abgerissenen Sportpalast.

 http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2008/0912/berlin/0051/index.html

Weitere Bilder auf flickr

Basy 12.09.2008 - 10:17

Es hat wohl genervt

ergänzt 12.09.2008 - 10:41
Das es die Anzugträger" nervte ,zeigt wohl auch das Thema der Aktuellen Stunde im Abgeordnetenhaus.
Die Ansage eines FDP-lers -Alternativkultur auf einen Bauernhof in Brandenburg zu verfrachten -ist ja wohl eindeutig-früher nannte mensch das wohl "Landverschickung".

 http://www.rbb-online.de/_/imparlament/index_jsp/key=7942180.html

Auch die Abendschau veränderte seine Tonlage- im Vergleich zu den letzten Monaten.


 http://www.rbb-online.de/_/abendschau/beitrag_jsp/key=rbb_beitrag_mini_7946753.html

weitere Fotos No2! - World

Umbruch Bildarchiv 12.09.2008 - 16:54
Getreu dem Motto "Wir sind alle eingeladen!" zog am Mittwoch, den 10. September '08 eine bunt gemischte Demonstration mit rund 1.200 Menschen vom Kottbusser Tor zur Eröffnungsfeier der O2-World-Arena in Friedrichshain. "Abreißen, Abreißen"-Sprechchöre und Pfiffe vor der Arena, blockierte Zufahrtswege, eine geenterte Spreeradio-Bühne und andere Störungen brachten die Eröffnung der neuen O2-World gehörig durcheinander.

Eine Fotoreihe unter:
 http://www.umbruch-bildarchiv.de/bildarchiv/ereignis/No2_world.html

Peinliche Inszenierung

Franky Free 12.09.2008 - 16:58
Feinripp & Korn haben Zur Eröffnung der O2 World einen guten Text gepostet. Über die ekelhafte Eröffnungsfeier Inszenierung zu Rammstein und mit "Weltereignisraum" Anspruch, habe ich bisher zu wenig gelesen.

Schätzung der TeilnehmerInnenzahl

durch die Polizei 12.09.2008 - 18:37
"1.500 Leuten (Bullen sagen 1200)"

hähä: die wissen halt, wieviel Zivis eingesetzt waren.
Und dass sie die dann von der Demoschätzung abziehen ist ja nur legitim.

LOL

der Verein Mediaspree e. V. wirkt erledigt

dein name 12.09.2008 - 21:00
Ein kleiner symbolischer Etappensieg scheint erreicht: der Verein Mediaspree verlässt still die Bühne. Im ganzen Rummel um die O2-Eröffnung befand es offenbar kein_e Journalist_in für nowendig auch mal den Vorsitzenden des Vereins zu befragen. Noch vor einigen Monaten wäre er, Christian Meyer, es gewesen, der als wichtiger Gast auch wichtige Statements zur weiteren Gebietsentwicklung abgegeben hätte. Sogar auf der Homepage von Mediaspree e. V. ist nichts zur Eröfnung zu finden: ein heimlicher Abschied. Bei der Grundsteinlegung war die Halle noch als Meilenstein worden:  http://www.mediaspree.de/News.7.0.html
Der sinkende Verein Mediaspree e.V. hat insbesondere seit dem erfolgreichen Bürger_innen-Entscheid dieses heftige Leck. Es gründete sich nämlich in dessen Folge eine neue Interessengemeinschaft betroffener Investor_innen, deren Vorsitz der Labels2-Investor Sihler innehat. Offenbar ein kleiner Putsch in der Interessengemeinschaft. Christian Meyer, der immer wieder unglücklich aussah, da sein Verein als Public-Private-Partnership noch mindestens den Anschein haben sollte, dass gemeinnützig gehandelt wird, scheint das Vertrauen der Gemeinschaft verloren zu haben.

Schön an dem Mediaspree-e.V.-Untergang ist, dass damit die ursprüngliche Idee, nämlich den Verein Mediaspree e.V. als Regionalmanagement (also privatisierte Stadtteil-"Politik") zu etablieren, mit untergeht. Somit bleibt der Raum "Stadt im Kapitalismus" symbolisch ein politischer und kein unternehmerischer.
Die Gründung der Interessengemeinschaft, die im Unterschied zu Mediaspree nicht mehr die Frechheit besitzt sich gemeinnützig zu nennen kann als "diskursiver Erfolg" gewertet werden. Wer fette Bauprojekte inklusive Nebenwirkungen möchte, kann dies nicht, wie mit Mediaspree versucht (siehe Satzung §2, Abs 2:  http://www.mediaspree.de/Vereinssatzung.35.0.html) unter dem Deckmantel der Allgemeingültigkeit tun.
Riskant an dem Ende von Mediaspree wird sein, dass auch daran der Widerstand leidet, der sicher von diesem recht einfachen Gegner profitiert hat. Denn es ist klar, dass auch ohne Mediaspree e. V. Aufwertung und Verdrängung weitergehen werden.

Aber erst einmal ist zu schauen, ob sich die politisch Verantwortlichen und die Invesor_innen trauen, den Verein untergehen zu lassen und einen es durch einen Neuanfang cleverer angehen. Dieses Signal wäre psychologisch gesehen nicht so dolle für den Immobilienmarkt. Daher werden wir eventuell doch noch Rettungsversuche erleben!

short video clip

pArAsite 13.09.2008 - 17:09

Hausbesetzung ?! Ja bitte !

Zittyleserin 15.09.2008 - 17:28
Die Zitty hat einen guten Artikel zum Thema Mietspiegel und Hausbesetzung geschrieben. Sogar mit Adressen zum Squattingvorschlag. Schaut mal auf:

 http://magazin.zitty.de/22377/berlin.html

O2-World klaut Geld der städtischen Hallen

querleserin 21.09.2008 - 19:34

Hier gibt's eine Untersuchung darüber, wo die in der O2-World laufenden Events gewesen wären, gäbe es keine Schöne Neue Anschutz-Welt.

Video: Eröffnung der "O2-World"

freundeskreis videoclips 23.04.2009 - 22:28
Das “Grand Opening” der “O2-World” am 10. September 2008 gab den Berlinerinnen und Berlinern einen kräftigen Vorgeschmack auf das exklusive Entertainmentbusiness, das die Mitte Friedrichshain-Kreuzbergs für Touristen und Investoren attraktiv machen soll.
Die Reaktionen an dem Abend waren entsprechend deutlich und reichten von gähnender Langeweile bis hin zu Vergleichen mit den Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der DDR.
Link zum Video: http://freundeskreis-videoclips.de/eroffnung-der-o2-world/

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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danke — anna

is ja gut — Spielverderber

Ansichten eines Gastes — der Halle

hat laune gemacht — lalülala

Pressemitteilung — von heute

In anderen Welten, kosmische Weiten — Die "Bild"-Zeitung schreibt

Erfolgreich??? — xyz

@xyz — Also auf dem Niveau ja?

Fight lookism ! — Schneewittchen

Polizei beendete nicht genehmigte Party — Polizeiberichtsleser