Dortmund - eine Kurzanalyse

Graue Zellen 10.09.2008 23:03 Themen: Antifa
Eine kurze Analyse zur Neonazidemonstration am 6.September in Dortmund, sowie ein Gesamtblick auf die Situation und ein Ausblick in die Zukunft.
Neonazis am 6.September
Zum wiederholten Male mobilisierten Neonazis aus der ganzen Bundesrepublik am 6. September nach Dortmund zum so genannten "Antikriegstag". Trotz einer lange angelehnten und bundesweiten Propaganda in die selbst erklärte "Frontstadt" erreichten gerade mal etwas mehr als tausend Neonazis aus dem In- und Ausland das Ruhrgebiet. Das scheint auf den ersten Blick vielleicht viel, ist aber bei einer näheren Betrachtung nicht einmal mittelmässig. Allerdings und das müssen wir zugeben, ist dieses im Gegensatz zu den letzten braunen Demonstrationen in Nordrhein-Westfalen eine auch von uns nicht erwartete Größenordnung. In unserem Vorbereitungskreis sind wir von maximal 800 Leuten ausgegangen.
Endgültig durchgesetzt, so zeigte Dortmund, hat sich mittlerweile die Übernahme "autonomer Ästhetik", umwissentlich über geschichtlichen Ursprung und Widerspruch des Begriffes "Autonomer Nationlist". Eher lächerlich waren dagegen die vereinzelten Versuche Polizeiketten zu durchbrechen und so willigte man nicht nur einmal einer Verkürzung des Aufmarschweges zu.

Die antifaschistische Seite
Eine ganz andere Strategie verfolgten an diesem Tag Antifa- und autonome Gruppen. Explizit wurde nur NRW-weit mobilisiert, da das Problem "Fronthauptstadt" in erster Linie direkt vor der Haustür gelöst werden muß. Stattdessen wurden Bündnisse mit vielen älteren Gruppen und Organisationen neu zum Leben erweckt und eine nahezu perfekte Organisationsstruktur in die Wege geleitet. Insgesamt waren an diesem Tag schätzungsweise knapp tausend Antifaschisten aus NRW in Dortmund und der näheren Umgebung unterwegs, neben den üblichen Dingen wie Ermittlungsausschuss und Sanitätern gab es ein Radio und einen Wap-Ticker, der die Demonstranten vor Ort im Minutentakt mit Informationen versorgte. Für viele unbemerkt gab es an diesem Tag endlich mal wieder aktive Strukturen in fast jeder Ruhrgebietsstadt und so sind mehrere braune Kameraden nicht unbeschadet nach Dortmund oder wieder in ihre Heimatstadt zurück gelangt. Ein ruhrgebietsweites Meldesystem konnte fast auf den Kopf genau ansagen wann und wieviele "Kameraden" den Dortmunder Hauptbahnhof bzw. den Sammelpunkt erreichen würden. Neben des mehr als ungemütlichen Rückweges verloren so einige Kameraden ihre Deckung in der Nachbarschaft und dürfen sich in Zukunft häufiger über Besuch freuen.

"Frontstadt Dortmund"? - Wie Weiter?
Wieso eigentlch Dortmund? Abgesehen von einigen Regionen in Ostdeutschland konnten organisierte Neonazis nie wirklich ernsthaft in den ehemaligen westdeutschen Regionen Fuß fassen. Gerade das Ruhrgebiet war auch lange nach der Wende eine No Go-Area für Worch und Kumpanen. Sicherlich gab es dann und wann auch Übergriffe oder Organisierungsversuche, doch im Gegensatz zu den östlichen Gefilden waren diese alle eher marginal. Um Teile der ehemaligen FAP, Wikingjugend und der Borussenfront sammelte sich seit einigen Jahren vermehrt ein brauner Dunstkeis, der sich aus zugezogenen "Rechtsaktivisten" zusammensetzte. Dieser Prozess wurde gezielt in Gang gesetzt, um sich im Westen oder speziell im Ruhrgebiet festzusetzen, leider teilweise noch bestärkt durch den vor einigen Jahren vorherrschenden Konflikt zwischen so genannten Antideutschen und Anti-Imperialisten, der zum Glück mittlerweile -bis auf einige private Ausnahmen- beigelegt ist. Die Stadt Dortmund wurde so nach und nach zu einem Probefall für mehr oder weniger militante Neonaziaktionen und konnte sich begünstigt durch lokale, antifaschistische Lethargie sogar teilweise organisieren. Neben Dortmund sind allenfalls noch in Marl ansatzweise solch militante Strukturen zu erkennen, die in zweiter Linie oder besser zeitgleich auch angegangen werden sollten.
Mit der Demonstration in Dortmund wurde bereits gute Vorarbeit geleistet, die es in den nächsten Monaten zu intensivieren gilt. Wenn Dortmund zur "Frontstadt" des braunen Spuks ernannt wird, dann werden wir der Handvoll organisierter Neonazis das Leben zur Hölle machen. Wir schlagen nicht nur eine NRW-weite Kampagne gegen die "Frontstadt Dortmund" vor, sondern setzen auf die altbekannten autonomen Strukturen, die uns wieder zur Verfügung stehen, um auch den letzten Dortmunder Kamerad sein Leben zur Hölle zu machen.
Bei der zunächst auf ein Jahr angesetzten Kampagne soll es aber nicht nur um die Einzelpersonen gehen, sondern auch sämtliche Strukturen, Vertriebe und Bündnisse bis ins Kleinste zerstört werden.

Ya Basta! - Es reicht!
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Ergänzungen

Fotograf

Ya Basta² 11.09.2008 - 05:07
Wenn ihr die Demo verfolgt hättet, so wüsstet ihr, dass es keine Wegstreckenkürzung der Nazis gegeben hat. Die Route wurde 1 zu 1 abgelaufen. Im Vorfeld verteilten die Nazis einen Streckenplan, dieser wurde auch genauso wie beschrieben gelaufen. Daher sehr schlecht aufgepasst, wenn man schon mitlief. Und vorallem wieso nicht eingeschritten, wenn man mitlief, und linke Jounarlisten und Fotografen angegriffen wurden? Als Fotograf kann ich zudem sagen, dass die Neonazis niemals versuchten eine Polizeikette zu durchbrechen, wieso auch die Bullen ließen ja alles mit sich machen. Daher konnte es auch keinen Versuch geben der scheiterte.

Der Bericht ist derart weit hergeholt und versucht aus Scheiße Gold zu machen, dass einem schlecht wird.

wenns mal so wäre

dortmund 11.09.2008 - 07:30
Ach, wenns doch nur so wäre, wie der Artikel glauben machen will! Zunächst ist festzuhalten, daß die Nazis Dortmund als Erfolg feiern. Das wird vermutlich dafür sorgen, daß beim nächsten Mal sich noch mehr von ihnen auf den Weg nach Dortmund machen.

Dann kann man die Dortmunder Rest-Antifa zwar für ihren Technikeinsat loben, was sie jedoch nicht geschafft haben, war, eine halbwegs vernünftige Verhinderungs/Behinderungsstrategie zu bieten. Hilfloses herumirren in Dortmund war das Resultat.

Die Zahl der Nazis lag deutlich über der der Antifa. Lediglich das bürgerliche Bündnis unter Einschluß der - sehr lobenswerten - Aktion 65+ brachte mehr Menschen als die Nazis auf die Beine. Das verwundert nicht, wollen doch zahlreiche Antifa-Gruppen aus NRW definitiv nicht unter USA/Israel-Fahnen laufen. Ein übriges tat der seitenlange Aufruf, der nicht daran orientiert war, alle Kräfte gegen den Naziaufmarsch zu bündeln, sondern den Antifagruppen, die sich als Teil der weltweiten Antikriegsbewegung verstehen, vor den Kopf schlug. Immerhin orientiert das IL-Spektrum grade auf die europaweiten Aktionen gegen den 60. NATO-Geburtstag im kommenden Frühjahr.

Und nein, weder die Dortmunder noch die Ruhrgebiets-Antifa hat das Nazi-Problem im Griff. Permanente Überfälle, der tote Schmuddel, die ständig attackierte HischQ, die partielle kulturelle Hegemonie der Nazis - das alles ist nicht wegzureden. Und liegt auch daran, daß die antideutsch geprägte Antifa des Ruhrgebiets lange Zeit verlauten ließ, daß Recherche und Antifaarbeit nicht nötig seien, stattdessen (nicht zusätzlich!) ihre Adorno-Zitatkreise als Thema setzte. Nicht umsonst spielte das Thema Antifaschismus auf dem Ruhr-Antifa-Camp 08 fast keine Rolle, im Gegensatz zum Rheinland-Antifa-Camp des gleichen Jahres.

Entweder es gelingt im Pott die Dominanz der antideutschen Positionen in der Antifa zu brechen - zugunsten eines recherchebasierten, bündnisfähigen und aktionsbereiten Antifaschismus - oder die Nazis werden weiterhin leichtes Spiel haben und Schritt für Schritt expandieren. Bis jetzt ist es reines Glück, daß es vorwiegend die Kameradschaften sind, die nerven und daß die NPD nicht sehr stark mit Mandaten präsent ist. Das kann sich mit der Kommunalwahl im nächsten Jahr ändern.

Grade ist weniger die Zeit für Jubelartikel, sondern Zeit für Selbstkritik und Kurswechsel. Und für den Aufbau neuer, alternative antifaschistischer Strukturen, die einen Strich unter diese Vergangenheit machen.



@wenns mal so wäre

Rantanplan 11.09.2008 - 09:02
"...festzuhalten, daß die Nazis Dortmund als Erfolg feiern."

Ist entgangen, dass sie auch den 1. Mai 07 und so ziemlich alles andere als Erfolg feierten? Wenn jemand die Nazidemo als Erfolg feiern kann, dann ist es wohl der Dortmunder Polizeipräsident, der sie - wie immer - unbedingt stattfinden lassen wollte.

Wie im Artikel erwähnt, stand eine NRW-Weite Mobilisierung einer Bundes/Europaweiten gegenüber. Unter diesem Licht betrachtet ist es zwar tragisch, dass Antifaschisten in NRW weniger Menschen zusammentrommeln, als Faschisten Europaweit - aber dies zeigt auch die tatsächliche Verfasstheit der NRW-Naziszene, die auf Europaweite Unterstützung angewiesen ist, um den oberflächlichen Eindruck einer zahlenmäßigen Dominanz zu erwirken. Dass die Realität anders aussieht, ist wohl kein Geheimnis.

guter bericht

a.g.r.o. 11.09.2008 - 10:53
da nazi-fakes hier würde ich nicht weiter beachten. die hintergrundarbeit die dieses mal geamcht wurde, war mehr als vorbildlich.
und ich weiß gar nicht wieso einige fakes hier so eine mumpitz herausposaunen? auf dem weg nach hause verunglückt?
es wird hier keinesfalls behauptet, dass die gegendemonstration an sich ein erfolg war, aber die sachen, die genannt werden sind für alle, die sich an den protesten beteiligt haben nachvollziehbar.
also hört auf hier zu diskutieren und überlegt euch wie ihr in zukunft gegen die dortmunder nazis vorgehen wollt.
schluß mit diskutieren - vor allem über indymedia und mit nazis!

@Ya Basta2

M 11.09.2008 - 10:56
Erzähl doch nicht so einen Blödsinn! Die Nazidemonstration wurde mehrmals verkürzt und umgeleitet!
Der Bericht regt durchaus zum Nachdenken an.
Wieso Marl genannt wird bleibt mir allerdings auch ein Rätsel. Denn auch dort können die Nasen doch keinen Fuß fassen.

inwie weit realistisch ?

ich 11.09.2008 - 11:50
"Explizit wurde nur NRW-weit mobilisiert, da das Problem "Fronthauptstadt" in erster Linie direkt vor der Haustür gelöst werden muß."


Die mobilisierung war sehr kurzfristig und außer dem harten antideutschen Kern im Ruhrgebiet haben sich wohl andere Gruppen außerhalb des Ruhrgebiets von dem gewaltrhetorischen Aufruf nicht angesprochen gefühlt.
Eine NAzidemo mit solch einem Mobilisierungspotential macht selber auf sich aufmerksam und zieht aktive Antifaschisten/innen an. Andersrum werden diese durch eine derartige antifamobislierung wieder abgeschreckt. Vielleicht sollten einfach mal Infos von anderen Gruppen außerhalb des Potts geholt werden, warum diese nicht gekommen sind...



"Dieser Prozess wurde gezielt in Gang gesetzt, um sich im Westen oder speziell im Ruhrgebiet festzusetzen, leider teilweise noch bestärkt durch den vor einigen Jahren vorherrschenden Konflikt zwischen so genannten Antideutschen und Anti-Imperialisten, der zum Glück mittlerweile -bis auf einige private Ausnahmen- beigelegt ist."

Im Gegenteil wird nach der gescheiterten Demonstration der Streit erst richtig ausbrechen, da eine ZUsammenarbeit mit Ads nicht mehr tragbar ist und immer wieder zu Problemen führt. Dummerweise aber immer von Seiten der ADs.

"Mit der Demonstration in Dortmund wurde bereits gute Vorarbeit geleistet, die es in den nächsten Monaten zu intensivieren gilt. Wenn Dortmund zur "Frontstadt" des braunen Spuks ernannt wird, dann werden wir der Handvoll organisierter Neonazis das Leben zur Hölle machen."

Vor allem gute Vorarbeit am Tag der Kundgebung, an dem die AUDO verlauten ließ, dass diese nicht stattfinden wird und auf einmal doch 60 Nazis da standen und ohne Gegenwehr voller Motivation ihre Scheiß an den Mann bringen konnten.
Wenn das Herumstreunen einzelner Gruppen durch Dortmund, die kläglich versuchen ohne irgendein vorbereitetes Konzept auf die Route zu kommen, gute Vorarbeit sein soll, dann sehe ich ebenfalls schwarz.

Mein Fazit dieser ganzen Geschichte:
Solch einen Reinfall kann auch mit antideutscher Rhetorik nicht mehr schön gelabert werden.
Wenn sich nicht endlich mal zusammengerissen wird, werden die letzten wirklich aktiven aus Dortmund und Umgebung (damit mein ich nicht die AUDO) in Zukunft aufpassen müssen, nicht grün und blau geprügelt zu werden.

damit sich jeder selbst ein bild ...

auffinder 11.09.2008 - 15:05
... vom a-deutschen aufruf machen kann, hier der Link:

 http://antifaunion.blogsport.de/termine/gegen-antisemitismus-antiamerikanismus-und-rassismus-den-naziaufmarsch-stoppen/

hier die entsprechenden texte des anstosses, die in unterschiedlicher form waehrend der demo verbreitet wurden:

"sondern es gilt, gegen die nicht nur von Neonazis vertretenen, altbekannten antiliberalen, antiamerikanischen und antisemitischen Parolen Position zu beziehen."

--> damit sind wohl alle nicht-antideutschen gemeint

"Es geht nicht darum, generell Menschen zu diskreditieren, die sich für Frieden einsetzen, aber wenn das bedeutet, dass man sich im Zuge einer bedingungslosen Friedensliebe mit antisemitischen „Volksbefreiungsbewegungen“ wie der Hamas und anderen islamistischen Terrorist_innen solidarisiert oder den „kritischen Dialog“ sucht, muss auch in diesen Fällen politisch interveniert werden."

--> hier wird alles, was gegen israelische siedlungs- und kriegsplaene stellung bezieht als sympathisant der hamas hingestellt.

"Der ungeschickte und hilflose Umgang einiger identitätspolitischer und bewegungsorienter Linker mit der Tatsache, dass Neonazis bestimmte traditionell linke Themenkomplexe zu okkupieren versuchen, offenbart ein grundsätzliches Problem. Anstatt die Gründe hierfür in den inhaltlich verkürzten eigenen Positionen zu suchen, unterstellt man den Neonazis aufgrund eigener Ideenlosigkeit perfide Strategien zur Unterwanderung der Linken zu verfolgen."

--> also sind unsere analysen so ungeschickt, dass sie nun auch nazis benutzen koennen.

jetzt wird das hoffentlich auch fuer einige ausserhalb nrws klar, warum viele nichts mehr mit den a-deutschen zu tun haben moechten.

wer in koeln auf dem antifakongress gewesen ist, hat sich ein bild davon machen koennen wie besonders die gwg aufgetreten ist. trotz all ihres ideologischen irrsinns und ihrer unterstellungen (antifa k = islamisten-sympathisanten), wurden ihnen goldene bruecken gebaut um zu einer sinnvollen kritik des islamismus zu kommen. die haben sie aber nicht angenommen, weil sie "islam" als grundlage gesehen haben, d.h. "moslems glauben an den koran und im koran steht viel boeses". ein referent hat ihre "islamkritik" deshalb als voelkisch bezeichnet, weil sie ein "islamisches wesensmerkmal" erfinden und es fuer alle moslems als verbindlich darstellen. so eine kritik ist fuer sinnvolle theorie natuerlich nicht dienlich und ihrem eigenen anspruch werden die a-deutschen ebenfalls nicht gerecht.

solange die a-deutsche ideologie im ruhrgebiet solche zuege annimmt, werde ich auch nicht mehr auf ihre demos gehen.

Text lesen und nicht hier diskutieren!

Graue Zellen 11.09.2008 - 19:34
Erstens wird in dem Text nicht behauptet, dass die Gegendemonstration ein Erfolg war, denn eine Blockade des Aufmarsches konnte an diesem Tag nicht erreicht werden. Dieses hat mehrere Gründe, die ihr aber in euren Gruppen besprechen solltet.

Zweitens melden sich hier gerade genau die wenigen privaten Personen zu Wort, die den Konflikt trotz allgemeiner Beilegung aufgrund ihrer persönlichen Differenzen wieder aufzukochen zu versuchen oder es sind allenfalls billige Nazifakes.
Nur zur Information: Wir kommen keinesfalls aus dem antideutschen Spektrum, bezeichnen uns aber aufgrund unserer Geschichte als progressive Antifaschisten, die aus ihre langjährigen Sozialisation lernen und sich mit ihnen und der Bewegung kritisch auseinandersetzen.

Drittens soll innerhalb dieses Onlinemediums nicht weiter diskutiert werden, sondern nur zum Nachdenken angeregt werden, gerade in bezug auf die Situation in Dortmund, die so nicht länger hinzunehmen ist.

Also bewegt eure Ärsche, wenn sogar wir alten Säcke es noch können!

Artikel aus Unsere Zeit

Red Antifa 12.09.2008 - 20:07
Polizeipräsident räumt Faschisten erneut den Weg frei
Bündnis Dortmund gegen Rechts fordert den Rücktritt von Hans Schulze

Dortmund. Mittlerweile zum 4. Male konnten junge Nazis mit einer Demonstration anlässlich des Antikriegstages eine perverse Provokation durchführen – wie immer mit Hilfe des Polizeipräsidenten Hans Schulze, der effizienten Antifaschismus flächendeckend unterbinden ließ.
Schulze hatte in den vergangenen Jahren schon des öfteren bewiesen, dass ihm die Meinungsfreiheit einer verbrecherischen Ideologie am Herzen liegt und so war es kaum verwunderlich, dass sich nach einem ganzen Jahr der Mobilisierung etwa 1.100 Faschisten aus der gesamten Republik sowie verschiedenen umliegenden Nachbarländern eingeladen fühlten, um ihre Allmachtsphantasien in aggressiver Weise auf die Straßen des östlichen Ruhrgebiets zu tragen: „Nie wieder Krieg – nach unserem Sieg!“ lautet ihre Parole, mit welcher sie den Antikriegstag ad absurdum führen. Zur Erinnerung sei an dieser Stelle erwähnt, dass der internationale Antikriegstag auf den 1.September 1939 zurückführt, an dem die Wehrmacht des faschistischen Deutschland Polen überfiel.

Antifaschistischer Widerstand gestaltete sich gewohnt schwierig
Einerseits ab es inhaltlich nicht zu überbrückende Differenzen mit dem autonomen Antifaspektrum, das in Dortmund seit ein paar Jahren von den so genannten „Antideutschen“ dominiert wird. Deren Aufruf u.a. gegen „Antiamerikanismus“ zu demonstrieren, entblödete sich eben weiteren geistigen Verirrungen auch nicht, dem Ostermarsch Rhein-Ruhr eine Mitschuld daran zu geben, dass Dortmunder Nazis sich dort in diesem Jahr mit einem Störmanöver unter dem Motto „Keine Waffen für Israel!“ versuchten. Viele jugendliche AntifaschistInnen beteiligen sich dennoch an deren Demo aufgrund des aktionsorientierten Charakters.
Andererseits hatten sich der bürgerliche „Arbeitskreis Rechtsextremismus“ (DGB und Kirchen) und das links-liberale „Bündnis Dortmund gegen Rechts“ erstmals seit langem auf eine gemeinsame Kundgebung verständigt. Auf dem Platz der Alten Synagoge führten sie eine Kundgebung durch, auf der sich ca. 1.500 Menschen mit einem hochwertigen Kulturprogramm sowie teils hervorragenden Reden aus den verschiedenen Organisationen identifizieren konnten. Lediglich die Feststellung des sozialdemokratischen OB Langemeyer, Dortmund sei „keine Hochburg der Neonazis“, sondern eine Hochburg von „Demokratie, Vielfalt und Toleranz“ stieß hörbar auf geteilte Meinung. Es soll halt nicht sein, was nicht sein darf.

Polizeipräsident als Chef-Stratege der Anti-Antifa
Die Chancen allerdings, den Faschisten den Weg zu blockieren, sind den Anti-Nazi-Kräften durch die rigide Polizeistrategie genommen worden, welche alles daran setzte, den Nazis einen ungestörten Aufmarsch zu ermöglichen. Bereits im Vorfeld diskreditierte die Polizei die Antifa-Demo und schürte Befürchtungen in der Bevölkerung vor gewaltsamen Auseinandersetzungen. Dies gipfelte in der Ankündigung, gegen demonstrierende Jugendliche vorgehen zu wollen, wenn diese ihr Gesicht mit Baseball-Kappen und Sonnenbrillen bedeckten. Dabei ist dieser Selbstschutz in Dortmund vollkommen verständlich, haben doch militante Angriffe der Dortmunder Nazis auf alternative bzw. antifaschistische Jugendliche dieser Stadt besonders im Vorfeld und nach ihren Aufmärschen Hochkonjunktur. Auch in diesen Fällen spielte die Polizei allzu oft eine unrühmliche Rolle, ließ die Angreifer laufen und bevorzugte die Überprüfung der Personalien der Opfer.
Am 6.9. wurden ganze Stadtteile mit 18 Hundertschaften, Hamburger Gittern und Wasserwerfern abgeriegelt. In seinem Bestreben, jeden wirksamen Protest zu unterbinden, ignorierte PP Schulze sogar ein Urteil des Verwaltungsgerichtes Gelsenkirchen, das antifaschistische Kundgebungen an verschiedene Mahnmalen (z.B. Stolpersteine) ausdrücklich genehmigte. Schulze hingegen sah die öffentliche Sicherheit und Ordnung gefährdet und befürchtete neben „Belästigungen für unbeteiligte Dritte“ auch Straftaten, wie z.B. „Personen- und Sachschäden“.

Aktion 65 plus – `Alte mit Zukunftsmodell`
Grund zur Sorge bereitete Schulze dabei ausgerechnet die angekündigte `Aktion 65 plus`: altgediente AntifaschistInnen der Stadt Dortmund, welche den Krieg und Faschismus in Deutschland noch selbst erlebt hatten, riefen zum „gewaltfreien Protest“ gegen den Naziaufmarsch unter der Losung „Nie wieder!“. Wer sich ihnen anschließen wollte, erklärte sich ebenfalls zum Verzicht auf jede Form von Gewalt bereit. Trotz der illegalen Verbotsverfügung des PP ließen sich im Anschluß an die DBG Kundgebung 700 Personen nicht davon abbringen, in Richtung der Neonazis zu ziehen. Der Einsatzleiter willigte spontan doch noch ein und ließ diese Demo zumindest bis zur Synagoge ziehen. Dort jedoch war endgültig Schluß mit der „demokratischen Großzügigkeit“. Immerhin setzte diese Aktion ein Zeichen, dass es viele DortmunderInnen gibt, die sich auch künftig nicht mit einer stationären Kundgebung fernab der Nazis zufrieden geben wollen und werden.

Kampagne zum Rücktritt des Polizeipräsidenten
Seinem unsäglichen Vorgehen setzt Schulze nun eigens die Krone auf, indem er rechtliche Schritte gegen diesen Verstoß gegen die von ihm erlassene Verbotsverfügung prüfen will. Sein Einsatzleiter Dieter Keil resümierte: „Das Einsatzkonzept und der starke Kräfteansatz haben entscheidend zum Erfolg beigetragen". Dass eine auf diese Weise durchgesetzte Ruhe kein Erfolg ist, sondern so auch in den kommenden Jahren Naziaufmärsche in Dortmund weiter zur „nationalen Pflichtveranstaltung“ der rechten Szene mutieren, leuchtet dabei ein. Das Bündnis Dortmund gegen Rechts sieht in der Strategie des PP eine Kontinuität, welche die hiesigen Zustände erst befördert hätten: „Regelmäßige Angriffe auf alternative und linke Treffpunkte, der Nazi-Mord an einem Punk und massive Bedrohungen von Antifaschistinnen und Antifaschisten durch Neonazis werden von der Polizei oft als nicht politisch motivierte Taten verharmlost und nicht mit der nötigen Konsequenz verfolgt. Neonazis werden von der Polizei geschützt und mit städtischen Bussen zu ihrem Kundgebungsort gefahren. Aktive Antifaschistinnen und Antifaschisten werden kriminalisiert.“ Folgerichtig fordert das Bündnis nun mittels einer Unterschriftenkampagne den Rücktritt Schulzes. Der käme spät, aber besser als nie!



Quelle:
Unsere Zeit - Sozialistische Wochenzeitung [der DKP],
Ausgabe 12. September 2008, S.6
www.unsere-zeit.de


Mehr Infos über die Kampagne gegen den POL-Präsi siehe hier:
www.bdgr.blogsport.de/

1340 Rechte!!!

Markus 12.09.2008 - 21:52
Laut Mitorganisator Christian Worch, der vorgibt, eine genaue Zählung der Demoteilnehmer durchgeführt zu haben, sollen es 1340 Rechte gewesen sein. Auch die Photos sprechen für diese hohe Teilnehmerzahl. Anstatt diese Zahl herunterzureden, sollte man lieber die Realität in Augenschein nehmen, wenn man aus der Situation lernen will.

@Markus

Dortmund 13.09.2008 - 11:23
Da hat der gute Herr Worch aber genau gezählt! :-)
Die Realität beschreibt der Verfasser des Artikels sehr gut wie ich finde!

es wird besser, kaum zu glauben

scholle 14.09.2008 - 12:52
Entgegen der typisch deutschen Miesmachermeinung hat die Gegendemo, ob bürgerlicher Protest oder Antifaleute, diesmal wieder einen verdammt guten Eindruck hinterlassen.
Kaum noch zu glauben, scheint ne gewissse Logik wieder einzuziehen, die Gruppen tolerieren sich wieder ein wenig mehr, hoolen nicht mehr so doof rum, sondern zeigen, auch in den Medien, dass die Intelligenz eindeutig auf Seiten der Linken, wenn man sie mal so nennen will, war und bleibt.
Alles andere ist subjektive Befindlichkeitsschwafelei.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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!?! — Obst

@ YaBasta² — papasbester

Wau lustig Haha — Sonja

R Es ist ganz sicher nicht... — Kopfguerillero

??? — Nicht-NRWler

reaktionär`? — ruhrgebiet

marl — rote socke

realitätsverlust??? — KLARTEXT

@KLARTEXT — paul

Schlechte Infrastruktur — tut nichts zur sache