Berlin: Aktueller Stand O2/ Anschutz-Halle

MediaSpree und die Anschutz-Halle

Die Anschutz-/O2-Halle direkt am Spreeufer ist ein Kernstück der investorenfreunlichen geplanten Uferbebauung namens MediaSpree - so heißt auch der Verein, in dem sich die Investoren, gefördert von der öffentlichen Hand, zusammengeschlossen haben, um ihre Interessen durchzusetzen.Seit etwa drei Jahren gibt es massiven Widerstand auf verschiedenen Ebenen gegen eine Politik, die nur auf die Interessen der Konzerne ausgerichtet ist, und gegen die geplanten Bauvorhaben am Spreeufer. Einer der Höhepunkte dürfte der erfolgreiche Bürger_innen-Entscheid im Juli gewesen sein, bei dem zehntausende Anwohner_innen gegen den ganzen MediaSpree -Scheiß an die Wahlurnen gegangen sind.Die Halle ist nun nicht nur das mit Abstand größte Projekt von MediaSpree, hier sind auch alle Elemente enthalten, die zur Ablehnung der MediaSpree-Planungen insgesamt geführt haben: massive öffentliche Subventionen privater Profite, komplettes Ignorieren der Wünsche der Anwohner_innen, negative Auswirkungen auf die benachbarten Bezirke, Zubetonierung der Ufer, Armutslöhne für miese Jobs, massiver Durchgangsverkehr, Kameraüberwachung, und als Reaktion auf Kritik Schikanen durch Wachschutz und Polizei. Dabei ist die Anschutz-Halle selbst nur zentrales Element des geplanten neuen Entertainment-Viertels am Spreeufer. Und der Investor hinter der Halle, die Anschutz-Gruppe, ist besonders ekelhaft und finanziert mit ihren Gewinnen reaktionäre Abgeordnete und schwulenfeindliche Sekten in den USA. Eine ausführliche Kritik an der Halle und dem Investor Anschutz findet sich, mit Links zum Weiterrecherchieren, in diesem Indy-Artikel. Und nun wird die Halle also am Mittwoch, den 10.09.09 eröffnet. Was planen die Investoren für diesen Tag und was machen die Menschen, die MediaSpree, die Halle und die ganze damit verbundene gesellschaftliche Entwicklung einfach nur Scheisse finden?

Eröffnungsfeier vor exklusivem Publikum

Im Inneren der Halle wird Mittwoch abend ein äusserst exklusiver Kreis feiern: im Wesentlichen diejenigen, die von den erhofften gigantischen Gewinnen profitieren werden, die dafür verantwortlichen Politiker_innen und sicher noch ein paar Kultur-Promis. Es ist die Rede von ca. 1000 geladenen Gästen, darunter, so die Polizei in der Begründung zum teilweisen Demo-Verbot, Personen der Gefährdungsklasse 1. Vermutlich wird die Mehrzahl der Teilnehmenden mit dem eigenen PKW anreisen. Auch Philip Anschutz selbst, der reaktionäre homophobe Investor, wird erwartet. Höhepunkt der Investorenfeierlichkeiten ist eine Performance, an der wohl seit einem halben Jahr gearbeitet wird.Derzeit gehen wir von folgendem Zeitplan für die exklusiven Feierlichkeiten aus:Bis 19 Uhr: Anreise der VIPs; 19 Uhr: Einlass der VIPs in die Premium Lounge; 20 Uhr: Einlass der VIPs in die Halle; 20.45-21.15 Uhr: Performance; 21.15-21.30 Uhr: "Bespielung" der LED-Fläche auf der Front der Halle; 21.30: Feuerwerk.
Bei der LED-Bespielung und dem Feuerwerk ist unklar, inwieweit die VIPs hierzu die Halle verlassen werden. Mit der Abreise der VIPs ist voraussichtlich ab 21.45 Uhr zu rechnen.Für die mit dem PKW kommenden Wirtschaftsfuzzis und Politiker_innen gibt es nur zwei mögliche Zufahrtswege zur Halle: von Osten (Universal, Oberbaumbrücke, Warschauer Straße) oder Westen (Schillingbrücke, Ostbahnhof, Mitte) über die Mühlenstraße an der East Side Gallery.

Volksfest für die Anwohner_innen?

Anscheinend als Reaktion auf die Ankündigung von Protesten, insbesondere auf die Anmeldung einer Demonstration unter dem Motto Wir sind alle eingeladen!, spricht Anschutz seit etwa einer Woche in einigen Presseartikeln plötzlich davon, dass es auch ein öffentliches Volksfest vor der Halle geben soll. Allerdings sind hier noch keinerlei wirkliche Informationen verbreitet worden; die Rede war bislang nur von Bier- und Würstchenbuden, Musik und Feuerwerk. Für die Straßen rund um die Halle ist anscheinend bei den Bullen ein Fest von 19 bis 22 Uhr angekündigt worden, die Bullen reden in der Begründung für das Demo-Verbot selbst von 20.000 Teilnehmer_innen. Ob das Fest wirklich stattfindet, was da wo passiert, oder ob das eine reine Fake-Veranstaltung ist, um einen zusätzlichen Anlass zu haben, die Demo zu verbieten, steht im Moment noch nicht fest. Allerdings ist davon auszugehen, dass nach den Pressemeldungen schon einige Leute kommen werden. Genauere Infos gibt es sicher spätestestens Mittwoch Nachmittag, denn für ein Fest mit 20.000 Leuten müssen (sichtbare) Vorbereitungen getroffen werden.

Proteste 1: Demonstration vom Kotti Richtung Halle 17.30 (pünktlich!)

Bereits vor fast drei Wochen wurde eine Demonstration vom Kotti über Adalbertstr., Oranienstr., Manteuffelstr., Schillingbrücke bis vor die Halle angekündigt. Erst am Montag, 08.09.08 gab es hierzu eine schriftliche Stellungsnahme der Bullen: die üblichen Auflagen, und zusätzlich noch ein Teilverbot der Wegstrecke. Am heutigen Dienstag wurde der Widerspruch gegen das Teilverbot vom Verwaltungsgericht zurückgewiesen. Als Ort der Abschlusskundgebung sehen die Bullen nun den Rummelsburger Platz vor, ca. 300 Meter westlich der Halle im Niemandsland des ehemaligen Mauerstreifens, eingeklemmt zwischen hohen Zäunen, East Side Gallery und Parkplätzen. Auch der Kompromissvorschlag der Anmelder_innen, ohne Kundgebung auf der Mühlenstraße an der Halle vorbei und über die Oberbaumbrücke nach Kreuzberg zurückzugehen, wurde verboten. Die Verantwortlichen scheinen fest entschlossen, die Demonstration nicht einmal in die Nähe der Halle zu lassen.Lasst Euch nicht abschrecken: die Demonstration findet statt! Kommt zahlreich zum Kotti, tragen wir unseren Protest laut auf die Straßen! Die Polit- und Wirtschaftsprominenz möchte sich selbst feiern? Oh nein: Wir sind alle eingeladen!

Proteste 2: Einsichern in die Halle

Die Hedonistische Internationale ruft dazu auf, schick gekleidet ab 18 Uhr in Kleingruppen in die Halle einzusickern. Eventuelle Ordner, Wachschutz, Kontrolleure usw. sollen redegewandt überzeugt werden, dass auch hier wir alle eingeladen sind! Sollte wider Erwarten der Zugang doch verwehrt werden, empfielt es sich, an Ort und Stelle auf diese Ungeheuerlichkeit deutlich aufmerksam zu machen. Erst wird mit Millionen Euro öffentlicher Subventionen die Halle gebaut, und dann soll uns die Teilnahme an der Eröffnung verwehr werden? Skandal! Vielleicht wäre es an dieser Stelle auch sinnvoll, nochmals die Eigentumsfrage zu stellen, etwa in dem Sinne, ob Privateigentum an Gebäuden, Grundstücken usw. überhaupt und grundsätzlich Sinn macht, oder ob das nicht besser alles allen gehören sollte.

noch mehr Proteste: vielfältige Aktionen auf dem Volksfest, auf den Zufahrtswegen, in den betroffenen Bezirken

Nach den Erfahrungen mancher Aktionen, zuletzt wieder bestätigt durch das teilweise Verbot der angemeldeten Demo, werden sich viele denken: unseren Protest melden wir nicht an, wir demonstrieren, wo, wann und wie wir wollen! Und wenn alle, die aus verschiedenen berechtigten Gründen MediaSpree und Anschutz Scheisse finden, auf die Straße gehen, dann sind wir ganz schön viele!Seien wir kreativ und vielfältig, seien wir spontan, seien wir solidarisch und passen wir aufeinander auf! Übrigens ist der Ermittlungsausschuss (EA) aktiviert, voraussichtlich ab 17.30 Uhr. Bei Festnahmen und Bullenübergriffen: 69 22222 anrufen, und wie immer natürlich keine Aussagen gegenüber Polizei und Staatsanwalt!Eine ddp-Meldung von Dienstag Morgen: Gegner der Halle, die das Bauwerk als «monströs» kritisieren, haben Proteste zum Eröffnungsabend angekündigt. Dies kommentierte Anschutz-Pressesprecher Moritz Hillebrand mit den Worten: «Wir gehen davon aus, dass wir unsere Eröffnungsfeier durchführen werden.»Anscheinend haben Anschutz und Co. im Moment nicht nur die Sorge, wie sie die exklusive Eröffnung der doofen Halle ohne Störungen, sondern wie sie das ÜBERHAUPT durchführen können. Super, weiter so! Hier noch eine kleine Karte. Auf dem Grundstück westlich der Halle direkt an der Mühlenstraße findet den ganzen September ein Ramadanfest statt, ist aber auf ein eingezäuntes, recht kleines Geände beschränkt. Links und rechts neben der Halle vor dem Bahndamm sind Parkplätze. Die Halle wird nach Norden und Süden von Bahndamm bzw. Spree begrenzt.Aktuelle Infos im Vorfeld gibt es auf Indymedia und auf der Webseite der Spreepirat_innen. Hier finden sich auch der vollständige Aufruf zur Demonstration, Hintergründe zum Demo-Verbot und weitere Texte.