CO2-Einlagerung: Kasse machen mit "Öko"

Dschugan Rosenberg 07.09.2008 22:35 Themen: Ökologie
Derzeit streben einige Energiekonzerne an, dass bei Verbrennungen in Kohlekraftwerken entstehende Kohlendioxid in Bergwerke einzulagern. EWR ist Vorreiter. Wird dies genehmigt bzw. verordnet, so müssen die Verbraucher und Steuerzahler nach Transrapid, Maut, Fussball-EM, Kohlepfennig auch noch für dieses „Öko-Projekt“ Geld bei denen bezahlen.
Kohlendioxid entsteht bei der Verbrennung von organischen Verbindungen und der thermischen oder chemischen Zersetzung von Carbonaten.
Hierbei spielt die Verbrennung von Erdöl, Erdgas, Kohle für Industrie, Haushalt (Heizung) und Verkehr natürlich eine große Rolle. Kohlendioxid ist ein Gas. Der Anteil in der Luft ist kontinuierlich gestiegen und es wird für den Treibhauseffekt und die Erderwärmung verantwortlich gemacht.


Kohlendioxidausstoß verringern

Möchte man den Kohlendioxidausstoß verringern, bieten sich dafür vielfältige Möglichkeiten an. Am effektivsten ist es, den Primärverbrauch von Energie zu reduzieren. Dazu einige Beispiele:

1. Abschaffung der zusätzlichen Subventionen für besonders CO2-erzeugende Industriebereiche
Industriebereiche unterliegen allgemein einem ermäßigten Steuersatz. Dies wird getoppt durch eine weitere Subvention für die Betriebe, welche besonders viel Strom verbrauchen und damit für einen besonders hohen CO2 –Ausstoß verantwortlich sind. Nach dem Stromsteuergesetz erhalten diese Branchen wie z.B. die Aluminiumindustrie außer dem ermäßigten Steuersatz auf Strom noch oben drauf zusätzlich eine Steuervergütung. Ein Wegfall dieser Subventionen würde zu einem reduzierten Verbrauch dieser enegieintensiv hergestellten Produkte und damit zu einer CO2-Entlastung führen.

2. Steuerliche Förderung von Wärmedämm-Maßnahmen
Die Regelungen zur steuerlichen Absetzung von Wärmedämm-Maßnahmen über die Kreditanstalt für Wiederaufbau sind bürokratisch und nicht effektiv. Produkte und Dienstleistungen zur Energieeinsparung für Privathaushalte sollten einem Steuersatz von 7 % unterliegen, wie dies unsere Regierung auch für den Handel mit Eseln und den drive-in Verkauf von Hamburgern festgelegt hat (kein Witz). Wenn es für Esel und drive-in Hamburger geht, sollte es auch für Dämmplatten, energiesparende Fenster und Energiespargeräte gehen.

3. Abschaffung der Subventionen für s.g. "Spritfresser"
Niemand möchte Bürgern seinen Porsche nicht gönnen, wenn er dafür wie jeder Normalbürger aus der Privatschatulle die Kosten übernimmt. Es geht hier jedoch um die steuerliche Anerkennung als Firmenwagen, bei der nur 1 % des Neuwagenpreises pro Monat als geldwerter Vorteil zu versteuern sind und alle weiteren Autokosten vom Arbeitgeber übernommen werden und der Wagen auch privat genutzt werden kann. Etwa 50 % der bei uns verkauften Porsche sind Firmenfahrzeuge. Ganze Armeen von höheren Angestellten und Abteilungsleitern fahren mit ökofeindlichen Offroadern bei uns durch die Landschaft. Verbrauch dieser Ökomonster pro 100 km: 12,5 – 18 Liter Benzin.
Zur Reduzierung des CO2-Verbrauchs kann der Gesetzgeber jederzeit eine Grenze einziehen und beispielsweise Fahrzeuge, die im Drittelmix mehr als 8 Liter Diesel oder 10 Liter Benzin verbrauchen, von dieser Förderung sowie der Anschaffung als Dienstfahrzeuge ausnehmen. Das Resultat wäre die Reduzierung des CO2-Verbrauchs, weil „vom eigenen Gehalt wie jeder andere Bürger auch“ die hohen Kosten für diese Fahrzeuge in der Regel doch nicht übernommen werden können. Das gibt dann natürlich ein Aufheulen im Premiumsegment der deutschen Autoindustrie, welche sich auf ökofeindliche Offroader spezialisiert hat und die Entwicklung zu modernen, energiesparenden Fahrzeugen boykottiert und verschlafen hat.

4. Der Einsatz von Blockheizkraftwerken, welche Wärme und Strom vor Ort im Haus erzeugen, könnte CO2 sparen. Diese überlegene Technik wird in Deutschland boykottiert. So war es vor nicht allzu langer Zeit nach den allgemeinen Geschäftsbedingungen der Stromversorger für Haushalte bei Androhung der Stromabschaltung verboten, selbst in irgendeiner Form Strom zu erzeugen. Die Leitungsverluste für Strom, Kosten derzeit etwa 30 Prozent der Stromrechnung, könnten reduziert werden und damit wäre eine CO2-Einsparung dar. Die auf zentrale Abhängigkeit aufgebaute Macht der Stromkonzerne wäre jedoch kleiner.

5. Das Aufbrechen der Monopolstrukturen von Deutsche Bahn und Verkehrsverbünden, könnte auch zu einem besseren Nahverkehrsangebot für Berufspendler führen. Dies hätte auch weniger Individualverkehr und damit eine CO2 Entlastung zur Folge. Man denke etwa an das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs in der Schweiz oder das Dolmusch-System in der Türkei.

6. Man darf es kaum laut sagen: Auf die ökologischsten Heizungsanlagen im Haushalt, die besonders sparsam, sauber sind, zeitgenau auf die Minute und bedarfsgenau auf 1 Grad Wärme erzeugen, werden beim Betrieb die höchsten Steuern erhoben.
Auf Heizungsanlagen, welche die Umwelt am meisten schädigen und eine hohe CO2-Belastung erzeugen, da sie nicht so bedarfsgenau arbeiten können, werden dagegen beim Betrieb am wenigsten Steuern erhoben (Kohle für den Hausbrand ist steuerfrei und bei Gas werden etwa 40 % Steuern und Abgaben fällig). Dieser Irrsinn zeigt, dass die Regierung Rot/Grün und die Nachfolgeregierung Rot/Schwarz beim Thema CO2 versagt hat.

Was Stromkonzerne und Regierung vorhaben

Stromkonzerne stehen für zentrale, monopolartige Strukturen und versuchen jetzt unter dem Zauberwort „Öko“ nochmals extra Kasse zu machen. Bereits unter Willy Brandt (SPD-Atomstaat) wurden diese Konzerne mit Milliardensummen an Steuergeldern gefördert. Später wurde zusätzlich die Kohlegewinnung mit Milliardensummen gefördert. Garzweiler II, das rot-grüne Mondlandschaftsprojekt in NRW steht für weitere Förderung: die abgeräumte Kohle ist nun da, sie muss nur noch verfeuert werden.
Die Abtrennung und Einlagerung von Kohlendioxid in Bergwerke ist ökologisch unsinnig, weil dieses Kohlendioxid nicht dort verbleibt, sondern nach absehbarer Zeit aus diesen Bergwerken wieder entweicht. Trotzdem hat RWE Pläne veröffentlicht, nachdem eine CO2-Pipeline von NRW nach Schleswig-Holstein gebaut werden soll. Dort soll das CO2 dann in Gesteinsschichten eingelagert werden.
Doch für die Leute, die darauf pokern ist es der ganz große Deal. Wenn Politiker wie Energie-Lobbyist und ehemaliger Wirtschaftsminister SPD-Clement mit ergebenen abgeordneten Genossen ein solches Projekt durchwinkt, fallen große Gewinne an. Denn Stromkunden können sich einer solchen „CO2-Abgabe“ nicht verweigern, bei denen via teurer Pipeline und vorheriger Abtrennung das CO2 in Bergwerke in über 1000 Meter tiefe eingelagert wird. Dort ist es schön warm und Kohlendioxid mit einem Schmelzpunkt von minus (!) 56 Grad wird sich kaum daran hindern lassen, da unten zu bleiben. Auch bei Einspeicherung in carbonathaltige Gesteine. Carbonathaltige Gesteine stehen schon unter dem Sättigungsdampfdruck von CO2, welches sich in den Hohlräumen befindet. Durch weitere Erhöhung der Kohlendioxidkonzentration erhalte ich vielleicht einen kleinen Speichereffekt, der allerdings reversibel ist. Daher wird diese Methode nicht als nachhaltig angesehen.

Eine chemische Speicherung ist allerdings möglich, wenn man Verbindungen wie Kalziumoxid mit CO2 zu Kalziumcarbonat umsetzt. Doch solche Metalloxide werden in der Regel selbst mit hohem Energeieaufwand durch Abspaltung von Kohlendioxid aus Carbonaten hergestellt (Beispiel Kalkbrennereien).

Ein solches Projekt, dass insgesamt - Abtrennung von CO2, Komprimierung, Transport und Einlagerung - pro Tonne Kohlendioxid 36 Euro kostet und an Umweltressourcen wahrscheinlich selbst wieder annähernd eine Tonne neues Kohlendioxid in der Atmosphäre erzeugt sowie durch Abgaben der Bürger hoch subventioniert wird, hat doch das richtige Geschmäckle, um sich als „Erfolg“ in die Reihe deutscher Erfolge wie Transrapid (4 Milliarden), Schürmann-Bau (1 Milliarde), Expo (2,5 Milliarden), Fußball-WM (1,5 Milliarden), Atomschacht Konrad, IKB-Verkauf (7,5 Milliarden) einzureihen.

Die üblichen Slogans, um einen solchen neuen Kassenerfolge auf Kosten der kleinen Leute durchzudrücken sind auch schon da: „Innovation“, „Schritt in die richtige Richtung“, „könnte Exportschlager werden“, „Projekt von nationaler Bedeutung“ usw. ( http://www.derwesten.de/nachrichten/nrz/2008/9/1/news-73587264/detail.html).

Letztlich wird das via Stromkonzern für „Öko-Pipeline“ eingezogene Geld dann den kleinen Leuten fehlen, um sich ein neues energiesparendes Fenster einzubauen oder einen Mietaufschlag dafür zu bezahlen. Oder halt einen Wintermantel, wenn das Geld nicht für die Heizung reicht. Und es wird so sein, dass der Bürger diese CO2-Einlagerung bezahlen muss und gleichzeitig die Subventionen für diejenigen, welche für eine völlig unnötige Energieverschleuderung und damit Entstehung von CO2 verantwortlich sind, an der sich auf Grund von Lobbyismus, Prestigegründen und Besitzstand nichts ändern soll und wird.
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Ergänzungen

Das größte der Probleme wurde nicht genannt

blubb 07.09.2008 - 23:29
Das Problem an der CO2-Sequestrierung (So nennt sich das Trennen des Rauchgases und des CO2s) ist nicht der ganze Lobbyismus der dort betrieben wird und den Stromkonzernen "ein reines Gewissen" macht.
Zur Problem an der Abtrennung ist, dass der riesige Mehraufwand an Energie die Effektivität der Kraftwerke um etwa 10 % senkt. Daraus folgt, dass wir, um die gleiche Menge Strom zu erzeugen, noch mehr CO2 erzeugen. Wenn die Lagerung und der Transport irgendwie durchdacht und möglich wäre, dann könnte man sich drüber streiten ob das sinnvoll ist, aber ohne diese wichtigen Dinge ist das ganze Projekt zeimlich sinnlos und teuer.

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