Zwitterprozess: Sieg vor OLG!

Nella & Seeelenlos 05.09.2008 04:40 Themen: Gender Soziale Kämpfe
Christiane Völling teilt mit: Der 5. Zivilsenat des Oberlandesgerichts Köln die Berufung ihres Zwangsoperateurs einstimmig definitiv abgelehnt! (Az. 5 U 51/08) Der Chirurg hatte die Intersexuelle am 12.8.1977 ohne ihre Einwilligung kastriert und ihr die inneren Geschlechtsorgane entfernt - ein bei mit nicht eindeutigen Geschlechtsmerkmalen geborenen Menschen heute noch übliches menschenrechtswidriges Vorgehen. Am 6.2.2008 wurde der Chirurg deshalb vom Landgericht Köln zu einer Schmerzensgeldzahlung verurteilt.
Bereits am 30.6.2008 hatte der 5. Senat des OLG die Berufung wegen mangelnder Aussicht auf Erfolg zurück gewiesen, worauf der Beklagte nach einer Fristerstreckung Gegenvorstellung erhoben hatte. Das OLG beschloss am 3.9.2008 einstimmig, die Berufung ohne mündliche Verhandlung zurück zu weisen. Der Beschluss ist nicht mehr anfechtbar.

Christianes Anwalt Georg Groth bestätigte auf Anfrage:


"Nach § 522 Abs. 3 der Zivilprozessordnung ist dieser Beschluss nicht anfechtbar. Theoretisch könnte der Beklagte zwar noch eine Nichtzulassungsbeschwerde beim Bundesgerichtshof einreichen, was jedoch kaum Aussicht auf Erfolg hat. Da keine Verfassungsfragen tangiert wurden, wäre auch ein Gang vor das Bundesverfassungsgericht abenteuerlich."

Das Verfahren geht somit ans Landgericht zurück, wo nun über die Höhe des Schmerzensgeldes entschieden werden soll. Gefordert sind mindestens 100'000 Euro.

Christiane Völling:

"Ich kann es noch gar nicht richtig fassen nach dem ganzen Stress der letzten Monate. Ich bin gespannt, wie es weiter geht. Diese Zwangskastration ist eine Straftat."

Christiane betonte insbesondere ihre Dankbarkeit gegenüber ihrem Anwalt Georg Groth, der ihr die Kosten für das Honorar und die Gerichtskosten vorstreckte.

Wir gratulieren Christiane ganz herzlich und freuen uns mit ihr!

Bleibt zu hoffen, dass alle Mediziner, die heute noch zwischengeschlechtliche Menschen ohne ihre Einwilligung kastrieren und an ihren Genitalien zwangsoperieren, sich dieses Urteil kräftig hinter die Ohren schreiben. Diese menschenrechtswidrigen Zwangsbehandlungen an intersexuellen Menschen müssen endlich aufhören! Bereits sind weitere Gerichtsverfahren in Vorbereitung, doch es ist noch ein langer Weg, bis die an Zwischengeschlechtlichen Jahrzehnte lang begangenen systematischen Verbrechen gegen die Menschlichkeit endlich gesühnt und soweit wie noch möglich wieder gut gemacht sind.


Siehe auch:

- Pressemitteilung des OLG Köln (PDF Download 16 kb)

- Demo 1. Prozesstag Landesgericht Köln 12.12.2007

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Ergänzungen

Viele Fragen bleiben

Pabst Benelaus 05.09.2008 - 13:49
Hmm ?
Ich finde den Text unvollständig,
und irgenwie kann ich nach dem Artikel gar nicht so recht
verstehen was eigentlich vorgefallen ist.

Selbstverständlich darf man an einem Menschen keinerlei
Operationen durchführen ohne sein Einverständniss.

Jedoch kann ich mir auch nicht so recht vorstellen das ein
Arzt z.B. bei jemanden einbricht, die Persin mit Gas beteubt
und dann eine Geschlechtsentfernung durchführt.

Hat vorher eine Gespräch mit dem Patienten gegeben ?
War der Eingriff möglicherweise aus Sicht des Arztes medizienisch notwendig ?
Warum wurde überhaupt operiert ?

der arzt

fragender 05.09.2008 - 16:19
was war der arzt denn für einer, dass er 100.000 € bezahlen muss. hat der überhaupt soviel geld?

PRESSESPIEGEL

seelenlos 15.09.2008 - 22:37

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 3 Kommentare

@Pabst Benelaus

egal 05.09.2008 - 18:54
es geht darum, dass immernoch intersexuelle menschen (d.h. ohne eindeutiges geschlechtmerkmal geborene) nach ihrer geburt im regelfall ein geschlecht durch eine unnötige operation "zugewiesen" bekommen. dies ist möglich, da eltern schlecht oder garnicht informiert, bzw. vom arzt unter druck gesetzt werden, dass ein eindeutiges geschlecht notwendig ist.
in einer großen zahl der fälle fühlen sich die betroffenen zum falschen geschlecht operiert und sind so in einen falschen körpter gefangen und müssen die ganzen probleme dre geschlechtsumwandlung wiederholen, wenn dies noch möglich ist.
zwangsoperationen sind verstümmelung und verstoss gegen jegliche würde und moral!

antworten auf fragen ...

seelenlos 07.09.2008 - 19:01
... wie sie in obigen kommentaren gestellt werden, fänden sich in den angegebenen links & quellen in hülle und fülle. dies zur (nochmaligen) information.

bezeichnend auch, dass (nicht zum ersten und wohl auch nicht zum letzten mal) offensichtlich nicht nur der gute wille fehlte, sich zu informierenden. auch die art der fragestellungen lässt tief blicken, zb.:

"Jedoch kann ich mir auch nicht so recht vorstellen das ein
Arzt z.B. bei jemanden einbricht, die Persin mit Gas beteubt
und dann eine Geschlechtsentfernung durchführt."

--> würdest du diese frage in dieser form auch stellen, wenn es um vergewaltigung ginge?

"was war der arzt denn für einer, dass er 100.000 € bezahlen muss. hat der überhaupt soviel geld?"

--> würdest du diese frage in dieser form auch stellen, wenn es um naziverbrechen ginge?

HABT IHR EUCH EIGENTLICH SCHON MAL ÜBERLEGT, WIE SOLCHE FRAGEN Z.B. AUF ZWANGSOPERIERTE ZWITTER WIRKEN??? WAS SIE BEI IHNEN AUSLÖSEN??? WIE SIE SICH FÜHLEN DABEI???


danke

Pabst Benelaus 09.09.2008 - 11:51
hab tätsächlich die links gar nicht beachtet,
verstehe nun (soweit es als Unbeteiligter möglich ist)
die Situation.
Würde mal zusammenfassen.:
Miese unaufgeklärte Ärzte wissen nicht was sie tun,
und lassen Menschen drunter leiden.
Wobei Chirugen ja auch keine Gutmenschen sind,
sondern gute Handwerker.

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Was ich denken würde wenn ich als Zwitter mein Geschreibsel
lesen würde.:
"Da ist ein Typ der keine Ahnung hat"

Grüße