23.08.08 Quedlinburg/"AN"s mangelhaft, setzen

Infothek-Dessau.de 24.08.2008 23:03 Themen: Antifa Antirassismus
„Nationaler Sozialismus – jetzt – jetzt – jetzt!“ noch nicht

Was lange währt wird endlich gut. – könnte man meinen… aber Nationaler Widerstand im Harz übt wohl noch.
Nachdem die „Aktionsfront Harz“ (oder wahlweise auch „Autonome Nationalisten Harz“) nach zweimaliger Terminverschiebung am 23. August 2008 nun doch noch in Erwägung zogen, ihren Aufmarsch unter dem Motto: „Kapitalismus zerschlagen“ in Quedlinburg durchzuführen, fanden von den angemeldeten 800 Teilnehmern weniger als ein Zehntel den Weg in die Harz-Stadt.

Da das Label „Autonome Nationalisten“ auch in Sachsen-Anhalt in den zurückliegenden Monaten seine Fashion-Opfer in der Neonaziszene gefunden hat, hätte man doch glauben mögen, ein Aufmarsch, der explizit diese Klientel anspreche, käme genau zur richtigen Zeit. Zudem hätte der Schulterschluss mit der als „Systempartei“ verschrienen NPD in Sachsen-Anhalt vermuten lassen, hier im Bundesland, konkreter im Harz mit diesem Bestreben auch am richtigen Ort zu sein. Die Realität vor Ort sah am vergangenen Samstag Mittag allerdings gänzlich anders aus.

Nachdem bereits für den 19. Juli und den 09. August geworben wurde und dann doch wieder von der Planung abgesehen worden ist, stand der 23. August 2008, 12.00 Uhr Hauptbahnhof Quedlinburg, als ultimativer Termin für die „Autonomen Nationalisten Harz“ zur Zerschlagung des Kapitalismus fest. Etwa eine Stunde wartete ein Ansammlung von ca. 70-80 Neonazis vor der „Imbissstube am Bahnhof“. So recht mochte die Stimmung, über das Fernbleiben der erhofften 800 bis 1000 Teilnehmer, sich nicht heben, hatten die Anmelder doch extra für Busreisende einen großen Parkplatz in Versammlungsortnähe angekündigt, welcher letztlich brach liegen blieb.

Der ursprünglich angekündigte Redner der Veranstaltung, der teils in den Medien als „Hitler von Köln“ betitelte, Axel Reitz, ein mehrfach vorbestrafter, im April diesen Jahres erst vorzeitig aus der Haft entlassener, langjähriger neonazistischer Aktivist, glänzte ebenfalls mit Abwesenheit. Axel Reitz hatte eine Woche zuvor erst in Altenburg vor 150 bis 170 Neonazis eine Rede gehalten. Dort sprach er zuversichtlich aus seinen Halluzinationen davon, heutzutage weniger Abneigung seitens der Bevölkerung zu verspüren, in Zukunft wieder 30 bis 40 Tausend Menschen für neonazistischen Ideen auf den Straßen Deutschlands sehen zu wollen und bei den Anwesenden „das beste Menschenmaterial“ für diese Vision vor sich zu sehen. Die „Autonomen Nationalisten Harz“ und ihre Anhänger scheinen diesen Anforderungen nicht zu genügen, sonst hätte Reitz sie wohl nicht eiskalt im Stich gelassen. Vielleicht lag es allerdings auch darin begründet, dass die Veranstalter nicht einmal ein Megaphone, geschweige denn einen Lautsprecherwagen zu bieten hatten. So blieb das Verlesen der Auflagen (ohne akustische Verstärkung) zu Beginn quasi der einzige „Redebeitrag“ der Veranstaltung.

Die Anmelder-Crew, Marcel H. ein junger regionaler Neonaziaktivist im „Autonomen-Style“, Andreas Bachner, NPD-Kandidat für den Kreistag Harz im April 2007 und Thomas Lindemann, Kreisschatzmeister des NPD-Kreisverbandes Wittenberg, scheinen auch aus Sicht der meisten Teilnehmer nicht die Experten für Planung und Durchführung solcher Veranstaltungen zu sein.

Eine Nachbetrachtung der Veranstaltung in rechtsextremen Internetforen liest sich so: „Viel ist über den heutigen nicht zu sagen, dafür fehlen einfach noch die passenden Worte, und jeder der heute nicht in Quedlinburg war, wird denken das dies die Eindrücke eines Antifas …sind. … der großartige Auftritt von unserem “Anmelder” … gestaltete sich schwierig, denn ein LAUTI ODER MEGAFON GAB ES NICHT!!! Auch hatte der “Anmelder” sehr große Probleme mit der deutschen Sprache!!! (zumindest mit dem ablesen von Wörtern) … Naja, irgendwann ging es dann mit 76 Teilnehmern einmal quer durch Quedlinburg, wobei selbst der Versammlungsleiter nicht mal die Strecke kannte…Transpis direkt zum Thema GAB ES NICHT, ein Lauti oder Megafon GAB ES NICHT, eine REDE, eine KUNDGEBUNG, oder wenigstens irgendetwas in dieser richtung GAB ES NICHT!!! Alle weiteren Einzelheiten zur “Demo” erspare ich mir an dieser Stelle…“

Die Neonazis, u.a. aus Salzwedel, Burg, Wittenberg, Hannover und der Harzregion, marschierten im Sturmschritt mit vielfach wiederholten Parolen gegen die Hauptfeinde USA und Israel, einem „Nationalen Sozialismus“ entgegen. Ihren Aufforderungen: „Bürger lasst das Glotzen sein, auf die Straße, reiht Euch ein.“, wollte offensichtlich niemand der Angesprochen Folge leisten. Mehrere Fahnen und Transparente durften den Auflagen entsprechend nicht entrollt werden, weil die Teilnehmerzahl zu gering war.

Angesichts einer Überzahl an Polizeibeamten, wähnten sich dennoch einige Neonazis in der Position, aus dem Aufmarsch heraus Straftaten begehen zu können. Neben Anzeigen wegen §86a gegen Christian L., der 2003 zu Jugendarrest verurteilt wurde, weil er an einem Totschlag an einem Obdachlosen beteiligt war, gab es noch mehrere Beleidigungen und einen versuchten Angriff gegen Fotografen. Zudem bedrohte ein Mitveranstalter einen Fotografen mit: „Wenn ich das (veröffentlichte Fotos, Anm. d. Red.) sehe, dann leg ich dich persönlich um.“

Eine Bündnisdemonstration mit 200 Teilnehmern positionierte sich an diesem Tag in Quedlinburg für Toleranz und gegen Fremdenfeindlichkeit. Die Veranstaltung zog u.a. an dem Asylbewerberheim vorbei, welches 1992 von gewaltbereiten Neonazis zu stürmen versucht wurde. Im Verlauf des Neonaziaufmarsches versuchten mehrere Antifaschisten an die Route zu gelangen, um diese, in einem Akt zivilen Ungehorsams, zu blockieren.

Wenn diese Veranstaltung ein Aushängeschild der „Autonomen Nationalisten“ in Sachsen-Anhalt gewesen sein soll, scheint dieses Label eher für kleinlaute, unfähige Dilettanten zu stehen, nicht aber für kampfbereite, energische Aktivisten, die sich im Anflug „national-revolutionärer“ Fantasien von Staat und Kritikern nicht stoppen ließen.

Artikel mit Bildern unter:  http://infothek.wordpress.com/2008/08/24/23-august-2008-aktionsfront-harz-will-kapitalismus-zerschlagen/
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Ergänzungen

weitere koordinationsschwierigkeiten

dabeigewesen 25.08.2008 - 00:16
Die Nazidemo wäre wohl um gut 10 bis 15 teilnehmer reicher gewesen, wenn diese ihre eigenen Leute von den politischen Gegenern unterscheiden könnten. So konnte man ganz putzig eine gruppe wohl lokaler nazis am rande der eigentlichen naziroute dabei beobachten wie sie dem im einheitsschwarz vorbeiziehenden rechten mob verbale nettigkeiten entgegenbrachte. soviel zu organisation, identität und gemeinschaft/einheit der idioten.

eigene Demontage

Lesender 25.08.2008 - 00:42
auch wenn "diese Schreiber" hier keiner haben will, aber die Einträge im thiazi-Forum zu der Demo in QLB sind zu belustigend, dass mensch das niemanden vorenthalten sollte:

neben den im Artikel angeführten Ersteintrag, gibt`s noch mehr, die in die selbe Kerbe schlagen

.........................
Zitat:

"Für mich, als "Ferngebliebene", liest sich das nach einer kernlosen Aktion auch wenn in dem Aufruf Ansätze zum Thema erkennbar waren!
Schade, dass auf solche Weise immermehr Leute "vergrault" und nicht zuletzt auch in Mitleidenschaft gezogen werden!
Allgemein bekommt diese ganze "Demonstrationskultur" u.a. durch soetwas einen immer schlechteren Beigeschmack!
Ich hoffe, AN Harz gibt bei Gelegenheit darüber Aufklärung!"


"ich war ja nun auch dabei und muss sagen es war wirklich das schlechteste was ich seit Jahren mit gemacht habe!
Naja es ist ja auch schon traurig das der "Anmelder" nicht vorne weg läuft, und sich irgendwo hinter im verborgenen hält!
Aber wie gesagt der gute Wille von den Leuten war da!!!

Es kann nur besser werden und nächstes mal rasieren lieber "Anmelder""


"Ja das stimmt, er hätte sich ruhig mal rasieren können
Das wäre ja aber auch egal gewesen wenn der Rest wenigstens geklappt hätte! Man kann wirklich nur sagen das es ein versuch einer Demo war und mehr nicht………..
Ich hätte gleich zu beginn schon wieder nach hause fahren können, als der anmelder die auflagen verlesen wollte und sich damit wohl ein wenig überschätzt hat, nur gut das er gleich von einem Teilnehmer der Demo davon erlöst wurde
Es wehre im öffentlichen Interesse besser gewesen diese Demo vorher abzumelden, nachdem bekannt würde das es keine Redner und Lautsprechertechnik geben würden, schon alleine um sich die Peinlichkeit zu ersparen"


Zitat Ende
.......................

Reaktion der "AN_Harz" im thiazi-Forum

lachender Lesender 25.08.2008 - 14:08
Zitat von "ungeliebten Schreibern":

"Hallo Kameraden

es tut uns leid das nichts geklappt hat wie es sollte und das ihr dafür extra anreisen musstet!!!
Mit Lautsprecherwagen und Redner ist vollgenes zu sagen:
1. Der Lausprecherwagen hat uns 4-5 tage vor der demo mitgeteilt das er nicht kommen kann als wir dann einen Ersatzwagen hohlen wollten wurde uns am Samstag mitgeteilt das diese keine Wagen für Demos verleihen würden(Wir haben nicht erwähnt das er dafür gedacht wäre, schätzen mal Antifa hat davon irgentwie wind bekommen und sich dort beschwert)!!!
2. Leider hatte uns nur Axel Reitz zugesagt der aber wegen Erkrankung doch nicht kommen konnte!!!
3. Die unterstützung die uns von der JN Wernigerode zugesagt wurde hat nicht stattgefunden, vielmehr hat sich Herr Schäfer die zeit eher genommen um gegen uns zu hetzen(Wieso auch immer)!!!
Es ist nochmal zu sagen das es uns leid tut und aus fehlern lernt man!!!
Wir werden versuchen nächstes Jahr nochmal eine zu machen die erfolgreicher verlaufen wird weil wir nun wissen das wir erstmal wegen Redner und Lauti fragen bevor wir alles groß veröffentlichen!!!

MkG AN Harz"

Zitat Ende
.........................
es darf gelacht werden...

Bilder + Medienberichte ...

querstellen.tk 25.08.2008 - 14:57
... gibt's auf querstellen.tk!

3. versuch...

Laika^^ 25.08.2008 - 23:36
bilder

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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vorschlag — ich

? — antifa

@ ich — sag ich nicht

@Lachender Lesender — bekannt

beteiligung — Autonomer Antifa

Die Antifa — Pfandpirat