Keine Ruhe für NS-Kriegsverbrecher

AutorIn des Beitrags 24.08.2008 19:04 Themen: Antifa Militarismus
Zwei Tage vor dem Jahrestag der Erschiessungen, für die Hans Dietrich Michelsen verurteilt wurde, fand am 16.8.08 in seinem Wohnort, der niedersächsischen Kurstadt Bad Harzburg, eine Kundgebung statt:
"Keine Ruhe den NS-Kriegsverbrechern - Entschädigung der Opfer" war die Forderung der rund 30 Menschen, die in der Innenstadt und vor dem Haus Michelsens mit Flugblättern und Redebeiträgen über die Verurteilung in Italien und die Forderungen der Angehörigen der Opfer nach Entschädigung informierten.
Die Stimmung in der Kurstadt war allerdings mehr nach "Ruhe". So ist zumindest die einhellige Reaktion von örtlicher Presse und den extra aus Goslar und Umgebung angereisten Jung-Nazis. Diese wollten etwa eine Viertelstunde nach Beginn der Kundgebung auch was sagen, bekamen allerdings Platzverweise von der Polizei ausgesprochen.

Das örtliche Bad Harzburger Lokalblatt nahm das zum Anlass, über die Inhalte der Kundgebung selbst zu schweigen. Sie nahm den Ball der Nazis auf und berichtet in einer kurzen Meldung über deren kurze Störaktion.

Die Reaktionen auf der Straße waren geteilt. Kurgäste und PassantInnen schwankten zwischen Zustimmung, Erstaunen und ablehnenden Gesten. Ein nicht-Verhalten allerdings gab es fast gar nicht. Die Frage nach dem Umgang mit den verurteilten NS-Kriegsverbrecher hinterließ sicherlich einen Erregungskorridor, in dem noch weiter gewirbelt wird. So haben die Jung-Nazi angekündigt, ihren Kriegsverbrecher-Opa demnächst mit einer eigenen Kundgebung unterstützen zu wollen. Mal sehen.

Vor dem Haus Michelsens fand im Anschluss eine zweite Kundgebung statt. Sie begann mit einigen italienischen Partisanen-Liedern, eingespielt vom Chor des Partisanenverbandes A.N.P.I Reggio Emilia. Die Flugblätter und Redebeiträge wurden interessiert von den NachbarInnen in der Rudolf-Huch-Straße angenommen.

Einen der Redebeiträge dokumentieren wir im Anschluss an diesen Bericht. Das Flugblatt zur Kundgebung liegt hier:
 http://www.keine-ruhe.org/node/76

Abschließend soll hier noch auf eine Reaktion eingegangen werden: Eine Art online-Anzeigenblättchen aus Göttingen namens "Bürgerstimmen" ist sich in einem Kommentar über die wahren Beweggründe für die Kundgebung sicher:

"Da die Feindbilder für Naziverbrechen alle verbraucht sind, braucht man neue Feindbilder, um die antifaschistische Bewegung als schlagkräftige Gruppe zusammenzuhalten."

Überhaupt war das Anliegen der Kundgebung viel zu klar formuliert, weshalb der Veröffentlichung unserer Pressemitteilung einige Relativierungen vorausgeschickt wurden:

"Die Tat des Hans Dietrich M. fällt in die gleiche Kategorie wie die Greultaten in Jugoslavien, die Massaker im Irak, manche Kämpfe in Afghanistan."

Auf diese verfälschende Geschichtsklitterung, die die Strategie der "verbrannten Erde" der Wehrmacht in Norditalien und den Vernichtungskrieg gegen die Zivilbevölkerung in Europa und Russland zynisch vom Tisch wischt, folgt noch ein Hinweis an die Überlebenden deutscher Massaker und deren Angehöriger, wie sie nur aus deutscher Feder stammen kann:

"Man muss sich über die Konsequenzen von solchen Forderungen im Klaren sein. Wer Gerechtigkeit für die italienischen Opfer fordert, darf den Vertriebenverbänden nicht das Recht auf Gerechtigkeit und Entschädigung absprechen. Aber dies wird den Deutschen nicht zugebilligt."

Im Original ist das auf der Seite
 http://www.buergerstimmen.de/politik/ngo_449.htm
zu lesen.

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Redebeitrag der Initiative Keine Ruhe

Werte PassantInnen, liebe Leute,

ich möchte in dem folgenden Beitrag auf die Hintergründe der aktuellen Prozesse in Italien eingehen.

Es wurde ja bereits gesagt: Seit 4 Jahren wird gegen Michelsen in Italien ermittelt. Deutsche Staatsanwälte sind frühzeitig von den italienischen Behörden über das Verfahren informiert worden. Sie wissen seit Jahren von den Verfahren in Italien, von den Vorwürfen - auf Antrag der italienischen Staatsanwaltschaft wurde Michelsen sogar mehrmals in der BRD vernommen. Dennoch wurde kein Ermittlungsverfahren in der BRD eröffnet.

Seit einem halben Jahr liegt das Urteil vor: Keine Reaktion
Ganz ähnlich ist der Umgang mit den italienischen Ermittlungen und Urteilen in etlichen anderen Städten, Dörfern und Gerichtsbezirken.

Michelsen ist einer von über 20 deutschen Männern, die in den letzten zwei Jahren wegen Kriegsverbrechen verurteilt wurden - sie alle genießen bisher ungestört ihre Rente in der BRD.

Wie kam es zu den Prozessen?
Die Ermittlungen gegen Teile der Wehrmacht und der Waffen-SS haben erst in den vergangenen Jahren wieder begonnen. 1994 stieß ein italienischer Staatsanwalt während der Ermittlungen gegen den SS-Mann Erich Priebke im Archiv der Militärstaatsanwaltschaft in Rom auf einen Schrank mit Aktenbündeln über 2.274 Fälle deutscher Kriegsverbrechen. Seit 1960 waren die ursprünglich von den Alliierten gesammelten Dokumente in dem „Schrank der Schande“ rechtswidrig archiviert: Mit den Türen zur Wand, versiegelt und zusätzlich durch ein Eisengitter versperrt. Alle Hinweise auf die Akten waren - wie eine Untersuchungskommission später feststellte - durch den damals zuständigen Staatsanwalt getilgt worden. Nach der Entdeckung gingen die Akten an die zuständigen Staatsanwaltschaften, die 10 Jahre später, 2004, mit den Ermittlungen begannen.

Die Ermittlungen gegen Michelsen übernahm die Staatsanwaltschaft in La Spezia. Sie hat bisher acht Verfahren abgeschlossen. Darunter die Prozessen um die größten Massaker aus der Zeit der deutschen Besatzung in Italien. Anfang 2007 fiel das Urteil im Prozess um die Ermordung von über 560 Zivilisten in Sant Anna di Stazzema: Zehn ehemalige Soldaten der 16. SS-Panzergrenadierdivision „Reichsführer SS“ wurden zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Massaker von Marzabotto, bei dem im September 1944 770 Menschen getötet wurden, verübten Angehörigen der gleichen Militäreinheit: Zehn ehemalige Soldaten wurden zu lebenslanger Haft und zur Zahlung von 10 Millionen Euro Entschädigung an die Hinterbliebenen der Opfer verurteilt.

Erstmals seit Kriegsende haben damit die größten Massaker eine juristische Aufarbeitung erfahren. Bis ins Detail wurden die grausamen Taten bekannt und die individuellen Verantwortlichkeiten der beteiligten Soldaten herausgestellt.

Dabei kamen aber nicht nur die Namen der Mörder ans Licht. Nach und nach erhellten sich auch die Rollen und das Leben der Kriegsverbrecher im Nachkriegs-Deutschland.

Zum Beispiel Heinrich Nordhorn:
Der heute 88-jährige wurde in Italien wegen der Hinrichtung von 10 Zivilisten verurteilt. Er lebt heute im westfählischen Greven und kann auf eine beachtliche Nachkriegs-Karriere zurückschauen:

Nordhorn machte nach dem Krieg eine Kar­riere als Bauunternehmer und FDP-Politiker. Man sagt in Greven, er habe den halben Ort nach dem Krieg wieder aufgebaut. Außer öffentlichen Gebäu­den plante und baute Nordhorn Mietwoh­nun­gen, von denen er etwa 250 besitzt. Seine früheren Mitgliedschaften im Kreistag und im Aufsichtsrat der Flug­hafengesellschaft Münster/Osnabrück haben seinen Geschäften als Bauunternehmer sicher nicht gescha­det.
Heinrich Nordhorn ist als schlagfertiger Zeitgenosse bekannt. Bei Konflikten mit Mietern seiner Wohnungen mischt er sich gerne auch persönlich ein. Als einmal ein Mieter verschwand, ohne zu bezahlen, so war im Lokalblatt zu lesen, tobte Nordhorn, „der Ex-Vertragspartner gehöre mit dem Spaten ins Moor.“

Viele der Verurteilen haben es zu etwas gebracht im Nachkriegsdeutschland: Sie sind Lokalpolitiker, Unternehmer oder gar Ehrenbürger im Heimatort.

Ihre Verurteilungen in Italien sind Anklagen gegen den Umgang mit Kriegsverbrechen hier:

- Anklagen gegen den faktischen Schutz der Mörder durch deutsche Behörden

- Anklagen gegen eine Nachkriegs-BRD, die sich rasant von ihrer „Niederlage“ erholte, aufrüstete und in der heute eine offensiv-aggressive Kriegspolitik in vielen Länder der Welt Alltag ist.

- Anklagen gegen die Nachbarn, Verwandten, Bekannten und die Medien, die den Lügen der Kriegsverbrecher allzu schnell glauben schenken und auf Nachfragen gerne verzichten.

So stand Hans Dietrich Michelsen sofort Gewehr bei Fuß als er vor einigen Wochen bei seinem Sonntagsspaziergang gefragt wurde, ob es richtig sei, dass er 1944 als Offizier der 2. Nachschub-Kompanie der 26. Panzerdivision in Italien war. „Jawohl“. Als das Wort Erschießungen fiel blieb gar keine Zeit mehr, die Frage zu beenden: Michelsen entgegnete wie aus der Pistole geschossen: „ne, ne“, damit habe er nichts zu tun.
64 Jahre konnte Michelsen mit diesen Lügen der Verfolgung seiner Kriegsverbrechen entgehen und er steht in Deutschland sicherlich noch bis zu seinem Tod damit auf der sicheren Seite. Einen Prozess muss er nicht befürchten. Wenn überhaupt ermittelt wird, ziehen sich die Ermittlungen in die Länge. Die Taten werden dann oftmals nicht als Mord sondern als Totschlag qualifiziert - und Totschlag ist dann schon seit Jahrzehnten verjährt.

Diese Verjährungsfristen gelten allerdings für die Überlebenden und Hinterbliebenen nicht. Für sie kommt eine neue große Schmach hinzu: Die Nicht-Anerkennung der Verbrechen in der BRD und die Nicht-Auseinandersetzung mit den Taten der Mörder.
Dieses Schweigen wollen wir brechen, deshalb sind wir heute hier. Und es ist nicht die erste Kundgebung dieser Art. Seit 2006 hat es etwa 20 Kundgebungen in den Wohnorten der verurteilten Kriegsverbrecher gegeben.

Und es ist mit dem Protest auch schon gelungen, die juristische Aufarbeitung anzukurbeln: am 15. September wird in München der Prozess gegen einen in Italien Verurteilten beginnen:

Josef Scheungraber aus Ottobrunn bei München wird im Herbst als erster der in Italien Verurteilten in Dtld vor Gericht stehen. Schon zweimal wurde vor dem Haus des ehemaligen Leutnants demonstriert - Scheunengraber ist aktives Mitglied des Traditionsvereins der Gebirgsjäger, die jährlich in Mittenwald ihr Traditionstreffen mit alten Wehrmachtsoldaten und aktiven Bundeswehrangehörigen abhalten.

Ausgerechnet vor wenigen Tagen wurde Kritikern gerichtlich untersagt, den Traditionsverband als „Selbsthilfeverein von Kriegsverbrechern“ zu bezeichnen.

Wie auch immer - eine juristische Aufarbeitung ist natürlich auch Herrn Michelsen zu wünschen, wichtiger als das ist allerdings die Auseinandersetzung über den Umgang mit Kriegsverbrechern hier vor Ort. Da kann die Kundgebung heute nur ein Anfang sein.

In diesem Sinne: Keine Ruhe den NS_Tätern - Opfer entschädigen.
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Ergänzungen

Tja Lesen soll manchmal bilden.

Antifa-ler aus Bochum 25.08.2008 - 09:33
Also hier etwas im Netz und auf Papier:

Zu dem Kriegsverbrechen der deutschen Wehrmacht in Marzabotto:
 http://www.resistenza.de/content/blogcategory/0/78/
 http://www.resistenza.de/content/view/78/82/


Des weiteren:
Sehr gute Darstellung der Politik des Deutschen Reiches in Italien durch den Militärhistoriker Gerhard Schreiber in dem Buch „Deutsche Kriegsverbrechen in Italien: Täter, Opfer, Strafverfolgung“:
 http://www.amazon.de/Deutsche-Kriegsverbrechen-Italien-T%C3%A4ter-Strafverfolgung/dp/3406392687

Weiter Bücher:
Friedrich Andrae Auch gegen Frauen und Kinder. Der Krieg der Deutschen Wehrmacht gegen die Zivilbevölkerung in Italien 1943-1945. München (Piper) 2.Aufl. 1995
Christiane Kohl Der Himmel war strahlend blau. Vom Wüten der Wehrmacht in Italien. Wien (Picus Verlag GmbH) 2004

weitere generelle und auch spezielle Infos auch hier:
 http://www.rbb-online.de/_/kontraste/beitrag_jsp/key=rbb_beitrag_4576359.html
 http://www.hagalil.com/archiv/2006/01/kriegsverbrechen.htm
 http://www.deportati.it/static/pdf/libri/testo_tedesco.pdf

presse

dein name 25.08.2008 - 09:44

Kriegsverbrechen bleiben ungesühnt - "Neues Deutschland" v. 31.7.08

Heute wird das Militärgericht im italienischen La Spezia geschlossen – und mit ihm die Ermittlungsakten gegen deutsche Kriegsverbrecher.

31.07.2008 / Ausland / Seite 3

Zum ersten Mal seit Kriegsende wird sich im September ein deutsches Gericht mit den Massakern an der italienischen Zivilbevölkerung in Norditalien befassen. Dann beginnt in München der Prozess gegen den Ex-Wehrmachtsoldaten Josef S. 64 Jahre nach der Tat ist er angeklagt, als Kompanieführer im Gebirgsjäger-Pionier-Bataillon 818 den Mord an 14 italienischen Zivilisten befohlen zu haben.

In Italien gilt seine Schuld schon als bewiesen. Das Militärgericht in La Spezia verurteilte den 89-Jährigen im September 2006 zu lebenslanger Haft und gab damit den Ausschlag für die Ermittlungen in München. Nun wird das Militärgericht in La Spezia geschlossen, obwohl dort weitere Verfahren zur Anklage bereitliegen.

Seit 2004 führte der Militärstaatsanwalt De Paolis in La Spezia die Anklagen gegen deutsche Soldaten. Dies führte zu Prozessen um die größten Massaker aus der Zeit der deutschen Besatzung in Italien. Im Juni 2005 fiel das Urteil für die Mörder von Sant Anna di Stazzema: Zehn ehemalige Soldaten der 16. SS-Panzergrenadierdivision erhielten lebenslange Haftstrafen, da sie sich an der Ermordung von 560 Zivilisten beteiligt hatten. Das Massaker von Marzabotto im Jahr 1944, bei dem 770 Menschen getötet wurden, verübten Angehörigen der gleichen Militäreinheit. Zehn von ihnen wurden zu lebenslanger Haft und zur Zahlung von zehn Millionen Euro an die Hinterbliebenen der Opfer verurteilt.

Im Juni begann in La Spezia der letzte Prozess. Angeklagt sind erneut Angehörige der 16. SS-Panzergrenadierdivision. Sie sollen Ende August 1944 an der Ermordungen von 350 Zivilisten in dem Gebiet um San Terenzo Monti und Vinca beteiligt gewesen sein. Nach einem Partisanenangriff, bei dem 17 SS-Leute getötet wurden, begannen die deutschen Soldaten einen Rachefeldzug durch mehrere Dörfer und ermordeten in acht Tagen 350 Menschen.

Die Prozesseröffnung vor wenigen Wochen in La Spezia war für Richter und Verteidiger allerdings nur noch eine reine Formsache – dass der Prozess verschoben wird, scheint allen Parteien klar. Von den elf Angeklagten ist keiner erschienen, schrieb die Zeitung »Republica«. Und weiter: »Selbst der Verteidiger hat keine Anträge zu Beginn des Prozesses gestellt und der Richter Ponticelli hielt sich zurück, die medizinischen Gutachten zu kritisieren, mit denen die Abwesenheit der Angeklagten gerechtfertigt wurde, obwohl sie zu alt und zu allgemein formuliert waren.« Wenn nun heute die Arbeit des Gerichts eingestellt wird, dürfte das Ende einer weiteren Strafverfolgung besiegelt sein. Sechs von neun Gerichtsstandorten sollen dieses Jahr in Italien eingespart werden – darunter das Gericht in La Spezia, so sieht es der Finanzhaushalt der zurückgetreten Regierung Prodi (Democratica Sinistra) vor.

Seit 2004 wurden in La Spezia aus anfangs 214 Ermittlungsakten acht Verfahren eröffnet und zum Abschluss gebracht. 14 weitere Anklagen liegen zur Prozesseröffnung bereit, doch dazu wird es nicht mehr kommen. Die Opfer-Anwältin Marta Stefani geht davon aus, dass die Ermittlungen ab August ruhen werden. »Es sind zu große Fälle, und niemand wird ihnen mit der gleichen Intensität nachgehen wie in La Spezia.«

Stefani vertritt die Angehörigen der Opfer aus dem letzten Prozess, der zu einem Urteil kam. Im Februar wurde der Ex-Offizier der Wehrmacht Hans-Dietrich M. in Abwesenheit zu lebenslanger Haft und Entschädigungszahlungen an die Nachkommen der Opfer verurteilt. Im August 1944 habe er die Erschießung von vier Bauern befehligt. Der 93-jährige M. lebt heute im niedersächsischen Bad Harzburg. Auf die Verurteilung reagiert er gelassen: »Ach ja, wundervoll! Das kann man doch nicht ernst nehmen, sowas.«

Ob es in Deutschland jemals zu einem Verfahren gegen den Verurteilten kommen wird, wissen auch die Ermittler der »Zentralen Stelle zur Aufklärung der NS-Verbrechen« in Ludwigsburg nicht. Marta Stefani setzt ihre Hoffnung, zumindest einen Teil der Entschädigungszahlungen durchzusetzen, daher in die Politik. Zusammen mit den anderen Nebenklage-Anwälten hat sie sich an die italienische Regierung gewandt, um auf diplomatischem Wege eine Entschädigung durch die Bundesregierung zu erreichen.

Die Hinterbliebenen warten darauf bisher vergeblich. »Die Menschen, die ich vertrete, sind verärgert«, klagt die Opfer-Anwältin, »M. lebt unbehelligt in Deutschland und niemand stört sich daran. Dabei ist er ein Mörder.«

 http://www.neues-deutschland.de/artikel/133015.kriegsverbrechen-bleiben-ungesuehnt.html

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Rechte Szene stört Demo

Rechte Szene stört DemoBAD HARZBURG. Polizeipräsenz verhinderte die Eskalation einer Demonstration am Samstag in Bad Harzburg. Die „Initiative Keine Ruhe“ hatte zu der Kundgebung aufgerufen, auf der sie über Kriegsverbrechen informierte, für die ein 93-jähriger Bad Harzburger jetzt 64 Jahre später in Italien verurteilt wurde. Die Veranstaltung zog Mitglieder der NPD und deren Jugendorganisation aus dem Nordharzraum an.
Ein junger Mann wurde im Vorfeld in Verbringungsgewahrsam genommen. Die übrige Gruppe erhielt Platzverweis, nachdem Pfiffe und Johlen die Veranstaltung zu stören drohten. Mit Polizei-Geleit wurden die Teilnehmer der genehmigten Kundgebung zum Bahnhof eskortiert. Dort hielten sich weitere Mitglieder der rechten Szene auf. Den Nachmittag über pendelten sie dann offensichtlich zwischen Braunschweig und Vienenburg. Die Polizei konnte für Ruhe sorgen. sel

 http://www.goslarsche.de/gz/news_co/harznews/?date=2008-08-17&title=Rechte%20Szene%20st%C3%B6rt%20Demo&id=9843&showit=yes

Anklagen gegen Kriegsverbrecher in der BRD

(muss ausgefüllt werden) 25.08.2008 - 09:49
Gegen zwei im Ausland verurteilte NS-Kriegsverbrecher ist im April 08 Anklage erhoben worden. Die Staatsanwaltschaft München hat Anfang März gegen ein honoriges Mitglied des Traditionsverbandes der Gebirghsjäger, Josef Scheungraber aus Ottobrunn, Anklage erhoben. Mitte April erging zudem eine Anklageschrift an den in Holland verurteilten SS-Mörder Heinrich Boere. Die Dortmunder Staatsanwaltschaft führt gegen ihn ein Verfahren wegen Mordes in drei Fällen. Der Prozess gegen Scheungraber wird am 15.9. in München eröffnet!

Josef Scheunengraber
Der AK angreifbare Traditionspflege schreibt in einer Pressemitteilung zur Anklageerhebung: “Im Fall Scheungraber entschieden die Ankläger auf Mord aus niedrigen Beweggründen und Grausamkeit. Damit folgten sie erstmals ihren italienischen Kollegen, die bislang weniger Bedenken hatten, ehemalige Wehrmachtsangehörige wegen Kriegsverbrechen anzuklagen. Ein Militärgericht in La Spezia hat bereits einige deutsche Soldaten wegen verschiedener Massaker in Italien in Abwesenheit verurteilt. Scheungraber wurde am 28. September 2006 zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Da deutsche Staatsbürger nicht ausgeliefert werden, ist der Ottobrunner noch immer auf freiem Fuß. Inzwischen nannte Scheungrabers Anwalt Klamert die Entscheidung in Italien ein „Sondergericht á la Freisler“, womit er das Gericht in Liguriens Hauptstadt mit dem nationalsozialistischen deutschen Volksgerichtshof und dessen berüchtigten Blutrichter gleich setzte.“ Auch Klamert (Jahrgang 1924) gehört - wie Scheunengraber - dem Traditionsverband der Gebirgsjäger an.

Heinrich Boere
Nach Pressemeldungen hat der Dortmunder Oberstaatsanwalt Ulrich Maaß in der letzten Woche Anklage gegen den SS-Mörder Heinrich Boere (86) erhoben. Boere war im Zweiten Weltkrieg Mitglied des SS-Kommandos „Silbertanne“, das über 50 Menschen ermordet hat. Nach jeder Aktion des niederländischen Widerstandes wurden die Silbertannen-Mörder aktiv und ermordeten für jeden getöteten Nazi drei bis fünf „antideutsch eingestellte oder aber als mit Widerstandskreisen zusammenarbeitend bekannte Niederländer“. Die Anklage gegen ihn lautet auf dreifachen Mord. Einer davon an dem Fahrradhändler Teun de Groot in Voorschoten. Am 3. September 1944 klingelten frühmorgens Heinrich Boere und ein zweiter niederländischer SS-Mann an dessen Tür. Sie gaben sich als Polizisten aus. Der Fahrradhändler holte arglos seinen Ausweis. Sein Sohn Teun de Groot erzählt: "Mein Vater kam aus dem Bett und hatte noch seinem Pyjama an. Er ging nach oben, um seine Brieftasche zu holen, in der sich der Ausweis befand. Und er zeigte ihn. Als sie sahen, dass er es war, haben sie gleich geschossen. Hier sehen Sie noch den Einschuss, er hatte die Brieftasche in der Hand, die Kugel hat sie durchschlagen. Das ist das Loch." De Groot war ein angesehener Bürger in Voorschoten und gegen die Nazi-Besatzer. Das reicht für ein Todesurteil. Er hinterlässt eine Familie mit fünf Kindern. Teun de Groot über seine Reaktion auf den Tod des Vaters: "Ich habe 24 Stunden geweint, danach nie mehr. Fast nie mehr, mein ganzes Leben nicht, ich habe so geweint." Nach dem Krieg werden die Mörder vor holländischen Sondergerichten angeklagt. Auch Heinrich Boere wird angeklagt. Aber noch vor dem Urteil taucht er unter und flüchtet später nach Deutschland. Seit über 50 Jahren lebt er praktisch unbehelligt in Eschweiler, nur ein paar Kilometer von der holländischen Grenze entfernt.
Gegen diese jahrzehntelange Nicht-Auseinandersetzung mit den Kriegsverbrechen haben in den letzten Jahren mehrere Aktionstage stattgefunden, auch bei Scheunengraber und Boere.


Die Anklagen bedeuten allerdings noch lange nicht, dass es auch zu Prozessen gegen die im Ausland verurteilten Kriegsverbrecher kommen wird. Sie werden versuchen, sich verhandlungsunfähig schreiben zu lassen, auch wenn sie - wie Scheunengraber in den vergangenen Jahren - es sich nicht nehmen lassen, für ihre Traditionsfeiern jährlich den Brendten bei Mittenwald zu erklimmen. Dass es zu einer Auseinandersetzung mit den „Kriegsverbrechern in der Nachbarschaft“ und der NS-Traditionspflege, kommt dafür ist auch weiterhin der Protest gegen die Kriegsverbrecher nötig.

Hausnummer

(muss ausgefüllt werden) 07.09.2008 - 16:34

Bei den Bildern, die die Kundgebung vor dem Hause Michelsens zeigen, ist die Frage welches das Haus ist. Das wird im Text nicht beantwortet. Einmal das große Haus Nummer 8 einmal steht auf der Garage der Hinweis auf das dahinterliegende Haus 8a. In der Nummer 8 hat M sicher nicht gewohnt. das kann ich sagen, da ich selbst dort einige zeit gewohnt habe. nur damit es nicht zu Verwechselungen kommt.

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Schon ...

antimil 24.08.2008 - 20:37
Schon mal darüber nachgedacht, dass es seit dem 8. Mai 45 tausende neuer und neuester Kriegsverbrecher ( und nicht mal nur deutsche ) gibt, denen man sich auch längst annehmen müßte. Was bringen die alten Ladenhüter ?

marzabotto

(muss ausgefüllt werden) 24.08.2008 - 23:44
dass dem sogenannten "massaker" ein blutiges bombenattentat vorausging, wird mal wieder großzügig unter den tisch fallen gelassen. übrig bleibt dann eine bitterböse nazi-wehrmacht, die ohne ersichtlichen grund durch die gegend zieht und leute umbringt. dass solche repressalien die einzige möglichkeit waren, sich gegen völkerrechtswidrige partisanen anschläge zu wehren und dass solche repressalien von den allierten ebenfalls, nur mit viel höherer quote angewand wurden, interessiert natürlich auch keinen. hauptsache gut und böse sind klar verteilt und ein paar jugendliche rotzlöffel toben sich an greisen aus, die sich nicht mehr wehren können. toller widerstand, kommt nur ca. 60 jahre zu spät, ist dafür aber praktischerweise völlig ungefährlich. interessant übrigens, dass dieselben antideutschen, die hier betroffenheit miemen, weitaus brutalere vergeltungsmassnahmen völlig in ordnung finden, wenn sie von israel oder usa ausgehen.

@ marzabotto

tut nix zur sache 25.08.2008 - 00:47
schön das Nazis immer wieder die zeit finden sich hier zu 'verewigen'..

Mein Tipp: Geschichtsbuch LESEN!
Wenn du der deutschen Sprache nicht mächtig bist, dann schlag es dir einfach gegen den Schädel - dümmer kannst du davon jedenfalls nicht werden.

@tut nix zur sache

x 25.08.2008 - 02:15
ist scheinbar die allerneueste mode, statt zu argumentieren der gegenseite nebulös zu empfehlen, "ein buch zu lesen". sehr schön, einfach dem anderen dummheit oder unbildung unterstellen. sehr bequem. darf man mal erfahren, was für eine art von geschichtsbuch du meinst? vielleicht die in einschlägigen, noch immer von den resten der ddr-subventionen zehrenden verlagen erschienenen elaborate von vvn - opas, ost-historikern und sonstigen üblichen verdächtigen?
worauf willst du überhaupt hinaus? willst du behaupten, es habe keinen anschlag gegeben? oder dass repressalien nicht allgemein üblich waren? ich habe kein problem, mich über moralische oder rechtliche gesichtspunkte solcher massnahmen zu unterhalten. ebensoweing habe ich ein problem damit, es einfach gut sein zu lassen, weil der quatsch 60 jahre her ist und deswegen vollkommen wurscht. wenn aber tagein, tagaus ausschliesslich auf dem verhalten der einen seite herumgeritten wird, ist das schon ziemlich durchsichtig und zeigt, dass es nicht, wie behauptet, um eine aufarbeitung von geschichte, sondern um deren instrumentalisierung zu tagespolitischen zwecken geht.

Trollalarm

Frühaufsteher 25.08.2008 - 06:52
Ist Altermedia down? Kommt mal zu mir nach Hause, dann könnt ihr meine Familie kennenlernen, Stronzi.

Nazis Betonstiefel verpassen, auch nach 60 Jahren.

Niemanden

elvira 25.08.2008 - 14:38
Kein Unterschied zu den Nazis: Die einen ziehen sich an Rudolf Heß hoch, die anderen demonstrieren gegen Wehrmachts-gruftis. Und wem interessierts ? Niemanden !!!!!

kein vergeben - kein vergessen!

antifaschistin 25.08.2008 - 17:53
das ist ja unglaublich,was mensch hier fürn faschistischen müll in einem l i n k e n ,alternativen(??????????)nachrichtenmedium lesen muß! diese offen faschistische und mörderische vergangenheit hat die brd und sie hat die brd auch geprägt und tut das schlimmerweise heute auch noch,weil leider noch nicht alle der ns-verbrecher/innen von 1933-45 ins gras gebissen haben,weil viel zu viele trotz (oder wegen?)ihrer faschistischen vergangenheit ganz gut karriere gemacht haben,weil sie ihr erbe anderen,jüngeren faschist-inn-en vermacht haben,weil sie leuder viel zu viele junge leute mit ihrem braunen dreck angelehrt haben,weil die staatliche politik nicht konsequent gegen faschistoides verhalten vorgeht,sondern sich die option auf faschismus offenhalten will,wenn der kapitalismus die leute nicht genug unterdrücken kann........ FASCHISMUS IST KEINE MEINUNG - SONDERN EIN VERBRECHEN! DEM FASCHISMUS KEINEN MILLIMETER!