Dresden: praktische Solidarität und wieder rassistischer Angriff

Katjusha 23.08.2008 00:06 Themen: Antifa Antirassismus
Weiterer Vorfall in einer Welle rassistischer Übergriffe in Dresden. In der Nacht von Sonntag zu Montag gab es einen rassistischen Angriff auf einen türkisch-stämmigen Jugendlichen. +++ Am Freitag (22.08.2008) halfen 10 junge Menschen die Schäden des Brandanschlags auf einen von einer vietnamesischen Familie betriebenen Blumen- und Gemüsemarkt in Dresden-Striesen zu beseitigen.
Nachdem es erst in der letzten Woche eine antifaschistische Spontandemonstration anlässlich des Brandanschlags und weiterer rassistischer Übergriffe gegeben hatte, ereignete sich in der Nacht vom Sonntag zum Montag schon wieder ein rassistischer Übergriff. Ein türkisch-stämmiger Jugendlicher wurde abends vor einem Schnellimbiss in der Wildsdrufferstraße von einem rassistischen Schlägertyp angegriffen und musste mit schweren Verletzungen im Gesicht im Krankenhaus behandelt werden. Der türkisch-stämmige Jugendliche lebt seit kleinauf in Deutschland, und dies war wohl das erste Mal, dass ihm so etwas passiert ist.

Im Jahr 2008 hat es eine deutliche Zunahme rassistischer Übergriffe in Dresden gegeben. Eine ausführliche Chronik wird vermutlich im September auf Indymedia vorgstellt werden. Dabei stecken nicht nur bekannte Neonazis hinter den Übergriffen, wie dies beim Überfall auf die Dönerläden in der Neustadt der Fall war. Oft handelt es sich um einfach um rassistische Schlägertypen, die inzwischen nicht mehr nur rassistisch pöbeln sondern sofort brutal gegen von ihnen ausgemachte Ausländer vorgehen.

Einer der traurigen Höhepunkte war der Übergriff auf die Tochter eines vietnamesischen Blumen- und Gemüsehändlers und ihren Freund sowie der anschließende Brandanschlag auf den Laden der Familie am 12. August diesen Jahres. Die 17jährige Tochter und ihr Freund hatten die jüngere Tochter aus dem Kindergarten abgeholt, angekommen am elterlichen Geschäft tauchten auf einmal zwei junge Männer auf und beleidigten die 17jährige rassistisch. Der Freund versuchte die Beiden daraufhin zur Rede zu stellen, die versuchten dann aber die 17jährige anzugreifen, worauf der Freund dazwischen ging und angegriffen und verletzt wurde. Der Vater der 17Jährigen schaffte es dann die beiden Männer von dem jungen Paar abzubringen. Die Angreifer kündigten an wieder zu kommen und den Laden platt zu machen. Am selben Abend brannte dann das Geschäft völlig aus. Die Polizei ermittelt jetzt gegen die beiden Angreifer. Einer der Angreifer ist flüchtig und nach ihm wird jetzt gefahndet, der andere wurde vom eigenen Vater zur Polizei gebracht. Die Opferberatung für Betroffene von rechtsextremer Gewalt hatte dazu mobilisiert der Familie am Freitag tatkräftig zur Seite zu stehen. So fanden sich am Freitagmorgen 10 junge Frauen und Männer aus unterschiedlichen Zusammenhängen beim Geschäft der Familie ein, und begannen gemeinsam mit großem Eifer die Schäden des Brandes zu beseitigen. Einigen wurde das Ausmaß des Schadens da erst richtig bewußt. Ein ausgebrannter Ladencontainer musste nahezu vollständig abgerissen werden, sowie weitere Schutt- und Brandreste beseitigt werden. Am Nachmittag war der größte Teil der Arbeit erledigt, und die Familie bedankte sich bei jedem persönlich mit jeweils einer der schönsten Topfblumen aus dem Sortiment. Die HelferInnen kündigten an, auch weiterhin den Wiederaufbau tatkräftig zu unterstützen.

Außer den symbolischen Solidaritätsaktionen der Stadt- und Landoffiziellen nach dem Angriff auf die Dönerläden nach dem EM-Halbfinale, welcher bundesweit durch die Medien ging, gab es bisher keinerlei Reaktion von der Stadt zu der Welle rassistischer Übergriffe in Dresden in diesem Jahr. Bei der vietnamesischen Familie, die ihr Geschäft seit 11 Jahren betreibt und ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn pflegt, hat sich bisher kein Stadtvertreter blicken lassen oder sonst irgendwie mal geäußert, geschweige denn etwas unternommen.

Für den 18.10. wird von antifaschistischen Gruppen zu einer Demonstration anlässlich der rassistischen Angriffe in Dresden und gegen den Thor-Steinar-Laden Larvik aufgerufen.
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Ergänzungen

RAA: Opferberatung

Katjusha 23.08.2008 - 10:29
Die RAA ist eine Beratungsstelle für Betroffene rechtsextremer und rassistischer Gewalt.
 http://www.raa-sachsen.de/

Es gab einen Artikel zur Spontandemonstration, dadrunter stehen viele Informationen zu dem Vorfall:
 http://de.indymedia.org/2008/08/224508.shtml

und eine Übersicht mit aktuellen Presseartikeln bei venceremos:
 http://venceremos.antifa.net/ddneonazis/uebergriffe/120808brandanschlag_dresden.htm

Und vorher Leipzig!!!

Suse 23.08.2008 - 13:58
Auszug aus einem Demo-Aufruf:

So oder so … das “Tönsberg” und der Urteilsspruch sind für uns Aufhänger für die klare Absage an menschenverachtende Denk- und Handlungsweisen und die Kriminalisierung linker Politik. Laut und entschlossen!

Demonstration: Donnerstag, 28.August 2008, 17 Uhr ab Südplatz, Leipzig

Vollständiger Aufruf unter:

 http://ladenschluss.blogsport.de/

18.10. Demo in Dresden

xox 25.08.2008 - 19:44
Langsam haben wir die Schnauze gestrichen voll von den andauernden rassistischen Übergriffen in Dresden!
Kommt am 18.10. zahlreich nach Dresden und lasst uns den Nazis zeigen, was wir von ihnen halten! Für eine laute, starke Antifa-Demo!

www.ladenschluss-jetzt.org

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 3 Kommentare an

enough is enough — is enough

Fragender — RAA

Gewalt ist >>S-C-H-E-I-S-SE<< — die wortkretion hatte ich erst hier stehen xD