Hamburg wird geflutet!

Aktionskreis Hasankeyf 21.08.2008 01:33 Themen: Antirassismus Weltweit Ökologie
Der Aktionstag gegen den Ilisu-Staudamm war erfolgreich.

200 AktivistInnen beteiligten sich bei der Kundgebung gegen den Bau des ILISU-Staudamm im Rahmen des Antira und Klimacamps in Hamburg; auf der Alster waren AktivistInnen mit Booten und Protestschildern unterwegs. Mit Straßentheater wurde die Situation in Hasankeyf und die Beteiligung europäischer Firmen thematisiert. Symbolisch wurde Hamburg versenkt und die HamburgerInnen von Züblin Mitarbeitern zu Umsiedlung aufgefordert.
Sehr geehrte Hamburgerinnen und Hamburger, Wir möchten sie davon in Kenntnis setzen, dass die Stadt Hamburg per Regierungsbeschluss dazu auserwählt wurde, einen außerordentlichen Beitrag für den weiteren wirtschaftlichen Aufschwung unseres Landes zu leisten, von dem somit auch sie, als Hamburgerin oder Hamburger langfristig profitieren werden. Kurzfristig müssen wir sie deshalb bitten die etwas unbequemen Folgen in Kauf zu nehmen. Um dem steigenden Energiebedarf gerecht werden zu können, und somit auch dem ökonomischen Wachstum, muss die Elbe im Abschnitt Stade auf eine Fläche von 313 km2 aufgestaut werden. Das bedeutet für sie bedauerlicherweise, dass sie Hamburg zu verlassen haben. Der Baubeginn wurde von uns auf das Jahr 2010 festgesetzt. Bitte wenden sie sich deshalb umgehend an ihre zuständige Behörde, die für ihre Umsiedelung zuständig ist. Dort können sie sich auch um angemessene Entschädigung bemühen. Ihre Umsetzung erfolgt dann in die dafür ausgeschriebenen Segmente (Hannover, Osterschnatebüll, Torgelow, Stendal, Gröditz oder Rathenow) Selbstverständlich werden ihre Wünsche dabei berücksichtigt. Wir hoffen auf ihr Verständnis und danken für ihre Kooperationsbereitschaft. Hamburger Senat

Ja, sie haben es geahnt, es war nur ein Spaß…
natürlich wird niemand in Europa es wagen, eine Stadt wie Hamburg unter Wasser zu setzen jedenfalls nicht gerade jetzt. Doch für die 55000 Menschen in Hasankeyf (Kurdistan/Türkei) und Umgebung ist genau dies bitterer ernst. Sie bekommen auch keine freundlichen Umzugsaufforderungen ins Haus, die sie milde lächelnd im Papierkorb verschwinden lassen. Nein ihre Umsiedlung wird ohne ihre Einwilligung mit Unterstützung militärischer Gewalt vollzogen. Und dabei ist nur eines sicher: So erträglich wie vorher wird es dann für sie nie wieder. Ihr kleines Stück Land, das ihnen ein Leben ohne Hunger und Armut ermöglicht, wird ihnen genommen, als Ersatz ein klägliches Dach über dem Kopf angeboten, natürlich ohne Erwerbsmöglichkeiten in der Umgebung. Alle sozialen und familiären Bindungen fallen so der Assimilationspolitik des türkischen Staates gegen die kurdische Bevölkerung zum Opfer. Die Regierung plant dort ein immenses Projekt zur Umstrukturierung der gesamten Region Südostanatolien. Die Land­schafts­formationen werden dadurch stark verändert, den Nachbarstaaten Irak und Syrien die Rechte am Wasser des Tigris genommen und somit ein weiterer Kriegsgrund im Mittleren Osten heraufbeschworen. Menschliche Bezüge und Existenzen brechen auseinander, vielfältige fruchtbare Täler weichen riesigen Stauseen, wie dem in Hasankeyf geplanten und auf den kargen Bergrücken entstehen landwirtschaftliche Industrieanlagen, die den europäischen Markt beliefern die örtliche Bevölkerung jedoch weiter in Armut und Abhängigkeit halten. Denn die Erträge kommen ausschließlich, wie überall in kapitalistischen Verhältnissen den Mächtigen in den Metropolen zugute. Hier ist das kaum vorstellbar, dort ist es Alltag. Nicht zu reden von den uralten Kulturschätzen, Zeugnissen der Menschheitsgeschichte, oder der unberührten ökologischen Vielfalt, die ebenfalls den Fluten zum Opfer fallen werden, würde die deutsche Bundesregierung ihr Versprechen wahrmachen und dieses Projekt mitfinanzieren. Viele Großkonzerne und Regierungen kennen keine ethischen Prinzipien, wenn es um die Wahrung ihrer Interessen, wie Macht und Geld geht. So auch die hier überall sichtbare Baufirma Züblin. Ohne mit einer Wimper zu zucken nimmt sie voraussichtlich den Bau des Ilisu-Staudamms in ihre Hand, obwohl von internationalen Kommissionen nachgewiesen wurde, dass die türkische Regierung kaum eine der 153 Auflagen, die eine „menschliche Abwicklung ohne größere Kolateralschäden“ gewährleisten sollen, eingehalten hat. Noch ist der Staudamm nicht gebaut, setzen auch Sie sich dafür ein, dass die deutsche Regierung ihre Finanzierung zurückzieht und der Ilisu-Staudamm nicht gebaut wird! Weitere Informationen unter:  http://hasankeyf.isku.org;  http://www.hasankeyfgirisimi.com/  http://www.stopilisu.com/
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Ergänzungen

Kommt Fr. den 22. nach Fuhlsbüttel !!!

Fluten 3.0 21.08.2008 - 12:01
Demonstration zum Flughafen

Freitag, 22. August 2008 (11:00 - 19:00)
Auftakt S/U-Bahn Hof Ohlsdorf, Demonstratiom zum Flughafen
13:00 bis 19:00 Uhr | Tango Terminal | Dauerkundgebung vor dem Flughafen


Während der Kundgebung wird es allerlei verschiedene Redebeiträge von und mit Menschen mit und ohne Fluchtvergangenheit zum Thema Flucht, Asyl, Ausengrenzen, menschenrechte und Leben mit Duldung geben.

Mehr Infos zur Aktion auf:  http://fluten3punkt0.eu/