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No Stage for Homophobia

viertelautonoma 20.08.2008 15:10
Für queeres Fluten weltweit! Heute findet im Knust in Hamburg ein Konzert des jamaikanischen Musikers Beenie Man statt. Dieser hat in Texten wiederholt zu Gewalt und Morden gegen Schwule in Jamaika aufgerufen. Das Knust bietet damit eine Bühne einen faschistoiden Sänger von einem "neuen Jamaica" träumt und alle dazu einlädt Schwule zu exekutieren ("I'm dreaming of a new Jamaica, come to execute all the gays" aus dem Song "Damn").
Für uns sind die agressiven Mordaufrufe von Beenie Man keine Kunst und auch keine Meinung sondern ein Verbrechen! In Deutschland wurden während des Nationalsozialismus neben Jüd_innen, Roma und Sinti oder sog. Behinderten auch Schwule und Lesben systematisch verfolgt und vernichtet. Eine Dancehall Lyrik die an diese Geschichte in faschistoider Weise anknüpft ist auf keine Weise tolerierbar. Es mag nicht direkt mit dem Beenie Man Konzert in Berlin zusammenhängen, dass dort unmittelbar zuvor die dortige Gedenkstätte für Schwule und Lesben zerstört wurde. Es ist aber ein deutlicher Ausdruck dafür das Gewaltverherrlichung in Texten ihren Ausdruck in den Köpfen und auf der Straße findet. Hier, in Jamaika und überall.

Dieses Konzert darf nicht stattfinden!

Das es bei Mordaufrufen in Liedern von Musikern wie Beenie Man, T.O.K., Elephant Man, Capleton, Bounty Killers oder Buju Banton nicht bei der Lyrik bleibt zeigt beispielhaft der Tod von Brian Williamson.

Dieser wurde Am 9. Juni 2004 in seiner Wohnung in Kingston ermordet. Die Leiche wies unzählige Stichwunden an Hals und im Gesicht auf, die Kehle war durchschnitten. Williamson war der bekannteste schwule Bürgerrechtler der Insel und 1998 Mitbegründer der ersten schwullesbischen Organisation Jamaikas, J-Flag. Menschenrechtler befürchten, dass der Aktivist einem für Jamaika typischen Hassverbrechen zum Opfer fiel. Darauf deute auch der Zustand der Leiche hin. Einen Jamaikaner als „batty boy“ oder „chi chi man“ (schwuler Mann) zu bezeichnen gilt als eine der größten Beleidigungen auf der Karibikinsel. So wird dieser „Vorwurf“ in Wahlkampfzeiten auch gerne gegen den politischen Gegner erhoben. Zusätzlich angeheizt wird das homophobe Klima durch junge Dancehallbands, die in ihren Songs offen zum gay bashing (Schwulenklatschen) und gar zur Tötung schwuler Männer aufrufen. 2001 war der Song „Chi Chi Man“ der Band T.O.K. (siehe Kasten) acht Wochen lang die Nummer 1 der World Reggae Charts. Die konservative „Jamaica Labour Party“ (JLP) war sich nicht zu schade, den Hit zu ihrer Hymne im Wahlkampf zu machen.

Keine Toleranz für patriarchale Gewalt!

"Schwule auf Jamaika leben in Todesangst", erklärte ein Vertreter von J-Flag 2006 während eines Podiums. "Wir haben das Recht, so zu sein, wie wir sind. Dafür kämpfen wir. Ich musste selbst mit ansehen, wie mein Freund Victor auf der Strasse zu Tode geschlagen wurde, wie er um sein Leben bettelte. Ich war nur 40 Meter entfernt und konnte nichts für ihn tun. Die Polizei hat das überhaupt nicht interessiert. Als Zeuge wurde ich ausgelacht. Es gibt auf Jamaika keine Gerechtigkeit."

Nach Angaben von J-Flag wurden auf der Karibikinsel Jamaica seit 1997 rund 30 Schwule ermordet. Homosexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen gelten seit dem 19. Jahrhundert als Verbrechen und Analverkehr wird mit bis zu zehn Jahren Gefängnis und Zwangsarbeit geahndet. "Wenn du Kondome benutzt, bist du gleich schwul", so der J-Flag Aktivist. "HIV-Positive trauen sich nicht, nach Medikamenten zu fragen, weil sie Angst haben, als schwul zu gelten. Und unsere Regierung hört nicht auf uns. J-Flag sind in Jamaika die Hände gebunden. "Wir beraten und unterstützen Opfer antischwuler Gewalt, machen Präventionsarbeit im Bereich HIV und AIDS. Gegen Dancehall aber kommen wir hier nicht an. Deshalb ist der Druck aus dem Ausland wichtig. Wir bitten Euch, nicht nachzulassen in Eurem Engagement gegen homophobe Musiker aus Jamaika. Das hilft uns, und vielleicht werden auch die Musiker irgendwann ein Einsehen haben, denn es geht ja auch um viel Geld. Bis dahin werden sie uns weiter schlagen."

Das Konzert soll nach verschiedenen Protesten nun dennoch stattfinden weil Beenie Man sich bereiterklärt hat eine formale Erklärung gegen Schwulenfeindlichkeit, den REGGAE COMPASSIONATE ACT II, zu unterschreiben. Eine ebensolche Erklärung wurde 2007 jedoch nach dem Ende seiner Tour umgehend wiederufen. Im Jamaika Observer erklärte er am 22. Juli 2007 es handele sich nur um eine Reaktion der europäischen promoter, die unter dem Druck von Bürgerrechtsgruppen entstanden sei. Auch werden die alten Songs weitervertrieben. Wir erwarten eine ernstzunehmende Distanzierung von Beenie Mans eigenen Aufrufen zur Gewalt. Weder wird der Vertrieb seiner Mordaufrufe wurde bis heute gestoppt, noch bringt er eigene Statements auf die Bühne die unmißverständlich für Solidarität und Respekt gegenüber schwulen, lesbischen oder queeren Lebensentwürfen einstehen.

Papier ist geduldig wir sind es nicht!

Wir fordern vom Knust das heutige Konzert abzusagen oder rufen für die Zukunft dazu auf diesen Laden zu boykottieren, weil wir Hetze gegen Schwule und Lesben ebenso wenig dulden wie Faschismus, Antisemitismus, Rassismus, oder Sexismus! Weil der Kampf um Selbstbestimmung auch sexuelle Selbstbestimmung einschließt und wir gegen alle gesellschaftlichen Zwänge und Normen kämpfen, die uns vorschreiben wollen als was und wie wir leben sollen in einer Welt des heteronormativen Terrors. Weil Homophopie sich eben so wenig mit Kolonialismus legitimieren lässt, wie Rassimus mit sexistischen Stereotypen. Weil die Welt eben nicht einfach ist und wir alle ob wir wollen oder nicht kreuz und quer mittendrin in der Scheiße stecken.

Solidarität mit schwulen, lesbischen und queeren Lebensentwürfen in Jamaika und überall!
Für die Anerkennung von Fluchtgründen aufgrund sexistischer und homophober Gewalt!
Für ein herrschaftsfreies Leben ohne kapitalistische Zwänge und patriarchale Normen!

Autonome im Stadtteil
Hamburg 20.08.08

TEXTE:

Beenie Man:All Battyman Fi dead (April 2004)

Was sollst du nicht tun? Arschficken Was sollst du nicht tun? Schwanzlutschen
Bring alle schwulen Männer um, die Analsex haben, schieß sie tot. 
Wenn du Sex hast mit einem anderen Mann, sollst du mit Kupfer- und Bleikugeln getötet werden. Ein Mann soll keinen anderen Mann in seinem Bett haben, alle schwulen Männer sollen ermordet werden, erschießt sie … Wir werden ihnen sogar die Augen herausschneiden … Ich hol mein Gewehr heraus und schlag ihnen damit die Stirn ein. Manche Mädchen sind lesbisch und haben Oralsex mit anderen Mädchen, während einige eklige Schwule Zungenküsse austauschen, eklige Schwule ficken andere Männer, den Schwulen sollen die Köpfe abgerissen werden … Du bist andersrum, wenn Du Analsex hast … Ich hab einige Gewehrkugeln aus Zaire für Schwule. Sie sagen, du sollst dich von mentaler Sklaverei emanzipieren, aber Schwule übernehmen den Emancipation Park [ein neuer öffentlicher Park in Kingston], lasst uns zum Park gehen, ich habe gehört, Schwule machen Bilder im Park … einige Köpfe sollten abgehackt und einige Leben ausgelöscht werden.

T.O.K.: Chi Chi Man [schwuler Mann] (2001)

Meine Leute, mein Volk,
stellt Regeln und Gesetze auf,
wir sind die Bandenführer des ganzen Gebiets,
nur Mädchen dürfen meine Eier anfassen.
Chor:
Wenn sie zusammen ins Auto eines Schwulen steigen,
schür das Feuer, verbrennt sie.
Wenn sie in einer Schwulenkneipe was trinken,
schür das Feuer, verbrennt sie.
Vers 1:
Sehr ihr, was ich sehe???
Niggas, wenn auch ihr das seht,
viele von ihnen sind Freaks, sie bringen uns all ihr schmutziges Tun,
Männer – vielen von ihnen lieben es von hinten.
Wenn sie es zu uns bringen, werden viele Kugeln fliegen,
Kugeln fliegen, nehmt eure Gewehre und schießt rat-tat-tat
rat-tat-tat, jeder Schwule wird sterben müssen,
sterben, ich und meine Niggas schließen einen Pakt,
Schwule müssen sterben, das ist die Wahrheit.
Chor:
Wenn sie zusammen ins Auto eines Schwulen steigen… 
Vers 2:
Ich schau mir das an la la la la la,
lass keinen schwulen Mann hier lang gehen.
Wenn ein Mann einen Schwanz nimmt, bringen wir ihn sofort um,
lassen seine ganze Familie jammern. 
Ich seh es kommen, das wird mit uns nicht gut gehen.
Es gibt so viele solcher Typen, die Schwänze lutschen,
ich und sie könnten nie in einer Bar sein,
diese Jungs sind zu sonderbar.
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Ergänzungen

Wir sind hier um uns zu entschuldigen ...

Knuster 20.08.2008 - 16:34
Das Konzert findet nicht statt , siehe :  http://www.knusthamburg.de/

Hintergrund

info 20.08.2008 - 16:43
Weitere Infos auf den inhaltsreichen Seiten auf  http://www.gleich.tk. Auf der Eingangsseite unten auf das "Don't promote murder music"-Logo klicken. Dann gibts rechts das Dancehall Special mit vielen Links zu relevanten Organisationen, unten findet sich dann noch ne Verlinkung zu vielen Artikeln zu diesem Thema.

Die Absage ist positiv

... 20.08.2008 - 17:04
wobei die Erklärung vom Knust leider mehr nach "höherer Gewalt" als nach wirklicher Einsicht klingt. Befriedigend ist das so nur halb. Vielen Dank an den Sprecherrat und alle anderen die sich für eine Absage stark gemacht haben.
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Betrifft: Konzert mit Beenie Man im Knust

Liebe Freunde des Hauses,

die aktuelle Entwicklung der Diskussion zum Konzert des o.a. Künstlers in unseren Räumen hat in den letzten 24 Std. eine für uns gefährliche Eigendynamik entwickelt.

Die gestern in Berlin von Beenie Man unterzeichnete „Berlin Reggae Compassionte Act“ wurde von uns vor 48 Std. auf unserer Homepage veröffentlicht.

Die hierdurch abgegebenen Erklärungen werden jedoch von den uns nahestehenden Fanverbänden des FC St.Pauli für nicht ausreichend angesehen, um „zum jetzigen Zeitpunkt ein derartiges Konzert stattfinden zu lassen“ (Zitat aus dem Schreiben vom Sprecherrat, 19.8.2008, 19.29 Uhr). Man empfiehlt uns aus vielen bekannten Gründen, dieses Konzert abzusagen und zunächst die Einhaltung diverser gemachter Zusagen zu überprüfen.

Da es uns nicht möglich ist eine inhaltliche Diskussion 24 Std. vor dem Konzert zu führen - die im Übrigen von Seiten des Konzertveranstalters nicht rechtzeitig unterstützt wurde- haben sich
die Geschäftsleitung des KNUST sowie die uns nahestehenden Fanorganisationen des FC St.Pauli entschlossen, die folgenden Maßnahmen gemeinsam zu tragen:

1) Das Konzert von Beenie Man heute Abend im Knust wird nicht stattfinden.

2) Das Vorprogramm – die Bands „Natty King“ und „Daddy Rings“ - die von dieser Diskussion nicht betroffen sind, können spielen.

3) Wir (das KNUST) erstatten den Besuchern auf Wunsch Euro 10,-- des Eintrissgeldes (VVK 20,--) und bieten Ihnen an, den Betrag für den Verein „Fanräume e.V.“ zu spenden.

4) Am Freitag, den 29.8 um 16.00 Uhr, findet in der Bar des Knust (vor dem Benefizkonzert für den Verein Fanräume e.V.) eine offene Podiumsdiskussion mit den Vertretern des Sprecherrates der Fanclubs des FC St.Pauli statt, um die künftige Vorgehensweise für Konzerte mit ähnlicher Problematik zu diskutieren.


Wir bitten alle Dancehall-Reggae Fans um Verständnis für diese notwendige Entscheidung.

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Wieso geht die Spende eigentlich an Fanräume e.V. und nicht an Schwullesbische Verbände in Jamaika????
Klingt mir aber sehr nach Mafia ; )

positiv, aber....

geht keine_n was an 20.08.2008 - 18:32
der Verzicht auf das Konzert ist auch für mich die beste Lösung, aber:

- Das Knust hätte die Erlaubnis zum Auftritt von einer öffentlichen Entschuldigung von Beenie Man abhängig machen können. Ein Youtube-Video mit Beenie, wie er sich entschuldigt und verspricht, keine homophoben Songs mehr zu spielen, wäre - gerade im Hinblick auf die Situation in Jamaica - viel wert gewesen.

- Es gibt genügend andere Clubs und Konzerthallen, die Beenie Man, Sizzla, Bounty Killer usw. spielen lassen. Auch in der eher linken Ecke: Beenie Man spielte letztes Jahr in der Fabrik, Sizzla vor einigen Jahren in der Markthalle (beides HH) und dieses Jahr in der "Roten Fabrik" in Zürich.

Elephant man Knust Hamburg im Oktober

Aha 20.08.2008 - 20:58
Na denn! Ich würde gerne mal wissen, wer das Booking im Knust Hamburg macht und noch viel wichtiger wie der/diejenige da bucht!?!?

Heute sollte es Bennie Man sein und im Oktober haben die sich den nächsten Schwulenhasser Elephant Man eingeladen!! Das kann doch echt nicht angehen!!!

Aktueller Batty Man Tune von Elephant Man: Lef Them To Time - Herausgekommen 2007

Ich verstehe das alles nicht mehr wirklich und bin von dem Laden mehr als enttäuscht...

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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St. Pauli Fans? — Krass