Trassenbegehung Magistrale Moskau-Lissabon

mikrofon 18.08.2008 17:38 Themen: Ökologie
Auf der geplanten Trasse der B26n ("Bundesstraße 26 neu") in der Gemarkung Hettstadt im unterfränkischen Hügelland fand am vergangenen Sonntag eine Ortsbegehung statt. Wo heute noch Wald und Ackerland sich zum Horizont erstreckt, und verstreute Einzelgehöfte abseits des Verkehrslärms liegen, soll der Verkehrswegeplanung aus München und Berlin zufolge demnächst ein sogenannter "Lückenschluß" für eine transeuropäische Fernstraße entstehen. Demnach ist vorgesehen, unweit der Kreuzung der Verbindungswege Amsterdam-Wien (A3) und Hamburg-Bodensee (A7) eine weitere Transitstrecke zu errichten, welche den südlich des Mains zwischen Würzburg und dem Spessart gelegenen Waldsassengau vollends zu zerschneiden droht.
Mittels der sogenannten "Westumgehung Würzburg" soll den Plänen zufolge die Möglichkeit geschaffen werden, die Region neben den West-Ost- und Nord-Süd-Richtungen zukünftig auch diagonal in Nordost-Südwest-Richtung zu durchqueren. Obwohl im Verkehrswegeplan als Bundesstraße deklariert, ist die "B26n" bereits jetzt mit vier Fahrbahnen und beidseitigem Standstreifen geplant und wäre von einer "echten" Autobahn augenscheinlich kaum zu unterscheiden. Anwohner befürchten daher Gesundheitsschäden, erhebliche Umwege zu den Nachbargemeinden sowie den Verlust von Erholungsräumen. Zudem, so die Bürgerinitative gegen den Autobahnbau, machten "neue Entwicklungen, wie abnehmende Kraftstoffvorräte, intelligente Logistikkonzepte und absehbare automobile Verhaltensänderungen [...] die B26n überflüssig." Bereits heute könne nicht mehr ausgeschlossen werden, dass offizielle Erwartungen an das zukünftige Verkehrsaufkommen noch vor der geplanten Fertigstellung nach unten korrigiert werden müssten.

Der Spaziergang führte die rund 50 Teilnehmer mit vier Zwischenstopps (deren genaue Standortdaten im einzelnen über den Link abrufbar sind) von der heutigen Bundesstraße 8 nach Hettstadt. Den Baumaßnahmen, für die derzeit 380 Millionen Euro veranschlagt werden, zum Opfer fallen würden neben verschiedenen Wald- und Ackerflächen sowie dem von der bundesweit tätigen Psychosekte "Universelles Leben" zu internen Zwecken genutztem "Gut Terra Nova" und einigen weiteren Gehöften auch die letzte auf der Gemarkung Hettstadt befindliche naturbelassene Wasserquelle. Diese würde demzufolge genau unter der zwecks Umgehung des neu zu errichtenden Autobahnkreuzes um einige Kilometer nach Norden verlagerten Bundesstraße 8 verschwinden. Veranstaltet wurde die Begehung vom CSU-Ortsverband Hettstadt. Auf Landkreisebene wird das Projekt von allen Parteien zurückgewiesen. Im Rahmen des Wahlkampfs für die Wahlen zum 16. bayerischen Landtag am 28.9.2008 trat auf der Abschlußveranstaltung der Kandidat Manfred Ländner auf.

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