Halberstadt: Nigerianische Abschiebeanhörungen

no lager halle 17.08.2008 18:30 Themen: Antirassismus Repression
Vom 12. August bis 14. August wurden AsylberwerberInnen aus der gesamten BRD in die GU-ZAST (Gemeinschaftsunterkunft - Zentrale Anlaufstelle für Asylbewerber) in Halber­stadt der nigerianischen Botschafts­delegation vorgeführt.
Seit dem Sommer 2007 besteht eine Vereinbarung zwischen der deutschen und nigerianischen Re­gierung, dass 2500 AsylbewerberInnen nach Nigeria abgeschoben werden können. Bisher fanden seit August 2007 sieben Abschiebeanhörungen mit der nigerianischen Botschaftsdelegation in der BRD statt, zwei davon in der GU-ZAST Halberstadt. Es wurden - wie bei allen Botschaftsdelegationen - Geldzahlungen vereinbart. Die nigerianische Botschafts­delegation erhält pro Anhörung 250 Euro und pro ausgestelltem Reise­dokument weitere 250 Euro.

AsylbewerberInnen, deren Asylantrag abgelehnt wurde (über 99% der AsylbewerberInnen), haben oft keine gültigen Reisepapiere und können somit nicht abgeschoben werden. Viele AsylbewerberInnen kommen aus Ländern, die nicht mit den deutschen Behörden zusammenarbeiten (z.B. Sudan) und können auch keine neuen Papiere erhalten.
Die Gespräche zwischen der nigerianischen Botschaftsdelegation und den AsylbewerberInnen ver­liefen nach Berichten so: Die nigerianischen Botschafter kündigten an, den AsylbewerberInnen nige­rianische Pa­piere auszustellen. Viele AsylbewerberInnen versicherten der Botschaftsdelegation, dass sie nicht aus Ni­geria kommen. Daraufhin wurde ihnen eine weitere Anhörung angekündigt, bei der sie ihre Papiere eines anderen Landes vorlegen müssen oder nigerianische Papiere zur Abschiebung ausgestellt bekom­men. Durch die nigerianische Delegation sollen AsylbewerberInnen u.a. aus Togo, Sudan, Liberia und Uganda nach Nigeria abgeschoben werden.

Am 14. August führten wir gemeinsam mit AntirassistInnen aus Sachsen-Anhalt eine Protest­kundgebung gegen die Abschiebeanhörung der nigerianischen Botschaft vor der GU-ZAST Halber­stadt durch. Wäh­rend unserer Kundgebung von 10-15 Uhr wurden vor allem AsylbewerberInnen in Gefangenentranspor­tern, in Ordnungsamts- und Polizeibussen in die GU-ZAST Halberstadt ge­bracht. Die Asylbewerber-Innen, die in Gefangenentranspoten vorgeführt wurden, blieben während des Aufenthalts in der GU-ZAST und der Botschaftsanhörung gefesselt. Die AsylbewerberInnen in Ordnungsamts- und Polizei­bussen wurden ohne Ankündigung zwangsvorgeführt.
An den jetzigen Vorführungen haben sich die meisten Landkreise Sachsen-Anhalts beteiligt. Mehre­re AsylbewerberInnen sind bereits aus Sachsen-Anhalt als Folge von vorherigen Vorführungen nach Nigeria abgeschoben worden. Uns wird immer wieder von Bot­schaftsanhörungen in der GU-ZAST Halberstadt berichtet. Wir müssen feststellen, dass die GU-ZAST Halberstadt einer der bundesweit zentralen Orte ist, an dem Botschaftsdelegationen ihre be­zahlten Anhörungen durchführen.

Der „Rat Justiz und Inneres“ der EU beschloss am 27.04.06 ein "gemeinsames Projekt zur Rückfüh­rung mit Charterflugzeugen". Abschiebeanhörungen dienen der Vorbereitung von Abschiebungen mit Charter­maschinen. Der nächste Abschiebecharter nach Nigeria startet von Großbritannien aus am 21.08.08 über Ös­terreich nach Lagos. Es ist zu befürchten, dass AsylbewerberInnen, die bei den Abschiebeanhö­rungen in Halberstadt waren, in dem Charter „Flight PVT640/641“ abgeschoben werden, das „weltoffenen“ Sachsen-Anhalt hilft mit. Die nächste Abschiebeanhörung der nigerianischen Delega­tion soll im September in Dortmund statt finden.
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Ergänzungen

Auch in Karlsruhe

kein Mensch ist illegal! 17.08.2008 - 21:27
Auch in Karlsruhe gab es vor ein paar Wochen die gleiche Aktion:

 http://de.indymedia.org/2008/07/222515.shtml

Aktions-Tag ohne Abschiebungen am 30.08.

no border no nation no prison 18.08.2008 - 09:13
–gemeinsam legen wir das Abschiebesystem lahm!

Überall in Deutschland werden wir um den 30. August 2008 herum blockieren, stören, verhindern. Unser Protest richtet sich gegen das System der Migrationskontrolle, gegen die Selektion von Einwanderern und gegen die Brutalität des Abschiebsystems.

Wir beharren dagegen auf dem Recht zu wandern, auf dem Recht zu bleiben, auf dem Recht auf Bewegungsfreiheit. Unsere Solidarität gilt den Verfolgten, den Illegalisierten, den Ausgebeuteten, den Abenteurern!

Wir legen das Abschiebesystem lahm – mit Aktionen an Abschiebeknästen und –lagern, bei Ausländerbehörden, auf Flughäfen und bei Profiteuren – bei allen Agenten der rassistischen Behandlung und Kontrolle von Menschen.

Wir erklären uns solidarisch mit allen, die für ein Bleiberecht kämpfen, die sich wehren gegen die Zumutungen der rassistischen Sondergesetze für Flüchtlinge und Migrant_innen, die Abschiebungen verhindern, die sich ihr Recht auf Bewegungsfreiheit nehmen. Mit dem Aktionstag reihen wir uns ein in die alltäglichen Kämpfe um Würde und Rechte.

Mit Demonstrationen, Blockaden, Ämterbesuchen und kreativen Protestaktionen werden wir Sand ins Getriebe streuen. So wollen wir den Blick auf die Unmenschlichkeit der Zuwanderungsverhinderung lenken, auf die rassistischen Schikanen und Angriffe von Behörden, Polizei und Nazis und die Diskriminierung durch Sondergesetze wie Residenzpflicht, Abschiebehaft und Lagerunterbringung.

Beteiligt euch mit eigenen Aktionen am Tag ohne Abschiebungen – damit das Migrationsregime Geschichte wird!

Wer hierbleiben will, soll bleiben dürfen!
Wer kommen will, soll kommen dürfen!
Gleiche Rechte und Bewegungsfreiheit für alle!
Bisher bekannt gewordenen Aktionen:
* Münster:

29. August - 8:00 - 12:00 Uhr - Wir rufen zu einem gepfefferten Frühstück und so vor der Ausländerbehörde auf, um unseren Protest in die Öffentlichkeit zu tragen und ein deutliches Zeichen gegen die rassistische Ausländerpolitik der BRD zu setzen. Ort: Stadthaus 2 am Ludgerikreisel//Südstraße

* Wuppertal:

29. August - 16:00 - Tribunal gegen die Politik der NRW-Landesregierung im Rahmen des Aktionstages: NRW-Tag versenken! Anschließend Konzert und Nachtdemo gegen Polizeigewalt und Dummheit und Brutalität im Amt. Ausführliches Programm siehe: nrwtagversenken.blogsport.de

30. August - 13:30 - Eigener Block auf der Festparade der Schützenvereine und NRW-Trachtenclubs zum Tag ohne Abschiebungen. Treffpunkt ist unsere mobile Plakatwand “Schönes NRW” mit dem Büren-Knast, Sonnborn Hauptkirche Festparade der Brauchtumsvereine und Schützenkönige. Das WDR Fernsehen überträgt live und Ministerpräsident Rüttgers sitzt mit Ehrengästen auf der Ehrentribüne.

* Büren:

29. August - 18:00 bis 30. August - 06:00 - Nachtdemo vor der JVA Büren: Wir stellen uns quer! Büren abschiebefrei! U.a. mit Ari und Rott, Klaus der Geiger, Microphone Mafia (angefragt) u.v..a. Mehr Infos: www.aha-bueren.de

* Magdeburg:

29. August - 18:00 - Infoveranstaltung zum Thema Ausreisezentrum Halberstadt und Menschen ohne Papiere im Infoladen, Alexander-Puschkin-Str. 20. Mehr unter: www.zusammen-kaempfen.org

30. August - Aktionstag gegen Abschiebungen
10:00: Kundgebung am Alten Markt
12:00: Demonstration zum Innenministerium

* Neumünster:

30. August - 00:00 bis 24:00 - Mahnwache mit unterschiedlichen Aktivitäten am Großflecken. Geplant sind: Soli-Frühstück, Film zum Thema Abschiebung und Asyl, Podiumsdikussion mit einer von Abschiebung betroffenen Familie und ein Infostand.

* Rendsburg:

30. August - 10:30 - Infostand beim “Rendsburger Herbst” (beim Arsenal, Kulturzentrum im Stadtpark, Paradeplatz)

* Bonn:

30. August - 11:00 - 13:00 - Demo mit Straßentheater, Ecke Poststraße/Maximilianstraße (McDonald’s am Bonner Hauptbahnhof) / Abschluss-Kundgebung: 12.30 Uhr auf dem Bischofsplatz (Altes Rathaus Bonn). Aufruf als pdf-Datei. Mehr Infos: www.medinetzbonn.de

* Bielefeld:

30. August - 11:00-17:00 - Infostand in der Bielefelder Innenstadt/Am Spindelbrunnen mit Klassischer Musik der Gruppe Lebenslaute, Straßentheater, Lesungen mit den “Anarcho-Poetry”-Autoren Michael Halfbrodt und Ralf Burnicki, Lesung der Autorin Dimitra Visaitou, dem “Deutschen Asyl-Glücksrad” und Lesung aus diversen Ablehnungs- und Abschiebebescheiden sowie einem Infobeitrag zu den EU-Abschieberichtlinien und vielen weiteren Infos. Das Abschiebesystem lahm legen - Abschiebungen zur Geschichte machen! Aktionsbündnis gegen Abschiebungen in Bielefeld

* Potsdam:

30. August - 13:00 - Kundgebung/ Sit-in am Platz der Einheit.
Mit Infoständen, Redebeiträgen von verschiedenen Gruppen, VoKü und Musik. Wir unterstützen diesen Aktionstag, da Abschiebungen generell menschenunwürdig sind, und meist viel zu wenig Beachtung finden. Außerdem sind in Potsdam aktuelle Fälle bekannt, in denen Menschen Angst vor Abschiebung haben müssen. Aus diesen Gründen besetzen wir diesen zentralen Platz in Potsdam um dem Thema einen angemessenen Raum zu geben und unseren Protest lautstark und sichtbar auf die Straße zu bringen.

* Kiel:

30. August - 15:00-18:00 - Informationsveranstaltung zur Situation der Flüchtlinge in Malta, ein maltesischer Flüchtlingshelfer berichtet, Mehrgenerationenhaus Kiel-Gaarden (Stadtteilbücherei am Vinetaplatz). Mehr Infos: www.frsh.de/termine

* Mannheim:

30. August - 15:00 - Demo gegen Abschiebungen in Mannheim
Mit einer Demonstration u.a. zum Abschiebeknast soll das Migrationsregime symbolisch angegangen werden. Ein Mannheimer Bündnis mobilisiert zur Demo unter dem Motto “Das Migrationsregime angreifen!”
Treffpunkt zur Demo: 15 Uhr, Alter Messplatz, Mannheim-Neckarstadt
Kontakt zum Bündnis:  abschiebefrei-mannheim@web.de | Bündnis gegen Abschiebungen Mannheim

* Neuss

30. August - 15:00-0:00 - Kundgebung vor der JVA Neuss
Auch in Neuss besteht die Möglichkeit, am 30. August 2008 ein Zeichen gegen staatlichen und gesellschaftlichen Rassismus zu setzen und sich mit den Opfern des Abschiebesystems solidarisch zu erklären. In der BRD gibt es wenige Orte, die dazu geeigneter wären als die Neusser Grünstraße, wo seit 1993 der bundesweit einzige Abschiebeknast für Frauen betrieben wird.
Im Rahmen eines Aktionstages wollen wir daher von 15:00 bis 00:00 Uhr unmittelbar vor dem Abschiebeknast auf die Situation von MigrantInnen aufmerksam machen. Das Angebot wird von Menschen und Gruppen aus unterschiedlichsten gesellschaftlichen Zusammenhängen gestaltet und umfasst u. a. Vorträge, Live-Musik und subversive Spiele.
Alle interessierten Menschen sind herzlich eingeladen, sich aktiv in die Vorbereitung und Durchführung des Aktionstages einzubringen. Leisten wir unseren Beitrag dazu, dass das Migrationsregime Geschichte wird!
Infos: www.toaneuss.blogsport.de

Düsseldorf oder Bochum:

30. August - 12:00 - Zentrale Pressekonferenz. Einladung folgt.

Außerdem sind Aktionen geplant in Düsseldorf und Suhl. Mehr dazu unter  http://abschiebefrei.blogsport.de

Abschiebelager Halberstadt

antifa.sozialbetrug 18.08.2008 - 09:39
Wenn Dinge lange Zeit dauern, dann werden sie nicht unbedingt gut, aber man gewöhnt sich daran. Ähnlich ist es schon fast mit den immer wieder auftauchenden Meldungen von unzumutbaren Haftbedingungen in Abschiebeknästen und mit Repressionen gegen Asylbewerberinnen und –Bewerbern. Was allerdings in Halberstadt vor sich geht, das spottet jeder Beschreibung deutscher Asylpraxis. Immer wieder kommt es zu Protestaktionen, um diesen Verhältnissen ein für allemal ein Ende zu bereiten. Nicht zuletzt, weil die Praxis in Halberstadt schon einen Menschen das Leben gekostet hat...

 http://www.freie-radios.net/mp3/20080811-abschiebelag-23618.mp3

Abschiebelager Halberstadt
 http://antifasozialbetrug.siteboard.de/antifasozialbetrug-post-2316.html#2316

MENSCHENRECHTE
 http://antifasozialbetrug.siteboard.de/antifasozialbetrug-forum-14.html

Bundesweiter Tag ohne Abschiebungen am 30.08.08
 http://antifasozialbetrug.siteboard.de/antifasozialbetrug-about223-15.html

 http://www.myspace.com/antifasozialbetrug

tägl. News per Mail
 http://newslettersozialbetrug.beepworld.de/

auch in braunschweig

rote antirassistin 18.08.2008 - 14:52
auch in braunschweig gab es am mo.,7.juli eine sammelanhörung,wobei es um flüchtlinge von der elfenbeinküste ging.wißt Ihr näheres darüber,wieviel flüchtlinge aus oldenburg nach halberstadt gekarrt wurden und wie es denen ergangen ist? woher wißt Ihr,daß der bullen-bulli aus oldenburg kam?

kleine ergänzung

beitrag 19.08.2008 - 19:13
es war noch ein lkw aus dem bördekreis in oschersleben dabei.

die scheiben der fahrzeuge waren abgedunkelt. man konnte dennoch erkennen, dass in manchen gefährten 2-3 in anderen bis zu 6 oder mehr perosnen transportiert wurden.
auch gab es zb einen schwarzen mercedes mit zwei weissen fahrern (sahen aus wie ein paar oder so) und einem schwarzen auf dem rücksitz. etwas rätselhaft.

es war frustran vom strassenrand aus zuzuschauen, wie die leute rein gekarrt wurden.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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überlegen

d.s. 19.08.2008 - 20:58
Schon mal überlegt, was der ganze Zirkus kostet und bei weitem nicht jeder Flüchtling ist wirklich Flüchtling; den "Herrschaften" geht es auf unsere Kosten hier besser als manchen Rentner/in. Ne Leute, nicht mit mir. Daher: Gute Heimreise ( Flugzeug zahlen wir auch noch ) !!!
( Könnt ihr zensieren - aber es mußte mal gesagt werden.)