Hungerstreik in englischem Immigrantengefängnissen

((i))-UK 17.08.2008 14:52 Themen: Antirassismus
Etwa 50 Flüchtlinge protestieren im Internierungslager
Campsfield (England) gegen Haft und Abschiebewillkür
(vor allem in den Nordirak) ...
Fünfzig Flüchtlinge im Gefängnis "für" Immigranten in Campsfield, in der Nähe von Oxford, sind gegen die Fortsetzung ihrer Haft in einen unbefristeten Hungerstreik getreten . Begonnen wurde der Streik am 09. August von 13 irakisch-kurdischen Flüchtlingen, die forderten, die gewaltsamen Abschiebungen in den Nordirak einzustellen. Ihnen haben sich inzwischen weitere Flüchtlinge aus anderen Teilen der Welt angeschlossen. Es ist der zweite Protest dieser Art in diesem Jahr und einer von vielen in dem englischen Internierungszentrum.

Mittlerweile hat sich ein in den kurdischen Teil des Iraks (Nordirak) abgeschobener Flüchtling das Leben genommen
..., Hussein Ali erschoss sich am 10. August in seiner Wohnung in Sulaimania, zwei Tage nachdem er nach Erbil abgeschoben war.
Am 12. August hat auf dem Aussengelände des Immigrantengefängnisses eine Spontandemonstration zur Unterstützung des Hungerstreiks stattgefunden , , zu der die Campaign to Close Campsfield aufgerufen hatte und die bis vor die Türen des BBC-Büros führte. Die Demonstration wurde von der North West Asylum Seekers Defence Group (NWASDG) und Fight Racism! Fight Imperialism! (FRFI) unterstützt.
In einer Botschaft der Hungerstreikenden heisst es:
"Wir protestieren, weil wir Menschenwesen sind; wir sind keine Kriminellen. Wir sind in Zellen eingesperrt wie Gefangene. Wir wollen Freiheit und Gerechtigkeit."

Grossbritanien ist eines der Abschiedeländer von Asylsuchenden in den Irak. 2005 war zwischen der Regierung des Irak, der kurdischen Regionalregierung und dem Home Office Grossbritaniens ein diesbezügliches Abkommen gegenseitigen Einverständnisses unterzeichnet worden. Seither wurden über 500 Asylsuchende durch spezielle Charterflüge in den Nordirak zwangsdeportiert. Dabei argumentiert das Home Office, Kurdistan (Nordirak) sei, im Gegensatz zum restlichen Land, "relaitv sicher". Diese Behauptung ist jedoch völlig unbegründet. Das UNHCR sagt in seiner jüngsten Stellungnahme zur Lage im Irak, dass die Situation hinsichtlich Sicherheit in den drei nördlichen Regierungsbezirken (Sulaymaniyah, Erbil und Duhok), "wegen des herrschenden Drucks uneinschätzbar" ist und dass "eine sorgfältige Prüfung" stattfinden muss, bevor Rückkehrer dorthin verbracht werden .

OPFER DER ABSCHIEBEWILLKÜR

Über den Selbstmord Hussein Ali´s einen Tag nach Beginn des Hungerstreiks wurde die International Federation of Iraqi Refugees (IFIR) von einem Flüchtling im Internierungszentrum von Oakington informiert. Der 35 Jährige war vor sechs Jahren nach England gekommen; sein Asylantrag wurde jedoch abgelehnt. Während der Haft schrieb er immer wieder an das Home Office und bat darum, in Grossbritanien bleiben zu dürfen. Er stiess jedoch nur auf taube Ohren.

Sein Suizid ist bereits der zweite in diesem Jahr der von einem kurdisch-irakischen Flüchtling nach der Abschiebung aus England begangen wurde..., der als Heman bekannte zweite erhängte sich kurz nach der Deporation an einem Baum.
Ein weiterer kurdisch-irakischen Flüchtling, Kadir Salih, wurde im vergangenen Monat kurz nach seiner Rückkehr, vor seinem Haus in einer von der Patriotischen Union Kurdistans kontrollierten Zone entführt. Seine Tochter unternahm darufhin einen Selbstmordversuch. Kadir hatte nach fünf Jahren Kampf um Asyl, in denen er nicht arbeiten durfte, aufgegeben und die "freiwillige Rückführung" der IOM unterzeichnet.
Ein anderer irakischer Flüchtling starb am 03. August an Krebs . Mohammad Hussain hatte Magenkrebs, der während seiner Haft im Immigrantengefängnis in Lindholme, in der Nähe von Doncaster, weder diadnostiziert noch behandelt worden war
(weitere Einzelheiten unter:  http://csdiraq.com/index.php?option=com_content&task=view&id=42&Itemid=1).
In einem Park in Manchester erhängte sich am 05. August Nadir Zarebee, ein Flüchtling aus dem Iran, nachdem er gebeten worden war, ein Privatasyl, MNQ, in Trafford zu verlassen.

CAMPSFIELD HAT GERADE ERST BEGONNEN

Am 14. August bekräftigten die Hungerstreikenden ihren Entschluss, den Kampf fortzusetzen und den toten Rückkehrern nicht zu folgen.
Indessen wurde dem seit 8 Jahren in England befindlichen Hata Najem der 03.09.08 als Rückkehrdatum mitgeteilt. Der schwer kranke Ali Ahmed Hassan wurde nur ein einziges Mal von einem Arzt angesehen. Die Behandlung, der die Männer ausgesetzt sind, wird als allgemein als schlecht bezeichnet. Insondere ein spezieller Wärter lasse sich zu verbalen Ausschreitungen hinreissen, wie etwa "er freue sich darüber, dass sie nicht essen würden, denn dies bedeute eine Ersparnis für die Steuerzahler". Ausserdem beschrieb er ihnen, was er mit ihnen machen würde, wenn es kein CCTV in dem Zentrum gäbe. Diesem speziellen Wärter werden auch körperliche Übergriffe vorgeworfen und dass er versucht hat ID-Detaills abzunötigen.
Diese Respektlosigkeiten werden als Reaktion auf den Hungerstreik interpretiert und um andere davon abzuhalten, sich anzuschliessen. Unter anderem wird Insassen das Essen von Wärtern mit den Füssen auf dem Boden hingeschoben. Weiter wurde ein mit der lokalen BBC vorgesehens Interview verhindert, indem dem dem Reporter gegenüber behauptet worden war, dass die Internierten wegen krimineller Handlungen vorbestraft seien, was nicht der Fall ist.
Orginalbericht:
 http://www.indymedia.org.uk/en/2008/08/406704.html

Reportagen (alles in Englisch):
Campsfield detainees on hunger strike
Unacceptable death of Hussein Ali |
Two more deaths of asylum seekers
Berichte:
Riot at Campsfield Detention Centre
26 migrants escape immigration prison in Oxford |
Once again, Harmondsworth hunger strike broken violently
Dozens of Iraqi Kurds deported.. again
Links:
National Coalition of Anti-Deportation Campaigs
Campaign to Close Campsfield
International Federation of Iraqi Refugees
Coalition to Stop Deportations to Iraq
No Borders UK


freie Übersetzung: tierr@
www. tierra.bloggospace.de
(work in -irgendwann,sic!- progress)

Siehe auch:
EU-Richtlinie Immigration
 http://de.indymedia.org/2008/06/220766.shtml
Vielsprachig.
www.fortresseurope.blogspot.com
Borderline-europe- menschenrechte ohne Grenzen e.V.
 http://borderline-europe.de/
 http://no-racism.net
Public Domain Dedication Dieses Werk ist gemeinfrei im Sinne der Public Domain
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Aktions-TAG OHNE ABSCHIEBUNGEN am 30.08.!

no border no nation no prison 18.08.2008 - 09:15
Gemeinsam legen wir das Abschiebesystem lahm! Überall hier:

* Münster:

29. August - 8:00 - 12:00 Uhr - Wir rufen zu einem gepfefferten Frühstück und so vor der Ausländerbehörde auf, um unseren Protest in die Öffentlichkeit zu tragen und ein deutliches Zeichen gegen die rassistische Ausländerpolitik der BRD zu setzen. Ort: Stadthaus 2 am Ludgerikreisel//Südstraße

* Wuppertal:

29. August - 16:00 - Tribunal gegen die Politik der NRW-Landesregierung im Rahmen des Aktionstages: NRW-Tag versenken! Anschließend Konzert und Nachtdemo gegen Polizeigewalt und Dummheit und Brutalität im Amt. Ausführliches Programm siehe: nrwtagversenken.blogsport.de

30. August - 13:30 - Eigener Block auf der Festparade der Schützenvereine und NRW-Trachtenclubs zum Tag ohne Abschiebungen. Treffpunkt ist unsere mobile Plakatwand “Schönes NRW” mit dem Büren-Knast, Sonnborn Hauptkirche Festparade der Brauchtumsvereine und Schützenkönige. Das WDR Fernsehen überträgt live und Ministerpräsident Rüttgers sitzt mit Ehrengästen auf der Ehrentribüne.

* Büren:

29. August - 18:00 bis 30. August - 06:00 - Nachtdemo vor der JVA Büren: Wir stellen uns quer! Büren abschiebefrei! U.a. mit Ari und Rott, Klaus der Geiger, Microphone Mafia (angefragt) u.v..a. Mehr Infos: www.aha-bueren.de

* Magdeburg:

29. August - 18:00 - Infoveranstaltung zum Thema Ausreisezentrum Halberstadt und Menschen ohne Papiere im Infoladen, Alexander-Puschkin-Str. 20. Mehr unter: www.zusammen-kaempfen.org

30. August - Aktionstag gegen Abschiebungen
10:00: Kundgebung am Alten Markt
12:00: Demonstration zum Innenministerium

* Neumünster:

30. August - 00:00 bis 24:00 - Mahnwache mit unterschiedlichen Aktivitäten am Großflecken. Geplant sind: Soli-Frühstück, Film zum Thema Abschiebung und Asyl, Podiumsdikussion mit einer von Abschiebung betroffenen Familie und ein Infostand.

* Rendsburg:

30. August - 10:30 - Infostand beim “Rendsburger Herbst” (beim Arsenal, Kulturzentrum im Stadtpark, Paradeplatz)

* Bonn:

30. August - 11:00 - 13:00 - Demo mit Straßentheater, Ecke Poststraße/Maximilianstraße (McDonald’s am Bonner Hauptbahnhof) / Abschluss-Kundgebung: 12.30 Uhr auf dem Bischofsplatz (Altes Rathaus Bonn). Aufruf als pdf-Datei. Mehr Infos: www.medinetzbonn.de

* Bielefeld:

30. August - 11:00-17:00 - Infostand in der Bielefelder Innenstadt/Am Spindelbrunnen mit Klassischer Musik der Gruppe Lebenslaute, Straßentheater, Lesungen mit den “Anarcho-Poetry”-Autoren Michael Halfbrodt und Ralf Burnicki, Lesung der Autorin Dimitra Visaitou, dem “Deutschen Asyl-Glücksrad” und Lesung aus diversen Ablehnungs- und Abschiebebescheiden sowie einem Infobeitrag zu den EU-Abschieberichtlinien und vielen weiteren Infos. Das Abschiebesystem lahm legen - Abschiebungen zur Geschichte machen! Aktionsbündnis gegen Abschiebungen in Bielefeld

* Potsdam:

30. August - 13:00 - Kundgebung/ Sit-in am Platz der Einheit.
Mit Infoständen, Redebeiträgen von verschiedenen Gruppen, VoKü und Musik. Wir unterstützen diesen Aktionstag, da Abschiebungen generell menschenunwürdig sind, und meist viel zu wenig Beachtung finden. Außerdem sind in Potsdam aktuelle Fälle bekannt, in denen Menschen Angst vor Abschiebung haben müssen. Aus diesen Gründen besetzen wir diesen zentralen Platz in Potsdam um dem Thema einen angemessenen Raum zu geben und unseren Protest lautstark und sichtbar auf die Straße zu bringen.

* Kiel:

30. August - 15:00-18:00 - Informationsveranstaltung zur Situation der Flüchtlinge in Malta, ein maltesischer Flüchtlingshelfer berichtet, Mehrgenerationenhaus Kiel-Gaarden (Stadtteilbücherei am Vinetaplatz). Mehr Infos: www.frsh.de/termine

* Mannheim:

30. August - 15:00 - Demo gegen Abschiebungen in Mannheim
Mit einer Demonstration u.a. zum Abschiebeknast soll das Migrationsregime symbolisch angegangen werden. Ein Mannheimer Bündnis mobilisiert zur Demo unter dem Motto “Das Migrationsregime angreifen!”
Treffpunkt zur Demo: 15 Uhr, Alter Messplatz, Mannheim-Neckarstadt
Kontakt zum Bündnis:  abschiebefrei-mannheim@web.de | Bündnis gegen Abschiebungen Mannheim

* Neuss

30. August - 15:00-0:00 - Kundgebung vor der JVA Neuss
Auch in Neuss besteht die Möglichkeit, am 30. August 2008 ein Zeichen gegen staatlichen und gesellschaftlichen Rassismus zu setzen und sich mit den Opfern des Abschiebesystems solidarisch zu erklären. In der BRD gibt es wenige Orte, die dazu geeigneter wären als die Neusser Grünstraße, wo seit 1993 der bundesweit einzige Abschiebeknast für Frauen betrieben wird.
Im Rahmen eines Aktionstages wollen wir daher von 15:00 bis 00:00 Uhr unmittelbar vor dem Abschiebeknast auf die Situation von MigrantInnen aufmerksam machen. Das Angebot wird von Menschen und Gruppen aus unterschiedlichsten gesellschaftlichen Zusammenhängen gestaltet und umfasst u. a. Vorträge, Live-Musik und subversive Spiele.
Alle interessierten Menschen sind herzlich eingeladen, sich aktiv in die Vorbereitung und Durchführung des Aktionstages einzubringen. Leisten wir unseren Beitrag dazu, dass das Migrationsregime Geschichte wird!
Infos: www.toaneuss.blogsport.de

Düsseldorf oder Bochum:

30. August - 12:00 - Zentrale Pressekonferenz. Einladung folgt.

Außerdem sind Aktionen geplant in Düsseldorf und Suhl. Mehr dazu unter  http://abschiebefrei.blogsport.de