Naziaufmarsch am 23.8. in Berlin-Neukölln

AutorIn des Beitrags 15.08.2008 04:24 Themen: Antifa
Am 23. August will der NPD-Landesverband Berlin durch Berlin-Neukölln marschieren. Anlass sind zwei geplante Hindu-Tempel, deren Bau nach ihrer Auffassung zu einem „optischen Wandel der Städte“ führen wird.
Gegen diese Provokation der Neonazis sind die Planungen zu Gegenaktivitäten im vollen Gange. Ein Bündnis aus Antifa-Gruppen und Zivilgesellschaft ruft dazu auf, die Nazis zu stoppen.
Seit Ende Juli mobilisiert der Berliner NPD-Landesverband über das Internet zu einem Naziaufmarsch unter dem rassistischen Motto „Unserer Stadt – Unsere Heimat! Keinen weiteren Hindutempel nach Neukölln!“ Als Redner sind der Berliner Landesvorsitzende Jörg Hähnel, der Neuköllner Bezirkverordnete Thomas Vierk und der Bundesvorsitzende Udo Voigt angekündigt. Ihre Anhänger ruft die NPD dazu auf, sich um 13 Uhr am U-Bahnhof Blaschkoallee, im Ortsteil Britz zu versammeln.

Auf rechten Internetportalen wurde bereits am nächsten Tag reißerisch getitelt „Demo in Berlins größtem Brennpunkt!“ und wie im Aufruf der NPD, ein ähnlich verzerrtes Bild der Neuköllner Zustände gezeichnet. So will die NPD einen „Austausch der heimischen Bevölkerung“ beobachten, während Altermedia behauptet, es eigne „sich kaum ein „deutscher“ Bezirk besser um gegen die katastrophalen Folgen einer multikulturellen Gesellschaft zu demonstrieren.
In ihrem Aufruf bezeichnet die Berliner NPD die Gebetshäuser, mit der Größe eines Einfamilienhauses, als „riesige Hindutempel“ und behauptet, die komplett durch Spenden finanzierte Bauvorhaben entstehen „wie immer zu Lasten der Deutschen.

In einem Aufruf des Antifaschistischen Bündnis Süd-Ost (ABSO) heißt es zu der NPD-Veranstaltung treffend: „Nachdem sich Nazis und andere Rassist_innen in der ganzen Bundesrepublik – wie auch in Pankow-Heinersdorf – gegen den Bau von Moscheen aufbäumen, hat die NPD nun entdeckt, dass auch andere Kulturen und Religionen in der deutschen Volksgemeinschaft nichts zu suchen haben sollen.
Das die NPD offenbar wirklich von Zuständen wie in Pankow-Heinersdorf träumt und an Anti-Moschee-Protesten anknüpfen will, beweist der Neuköllner NPD-Verordnete Jan Sturm mit seinen Anfragen in der Bezirksverordnetenversammlung, mit denen er Stimmung gegen die Tempel machen wollte. So fragt er im am 9. Juli 2008 „Mit welcher Begründung wollen Sie in Zukunft den Bau von Großmoscheen verhindern, wenn Sie Muslime dieser Stadt mal durchzählen und ebenfalls für jede 3000ste Nase eine Großmoschee fordern?

Umweit vom Auftaktort der Neonazis ist der Tempel-Bauplatz des tamilischen Vereins Berlin Hindu Mahasabhai, deren rund 200 Mitglieder, sich bisher in einem Keller in der Urbanstraße versammeln müssen. Der Bauplatz an der Riesestraße/Ecke Blaschkoallee wurde im Juni geweiht. Ein weiterer, größerer Hindu-Tempel entsteht seit November 2007 im Volkspark Hasenheide. Bauherr dort ist der Trägerverein Sri Ganesha Hindu. Er soll rund 1000 Gläubigen Platz bieten und außerdem als interkulturelles Zentrum genutzt werden.

Nur einen Tag später folgten schon erste Reaktionen auf die Provokation der Neonazis. Die Grünen nannten die geplante NPD-Demonstration einen "Schlag ins Gesicht" aller demokratischen Berliner. Die Grünen-Abgeordnete Clara Herrmann, Sprecherin ihrer Fraktion für Strategien gegen Rechtsextremismus, rief zu Gegenaktionen auf. Das Antifaschistische Bündnis Süd-Ost (ABSO) ruft auf seiner Internetseite sogar dazu auf, die Nazis zu stoppen. Man wolle die „menschenverachtende Propaganda“ der NPD nicht unkommentiert lassen.

Beide Gruppen sind Teil des „Antifaschistischen Bündnis Neukölln - ABN“ in dem sich unter Anderem auch die Autonome Neuköllner Antifa (ANA), Jusos, Linke, Gewerkschaften und andere linke und zivilgesellschaftliche Organisationen befinden. Aus diesem Bündnis werden die Gegenaktivitäten zum 23. August geplant. Ziel soll es sein, den Naziaufmarsch zu blockieren und nach Möglichkeit ganz zu unterbinden. Aufgerufen wird derzeit zur zentralen Gegenkundgebung unter dem Motto „Gemeinsam gegen Rechts“ ebenfalls am U-Bahnhof Blaschkoallee um 12 Uhr.

Während andere den Protest organisieren, zeigt sich der Neuköllner Bürgermeister Heinz Buschkowsky empört. In einem Interview mit der Bildzeitung kündigt er vollmundig an, „Wir werden eine Gegenveranstaltung auf die Beine stellen. Schließlich gehören die Hindus zu den wenigen Leistungsträgern in unserem Bezirk.“ Das Buschkowsky mit solchen Aussagen aber eher Teil des Problems ist, als mit seiner bisher immer noch nicht organisierten Gegenveranstaltung zu irgendeiner Lösung beizutragen, liegt auf der Hand.

Vermutlich in Reaktion auf anhaltende antifaschistische Mobilisierung in der Stadt auch mittels Sticker, wurden in der Nacht zu Mittwoch in Britz mehrere hundert Aufkleber mit rechtsextremen Inhalt geklebt. Betroffen waren u.A. die Blaschkoallee, Buschkrugallee, Parchimer Allee und Fritz-Reuter-Allee, in denen Aufkleber der NPD-Berlin (u.A. „Überfremdung stoppen“), der Freien Kräften Teltow-Fläming und zum "Antikriegstag" angebracht wurden.

Eine Nacht zuvor musste, ebenfalls in Neukölln, ein Sondereinsatzkommando anrücken. Grund: Zwei junge Männer hatten Nachbarn gebeten die viel zu laute Musik leiser zu drehen. Darauf wurden sie mit einer Schusswaffe bedroht und fremdenfeindlich beleidigt. Einer der beiden Ruhestörer wurde bereits per Haftbefehl gesucht. Bei der Festnahme des 38-Jährigen wurde in seiner Wohnung in der Sonnenallee die Waffe - eine Schreckschusspistole - gefunden und sichergestellt. Ferner entdeckten die Beamten eine Reichskriegsflagge und Aufkleber der NPD.

Aktuelle Neuigkeiten und Hintergrundinformationen zum geplanten Naziaufmarsch bieten die Seiten des Antifaschistischen Bündnis Süd-Ost (ABSO) und das neue Webportal www.antifa-neukoelln.de.vu

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Ergänzungen

Neukölln

mensch 15.08.2008 - 09:01
dieses datum ist wie an anderer Stelle erwähnt wohl nicht zufällig von den Nazis ausgewählt worden,da sie wohl nicht nach Wunsiedel dürfen,und da sollten wir mal genau aufpassen ob es bei den laut NPD 150 bleibt,und bevor wir uns auf den Weg machen vielleicht im Zeitzer Eck in der Braunschweigerstr vorbeisehen,vielleicht treffen wir ja dort Jan Sturm und evtl ein paar kameraden von ihm:Fight Back

bzgl. wunsiedel

red baron 15.08.2008 - 09:48
Die Nazis dürfen definitiv nicht in Wunsiedel selbst marschieren. Das Bundesverfassungsgericht hat das Bayreuther Urteil letztinstanzlich bestätigt. Allerdings hat der Rieger eine Ausweichveranstaltung in Warmensteinach (in der Nähe von Wunsiedel) eine Ausweichveranstaltung in genau dem Gasthof angemeldet, den er offenbar kaufen will. Diese Veranstaltung wurde zwar von der Bezirksregierung Oberfrankens verboten (Volksverhetzung etc.), Rieger klagt allerdings gegen das Verbot vor dem Verwaltungsgericht Bayreuth und hat eine gewisse Chance auf Erfolg.

In Warmensteinach hat sich gegen diese Veranstaltung und gegen den Immobilienkauf von Rieger bereits ein BürgerInnenbündnis gebildet und ruft für Samstag zu Protest auf. Im Gegensatz zu den GräfenbergerInnen und den WeißenoherInnen, die mittlerweile begriffen haben, dass Antifas auf Antinaziprotesten nicht schaden können, scheinen die WarmensteinacherInnen konsequentem Antifaschismus allerdings noch skeptisch gegenüberzustehen. Da sollte mensch sie doch vom Gegenteil überzeugen können!

Für alle, dies einrichten können, wird sich ein kleiner Wochenendausflug ins schöne Fichtelgebirge also sicherlich lohnen.

Näheres gibts heute nachmittag übrigens auf Radio Z (in Nürnberg/Fürth/Erlangen: 95,8 MHz; ansonsten Livestream unter www.radio-z.net) entweder in den Nachrichten oder auch im Politmagazin.

@ Zeitzer Eck

bitte nicht 15.08.2008 - 09:50
Wenn das mit dem Zeitzer Eck hätte klappen sollen, hätte es nicht auf indy veröffentlicht werden dürfen.

Davon abgesehen ist die Kneipe seit einiger Zeit geschlossen...

Neukoelln und Harz

Ingo peter hans horst 15.08.2008 - 10:40
auch im harz findet am 23.08.08 eine nazidemo statt.höchstwahrscheinlich würde ich sagen ist es besser mal in die provinz zu fahren,denn die nazidemo in neukölln wird sowieso bei den lokalen antifagruppen vor ort in guter hand sein.infos unter querstellen.tk
treffpunkt: 10uhr quedlinburg hauptbahnhof

Nazidemos inNeukoell und im Harz verhindern!!!!

Neukölln hat wieder eine Antifa-Webpage!

antifa aus neukoelln 15.08.2008 - 11:01
Neukölln hat wieder eine Antifa-Webpage!

Nach mehreren Monaten ohne Update meldet sich die Neuköllner Antifa Webpräsenz ANTIFA-NEUKOELLN.DE.VU nun mit einer komplett neuen Seite zurück!
Pünktlich zur heißen Mobilisierungsphase gegen den Naziaufmarsch am 23.8. immer mit den aktuellsten Infos zu den Gegenaktivitäten.

Als Entschuldigung für die lange Off-Zeit gibt es außerdem ein neues Design, viele gute Berichte, eine aktualisierte Chronik, ein hochaktuelles und stark erweitertes Pressearchiv, Adressen, Termine und viele weitere kleine und große Verbesserungen.
Außerdem sind ein paar Bereiche hinzugekommen:
Im umfangreichen Antirepressionsbereich findet sich neben Tipps im Umgang mit der Staatsgewalt auch ein Kapitel zu Computersicherheit.
Im Service-Bereich findet ihr unter anderem viele Tipps und Tricks für die politische Praxis - fürs Sprühen, Kleben, Layouten und so weiter.
Und nicht zuletzt natürlich viel fundiertes, gut recherchiertes Wissen über Neonazis, linke Theorie und Gesellschaftskritik.

Die neue Website ermöglicht es zukünftig, Inhalte schneller einzustellen. Ihr könnt also wieder mit regelmäßigen Updates rechnen. Versprochen.

Bitte macht die Seite publik, leitet das weiter, verlinkt sie auf euren Seiten (Banner gibts demnächst!) und in euren Artikeln...!
Wenn ihr Anregungen, Termine, Infos, etc. habt, meldet euch unter "Kontakt"!

Mobilisierung in Britannien?!

Entdinglichung 15.08.2008 - 13:06
der Naziaufmarsch ist übrigens auch in Teilen der Linken in Britannien auf Interesse gestossen:  http://www.socialistunity.com/?p=2722 &  http://greenleftblog.blogspot.com/2008/08/oppose-neo-nazi-march-through-berlin.html

Auch in Altenburg (TH)

Hass 15.08.2008 - 14:15
Auch in Altenburg in Ost-Thüringen findet am 17.08 eine Nazidemonstration statt. Der jährlich stattfindende "Gedenkmarsch" der Nazis wird in diesem Jahr mit verschiedenen Nazgrößen als Redner aufwarten können, unter ihnen zum Beispiel A. Reitz sowie Frank Schwerdt (Landesvorsitzender der NPD Thüringen), Peter Nürnberger (Kreisvorsitzender der NPD Altenburger Land).
Die diesjährige Demo kann auch als Test für das ebenfalls in Altenburg stattfindende "Fest der Völker" gesehen werden. Im letzten Jahr, dem letzten Jahr in dem sich die Nazis in Jena auf die Straße getraut haben, fand zunächst ein Hess-Marsch später das "Fest der Völker" statt.

hermannplatz

11uhr 15.08.2008 - 23:31
23-08 11 uhr hermannplatz(u7),den ganzen kiez richtung blaschkoallee mitnehmen!

Aufwärmdemo ab 11 Uhr Hermannplatz

Neukölln 16.08.2008 - 19:20
Um den geplanten Naziaufmarsch ab 13 Uhr mit vielen Menschen verhindern zu können, gehen wir um 11 Uhr am Neuköllner Hermannpaltz los und sammeln hoffentlich noch viele auf dem weg ein. Ansonsten Antifa-Kundgebung wie im Artikel beschrieben ab 12 Uhr an der Blaschkoallee.

Antifa Yürüyüşü Saat 11'de Hermannplatz'da

Neukölln 16.08.2008 - 19:22
Nazi Yürüyüşünü Durduralım!
23 Ağustos 2008 Neukölln
Antifa Yürüyüşü
Saat 11'de Hermannplatz'da
Naziler saat 13'te U-Bhf Blaschkoallee'de (U7) buluşuyor.

Demonstration

Antifa 16.08.2008 - 19:36
Es wurde vergessen zu sagen das am selben Tag auch eine Demo gegen die Nazis stattfindet die Am Hermanplatz beginnt und durch Neukölln richtung Nazis läuft.

23.8.08 11Uhr Hermanplatz Antifademo

Nazis durch Neukölln jagen.


Uniemozliwmy nazistom ich przemarsz!

Neukölln 17.08.2008 - 15:24
Uniemozliwmy nazistom ich przemarsz!
23.08.08. Neukölln
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Antyfaszystowskie zgromadzenie dzielnicy:
Godz. 11:00 na Hermannplatz
---------------
Nazisci spotykaja sie o godz. 13:00 przy U-bahn Blaschkoallee.
Wspolnie zniweczmy ich plan przemarszu!
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Znajdzie sie kij na faszystowski ryj!

aufruf

blub 18.08.2008 - 02:06
Der gemeinsamen Aufruf der Autonomen Neuköllner Antifa [ANA] und des Antifaschistischen Bündnisses Südost (ABSO)ist übrigens zu finden unter:  http://neukoelln.antifa.net/index.php/component/content/article/1-news/211-230808-naziaufmarsch-blockieren

aufruf

bla 18.08.2008 - 02:18
Der gemeinsame Aufruf der Autonomen Neuköllner Antifa [ANA] und des Antifaschistischen Bündnisses Südost (ABSO) ist übrigens zu finden unter :
 http://neukoelln.antifa.net/index.php/component/content/article/1-news/211-230808-naziaufmarsch-blockieren

In Neukölln und überall: Dem rassistischen Normalzustand auf die Pelle rücken!

11 Uhr, Kiezdemo ab Hermannpl.

icke 21.08.2008 - 16:31
Die Frage, warum die Kiezdemo ab 11 vom Hermannpl. nicht mitbeworben wird, liegt wohl an dem leidigen und seit Jahren lähmenden Streit in der Antifaszene, wer der/die Obermacker_in ist. (Inhaltlich wird sowas mit schwer nachvollziehbaren Argumentationen über die Israel/Palestina- Frage begründet. Oft vertreten beide Seiten dabei kaum unterscheidbare Postionen...) Ausserhalb der Antifa-Szene sind die meisten Menschen sehr müde davon, aber in Neukölln glauben einige immer noch, dass sich sowas während laufender Mobilsierungen gegen Nazis leisten sollten.
Zum Glück steht eins jedoch fest: wir sind alle dagegen, dass die Nazis am 23.08.08 in Neukölln demonstrieren können. Daher kommt entweder um 11 zum Hermannpl. oder ab 12 zum U-Bhf Blaschkoallee und helft mit, die Nazis von der Strasse zu fegen.

Stadtplan & Route !

hier auch 22.08.2008 - 09:52
+++ Die Route der Neonazis ist jetzt bekannt! So wollen sie laufen: U-Bhf Blasckoallee (Süd Ausgang), Fritz-Reuter-Allee, Britz Süd, Gutschmidstr, Fritz Erler Allee, Johannisthaler Chaussee, Rudower Str., Buschkrugallee, Blaschkoallee, U-Bhf Blaschkoallee.

+++ Einen Stadtplan mit allen wichtigen Infos gibt es hier beim Antifa Bündnis Süd-Ost!

Stadtplan:  http://www.file-upload.net/download-1059236/karte.pdf.html



Quelle:  http://www.antifa-neukoelln.de.vu

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Der Militanz sind keine Grenzen gesetzt. — Durch Die Tür Geher

neukölln — mensch

11 uhr?? — berlina

augen auf — überall