Antifa-Demo nach Nazi-Überfall in Malchin(MV)

wir 11.08.2008 11:35 Themen: Antifa Freiräume
Nachdem am vergangenen Freitag in Malchin Jugendliche von Neonazis überfallen wurden und einer von ihnen ins Krankenhaus eingeliefert werden mußte, demonstrierten am folgenden Tag 120 Antifas in der Kleinstadt in Mecklenburg-Vorpommern.
"Kein Opfer ist je vergessen", war auf einem der Transparente zu lesen, die von etwa 120 Demonstrantinnen und Demonstranten am heutigen Sonnabend vor dem Malchiner Krankenhaus hochgehalten wurden. Sie wollten damit einen brutalen Neonazi-Übergriff öffentlich machen und den Betroffenen ihre Solidarität zeigen und gute Besserung wünschen. Bei einem Überfall von Rechten auf eine Gruppe von Jugendlichen in der gestrigen Freitagnacht war ein Opfer so schwer verletzt worden, dass es noch immer im Krankenhaus behandelt werden muss.

Übergriffe auf oder Drohungen gegen Menschen, die nicht in das Weltbild der Neonazis passen, auf nicht-rechte Jugendliche und Menschen nicht-deutscher Herkunft, hieß es von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Demo, gehören in Malchin und seiner Umgebung zum Alltag. In der Region organisiert sich die rechte Szene um die "Kameradschaft Malchin" und die Fußballfangruppierung "Peene Vikings". Auf ihren Internetseiten rufen die Neonazis offen zur Gewalt auf, bei Demonstrationen der NPD und anderer rechter Gruppen sind sie immer präsent.

Mit Reden, auf Flugblättern und in Gesprächen wurden die Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt über den gestrigen Angriff und die rechten Aktivitäten in der Region informiert. Zugleich riefen die Demonstrantinnen und Demonstranten dazu auf, gegen Rassismus und Nationalismus und für eine bunte und vielfältige Gesellschaft aktiv zu werden; auf ihrem Weg durch die Stadt entfernten sie eine Vielzahl von Nazi-Aufklebern. Zum Ende der Demo erhitzte sich kurzzeitig die Stimmung, als Neonazis die Demonstrantinnen und Demonstranten provozierten, abfotografierten und sie mit einem Auto anzufahren versuchten.

"Wir sind heute in Malchin auf die Straße gegangen, weil Neonazis und ihre Gewalt nicht ignoriert oder verschwiegen werden dürfen", teilt Julia Bauer, Pressesprecherin der Demo, mit. "Jeder rechte Übergriff ist für uns immer wieder Grund und Anlass, gegen Neonazis und ihre menschenverachtende Ideologie aktiv zu werden - um für eine friedliche und vielfältige Gesellschaft in Malchin und überall einzutreten."
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Ergänzungen

Übergriff ist ein Wiederholungsfall

Malchiner Einwohner 11.08.2008 - 13:43
Leider ist dieser rechte Übergriff auf Jugendliche in Malchin schon ein Wiederholungsfall.
Wie heißt es immer so schön ? „Eine Auseinandersetzung zwischen Jugendlichen“!
Man muss schon Angst haben seine Kinder auf die Straße zu lassen.

Durch die Demo wurden viele Einwohner erstmals auf die Zustände in ihrer Stadt aufmerksam gemacht.
Die Linke war übrigens als Einzige bei der Demo vertreten.

Auch am 1. Mai 2008 in Bad Kleinen auf dem Bahnhof wurden Malchiner Jugendliche überfallen.
Sogar die Medien konnten die Tatsache, dass es rechte Gewalt war, diesmal nicht ignorieren.
Hoffentlich passiert endlich etwas in dieser Stadt. Der Anfang wurde ja gemacht.

Erfolg für MV Verhältnisse

edge 11.08.2008 - 14:36
Das ist ein klarer Erfolg für MV Verhältnisse. Wir müssen viel mehr diese Drecksnester rocken, lokale Nazis fühlen sich da seit viel zu langer Zeit viel zu sicher! Kein Wunder das die Nazikader aus der ganzen BRD nach MV geschifft werden, sei es jetzt Pastörs aus dem Rheinland oder die Zutts aus Hessen. Sie denken einfach hier ein ruhiges Hinterland zu haben wo sie mit wenig Widestand rechnen müssen.
Es ist also schön zu sehen das mitterweile Nazigewalt nicht unwidersprochen hingenommen wird, wie es in den 90'ern in diesen Städten leider normal war.

Antifa heisst auch in MV Angriff!

Rechtsextremer Hintergrund doch bewiesen

Malchiner Einwohner 11.08.2008 - 15:36
Wer soll das besser wissen, als die Reporter vor Ort, in diesem Fall der Nordkurier.


Nordkurier Artikel vom 11.08.2008

Nach brutalem Überfall Demonstration gegen Rechts
Kundgebung. Jugendliche protestieren in Malchin gegen rechte Gewalt. Anlass ist ein brutaler Übergriff auf eine Gruppe junger Leute in der Stadt.

Von Torsten Bengelsdorf

Malchin. Die Auseinandersetzungen zwischen linken und rechten Gruppierungen in Malchin sind am Wochenende eskaliert. Ausgangspunkt war am Freitagabend ein Überfall auf eine Gruppe junger Leute auf dem Parkplatz in der Lindenstraße. Mehrere Jugendliche wurden dabei verletzt, einer davon so schwer, dass er ins Krankenhaus gebracht werden musste. Die Nachricht von dem Übergriff erreichte noch am Abend die Teilnehmer eines alternativen Jugendcamps in Lärz im Müritzkreis. Die jungen Leute entschlossen sich darauf hin, am Sonnabend nach Malchin zu reisen, um hier gegen rechte Gewalt zu demonstrieren.

Für sie steht fest, dass es zehn Neonazis waren, die „eine kleine Gruppe von Jugendlichen aufgrund ihres Erscheinungsbildes zusammengeschlagen“ haben, wie die Teilnehmer des Jugendcamps wissen ließen. Die Polizei bestätigte gestern, dass zehn Personen, die der rechten Szene zuzuordnen seien, auf fünf Jugendliche eingeschlagen hätten, die dem linken Spektrum angehörten. Ermittelt werde wegen gefährlicher Körperverletzung.

„Malchin ist ohnehin ein regionaler Schwerpunkt der rechten Szene, allein schon wegen der Kameradschaft und der Fußballfan-Gruppe Peene-Vikings, die es hier gibt“, meinte der Sprecher des Jugendcamps Nils Weinert. Mitglieder der rechten Szene von Malchin würden Stammgäste bei Neonazi- und NPD-Demos im gesamten Land sein. Und es gebe auch regelmäßige Gewalttaten, die von der rechten Szene in Malchin ausgehen würden, berichtete Weinert.

Derweil formierte sich am Bahnhof ein Demonstrationsblock mit etwa 120 Teilnehmern, viele davon kaum älter als 15 oder 16 Jahre, fast alle in schwarzer Kleidung. Die Polizei war von dem Aufzug völlig überrascht und hatte zunächst Mühe, einige Kräfte zusammen zu ziehen, um den Zug zu begleiten. Offenbar auch in letzter Minute hatte sich der Landtagsabgeordnete Peter Ritter (Linke) bereit gefunden, die Demonstration offiziell anzumelden. „Ich bin angesprochen worden und habe die Versammlungsleitung übernommen“, sagte Ritter. Der Vorfall am Vorabend dürfe bei der Polizei nicht einfach als ein Streit unter Jugendlichen abgetan werden, meinte er.

Mit Losungen wie „Nazis auf den Mond statt nach Malchin“ und „Für die Freiheit, für das Leben, Nazis von der Straße fegen“ zogen die Jugendlichen dann durch die Stadt. Viele von ihnen vermummt und von Transparenten umgeben. Mit im Demonstrationszug waren auch die beiden Malchiner Stadtvertreterinnen Friedegard Wachsmuth und Cornelia Gillert von der Linken.

Es sei schwer, in der Stadt Malchin etwas gegen die rechte Szene auf die Beine zu stellen, sagte Frau Wachsmuth. Die Jugendlichen verteilten Handzettel, auf denen das Anliegen ihrer Demonstration erläutert wurde, sie entfernten rechte Aufkleber von Straßenlaternen und Häuserwänden und klebten ihre antifaschistischen und alternativen Symbole darauf. Mit Flugblättern, Gesprächen und Reden aus einem Lautsprecher informierten die Demonstranten die Malchiner über den Überfall vom Vorabend.

In der Heinrich-Heine-Straße kam der Zug zum Stehen. Hier glaubten die Demonstranten die Adresse eines der führenden Köpfe der Kameradschaft zu kennen. Weiter ging es dann am Krankenhaus vorbei – wo das Opfer des Überfalls behandelt wird – über den Marktplatz zurück zum Bahnhof. Hier geriet der Aufmarsch zeitweise außer Kontrolle. Die Jugendlichen hatten zwei Autos ausgemacht, in denen sie Neonazis vermuteten. So seien sie aus diesen Autos heraus „abfotografiert“ worden.

Die Polizei konnte zunächst noch verhindern, dass die aufgebrachten jungen Leute die Fahrzeuge beschädigten. Als die dann aber vom Platz fuhren, liefen einige hinterher und traten mit Füßen gegen einen der Pkw, der wiederum versuchte, die Angreifer anzufahren. Die Polizei nahm einen Tatverdächtigen aus dem Demonstrationszug fest. Mehrere junge Leute stürzten sich daraufhin auf zwei Beamte, die sich nur mit Mühe wieder befreien konnten.

Ohne ihren festgenommenen Freund wollten die jungen Leute Malchin nun aber nicht verlassen. „Wir bleiben hier, bis er wieder frei ist“, riefen sie der Polizei zu. Wenige Minuten vor dem Eintreffen des Regionalzuges, mit dem die Jugendlichen wieder zurück in ihr Camp wollten, ließen die Beamten den Jungen wieder laufen. Zuvor war gegen ihn Strafanzeige wegen des Angriffs auf das Auto erstattet worden.

Die inzwischen angerückte Bereitschaftspolizei hatte sich auf dem Parkplatz der Raiffeisenbank versammelt, griff aber nicht mehr ein – der Zug mit den Camp-Teilnehmern war bereits abgefahren. Sprecher Nils Weinert bedauerte zwar die Übergriffe am Ende der Demo, wertete die Aktion aber dennoch als Erfolg. „Wir haben unser Anliegen in die Öffentlichkeit getragen und auf die rechten Umtriebe in der Stadt aufmerksam gemacht. Und wir haben vor dem Krankenhaus dem Verletzten gezeigt, dass er nicht allein ist.“

© Nordkurier.de am 11.08.2008

weiterer Artikel

Red_Ice 11.08.2008 - 18:45
Unter  http://rarostock.blogsport.de gibt es einen weiteren Bericht zur Demonstration.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 4 Kommentare an

wie immer 120 — kritiker

120 ist doch super — Mensch

die gleichen 120??? — Ein anders Bundesland