Berliner Biermeile: Rassistischer Überfall

Sama|amaS 04.08.2008 20:54 Themen: Antifa Antirassismus
Während der diesjährigen "Berliner Biermeile" auf der Karl-Marx-Allee kam es am Samstag, den 2. August 2008 gegen 18.40 Uhr zu einem rassistischen Überfall auf eine Familie mit drei Kindern am S-Bahnhof Frankfurter Allee.
Etwa 10-15 angesoffene Rassisten (Typ Baustellenproll, zum Teil noch in dreckiger Arbeitskleidung) beschimpften im Bahnhofseingang eine Familie (Mutter "weiß", Vater und drei Kinder "schwarz") mit rassistischen Parolen und warfen mindestens vier Bierflaschen von denen eine eines der Kinder am Oberkörper traf ohne jedoch sichtbare Verletzungen anzurichten.

Hierbei wurden Parolen wie "Keine Gnade für Rassenschänder!", "Affenscheiße, Affenscheiße, alle N... auf die Gleise!" und andere rassistische Beleidigungen, die so primitiv waren, dass ich sie hier nicht zitieren möchte, gerufen.
Von den dutzenden anderen Fahrgästen gafften zwar fast alle, jedoch nur vier griffen ein und lenkten das Gesocks von der Familie ab. Die HelferInnen wurden daraufhin selber angegriffen und eine Person durch einen Tritt erheblich verletzt.

Nachdem eine der HelferInnen demonstrativ laut und hörbar die Polizei gerufen hatte lies der Mob von uns ab und verpisste sich eilig die Treppe hoch zum Bahnsteig. Die Polizei kam erst nach über 15 Minuten als die Täter schon mit einem Zug Richtung Ostkreuz davongefahren waren und vorher noch einige Bierflaschen wahllos die Treppe herunterfeuerten. Die sofort nach Abfahrt der S-Bahn informierte Bahnhofsaufsicht hielt es trotz eindringlicher Aufforderung nicht für nötig den Zug stoppen zu lassen oder wenigstens dem Bahnhof Ostkreuz Bescheid zu geben.

Die betroffene Familie war sichtlich geschockt, die Kinder weinten und die Eltern waren ziemlich fertig. Trotz unser dringlichen Bitte wollte die Familie bei der Polizei auf keinen Fall Anzeige erstatten. Sie sagten, sie hätten Angst vor möglichen Repressalien durch die Täter. Auch die Polizei konnte sie nicht zu irgendwelchen Aussagen bewegen.

Allerdings werden nach Aussage der Polizei wohl so oder so Vorermittlungen aufgenommen. Es wäre daher durchaus sinnvoll, wenn alle Menschen, die am Samstag, den 2. August zwischen ca. 18.40 und 18.50 Zeugen der Vorfälle im Eingangsbereich des S-Bahnhofs Frankfurter Allee (unterhalb der Treppe) geworden sind, sich bei der Polizei melden würden und sich als Zeugen zur Verfügung stellen könnten. Auch Leute, die die Tätergruppe bis ca 18.55 Uhr unmittelbar am oberen Ende der Treppe stehend (und ständig pöbelnd) oder im Zug Richtung Ostkreuz gesehen haben und möglicherweise wiedererkennen können, werden dringend gebeten sich zu melden.
Wenn die Rassisten erwischt werden sollten, dann sollen sie wenigstens nicht wegen mangelnder Zeugenaussagen straffrei davon kommen!!!

Danke!
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Ergänzungen

baustellen am samstag?

tarek 04.08.2008 - 21:37
mensch sollte bezüglich der skandierten parolen noch anmerken, dass es bei den berliner nazis zu einer perversen mode geworden ist, schwarze menschen vor u- oder s-bahnen oder an ampeln in den autoverkehr zu stoßen. es gab schon mehrere solcher fälle dieses jahr.

die erwähnung der baustellenkleidung deutet darauf hin, dass die nazis wohl am samstag gearbeitet haben. dass scheint mir sehr ungewöhnlich zu sein. normalerweise sind baustellen samstags schon aus lärmschutzgründen und wegen des lkw-fahrverbots geschlossen.
eventuell sollte mensch mal die berliner baustellen wo auch samstags gearbeitet wird abklappern und so versuchen die täter zu identifizieren.
is' nur so 'ne idee.

Siehe auch...

Beobachter 05.08.2008 - 10:24

Baustellen am Samstag II

egal 05.08.2008 - 10:36
»eventuell sollte mensch mal die berliner baustellen wo auch samstags gearbeitet wird abklappern und so versuchen die täter zu identifizieren.
is' nur so 'ne idee.«

Es gibt auch - und verstärkt am Wochenende - Leute, die privat Bauarbeiten durchführen... Ansonsten wird doch heute jeder öffentliche Platz kameraüberwacht, darüber sollten die Täter identifizierbar sein.

@ anarcho

dortmunder 05.08.2008 - 10:43
ich denke der familie war es wichtig, dass die polizei gekommen ist. hier waren ja aktive antifaschicten nur indirekt (helfer) betroffen. die eigentlichen opfer waren die familienangehörigen und da sollte man dann schon in ihrem interesse handeln und nicht im eigenen. wenn frau xy rassistisch angepöbelt wird, ist es legitim wenn sie die polizei ruft. wenn opfer sich als organisierte und aktive antifaschisten verstehen, die die polizei wie die nazis als gegner empfinden, ist 110 sicherlich fragwürdig.

guter Dradio-Artikel zu rechten Straftaten

Boni 05.08.2008 - 10:53
1200 Euro für einen Hitlergruß
Oder: Wenn die Strafverfolgung von rechtsextremen Straftaten zur Glückssache wird
Von Susanne König und Susanne Arlt

Rund 50 rechtsextreme Straftaten, davon 3 Gewalttaten werden jeden Tag in Deutschland begangen - und bekannt. Nur ein Bruchteil dieser Verbrechen wird je vor Gericht verhandelt. Und das nicht nur, weil die Täter nicht ermittelt werden konnten.

 http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2008/08/04/drk_20080804_1930_4ce1e7c0.mp3

Baustellen Samstag

Der Icke 05.08.2008 - 12:18
Schlimme Geschichte.

Wurde beim Polizeianruf auf den Fascho-Kontext hingewiesen?

Ich gewinne mehr und mehr den Eindruck, daß in solchen Fällen oft "nur ein Szenestreit" unterstellt wird ("Das sollen die mal schön unter sich regeln").

In so einem Fall wäre es übrigens auch ohne weiteres möglich die Notbremse des stehenden Zuges zu ziehen (geht aus jedem Wagen heraus) und den/die S/U-Bahn-FahrerIn zu informieren, welche/r seiner/ihrerseits ebenfalls die Polizei informiert (kann die Anfahrt der Polente evtl. beschleunigen, s.o.). In dem vorliegenden Fall wäre dies gerechtfertigt und mensch müßte keine Konsequenzen wegen "Eingriff in den Schienenverkehr" o.ä. fürchten, oder sich selbst in körperliche Gefahr bringen.

Abgesehen davon ist die Bauarbeiter-Info im Kommentar von Tarek insgesamt etwas fehlerhaft:

1. Samstag gilt mitlerweile als normaler Werktag
2. LKW-Fahrverbote gelten für Sonntag
3. Der Kostendruck zwingt immer mehr Bauarbeiter auch am Wochenende zu arbeiten

Im Übrigen reicht die Information, daß die Nazis Bau-Arbeitskleidung trugen.

Die Beschreibung als "schmutzige Bauarbeiter Prolls" mag durch den Zorn auf die beschriebenen Typen erklärbar sein, ist aber eine abwertende Stigmatisierung von Bauarbeitern insgesamt, denn auf dem Bau macht mensch sich zwangsläufig schmutzig und ein Proletarier zu sein sollte eigentlich keinen Linken wirklich stören.

Aber egal.

Solidarische Grüße an Opfer wie Helfer.

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Scheiß — Nazis^^

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