Dessau, Oury Jalloh Demo 2.8.

Deutsche Polizisten - Gärtner und Floristen 03.08.2008 19:35 Themen: Antirassismus Repression
Ca. 300 Menschen beteiligten sich an der Demonstration in Dessau in Gedenken an den Mord an Oury Jalloh sowie um den öffentlichen Druck weiter aufrecht zu erhalten gegen die stattfindende Gerichts-Farce. Polizei-Provokation zu Beginn der Demo.
Nachdem der voll besetzte Bus aus Berlin sowie einige NachzüglerInnen per Bus und Bahn in Dessau am 2.8.2008 am Bahnhof endlich eintrafen, konnte die Demo nach einigen Auftakt-Reden mit Hintergrund-Infos zur aktuellen Situation endlich beginnen. Das Motto: "Out of the Court - Back on the Street!" Die rare Öffentlichkeit am Bahnhof sowie die postierten Bullen wurden darüber informiert, dass sich die Initiative nicht einschüchtern lasse, und solgange die Wahrheit über den Mord vertuscht werden solle, es immer wieder Demonstrationen in Dessau geben werde. Doch schon bei Beginn ging die Provokation der Polizei gegen die sich formierende Demo los. Eine Reihe Uniformierter stellten sich vor die Demonstration und wollten nicht zurückweichen. Die Initiative forderte vom Lautsprecherwagen aus dazu auf, daß sich die Polizei sofort zu entfernen habe, und das die Demo von Anfang bis Ende keine Provokationen seitens der Polizei dulden werde - weder Spalier, engere seitliche Begleitung, noch Kontrollen und Durchsuchungen von TeilnehmerInnen. Der Polizei wurde klar gemacht, dass sie mit für den Tod von Oury Jalloh verantwortlich waren, und dass sie überwiegend entweder die Nazis schützen, oder von den Nazis geschützt werden - und sie immer gegen Linke und MigrantInnen vorgehen. Die Demo braucht keinen "Schutz" durch die rassistische Polizei, die Demo kann sich selber schützen.

Doch die Bullenkette wollte nicht weichen und so kam es sofort zu einigen handfesten Auseinandersetzungen und Rangeleien mit Schlägen, Würgereien und Tritten. Ein Großteil der Demo machte den Bullen unmißverständlich klar, dass die Bullenkette zu weichen hat, da es ansonsten gleich am Bahnhof zu weiteren Auseinandersetzungen kommen würde. Die Dessauer "Anti-Konflikt" Bullen (mit eigener grün-Neon-Weste so markiert) und der Verbindungsbeamte hatten wohl inzwischen die Order bekommen, es nicht eskalieren zu lassen, denn am Bahnhof war Presse anwesend, sowie natürlich zahlreiche bahnreisende Öffentlichkeit.

Die Demo führte erstmal quer durch Dessau durch relativ menschenleeres Gebiet, relativ wenige DessauerInnen hatten sich auf die Demo getraut - einige darunter, die Oury Jalloh auch personlich kannten -, viele DessauerInnen wagten es sich nur heimlich durch die Fenstergardinen auf die Demo zu schauen.

So langsam rückten die Bullen der Demo wieder auf die Pelle und versuchten eine Art Spalier aufzubauen. Daraufhin stoppte die Demo erneut an einer großen Straßenkreuzung und betonte, solange dort stehen zu bleiben, bis die Beamten sich zu einem respektablen Abstand (Bürgersteig, Straßenrand, etc) zurückgezogen hätten. Immer wieder wurden die Parolen "Oury Jalloh - das war Mord" gerufen, sowie "Deutsche Polizisten - Gärtner und Floristen" - oder war es "Mörder und Faschisten"?.

Während der Demo gab es mehrmals auch rassistische Pöbeleien, den Pöblern wurde aber jeweils sofort klar gemacht, dass sie zu verschwinden hätten, indem ein Teil der Demo gleich auf diese Pöbler los ging, um es diesen deutlich zu machen. Z.B. wurde einem rassistischten Fahradfahrer, der mitten durch die Demo fuhr und dachte, er sei der Cowboy der Landstraße, kurzerhand mitsamt Fahrad auf den Gehsteig bugsiert und mit kräftigen Anschub aus der Demo rausgerollt.

Dazu ist zu sagen, daß natürlich nicht der/die DessauerIn an sich per se rassistisch ist - es gibt eine große afrikanische Community in der Stadt - sondern daß es ne Menge Dumpfbacken (O-Ton einer Dessauerin) gibt, die noch nicht kapiert haben, dass es ihnen ebenfalls scheiße geht und lieber nach unten treten. Ne ganze Menge Menschen ziehen aus Perspektivgründen weg und der Rest bleibt in dieser trostlosen Stadt zurück.

Nach einigen Straßen, der Gedenkzwischenkundgebung im Park und am Dessauer Gericht vorbei es erstmal in die belebtere Innenstadt, wo zahlreiche Interessierte den Beiträgen zuhörten. Es wurden zahlreiche Morde an afrikanischen Menschen in der BRD aufgezählt.

Lautstark gings dann weiter zum Tatort des Mordes, nämlich der Polizeistation. Auf dem Weg dahin versuchten die Bullen abermals ein kleines Spalier und eine versuchte Kameraufnahmen zu machen. Sofort gab es lautstarken Protest gegen die Kamerafrau, sie und ihre Bullen-BegleiterInnen wurden sofort massiv angegangen, von OrganisatorInnen der Demo sowie von TeilnehmerInnen, so dass der Polizeileiter und seine Konflikt-Beamten mal wieder das Vorhaben zurücknehmen mußten. Irrigerweise war von innen in der Tür der Bullenstation (genau wie beim Gericht) ein Aufkleber "Aktion Noteingang - wir bieten Schutz bei rassistischen Übergriffen" angebracht, wahrscheinlich vom Dessauer Bündnis gegen Rechtsextremismus, was aber letztendlich doch nicht weiter verwunderlich ist, da inzwischen Bullen und Innenministerium in diesen staatlich geförderten Stiftungen und angeblichen gegen-rechts-Vereinen mitarbeiten und somit auch mitbestimmen.

Bei der Bullenwache gabs nach einigen Beiträgen eine kleine Fotosession, indem sich fast die gesamte Demo mit erhobener Faust zu einem südafrikanischen Kampflied mit Transpis und Fahnen postierte - es wurde nochmal bekräftigt, dass der Kampf gegen Rassismus und Bullen-Kumpanei weiter gehen wird, bis die Wahrheit ans Licht kommen wird.

Im Anschluss gings zurück zum Bahnhof zur Abschlusskundgebung, dies sollte solange nicht aufgelöst werden, bis sich alle in Gruppen mit Bus, Autos, Bahn und zu Fuß entfernt haben.

Fazit: für diese inzwischen nicht so hohe Anzahl an DemonstrantInnen nach diesen langen Jahre des Kampfes im Gericht und auf der Straße (3 1/2 Jahre seit Oury "Rasta" Jallohs Tod) eine äußerst kämpferische Demo. Ein wichtiges Signal, niemals aufzugeben, und dem rassistischen Bullenapperat samt vertuschenden Staat weiterhin die Stirn zu bieten. Es bleibt zu hoffen, dass zum Tag der Urteilsverkündung oder davor sich wieder mehr Menschen aufraffen, die Selbstorganisation der Flüchtlinge und MigrantInnen zu unterstützen.



Weitere Infos:
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Death in Cell Number 5 - Mumia Report on Oury Jalloh
 http://www.youtube.com/watch?v=1YCPI-xm3e4

Pressemitteilung zur Demo:
 http://thecaravan.org/node/1622

Action Day beim Antifacamp in Weimar - 02.08.2008
 http://de.indymedia.org/2008/08/223726.shtml

Hintergrundsbericht Oury Jalloh - 30.07.2008
 http://de.indymedia.org/2008/07/223521.shtml

„Wenn Oury gewusst hätte..." - 16.07.2008
 http://de.indymedia.org/2008/07/222417.shtml?c=on#comments2
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Ergänzungen

Sehr gute Demo

Teilnehmer 04.08.2008 - 11:23
Also erstmal eine sehr gelungene Demo!
Trotz den ca. 300 Teilnehmern auch sehr lautstark!
Es wurden eine Menge Fotos gemacht, wenn die hier vieleicht noch reingestellt werden könnten?

solidemo???

schwarz/rot front 05.08.2008 - 00:44
das war keine solidemo.oury jalloh ist 2005 in der zelle verbrannt,daher hatt es schon mehrere demos gegeben.in der polizeiwache wird mensch durchsucht,besonders linke und "ausländer".wegen gefesselten armen und beinen,2,98promille,cannabis und kokain im blut
kann er sich auf einer schwer entzündbahren matratze nicht selbst angezündet haben.
auf polizeiliche darstellungen sollte mensch nichts geben,eben falls hatte es eindeutig fallschaussagen seitens der polizei gegeben.ausser dem ging es nicht nur um oury jalloh,
sondern noch um weitere ermordetten menschen.

"faktenrecherche"?

ich 06.08.2008 - 11:59
Soll der Beitrag "Faktenrecherche" (04.08.)dazu dienen, rassistische Gewalt zu verharmlosen, oder wozu sonst? Er ist jedenfalls ganz schön ungeheuerlich.
a) Es ging nicht um eine Soli- sondern um eine Gedächtnisdemo, die speziell an Oury Jalloh und allgemein an alle Opfer rassistischer Gewalt erinnern sollte. Das sollte mensch beim Kommentieren doch zumindest wissen.
b) Was bitte spielt es für eine Rolle, ob Oury Jalloh falsche Personalien angegeben oder Drogen genommen hat? Ist es deswegen weniger schlimm, dass er lebendig verbrannt ist?
c) Ob er sich selber angezündet hat, ist zumindest verdammt zweifelhaft. Wie soll jemand, der betrunken, auf Drogen und an Armen und Beinen gefesselt ist, ein Feuerzeug aus der Tasche holen? Wie soll jemand nach einer Durchsuchung durch Bullen überhaupt ein Feuerzeug dabei haben? Warum tauchte es erst zwei Tage NACH seinem Tod auf der Asservatenliste auf? Wieso wurde erst bei einer zweiten Obduktion entdeckt, dass Oury Jalloh einen Nasenbeinbruch hatte? Wieso ist das Ermittlervideo "verschwunden"? Mensch muss wirklich nicht paranoid sein, um da an Vertuschungsversuche zu denken.
d) Es gab eindeutig Rassismus unter den Bullen (Telefongespräche). Wäre ein weißer, nicht alternativ aussehender Deutscher unter den Umständen genauso behandelt worden???
e) Es sterben immer wieder Menschen durch rassistische (Polizei)gewalt oder werden schwer verletzt. Soll mensch vor Unterstützungsaktionen erst die Biografie der Opfer durchleuchten, ob sie auch makellos ist und keinerlei Gesetzesverstöße aufweist? Darauf läuft diese Argumentation doch hinaus. Wenn du das Opfer runtermachst und unterstellst, eine Demo zu seinem Andenken wär völlig unverständlich, verharmlost du rassistische Gewalt auf üble Weise.
Was soll das???

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 7 Kommentare an

rassistisch? — Per Se

Dein Problem is due hast keinen Kontatkt — zur reellen Situation

antiimp? — ma echt ma, wa

Moin an 0:12h — nich alles so kompliziert sehn

wo bist du denn — so unterwegs?