Über Zwangsarbeit und andere Rechte ...

Gabriel Pombo Da Silva 31.07.2008 01:09 Themen: Repression
Vom 1.bis 7. August gehen in etwa 29 Haftanstalten Deutschlands über 500 Gefangene in den Hungerstreik.
Teilnehmen werden auch Gefangene in Belgien, Spanien und der Schweiz.
Bisher werden dazu in vier deutschen Städten begleitend Aktionen stattfinden: Hamburg, Dresden, Berlin, Köln
Der folgende Text ist von Gabriel Pombo Da Silva ursprünglich auf spanisch), einer der "Aachen4".
Über Zwangsarbeit und andere Rechte ...

Am 28 März dieses Jahres erscheint auf dem Tele-Text des WDR eine aufschlussreiche Nachricht: Die Gefangenen produzieren 5 Millionen Euro.

Dieser Artikel bezeugt zusammengefasst, dass allein in den Gefängnissen des Rheinlandes die Gefangenen 2007 44,9 Millionen Euro Profit durch ihre Arbeit hervorgebracht haben. Im Vergleich zu 2006, wo diese Gewinne 4,45 Millionen Euro betrugen, hat sich die Produktion noch gesteigert...

In einer Pressekonferenz bestätigt die NRW-Justizministerin Müller-Piepenkötter in Bezug auf diese Daten zynisch, dass die Beschäftigung der Gefangenen eine wichtige Zielvorgabe ist, um sie in die Kultur der Arbeit zu integrieren.
Und etwas später: Die Selbstfinanzierung der Anstalten durch die Arbeit der Gefangenen macht die Angelegenheit so erträglicher.

Es lässt sich zweifellos nicht leugnen, dass die erlauchte Ministerin eine mutige Person ist. Es gibt wenige Länder, die es wagen Zahlen zu nennen bezüglich der abgetauchten Wirtschaft ihrer Gefängniseinrichtungen.

Ich (wiederum) glaube, dass die Lektüre ihrer Aussage kein Missverständnis erlaubt. Es ist klar (völlig legal und im Scheinwerferlicht der Medien): der Gefangene muss arbeiten und zusätzlich beitragen zu den Kosten, die sein Eingesperrtsein für den Staat verursacht.
Worüber man natürlich nicht spricht, weder die Ministerin noch andere bekannte Fachleute, das ist das interne Funktionieren der Gefängnisse inklusive der Mechanismen der Zwangsarbeit. Nicht, weil die etwa illegal wären, sondern weil, je weniger man über diese Bedingungen weiss, um so weniger stellen sich Fragen, entwickelt sich Kritik. Immer unter der Voraussetzung, dass solche Informationen überhaupt jemanden interessieren (was in diesem Land nicht der Fall ist) ...

(...)

Wenn ich sage, dass es in diesem Land kein Interesse gibt die Zustände zu entlarven, beziehe ich mich aufs Allgemeine (das, was sie öffentliches Interesse nennen, so als sei das wirklich für jemanden von Bedeutung), denn es gibt immerhin Betroffene und Interessierte.

Es gibt beispielsweise in den Gefängnissen eine Vereinigung und ein Kollektiv von Gefangenen (von außen unterstützt durch einige Rechtsanwälte etc.) die seit Jahren ankämpfen gegen Machtmissbrauch, Psychoterror im Gefängnis, die Haft- und Arbeitsbedingungen etc. etc.
Diese Organisation nennt sich Iv.I (Interessenvertretung Inhaftierter.

Unabhängig davon, ob ich die Interessen, die sie vertreten und die Mittel, die sie einsetzen (Klagen, Beschwerden, Anschreiben an Massenmedien), von dem Augenblick an, wo sie aufbegehren und dafür isoliert und zerstreut werden usw. bin ich als Libertärer an ihrer Seite.

Wie auch immer, nach direktem Kontakt im Gefängnis mit einem ihrer "Repräsentanten" und in Folge von Gesprächen und Auseinandersetzungen haben wir beschlossen einen Hungerstreik zu machen, um zu protestieren gegen die Isolationsbedingungen von Nadine Tribian (eines der Mitglieder der Organisation) sowie gegen ihre Internierung und Verschleppung in ein Gefängnis, in dem sie sich in einer völlig feindseligen Umgebung befindet, weil sie (zusammen mit anderen Gefangenen) einen Schliesser (Gefängnisaufseher, Büttel) für Vergewaltigung und sexuellen Mißbrauch in "Ausführung seiner Funktionen" angezeigt und zur Verurteilung gebracht hat.

Ich bringe meine bedingungslose Solidarität ein für diese Genossin und die politische Arbeit des Zusammenschlusses Iv.I (und die Genossen, die Teil davon sind). Aber meine Solidarität geht über den konkreten Fall hinaus, um sich auszubreiten gegen jede Einrichtung des Einsperrens und Bestrafens, gegen jede lebenslängliche Verurteilung oder Todesstrafe und gegen jedes System der Isolation und Folter.

Der Hungerstreik wird stattfinden zwischen dem ersten und siebten August, und wer seine Solidarität zeigen will, kann das eigenen Maßstäbe entsprechend tun:
Faxe ans Justizministerium in Düsseldorf schicken, an das Gefängnis, wo sich Nadine befindet, an deutsche Konsulate usw., nur mal als Beispiele...

(...)

Was die innere Organisation der Gefängnis-Industrie (um dem Ding einen Namen zu geben) in Deutschland betrifft, muss man erklären, dass es eines der repressivsten in Europa ist. Die Repression ist nicht schwankend, etwa wie mit Schliessern, denen die Hand ausrutscht), sondern systematisch ... Das heißt das ganze "System" und die Abläufe (Polizei - Justiz - Knast) sind entworfen, juristische Zusammenbau-Verurteilungs-Farcen und weitere Verurteilungen herzustellen, die die Gefängnisse mit Produktivkräften füllen (Subproletariat), die zum Arbeiten gezwungen werden. So wird der Gefangene zum Gläubiger des Staates, sowohl für die Kosten der Justiz ( - es nützt ja nichts sich als "insolvent" zu erklären, da das Gefängnis dir eine Arbeit "anbietet" und du mit dieser Arbeit das zahlen kannst, was du dem Staat schuldest -) als auch für die Bezahlung der Zelle: Bett, Bettwäsche, Wäscherei, Mahlzeiten usw.

Unbeugsame und Unempfängliche gegenüber dem Gefängnis-System sind selten. Die ungeheuere (maßlos große) Mehrheit akzeptiert die Bedingungen, gutwillig oder widerwillig, denn für den gegenteiligen Fall sehen sie sich gegenüber der Verweigerung des notwendigen Geldes, um das Minimum zu bezahlen um in der Knastunterwelt überleben zu können: Tabak, Kaffee, Lebensmittel usw.

Die wirtschaftliche Erpressung ist nur ein kleiner Teil der Mittel, über die die Strafvollzugsverwaltung verfügt ... De facto müssen die, die nicht arbeiten, sich auf ein härteres Regiment einstellen, das heißt 23 Stunden am Tag in der Zelle eingesperrt sein (eine Stunde Hofgang) und ohne Gewährung des "intimen" Besuchsraums (Langzeitbesuch) mit der Familie oder gefühlsverbundenen GefährtInnen usw. usw.

Insgesamt werden dir in Deutschland "Pflichten" auferlegt, aber zähle nicht auf irgend ein "Recht" ... Es gibt keine Strafvollzugs-Überwachungs-Richter und nicht einmal ein einheitliches Strafvollzugsgesetz...

(...)

Da die meisten Gefangenen Ausländer sind (viele sprechen die Sprache nicht und kennen noch weniger die Gesetze und "Rechte") werden sie zu idealen Opfern in den Händen von Anwälten, Richtern und anderen Individuen ohne Ethik, Moral und Gewissensbisse.

Der Anteil an Analphabeten ist beeindruckend und die meisten kommen aus Ländern, in denen sie noch viel brutaler behandelt werden (besonders die, die aus Ländern der ehemaligen UDSSR und aus Afrika kommen). Es ist auch unnütz ihnen zu sagen, dass alles, was die hier machen nicht etwa nur illegal ist, sondern amoralisch. Sie zucken höchstens mit den Schultern und fragen: "Was bedeutet das: 'amoralisch'"? Oder: "Was ist denn das: 'die Menschenrechte'"?

Viele von ihnen arbeiten, weil sie so einen Teil ihres Lohnes an die unter unmenschlichen Bedingungen in ihren Ländern gebliebener Familie schicken können...

Zusammengefasst: Man bestraft also nicht nur das Elend, man beutet auch das Unwissen aus.
Das ist der unmoralische Charakter einer der "Antriebs"-Länder dieser "Europäischen Union", die, wie wir alle wissen, das Europa des Kapitals und seiner Büttel ist. Ein Europa, in dem die Waren fließen (zirkulieren) können, in dem man die Betriebe auslagern kann aus einer "rentablen" Region in eine noch rentablere, das Blut der Arbeiter saugen kann, um sie dann, wenn sie nicht mehr "produktiv" sind, mit einem Tritt in den Hintern beiseite zu schieben, Personen kontrollieren, sie einsperren und foltern kann usw., ohne dass einer dieser Schufte sich irgendwie um ein "Referendum" (wie z.B. das über die europäische "Verfassung") kümmern müsste, um die Interessen, die Rechte und die Würde der Menschen.

(...)

Es gibt zu vieles, das ich noch schreiben möchte, doch ... für dieses Mal werde ich es belassen bei diesen Erklärungen, die dazu bestimmt sind die Erinnerung aufzufrischen an die Statthalter, die über die ganze Weltkugel hinweg von "Menschenrechten" und "Demokratie" sprechen.

Und, wie es La Polla Record singt:
Das wird kommen, das wird kommen
Jeder Bürger kommt an die Reihe, die Reihe
Die Demütigung wird gerächt werden

Kämpferische Grüße an die, die weltweit kämpfen.

Gabriel


Adressen:

Nadine Christiane Tribian
Umlostraße 100
33649 Bielefeld


Gefängnisverwaltung Bielefeld :
JVA Bielefeld-Brackwede II
Zinnstraße 33
33649 Bielefeld
Telefon: 0521- 4899 0 Fax: 0521- 4899 123
E-Mail:  poststelle@jva-bielefeld-brackwede2.nrw.de
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Ergänzungen

Als Ausdruck revolutionärer Solidarität...

marco camensich 31.07.2008 - 01:21
Regensdorf, Montag, 21. Juli 2008

Als Ausdruck revolutionärer Solidarität nehme ich am Hungerstreik der Inhaftierten in Deutschland vom 1.-7. August 08 teil.
Leider habe ich keine Netz-Adresse aber der Rundbrief 4 – 2008 der Interessenvertretung Inhaftierter (Iv.i) vom 15.6.2008 mit dem ausführlichen Inhalt des Protestes, dem sich um die 500 Inhaftierte in 29 Anstalten angeschlossen haben, kann sicher aufgefunden werden. Eine mögliche Kontaktadresse zur Initiative/Iv.i: Peter Scherzl, c/o am Womberg 16, D-61276 Weilrod (z.Zt. IVA, D-53359 Rheinbach).
In der Folge der übersetzte Auszug aus dem Text „Über Zwangsarbeit und die anderen Rechte…“ von Gabriel Pombo da Silva, wo er seine Teilnahme, der ich mich vollumfänglich anschliesse, erklärt und gleichzeitig die Inhalte des Hungerstreikes zusammenfasst.
«(…) in den Gefängnissen (in Deutschland) gibt es eine Vereinigung und ein Kollektiv von Gefangenen (Interessenvertretung Inhaftierter, von liberal rechtstaatlichen RechtsanwältInnen, usw., unterstützt), das seit Jahren gegen Willkür, Machtmissbrauch, Psychoterror, Haft- und Arbeitsbedingungen, usw. in den Knästen kämpft…
Abgesehen von meinem Einverständnis oder nicht mit den von ihnen eingesetzten Mitteln (Anzeigen, Rekurse, Aufrufe an die Medien, usw.) und/oder ihren “Verbündeten” (RechtsanwältInnen, JuristInnen, usw.), stehe ich als Libertärer an ihrer Seite, da sie rebellieren und darum isoliert, usw., werden.
Nach direktem Kontakt mit einigen ihrer “Vertreter” im Knast und dem Beginn von Gesprächen und Debatten, haben wir uns entschlossen einen Hungerstreik durchzuführen um gegen die Isolationshaftbedingungen von Nadine Tribian (eines der Mitglieder dieser Vereinigung) und ihre Versetzung in eine für sie total feindliche Umgebung wegen ihrer Anzeige (und anderer gefangener Frauen) zu protestieren. Wegen dieser Anzeige wurde ein Schliesser wegen Gewalt und sexuellen Übergriffen „in Ausübung seines Amtes“ verurteilt ….
Folglich ist meine Solidarität für diese Genossin und die politische Arbeit des Interessevereins (und seine Mitglieder) bedingungslos. Aber meine Solidarität geht weit über diesen Fall hinaus gegen alle “Haft- und Strafzentren”, gegen Lebenslänglich, Todesstrafe und alle Isolations- und Folterzentren. Wer ihre/seine Solidarität ausdrücken möchte, kann es natürlich nach eigenen Kriterien tun: (…)»
Meine Teilnahme an einer Kampfinitiative in Deutschland mag seltsam erscheinen, denn einerseits gibt es grosse Unterschiede in der Repression (Verschiedenheiten und Souveränitäten der Bundeskantone), der Kultur (typisch “schweizerisch” reaktionäre “Kultur” der totalen Unterwerfung) der Sprachen, usw., die aktuell jegliche Organisierung von Gefangenen für die eigenen Interessen zu verhindern scheinen. Aber andererseits sind die grundlegenden Bedingungen (Zwangsarbeit, Psychoterrorismus, Haft- und Arbeitsbedingungen, usw.) und die Verschärfungen (neues Strafgesetzbuch, Sicherheitsverwahrung, extrem faschistische und mörderische Gesetze gegen „AsylantInnen“ und AusländerInnen, usw.) den deutschen/denen der EU sehr ähnlich bis sogar avantgardistisch ausgeprägt. Was auch historisch bedingt ist, mit einer Schweiz, die seit Bismarck nicht viel mehr als ein Wurmfortsatz Deutschlands (immer mehr auch des Grossen Bruders EU/USA) hinsichtlich, u.a., Repression und Klassenvernichtung ist.
Solidarität ist unsere stärkste Waffe!!!
marco camenisch, Sklaverei- und Todeslager Regensdorf, Schweiz

rote hilfe

dresden 31.07.2008 - 10:22
am 1.august wird die rote hilfe dresden ab 16uhr im alaunpark (dd-neustadt) über den hungerstreik informieren.
es gibt eine radiosendung dazu auf coloRadio und im netz bei www.freie-radios.net (wir hoffen das klappt auch :))

aktuelle infos...

abc berlin 31.07.2008 - 15:48
... zum Hungerstreik gibt es auf www.abc-berlin.net/hungerstreik

Hintergründe

xyz 31.07.2008 - 16:40
Interessenvertretung Inhaftierter

Initiative gegen Rechtsbeugung/ Dokumentationstelle von Gewalt und
Willkür im deutschen Strafvollzug

N.I.T.R.O.S - Netzwerkwerk-Initiative für transparenten, rechtskoform
orientierten Strafvollzug

G.b.I - Gewerkschaft beschäftigter Inhaftierter für Mindestlohn,
Rentenversicherung und Gleichstellung

Hungerstreik von (bislang) 478 Inhaftierter bundesweit in 29 Haftanstalten.

... die Iv.I teilt, dass für den Zeitraum 1. - 7. August 2008 ein
bundesweiter Protest-Hungerstreik von derzeit 478 Inhaftierten in 29
Haftanstalten durchgeführt wird, welchem sich bis dahin sicherlich
weitere Gefangene anschließen werden. Inwieweit sich die teilnehmenden
Gefangenen zeitlich beteiligen werden, bleibt jeder(m) Einzelnen(m)
überlassen. Sinn und Zweck des Hungerprotestes, welcher lediglich
Auftakt weiterer vollkommen legaler Protestaktionen sein wird, ist es,
den durch Willkür- und Schikaneakte, durch vorsätzliche Rechtsbeugung,
unterlassene Hilfeleistung, durch Psychoterror und Folter geprägten
Alltag in deutschen Haftanstalten anzuprangern und Veränderung zu
schaffen. Das Strafvollzugsgesetz wird nachweislich auf allen Ebenen und
vielen Bereichen nachweislich ignoriert und somit von Amtsträgern aus
offensichtlicher Bequemlichkeit und Kostenersparnis vorsätzlich gebeugt.
Rechtswidriges und teilweise als kriminell zu bezeichnendes Vorgehen
diverser Vollzugsbehörden wird von offizieller Seite durch pauschales
Bestreiten der Missstände und Nichtverfolgung verschleiert und gedeckt.
Dies trifft insbesondere auf die JVA Bielfeld-Brackwedel. zu. Diese
Missstände anprangernde Inhaftierte werden systematisch auf das Übelste
psychoterrorisiert und sollen offensichtlich auf diese Weise mundtot
gemacht werden. Dies trifft auf viele Gefangene zu und insbesondere auf
die in der JVA Bielfeld-Brackwede I inhaftierte Nadine T., welche dort
als offizielle Iv.I. Repräsentantin fungiert. Die durch den
Abteilungsleiter B. und durch die Bereichsleiterin H. über einen langen
Zeitraum inszenierten (teilweise sehr subtilen) Willkür- und
Schikaneakte müssen zwingend als vorsätzlich fortgesetzte Folter und als
kriminell bezeichnet werden. Über all das ist Frau T. zwischenzeitlich
ernstlich erkrankt. In absolut rechtswidrigster Weise wurde Frau T.
aufgrund abstrakt zusammenkonstruierter Vorwürfe durch Separation in
Isolationshaft verbracht (der dbzgl. genaue Sachbestand ist momentan
nicht bekannt) und wird auch dort immer weiter terrorisiert. Wir müssen
vermuten, dass Frau T. durch all das in Resignation und Verzweiflung
gebracht und vielleicht auch zu Übergriffshandlungen gereizt werden
soll. (In diesem Zusammenhang verweisen wir auf die Geschehnisse um den
Gefangenen J.Z., dessen Übergriffshandlung als angeblicher
Geiselnahmeversuch propagiert wurde ... Wir berichteten darüber!! ) Frau
T. war derzeit in der JVA Köln Opfer sexueller Nötigung durch
Vollzugsbeamte. Es erfolgten rechtskr äftige Verurteilungen ...
nichtsdestotrotz wird Frau T. vom psychologischen ?Dienst? der JVA
Bielefeld vorgeworfen, sie würde sich all das damit zusammenhängende nur
?einzubilden?. Der jetzt stattfindende Hungerprotest ist Nadine T.
gewidmet, welche jedoch nur stellvertretend für viele andere Inhaftierte
steht !!! Viele, fast alle Inhaftierten haben im Falle von Beschwerden
berechtigte Angst vor den dann automatisch folgenden Retourkutschen in
Form von Willkür und Schikane, vorsätzlich falscher, negativer Prognosen
im Bezug auf angestrebte Entlassungen usw. usw. Die Liste des dann
stattfindenden Psychoterrors ist lang. Wer sich hierdurch nicht
einschüchtern lässt, wird durch konstruierte Vorwürfe kriminalisiert und
in absolut inhumane Isolationshaft verbracht (es gibt dort für Gefangene
keine Zeugen ... welche den Terror bestätigen könnten ...) oder ?vom
Regen in die Traufe? mit ?schönen Grüßen vom Korpsgeist? in die nächste
JVA entsorgt, wo der Terror dann meist übergangslos fortgeführt wird.
Ordentliche Untersuchungen finden so gut wie nie statt, übergeordnete
Stellen decken all dies und schauen weg. Effektiver Rechtsschutz wird
Gefangenen fast unmöglich gemacht. Die Anstaltsleitung
Bielefeld-Brackwede I ist Paradebeispiel hierfür!!! Die im September
2007 von insgesamt 330 der dort Inhaftierten unterzeichnete
Beschwerdepetition, welche als ?Spitze des Eisberges? 32
Beschwerdepunkte umfasste, wurde ohne offizielle Untersuchung seitens de
Justizministeriums NRW, der Strafvollsteckungskammer Bielefeld (Richter
Hansmeier), dem ?Ombudsmann ?NRW als angeblich in allen Punkten
unbegründet pauschal verworfen. Gespräche mit dem Ombudsman und dem
Beirat wurden durch Anstaltsleiter Dammann ?als nicht sinnvoll?
verwehrt. Die Zustände in der JVA Bielfeld werden nach außenhin
?schöngeredet?, der Alltag für Gefangene hinter den geschönten
,Kulissen? der Anstaltsleitung, welche der Öffentlichkeit präsentiert
werden, sieht anders ganz anders aus. Die Verantwortlichen in
übergeordneter Position wissen sehr wohl darum. Bestreiten dies aber,
denn Veränderung würde Personal und somit Geld kosten. Anstatt dieses
bereitzustellen, wird jedoch das Strafvollzugsgesetz missachtet und
weiterhin auf allen Ebenen gebeugt. Dies schafft nicht Resozialisierung,
sondern Rückfall, welcher hierdurch geradezu programmiert wird: Sich
beschwerende oder klagende Gefangene (von denen es leider viel zu wenig
gibt!!!) werden als ?renitent?, ?notorisch-querulant? und/oder als
?psychisch gestört? und ?Lügner? bezeichnet und diffamiert.

Die Iv.I. (im Zusammenschluss mit anderen Initiativen und Vereinen)
fordert alle Gefangenen der BRD auf, ihr Beschwerde-/Klagerecht in
Anspruch zunehmen und die rechtswidrigen Haftbedingungen hierdurch
anzuprangern.

Erst wenn 5-10. 000 der insgesamt 80.000 Gefangenen und deren
Familienangehörige Klagen und Beschwerden bei den zuständigen
Justizministerien und Strafvollzugskammern einreichen, jeder pro Monat
5-10 oder mehr Klagen und den Staat mit dem Dreck konfrontiert, den
Vollzug veranstaltet, erst dann sind die Anfänge für Veränderung
gegeben. Iv.I. fordert ganz ausdrücklich nicht zur ?Meuterei? o.ä. auf,
sondern zu ganz legaler Gegenwehr innerhalb der rechtlichen
Möglichkeiten. Nur durch derartiges Vorgehen wird Vollzug die Missstände
nicht weiterhin als angeblich frei erfunden abtun können und so
verschleppen und verschleiern.

Ganz ausdrücklich fordert Iv.I. die Abschaffung von Haftkosten, der
Verpflichtung zur Arbeit (ohne das Recht auf Beschäftigung zu haben),
die Abschaffung der Isolationshaft/Trakte, der lebenslänglichen
Freiheitsstrafe und der Verhängung von s.g. Sicherungsverwahrung.
(Sämtliche Forderungen der Iv.I. wurden 2007 im Manifest festgeschrieben.)

Iv.I. ist Folgeorganisation der 1999 in der JVA Bochum durch 70
Gefangene mitgetragenen unzensierten Gefangenenzeitung ,Pranger?
(mittlerweise eingestellt) und wurde 2005 in der JVA Werl von 30
Gefangenen als berechtigte Notwehraktion gegen Bedrohung, Nötigung,
Körperverletzung, unterlassene Hilfeleitung, Willkür, Schikane,
Psychoterror, vorsätzliche Rechtsbeugung u.v.m. ins Leben gerufen. Zur
Zeit besteht die Iv.I. aus ca. 670 Mitgliedern, von denen ca. 5% aktiv
mitarbeiten.

Iv.I. fordert die Bundesregierung und Landesvertretungen auf, von ihrer
verfehlten und idiotisch zu bezeichnenden Sparpolitik (im Bezug auf
Privatisierung/Einstellungsstop von Fachkräften wie Psychologen und
Sozialarbeiter und sonstigen Vollzugsbediensteten) unverzüglich
abzulassen. ?Wegsperrvollzug? ist bewiesenermaßen kontraproduktiv und
auf ,lange Sicht? betrachtet sowohl gefährlich ... als auch teurer!!

Iv.I. fordert die Bundesregierung und Landesvertretungen auf, dafür
Sorge zu tragen, dass kritische Post diverse Gefangeneninitiativen und
Vereine nicht permanent mit nichtigen, vorgeschobenen ?Begründungen?
angehalten wird und/oder (wie es immer häufiger der Fall ist) gänzlich
verschwindet. Zwar wird das Verschwinden solcher Postsendungen stets auf
die DP AG geschoben; aber es sind sicherlich nicht nur ?Postdohlen?,
sondern in der überwiegenden Anzahl solch verschwundener Sendungen
?Grün- und sonstige Mistfinken? daran beteiligt. Die Post AG hat kein
Interesse, immer wieder gerade solche Sendungen verschwinden zu lassen
...In diesem Zusammenhang fordern wir auch ganz ausdrücklich, dass
Gefangenen die Abgabe von Beschwerden, Klage und sonstigen Eingaben
durch die sie im Empfang nehmende Beamte des Vollzuges in schriftlicher
Form bestätigt werden und dass solche Sendungen in einem offiziellen
Abgabebuch dokumentiert werden. Vielfach ist es leider so, dass
Gefangene oft genug zu hören bekommen, die hätten überhaupt nichts
Derartiges abgegeben, was sie natürlich auch nicht beweisen können, und
wodurch es dann zu Fristversäumnissen und ablehnenden Bescheiden kommt.
Von allein lösen sich solche Schreiben nicht auf, und sie verschwinden
immer nur dann und deswegen, weil ?jemand? nachhilft, Hinter alledem
steckt von uns vermuteter Diebstahl, Unterschlagung zum Zwecke des
Verschleierns.

zu den hintergründen

brief 31.07.2008 - 22:29
mein täglicher kampf hier in der anstalt!

lange habe ich mir überlegt, ob ich überhaupt noch einen versuch meiner vielen schreibereien ,mit der hoffnung auf eine kleine hilfe in der jva-bielefeld machen soll – denn meist gingen diese in luftblasen auf – leider!
seit ich hier in diese hölle kam, habe ich den täglichen kampf in dieser anstalt auf mich genommen. ich habe mich den bediensteten jedoch immer stets höflich verhalten, da diese nichts für die machtspiele der hiesigen anstaltsleitung können. jedoch musste ich immer wieder aufs neue am eigenen körper spüren, dass das sprichwort „eine krähe hackt der anderen kein auge aus“ vollkommen passt.
angefangen hat alles während meiner ersten inhaftierung in den jahren 1997-1999 in der jva köln. in dieser inhaftierung wurde ich opfer sexueller gewalt durch einen justizvollzugsbediensteten der jva köln, welcher vom lg (landgericht) köln zu insgesamt 2 jahren auf bewährung verurteilt wurde. angeklagt war er seiner zeit wegen sexuellem mißbrauch von schutzbefohlenen, vergewaltigung etc. in 7 fällen bei mehreren frauen. einige fälle wurden, da sie angeblich nicht ausschlaggebend für die höhe der strafe seien, nach §154 abs.2 eingestellt. da ich nun erneut in haft bin, bekomme ich von 99% der hiesigen bediensteten zu spüren, dass es damals einer von ihnen war, gegen den ich ausgesagt habe. der hiesige psychologe ist der auffassung, dass ich mir all dies, trotz belegbarer beweise, nur einbilde und mir darüber klar werden soll, dass dies alles nur in meiner phantasie stattgefunden hat. seit meiner ankunft hier, gebe ich mir größte mühe, mein schicksal wegen eines bediensteten hinzunehmen. im großen und ganzen ist gegen die abteilungsbediensteten nicht wirklich viel zu sagen. und auch nichts einzuwenden – wenn man mit ihnen alleine redet. es ist in erster linie die anstaltsleitung – „machtbesessene juristen“ sowie „überzogenen und unverantwortliche sicherheitsorgane“ welche diese jva bielefeld in einen reinen verwahrvollzug gewandelt haben!!!
ich persönlich erlebe gelinde gesagt einen „rachevollzug“.
die strafvollstreckungskammer erweist sich als bessere schreibstube der anstalt, die staatsanwaltschaft zeigt sich besonders anstaltskonform, und so muß ich zum justizministerium wirklich nichts mehr hinzufügen – so entsteht für die hiesige jva bielefeld-brackwede I deutlich ein rechtsfreier raum!!!
ein gefangener, so wie ich, der mit höflicher, sachlicher schreiberei seine minimalen rechte wahren möchte, wird sofort als renitent, querulant und anstaltsfeindlich betrachtet. auf dieses verhalten wird somit wie ein roter negativer faden bei allen möglichkeiten hingewiesen – eine gegenwehr ist leider nicht möglich, und somit bin ich einer übelzufügung nach der anderen ausgesetzt!
leider werden hier viele gefangenen zu denunzianten. der fernseher, die arbeit für den monatlichen einkauf, sowie gewisse lockerungen sind natürlich besonders gefragt und dafür werden „freunde“ verkauft – dadurch zerbrechen wichtige säulen einer sozialen gesellschaft. hoch lebe der §31 stvollzg. – hoch lebe der v-mann – hoch lebe der anstaltsdenunziant!!!

derzeit darf ich darauf hoffen in bälde in den genuß einer verlegung in eine andere jva hier in nrw zu hoffen. natürlich hängt diese angetrebte verlegung davon a, ob die angestrebte jva meiner aufnahme zustimmt. selbstverständlich habe ich für diese verlegung, im rahmen einer beruflichen bildungsmaßnahme nun bereits seit 4 jahren hart gekämpft. da ich eine der inhaftierten personen bin, welche sich natürlich mit dem strafvollzugsrecht beschäftigt und in selbiges auch eingelesen hat, doch bitte, offensichtlich muß es für die hiesige jva andere gesetzestexte geben – denn hier wird massiv entgegengesetzt gehandelt! mein täglicher kampf heißt hier in der anstalt, n i c h t desozialisiert und verkriminalisiert zu werden, hinzu kommen die oft unerträglichen schikanen! traurig aber wahr, der strafvollzug hat leider in der öffentlichkeit keine lobby – der bürger wird beruhigt mit falschen informationen und ist somit zufrieden! leider war ich auch einmal solcher „ruhiger“ bürger/ eine solche „ruhige“ bürgerin!!! heute weiß ich, welche hasserfüllten menschen durch einen verwahrvollzug gezüchtet werden, jawohl, richtige menschliche kampfmaschinen! obwohl der bürger auch weiß, dass solch ein, im laufe von jahren manipulierter „mensch“ einmal vor seiner türe stehen kann!

gerne würde ich einige nützliche informationen von leidensgenossen erhalten und mich mit selbigen auch austauschen. falls ich durch dieses schreiben einen kleinen hoffnungsschimmer erfahren darf – so denkt daran, solche briefe sind hier nicht wirklich erwünscht und werden mit bösen schikanen, welche mir ja nun mal nicht fremd sind, behandelt.
nein, ich habe absolut keine angst vor weiteren böswilligen schikanen, psychoterror, und vor psychischer gewalt hier im vollzug. aber wie heißt es doch so schön, es führen viele wege nach rom.
vielen dank für eurer gehör!

postalisch zu erreichen bin ich unter folgender anschrift:

nadine christiane tribian
umlostraße 100
33649 bielefeld

vielen dank für euer gehör und dafür, dass ihr euch zeit genommen habt, meine zeilen zu lesen.

mit solidarischen und freundlichen grüßen
nadine christiane tribian

unterschrift

aktuellere

zahlen 01.08.2008 - 00:59
es gibt aus deutschland rückmeldungen von 535 gefangenen in 49 knästen, die sich am hungerstreik beteiligen.

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zwangsarbeit?! — jonas

Hungerstreik — Zappa

Adressen? — bi

TRTRT — ERTER

solikundgebung — hamburg

@ TRTRT — Zappa

Uber einen Hungerstreik in den deutschen Gefä — solidarische anarchisten