Salzburg: 1000 Kreuze Marsch inklusive Action

kreuzlos 27.07.2008 17:51 Themen: Gender Repression
Gestern dem 25. Juli fand in Salzburg ein von HLI und "Jugend für das Leben" organisierter sogenannter "1000 Kreuze Trauermarsch" statt.
Wie in England oder Berlin "erwartete man tausende Lebensschützer", gekommen sind dann nur 100-120 Leute, was aber auch nicht wenig ist und doch auffiel. Dazu muss man allerdings sagen, dass sie ne Menge Leute aus Deutschland, vornehmlich aus München wo zuvor auch schon ne Gebetspause stattfand (hxxp://www.kostbare-kinder.de/files/gebetszug_flyer_1.pdf), mit Bussen herangekarrt hatten. Dies erklärt vielleicht auch den Umstand warum der Ort Salzburg ausgewählt wurde und auch demnächst in München ein solcher Arschmarsch stattfinden soll. Scheinbar bildet sich hier ne grenznahe Phalanx von diesen erzkonservativen Fritzen (ein Kleinbus mit deutschem Kennzeichen hatte die Kreuze auch mitgebracht).

Jedenfalls sind sie mit viel Brimborium und geschulterten Kreuzen vom Domplatz weg, durch die Innenstadt, rauf zum Landeskrankenhaus wo Abbrüche stattfinden, dort dann ein erstes Kniegebet hinlegten, weiter über die Salzach hin zur Staatsbrücke wos dann wieder auf die Knie sind, dann Blumen für jedes "ermordete Kind" in den Fluss warfen und dabei nen Vornamen aufsagten (völlig irre!!). Geendet hat der ganze Spuck dann wieder am Domplatz, wo sich die Zugereisten verabschiedeten und die übrigen dem Vortrag "Enzyklika Humanae Vitae - anlässlich des 40jährigen Jubiläums des Schreibens über die Weitergabe des menschlichen Lebens von Papst Paul VI" mit dem Referenten P. Markus Schmidt im Haus Wartenberg lauschten.

Gegegenaktionen fanden auch statt: Ca. 20 Menschen versammelten sich in der Fuzo, wo sie auf die stattfindende Aktion der "Lebensschützer" aufmerksam machten. Ebenfalls wurde hinter dem Sündentross Flugis verteilt, die über die Machenschaften von HLI und "Jugend für das Leben" informierten. Schwierig war da oft die Kontaktaufnahme mit den Schaulustigen, die oft meinten wir gehören wohl zu diesem Clan. Nach aufklärenden Worten wurde aber meist ein Vogel in Richtung des Marsches angezeigt. Immer wieder wurde in die laufende Menge (gingen wirklich schnell!) "Abtreibung ist Frauenrecht" gebrüllt, besonders ideal dann wenn sie gerade in Andacht fallen. Das ging oft wirklich gut rein bei denen und böse Bähworte waren zu vernehmen. Man hörte dann aber auch immer wieder: "Lasst euch nicht provozieren!".

Entlang ihrer Route waren auch noch Plakate angebracht, die Laun mit einem Pandabären mit rosa Armreifen zeigen, der dem predigenden Wicht einen in die Eier haut...drauf stehen tut: "AbtreibungsgegnerInnen wegschubsen!" und informiert über das gruselige Happening jeden ersten Samstag eines Monats vor dem LKH (Kniegebet einmal im Monat). Die Mitverantwortlichen versuchten dann auch gleich sie runterzukratzen (siehe Bild). Scheint also, dass das Plakat ganz gut bei denen ankommt :) Was auch gut einschlug war ein großes Transpi, dass mensch in ansehnlicher Höhe quer über den Müllnersteg spannte. Drauf stand: "HÖLLE der Vernunft" und unten durch gelatscht mit Kreuzen ist die Meute dann auch....hahahahahaha. Am anderen Ende der Brücke wurden sie dann mit dem bereits beliebten Transpi "Hätte Maria abgetrieben wärt ihr uns erspart geblieben" empfangen was mancheR augenscheinlich den Rest gegeben hat: "Das meint ihr also mit Vernunft wenn man nicht mal ne vernünftige Antwort auf eine Frage bekommt" -> blickt auf das "Maria-Transpi" -> blickt auf grinsende TranspihalterInnen -> Gesicht fällt zusammen, geradezu bleich wurde es und geht weg ohne Worte. Beim Blumenrunterwerfen wurden dann auch noch aufgeblasene Kondome unter die KreuzritterInnen geworfen (runterwerfen mit den Rosen zusammen wär auch noch ne tolle Idee..). Versucht wurde auch die Blumen aus der Salzach zu fischen, dazu fehlte allerdings ein ensprechend langes Hilfsutensil.

Angeführt wurde der ganze Zug von Laun, Fischer und Lokalhero Bucher, nicht zu vergessen die buschigen Vollbartträger in schwarzer Kutte. Durch ein Mikrophon und einem mobilen Funklautsprecher (siehe Bild) wurden die Leute auf Kurs gebracht. Man konnte sich aber ungestört in der Menge selbst als auch rundum bewegen.

Polizei war auch immer zugegen, vorallem zum Schluss an der Staatsbrücke, weil auch auf der anderen Seite für die Freilassung der inhaftierten TierrechtlerInnen protestiert wurde. Auch noch zu erwähnen wäre jene Situation kurz vor Abschluss, als sie an dem Kundgebungsort der GegendemonstrantInnen vorbei mussten. Polizei stresste dort etwas, es wurde laut skandiert, Megafon ging mit Sirene an. Der Chef der Einsatzleitung stand dann später noch lang mit Laun, Fischer & Co rum und amüsierte sich köstlich. Ach ja und Bucher verabschiedete sich mit den Worten "Danke für die Kinder, für ihre Zärtlichkeit und ihre Augen....."..........

Konklusio: Verhindert wurde zwar nichts, aber die Aktionen dürften für ordentlichen Missmut gesorgt haben. Der Spass war in jedem Fall auf Seiten der GegendemonstrantInnen. Abschließen möchte ich diesen Bericht mit den Worten einer Passantin, die kopfschüttelnd meinte, dass das alles nicht wahr sein könne, sie nicht verstand warum hier für das Recht auf Abtreibung demonstriert werde, dies müsse doch eh schon längst eine Selbstverständlichkeit sein, aber sie nun verstehe als sie die KreuzlträgerInnen sah.

Also raus auf die Strassen!! Nächster "1000 Kreuze Wahnsinn" ist in München und das am 4. Oktober 2008.

ABTREIBUNG IST FRAUENRECHT! UND WER DAGEGEN RUMRÜLPST KRIEGT WAS VOR DEN LATZ!
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Ergänzungen

mag ja interessant sein, aber...

Biggi 27.07.2008 - 18:18
...vielleicht könntest du/ihr den artikel vorm posten nochmal durchlesen und darüber nachdenken, ob der artikel für leute die nicht dabei waren oder sich mit dem thema nicht auskennen in irgendeiner weise verständlich ist. mir ist bspw. nach lesen des artikels völlig unklar, was da genau passiert ist und warum

Videos zur Demo

stefon 28.07.2008 - 12:03
Videos und weitere Bilder zur Aktion gibts auf:
 http://indyvideosbg.wordpress.com/2008/07/25/1000-kreuze-marsch-in-salzburg/
(sind youtube videos, bei bedarf kann ich auch die original videos zukommen lassen).

danke für die zusammenfassung

Münchener Abtreibungsgegner

geronimo 01.08.2008 - 15:31
Die Münchner Abtreibungsgegner, die dort mit den Kreuzen anreisen, sind höchstwahrscheinlich vom "Lebenszentrum München" in der Westendstrasse Ecke Fäustlestrasse.
Das Embryo-Plakat, das an dem Bus lehnt, hängt dort auf jeden Fall im Schaufenster.
Diese fundamentalistische Gruppe organisiert auch in München ähnliche Protestzüge, bis jetzt ohne nennenswerte Gegenaktionen. Sie drangsalieren und belästigen ausserdem möglich Patientinnen der Abtreibungsklinik in der Fäustlestrasse, wo sie täglich (!!) zu mehreren herumstehen.

1000 Kreuze???

NTist 08.08.2008 - 09:15
1000 Kreuze???
Die Reaktionären Kreise der "Lebensschützer"

Mit "1000 Kreuzen für das Leben" wollen sie am 4. Oktober in München
aufmarschieren: radikale Abtreibungsgegner aus mehreren Ländern, die
sich selbst "Lebensschützer" nennen und es sich zum Ziel gesetzt haben,
Frauen das Leben möglichst schwer zu machen. Ihre Angriffe auf das
Selbstbestimmungsrecht von Frauen, schwanger zu werden oder eben nicht,
gehen mit einer völkischen Propaganda vom "Aussterben" der "Deutschen"
ebenso einher wie mit homophober Hetze. Nach den Debatten um den §218
StGB Anfang der neunziger Jahre mögen die Abtreibungsgegner aus der
öffentlichen Wahrnehmung verschwunden sein, tatsächlich haben sie ihre
Strukturen gefestigt, neue Bündnisse gebildet und kämpfen längst wieder
erfolgreich um Einfluß auf offizielle Politik und gesellschaftliche
Diskurse. Höchste Zeit, um sich der "Lebensschützer"-Szene aus
antifaschistischer und queerer Perspektive zu widmen. Die Münchner
Gruppen hinter dem reaktionären "Tausend-Kreuze"-Marsch und aus dem
"Lebenszentrum" in der Westendstrasse und ihre antiemanzipatorische
Ideologie werden ebenso wie die Verbindungen zur extremen Rechten beim
Antifa-Café beleuchtet werden. Und als Antifas wollen wir an die
Notwendigkeit erinnern, dem antifeministischen Rollback und der
Heteronormativität den Kampf anzusagen...

Außerdem wie immer Antifa-News und -Stammtisch, Info- und Büchertische,
gute Musik und kühle Getränke. In der Küche zaubert das Kulinariat.

Donnerstag, 4. September 2008 - 20 Uhr
Antifa-Café im Kafe Marat, München
Thalkirchnerstraße 104/II
Vortragsbeginn: 21 Uhr
www.antifa-nt.de

20. September Berlin

smash218 10.09.2008 - 15:10
Leider ist der nächste "Trauermarsch" dieser selbsternannten Lebensschützer nicht erst am 4. Oktober in München, sondern schon am 20. September in Berlin, unter demselben Motto.
Mehr Infos:
 http://no218nofundis.wordpress.com/

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