Reaktion auf Naziüberfall: Spontandemo Giessen

AntifaR4 Giessen 22.07.2008 23:27 Themen: Antifa
Reaktion auf Naziüberfall in Nordhessen: Spontandemo in Giessen
200 Personen demonstrierten am heutigen Abend gegen die zumeist nicht thematisierten Neonazistrukturen in der (hessischen) Provinz und zeigten ihre Solidarität mit den Opfern des brutalen Naziüberfalls bei Treysa.
Gegen 21Uhr versammelten sich auf dem Giessener Marktplatz 200 Antifaschist_Innen um ihre Wut über den brutalen Naziüberfall auf das Sommercamp von solid bei Treysa zum Ausdruck zu bringen.
In mehreren Redebeiträgen wurde der Übergriff thematisiert und Solidaritätsbekundungen mit den Opfern verkündet. Es wurde darauf hingewiesen, dass dieser Übergriff keinen Einzelfall darstellt. An Passant_Innen wurden Flugblätter verteilt um sie auf die Situation aufmerksam zu machen.
Mit Transparenten, Böllern und lauten Sprechchören setzte sich die spontane Demonstration in Bewegung. Die Demonstration zog durch die Giessener Innenstadt, unter anderem an der als NPD-Kaderschmiede bekannten Burschenschaft "Dresdensia Rugia" vorbei.
Gegen 22:30Uhr löste sich die kraftvolle Demo am Marktplatz auf.
Für eine Mobilisierung innerhalb von nur 24Stunden kann die Demo als erfolgreich bezeichnet werden.

AntifaR4 Giessen
www.antifa-r4.de.vu




Folgendes Flugblatt wurde an Passant_Innen verteilt:

Brutaler Überfall durch Nazis in Nordhessen
Am 20.07.08 um 07.30Uhr gab es einen brutalen Überfall durch Angehörige der Rechtsextremen Szene auf ein Sommercamp der Linksjugend (solid) in der Nähe von Treysa.

Eine 13-jährige Teilnehmerin wurde durch die Angreifer schwer am Kopf verletzte und befindet sich zur Behandlung auf der Intensivstation eines Krankenhauses. Ein 23-jähriger kam mit leichteren Verletzungen davon. Mehrere Nazis begannen am Morgen des 20.07 wahllos auf die in Zelten schlafenden Teilnehmer_Innen des Camps einzuprügeln und beschädigten mehrere Autos.
Die im Schlaf überraschten Personen hatten kaum eine Chance zu reagieren, konnten aber das Kennzeichen des PKWs mit welchem die Nazis flüchteten der Polizei mitteilen. Diese nahm am Montag den 21.07.08 nun mehrere Rechtsradikale im Alter von 19 bis 25 Jahren vorläufig fest und den mutmaßlich 19-jährigen Haupttäter in Untersuchungshaft, die Staatsanwaltschaft erhebt nun Anklage wegen versuchtem Totschlags.

Die Teilnehmer_Innen des Camps hatten am Samstag eine Demonstration gegen Rassismus und rechte Gewalt in Treysa organisiert, an der ca. 200 Personen teilnahmen. Bereits während dieser Demonstration kam es zu Provokationen und versuchten Angriffen durch Nazis auf die Demonstrationsteilnehmer_Innen.

Der brutale Übergriff auf ein 13-jähriges Mädchen reiht sich ein in eine Reihe von Überfällen auf jugendliche Antifaschist_Innen im Schwalm-Eder Kreis.
Bereits seit einem längeren Zeitraum werden dort anders denkende Jugendliche von den sogenannten „Freien Kräften Schwalm Eder“ bedroht und auch tätlich angegriffen. Es kam zu Beschädigungen von Autos und Schmierereien an Wohnhäusern von Jugendlichen welche sich klar gegen Rechtsradikalismus positionieren.
Es zeigt sich einmal mehr das organisierte Nazis keine Scheu davor haben mit brutaler Gewalt gegen Personen vorzugehen die nicht in ihr faschistisches Weltbild passen. Das „Saubermann-Image“ bestimmter NPD-Funktionäre stellt lediglich eine Fassade dar, hinter der sich oftmals purer Hass und ein hoher Grad an Gewaltbereitschaft gegenüber anders-Denkenden verbirgt.
Wir werden es nicht zulassen das Nazis eine Atmosphäre der Angst und der Bedrohung erzeugen in der es nicht mehr möglich ist, seine Meinung frei zu äußern.
Gemeinsam können wir dagegen ein gesellschaftliches Klima schaffen in welchem sich Nazis nicht mehr wohl fühlen, indem wir ihnen täglich zeigen was wir von ihrem faschistischen Weltbild halten, ob am Arbeitsplatz, in der Schule, dem Sportverein oder auf der Straße.
Faschismus ist und bleibt keine Meinung sondern ein Verbrechen!
Solidarität mit den Opfern des brutalen Naziübergriffs!
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Ergänzungen

Neonazi gesteht brutalen Angriff

http://www.hr-online.de 22.07.2008 - 23:56
(...)Die Polizei konnte noch am Sonntag vier mutmaßliche Täter festnehmen, weil sich Teilnehmer des Camps die Nummer eines flüchtenden Wagens gemerkt hatten. Ein 19-Jähriger hat nun zugegeben, mit einem Gegenstand auf das Mädchen eingeschlagen zu haben, so die Staatsanwaltschaft Kassel am Dienstag. Der Mann bekannte sich außerdem zu einer rechtsradikalen Gesinnung. Er sitzt in Untersuchungshaft, ihm wird versuchter Totschlag und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Seine drei mutmaßlichen Mittäter befinden sich wieder in Freiheit.

Bei der Festnahme und Wohnungsdurchsuchung eines 23-Jährigen aus Schwalmstadt wurde ein Transparent gefunden, das zuvor auf dem Campingplatz entwendet worden war. Laut Polizei waren zwei junge Männer am Sonntagmorgen über den zweieinhalb Meter hohen Zaun des Campingplatzes gestiegen. Der 19-Jährige drang dann in das Zelt ein, während zwei weitere Männer die Heckscheiben dreier Autos einschlugen. Alle vier flüchteten dann zusammen in einem Wagen. Wie die Polizei mitteilte, wurde der Hauptverdächtige bereits kurzzeitig am Rande einer "Solid"-Demonstration gegen Rechts am Samstag in Schwalmstadt-Treysa festgenommen. Insgesamt waren drei der vier Angreifer bei dieser Gelegenheit aufgefallen.

Der Verfassungsschutz berichtete dem hr, einige der Täter vom Sonntag wären bereits als gewaltbereite Neonazis bekannt. Sie stammten aus dem Umfeld der so genannten "Freien Kräfte Schwalm-Eder", einer lose organisierten Neonazigruppe, die in den vergangenen Monaten verstärkt in den Blickpunkt geraten ist.

Politiker verlangen Konsequenzen
Tarek Al-Wazir, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen im Landtag, sagte dem hr: "Das ist der unrühmliche Höhepunkt einer ganzen Serie von Vorkommnissen, die wir vor allem in Nordhessen hatten in der letzten Zeit." Die Grünen forderten eine intensive Schulung der Polizisten und eine zentrale Stelle zur Bekämpfung des Rechtsextremismus in der Staatskanzlei. Hermann Schaus, innenpolitischer Sprecher der Linken, sagte, man müsse "sehr vorsichtig und wachsam sein" gegenüber rechtsradikalen Tendenzen und fordert mehr Engagement der Landesregierung. Auch Günter Rudolph, der innenpolitische Sprecher SPD, sagte dem hr: "Wir müssen im präventiven Bereich mehr tun als bisher."

Die CDU warf der Linkspartei eine Instrumentalisierung des Angriffs vor. Dies sei "unwürdig und verwerflich". Für die FDP zeigt der rasche Fahndungserfolg, dass die hessische Polizei auf dem rechten Auge alles andere als blind sei.

 http://www.hr-online.de/website/rubriken/nachrichten/index.jsp?rubrik=36086&key=standard_document_34776050

Die Nazis haben im Netz damit geprahlt

... 23.07.2008 - 00:41
Haben die Mods leider schon gelöscht: die Nazis haben nach dem Überfall noch auf Indymedia gepostet: "Vermisst wer ein Transparent mit diesem und jenem Aufdruck?... Hahaha!".
Vielleicht sollten die Typen eher in eine geschlossene psychiatrische Einrichtung kommen, ist ja doch irgendwie krankhaft.

korrektur

alerta asozialo 23.07.2008 - 07:52
also ich finde 200 leute etwas übertrieben, es waren eher gut 100.

die redebeiträge waren auch eher bescheiden. die demo wurde spontan von nem SPDler angemeldet, welcher in seiner rede betonte, daß wir hier demonstrieren, weil der überfall in den medien totgeschwiegen wird- was ja gerade in diesem fall nicht stimmt: siehe beiträge in der tagesschau, mehrfach in der hessenschau, spiegel online , FR, etc...

der redebeitrag der ANTIFA R4 war der einzig gute an diesem abend. später sprach noch ein JUSO (grauenhaft) und ein unsäglicher DKPler reohte auch einige floskeln aus der steinzeit aneinander ("hinter dem faschismus steht das kapital"). sowas kann man sich schenken.
ebenso wie das gepose vor der DRESDENSIA RUGIA mit kompletter vermummung, obwohl dann trotz nicht anwesender polizei doch nichts passiert.

aber insgesamt finde ich war das eine erfolgreiche demo.

DEMO in TREYSA

... 23.07.2008 - 20:21
Also, jetzt mal Abseits der (wie ich finde durchaus sinnvollen) Diskussionen hier, nochmal zum Thema zurück:

Am Sonntag den 27.07. werden vor Ort, also in Treysa selbst eine Kundgebung und eine Demo stattfinden die sich anlässlich des Überfalls gegen die (örtlichen) Nazistrukturen richten.
Organisiert wird das ganze von einem lokalen und überregionalen breiten Bündnis.
Kommt alle und bringt eure Freunde mit. 27.07./ 14.00h / Treysa - Marktplatz

nie wieder deutschland

das kapital und die nazis

klopapier 23.07.2008 - 23:06
wie bekanntlich liegt die wahrheit meistens dazwischen.
Natuerlich ist es nicht so, dass hinter den heutigen Nazis irgendwelche Großkonzerne die Strippen ziehen, Mercedes als Sponsor der Kameradschaften.
Andererseits ist es sicherlich auch falsch das Dritte Reich als antikapitalistisch zu bezeichnen. Wie es auch noch heute manchmal gerne betrieben wird, wurde zwischen raffendem Finanzkapital und schaffendem deutschen Kapital unterschieden. Das Finanzkapital war böse und jüdisch und das schaffende Kapital arisch und gut. So wurden die einen ermordet und die anderen gefördert. Die großen deutschen Konzerne profitierten sicherlich von der Aufrüstung. Dieses Gelabber von der Volksgemeinschaft ohne Klassengegensätze kommt mir extrem dubios vor. Natürlich gab es weiterhin Unterschiede zwischen den reichen Rüstungsunternehmern und dem seines Klassenbewusstseins beraubten Proletariats.
Das andere ist, dass in der Struktur des Antisemitismus oder auch des Rassismus bestimmte Strukturen kapitalistischen Denkens sozusagen ins barbarisch-irrationale durchschlagen. So unterscheidet das kapitalistische Denken zwischen profitabel und nicht profitabel. Es sieht den Menschen nicht als Mensch, sondern als Humankapital, als Anbieter von Arbeitskraft und Nachfrager von Produkten. Moralische oder rationale, nicht am Profit orientierte Handlungsgründe erscheinen als ineffizient und sogar für die unsichtbare Hand des Marktes hinderlich. Alle Menschen agieren aus niederen Beweggründen und am Ende steht der allgemeine Wohlstand. Der Kapitalismus sortiert und klassifiziert. Und das tut dann auch der Rassismus, er sortiert nur eben nach einer ausgedachten Kategorie der Rasse. So wird hier die entsolidarisierte absolute Konkurrenz der individuierten Marktsubjekte eben auf die gesamte Gesellschaft übertragen. Die Konkurrenz der Rassen, der Nationen um Lebensraum, um Ressourcen. Nur dass hier dann nicht mehr der Markt entscheidet, sondern der Krieg und der Kampf. Sie schaffen es dann in diese absolute Konkurrenz eine kollektivistische Konstruktion wie Nation hereinzuzaubern. Das verändert aber weder die Strukturen des Denkens noch die der Produktion, sondern treibt das kapitalistische Denken noch weiter zurück ins tierisch-atavistische. "Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf": diesen Gründungsmythos des Liberalismus haben die Faschisten einfach zu ernst genommen.

Jena am 26. Juli

Jenaer 26.07.2008 - 02:58
Antifa-Jena:
Samstag: Kundgebung am Nazihaus E-mail
Wednesday, 23 July 2008 09:52

Revisionismus als Geschichtsbild – am 26. Juli in Jena

Am kommenden Samstag organisiert die NPD im „Braunen Haus“ in Altlobeda einen Vortrag - junge Nazis sind eingeladen, „die Möglichkeit zu nutzen“, einen 84jährigen Altnazi von seinen Verbrechen berichten zu hören - bevor sich dieses Problem von selbst löst. Referent ist der Hitler-Verehrer Reinhold Leidenfrost. Der aktive Altnazi trat in der Vergangenheit u.a. bei dem Rudolf-Hess-Gedenkmarsch in Wunsiedel als Redner in Erscheinung. „Wir wissen heute, dass Deutschland unter Adolf Hitler keine Schuld am Ausbruch des Zweiten Weltkrieges trägt.“ (R. Leidenfrost) Dem aggressiven Geschichtsrevisionismus und der Verherrlichung des nationalsozialistischen Regimes müssen wir entgegentreten - nicht nur bei öffentlichen Aufmärschen der extremen Rechten sondern auch im Alltag und hinter verschlossenen Türen.

Die NPD-Zentrale in der Jenaischen Strasse 25 dient der Naziszene als Ort der Vernetzung und Schulung. Hier sollten wir den Nazis auf die Pelle rücken und den organisierten rechten Alltag stören!

Wir können nicht dulden, wenn die Tätergeneration selbstbewusst und ungestraft die eigene Geschichte verdreht, relativiert und verherrlicht. Wir rufen unter dem Motto: Gegen alte und neue Nazis – NS-Verherrlichung stoppen! zu einer Kundgebung gegen die Veranstaltung der Nazis auf. Treffpunkt ist am Samstag um 17 Uhr an der Ecke Bäckergasse / Jenaische Straße.

 http://jena.antifa.net/cms/Aktuelles/40-blog/455-samstag-kundgebung-am-nazihaus

 http://jena.antifa.net/cms/

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