EU: Spanien foltert seine Kinder

diverse 22.07.2008 14:58 Themen: Weltweit
Anfang diesen Monats gelang fünf Jugendlichen die Flucht aus einer geschlossenen Einrichtung für Minderjährige/ Centro de Menores. Ihr Grund waren Misshandlungen und Isolationszellen. Über die Misshandlung von Jugendlichen im EU-Staat Spanien...
WEG! AUS HORNACHELOS

Das Centro de Menores Prado de Santa María in Hornachelos (Córdoba), aus dem fünf Jugendliche anfang Juli die Flucht gelang, ist nur ein Beispiel von zahlreichen der geschlossenen, manchmal auch halboffenen, staatlichen Erziehungseinrichtungen, das wegen Misshandlungen, Schikanen und der Exsistenz von "Isolationsräumen" mit Anklagen überzogen wurde. So hat der Obudsmann der Provinz Andalusien, neben anderen ähnlichen in seinem Bericht über die "Therapiezentren", in welche man Jugendliche ohne jede gerichtliche Verfügung wegsperrt und Sanktionen unterwirft, die gegen das Regelwerk der Internationalen Menschenrechte verstossen, während die Lehrkörper und Leitenden straffrei bleiben"
(  http://www.centrosdemenores.com/2008/05/el-defensor-del-pueblo-andaluz-reconoce.html ), schwere Anschuldigungen gegen das Zentrum in Hornachelos erhoben.
Wie lebendige Beweise waren die fünf "Ausbrecher" voller blauer Flecke und Quetschungen auf einer Gesundheitsstation erschienen, wo sie die Zustände in dem Zentrum anklagten. Nach einer Untersuchung sollten weitere Röntgenaufnahmen folgen. Dazu allerdings kam es nicht, weil die Jugendlichen ihre Flucht fortsetzten. Jedoch nicht alle erfolgreich...

Die Tageszeitung von Córdoba "El Día" berichtete ( http://www.eldiadecordoba.es/provincia/detail.php?id=174657), dass zwei der Mädchen, die auf der Gesundheitsstation Misshandlungen angezeigt hatten, zurück in das Prado de Santa María gebracht worden sind und dass sie ihre Anklage zurückgezogen haben. Hierbei ist zu bemerken, dass der Direktor des Zentrums sie persönlich auf das Revier der Guardia Civil gefahren hat, damit sie ihre Aussagen widerriefen. Die Mädchen hatten angegeben von ihren Lehrern misshandelt worden zu sein. Ein weiteres Mädchen hatte die Situation in dem Zentrum, das von der Privatfirma Arco Iris geführt wird, bereits schon zuvor in einer anonymen Mitteilung angeklagt, die mehrere Wochen lang auf der Internetseite  http://www.centrosdemenores.com/2008/05/centros-de-menores-cerrados-y-semi.html gestanden hat, .

Die Assoziation für die Rechte von Jungen und Mädchen/Asociación Pro-Derechos del Niño y la Niña, Prodeni (  http://www.prodeni.org ), betrachtet es als einen schwerwiegenden Misstand, dass die geflohenen Jugendlichen wieder an den selben Ort zurückgebracht und dort erneut eingesperrt wurden: "Das bedeutet für sie einen Zustand vollkommener Hilflosigkeit."
Indessen beharrt der Direktor des Zentrums in Hornachuelos, Alfonso Fernández Zambrano, auf seiner Behauptung, die Jugendlichen hätten sich die Prellungen beim "Spielen im Schwimmbecken" zugezogen. "Aber, so frägt Prodeni, "wie ist es überhaupt möglich, dass fünf Mädchen, gegen die noch nicht einmal eine Verurteilung wegen irgendeines Vergehens vorliegt, Misshandlungen anzeigen und dann gegen ihren Willen mit ihren Aggressoren zusammengesperrt werden? Wieviel Geld erhält die Privatfirma Arco Iris dafür, dass sie Jugendliche einsperrt und misshandelt, die angeblich unter dem Schutz der andalusischen Junta stehen?"
 http://www.centrosdemenores.com/2008/07/cinco-nias-se-fugan-de-un-centro-de.html

NICHT GANZ VERLASSEN...
11. Juli 2008
In mehreren Städten des Landes organisieren Personen die Solidarität mit den "gefolterten Jugendlichen von Hornachuelos": Prodeni in Málaga hat mehrere Klagen eingereicht und veröffentlicht Pressekommuniques. In Granada wurde Kontakt zur Familie des Mädchens aufgenommen, das bislang als Einzige noch nicht wieder aufgegriffen worden ist. Für sie wurde ein Anwalt bezahlt und ein Unterstützungsnetz ist im Aufbau. In Córdoba und Palma del Río werden Demonstrationen für die Freilassung der Pubertierenden vorbereitet. Bei einer Demonstration gegen die "Schandrichtlinie" (siehe:  http://de.indymedia.org/2008/06/220766.shtml ) am 10. Juli wurden dazu die ersten Flugblätter verteilt.

KAMPF GEGEN DIE MISSHANDLUNG JUGENDLICHER

Eine weitere Demonstration am kommenden 18.Juli, die von der "Versammlung gegen die geschlossenen Zentren für Minderjährige" organisiert und vor dem Hauptsitz der Bank Ibercaja in Madrid stattfinden wird, richtet sich gegen "Ibercaja und die Folter in den Centros de Menores" .
Am Pranger steht hierbei die Foundation O´Belén die, so die Organisatoren "als NGO systematisch die Rechte der Minderjährigen verletzt, um sich wirtschaftliche Vorteile zu verschaffen". Eine der Forderungen wird der Rücktritt des Gebiets-Subdirektors von Ibercaja und Gründers von O´Belén, José Morales Paules, sein, der die "NGO" mit Tausenden von Euros unterstützt.

O´BELÉN...
ist eine der als Nichtregierungsorganisationen getarnten Firmen welche die geschlossenen Zentren "für" Minderjährige betreiben. Laut der Andalusischen Assoziation für Menschenrechte erhält die Foundation pro Tag und Jugendlichem/licher 250 Euro in Form von Subventionen aus öffentlicher Hand. Zusätzlich verfügt sie über eine externe Finanzierungsquelle durch "Solidaritätsbeiträge" von privaten Einrichtungen/Unternehmen wie Ibercaja.

Im Juli 2007 musste O’Belén die Schliessung eines seiner Zentren (“La Jarosa / Tetuán” im madrider Statteil Ventilla) hinnehmen, nachdem ein ehemaliger Mitarbeiter dem Ombudsmann gegenüber von Unregelmässigkeit und Quälereien an den Jungen in dem Zentrum bestätigt hatte
(  http://www.centrosdemenores.com ). In allen anderen von O’Belén betriebenen Zentren, so Prodeni, finden in systematischer Weise die folgenden Folterungen an Jugendlichen statt:

Isolierung in Zellen (die euphemisch als "Räume zum Nachdenken" bezeichnet werden). Die Anwendung von Isolationszellen bei Jugendlichen ist durch die internationale Gesetzesregelung verboten und führt zu vermehrten Selbstverletzungen und Suiziden. Die Jugendlichen müssen bis zu 7 Tagen in diesen Zellen verbringen und dürfen nur eine Stunde täglich in einen winzigen Hof.
Gewaltsame Medikation. Den Jungen werden regelmässig Beruhigungsmittel und Psychopharmaka verabreicht, damit sie das Eingesperrtsein aushalten. In vielen Fällen geschieht dies ohne fachkompetente Supervision und zu dem alleinigen Zweck, die "erzieherische Arbeit" zu erleichtern. Hierzu werden die Jugendlichen im wahrsten Sinn des Wortes unter Drogen gesetzt.
Verletzung der Kommunikationsfreiheit. Besuche und Anrufe von Freunden und PartnerInnen sind nicht gestattet; Einmischung in die Korrespondenz; etc.
Mechanische Ruhigstellung. Die Jugendlichen werden ans Bett oder an einen Stuhl gefesselt oder in Handschellen gelegt, für Zeiträume die von Minuten bis, in den schlimmsten Fällen, Tage dauern können

Totz dieser Tatsachen werden die meisten von O’Belén geführten Zentren weiterbetrieben und erhalten von ihren Protektoren grosse Begünstigungen. Nicht zuletzt dank dem Einfluss von Sub-Direktor José Morales Paules fliessen seitens Ibercaja grosse Beträge in das Unternehmen, das aus der Folter Jugendlicher Gewinn schlägt.  http://www.centrosdemenores.com

Die Interseite  http://www.centrosdemenores.com, auf der nicht nur sehr detailliert und aktualisiert über diese sinnlose Grausamkeit an Jugendlichen informiert wird, sondern auch kostenlose Rechtsbeistände für diese sowie für ImmigrantInnen angeboten werden, wird betrieben von dem 1957 in Córdoba, Spanien, geborenen Journalisten und Spezialisten für Strafvollzug, Alberto M. Almansa. Er war tätig bei RadioCadena Española, Antena3 de Radio, Diario16, Televisión Municipal de Córdoba und Canal Sur Radio. Almansa ist Träger des Menschenrechtspreises des Programms Apulso, der von der Assoziation zur Verteidigung der Menschenrechte/ APDH-A in Córdoba verliehen wird.

ANDALUSISCHER OMBUDSMANN BESTÄTIGT DIE EXISTENZ VON ISOLATIONSZELLEN

Der Tatsache, dass heutzutage Isolationszellen zur Bestrafung Jugendlicher existieren, wird noch immer nicht unbedingt von allen Seiten Glauben geschenkt. Deshalb zitieren MenschenrechtlerInnen direkt den andalusischen Ombudsmann, "der als eine Quelle angesehen werden muss, die kaum der Radikalität verdächtigt werden kann"... Der "Bericht über die Zentren für Jugendliche mit Verhaltensstörungen" stammt vom November 2007 (ist also noch nicht einmal ein Jahr alt) und muss als insgesamt gültig angesehen werden.

"In den geschlossenen Zentren von Madrid (mit Ausnahme von La Jarosa der Fundación O´Belén (das nach unserer Anklagekampagne geschlossen wurde) sind die Bedingungen nicht ganz so extrem. Aber, auch wenn die Isolation in Zentren wie Los Robles oder Teresa de Calcuta etwas weniger grausam ist, existiert dennoch eine Form von Folter.

AUSZÜGE AUS DEM BERICHT
Der ganze Text (in Spanisch) ist einzusehen unter:  http://www.defensorand.es/informes_y_publicaciones/informes_estudios_y_resoluciones/informes_especiales/informe_0018/informe_0018.html

(...) Unter den in diesen Zentren am häufigsten angewandten Strafen oder Sanktionen befindet sich die sogenannte "Separation von der Gruppe" oder "die Zeit ausserhalb"

(...) Die Sanktion der "Separation von der Gruppe" bedeutet für den/die Jugendlichen/che eine bestimmte Zeit lang an einem speziellen Ort eingesperrt zu sein (...) Bei allen drei der besuchten Fällen waren die Charakteristika kleine Kammern, in denen es dem Jugendlichen aufgrund der räumlichen Eingeschränktheit unmöglch war, ausgestreckt zu liegen oder mehr als zwei Schritte in jede Richtung zu gehen. Diese Kammern lagen sich im Aussenbereich des Zentrums oder in Innenhöfen deselben und die Jugendlichen waren darin den Unbilden des Wetters ausgesetzt

(...) Ein durch eine Eisentür verschlossener Raum aus Stahl mit einem kleinen, vergitterten Fenster, durch welches das Licht hereinkam und ganz offentichtlich auch Hitze und Kälte.
In diesen Raum werden Jugendliche, die in schwerwiegender Weise gegen die Regeln des Zusammenlebens verstossen (haben), für einen Zeitraum von ein paar Stunden bis mehrere Tage lang eingesperrt. Einige der von uns während der Inspektion befragten Minderjährigen berichteten, dass ihnen Fälle bekannt waren, bei denen Jugendliche zur Strafe länger als 7 Tage in diesen Räumen eingepfercht waren. Die Verantwortlichen des Zentrums bestritten die Glaubwürdigkeit dieser Information und behaupteten, das die Sanktionen niemlas so lange dauern würden. Während der/die Jugendliche die Sanktion "Seperation von der Gruppe" ableistet, kann er/sie die Zelle nicht verlassen, ausser um seine Notdurft zu verrichten, um zu essen oder zum Schlafen. Am nächsten Morgen muss er/sie wieder in die Zelle zurück. Die Ernährung ist - laut den Angaben derselben Jugendlichen - spärlicher als gewöhnlich, da die Zwischenmahlzeiten am Vormittag und Spätnachmittag entfallen. Diese Reduzierung wird seitens der Direktion mit dem geringeren Energiebedarf des/der Jugendlichen aufgrund des Eingesperrtseins begründet.

(...) Die Wände der fragwürdigen Räumlichkeit waren aus glattem Stahlbeton, ohne irgendeine Form von Polsterung oder Verkleidung zum Verhindern von Schädigungen durch selbstverletzende Handlungen der eingesperrten Minderjährigen in Phasen unkontrollierter Aggressivität.
Wir haben bei allen Zusammenkünften mit den Verantwortlichen unmissverständlich unser absolutes Nichteinverstandensein mit dieser Form von Sanktionen zum Ausdruck gebracht und erklärt, dass diese Räume unserer Auffassung nach verschwinden müssen.
Im Hinblick auf die übrigen Räume des Zentrums gab es keine Unterschiedlichkeiten zu irgendeinem anderen Verwahrungszentrum da die Esxistenz von speziellen Räumen für Zusammenkünfte und Gruppentherapie sowie das Vorhandensein von Schul,-und Ausbildungs; -Arbeits,- und Unterhaltungsräumen dem allgemeinen Standart entspricht.
 http://www.centrosdemenores.com/2008/05/el-defensor-del-pueblo-andaluz-reconoce.html

Geschlossene und halboffene Minderjährigenzentren
Andalusien:  http://www.centrosdemenores.com/2008/05/centros-de-menores-cerrados-y-semi.html
Madrid:  http://www.centrosdemenores.com/2008/05/centros-cerrados-y-semi-abiertos-en.html
Murcia:  http://www.centrosdemenores.com/2007/03/centros-cerrados-y-semi-abiertos-en.html
Castilla-León und Aragón  http://www.centrosdemenores.com/2007/07/centros-de-menores-de-castilla-len-y.html

Firmen, die von den Misshandlungen von Jugendlichen verdienen:
Fundación O´Belen:  http://www.obelen.es/
GINSO:  http://www.ginso.org/
(betreibt die Zentren Marchenilla in Algecira; Cádiz und Tierras de Oria, Almería)
Diagrama:  http://www.fundaciondiagrama.es/
(betreibt die Zentren Azahara, Córdoba; Los Alcores, Carmona (Sevilla) und Las Lagunillas, Jaén)
Fundación Siglo: XXI  http://www.respuestasocial.org/
Centro Trama:  http://www.trama.org/
Fundación Grupo Norte:  http://www.gruponorte.es/
Adis Meridianos:  http://www.meridianos.org/
(betreibt die Zentren Sierra Morena, Córdoba und el Molino, Almería)

POESIE
von Angel. Centro Las Lagunillas (Jaén), 05. Oktober 07

Es bringt dir nichts, du
entwickelst keinen Mut.
Du bist hinter Gittern
Später bereust du und die Zeit
ist verloren und deine Leute
leiden.
Dieses Gedicht hat die Botschaft,
dass Reintegration nicht der
Mühe wert ist.
Alles was du siehst, sind Mauern
aus Beton
die deine Seele einnehmen
und dein Herz ist ein
Gefangener

LINKS:

MISSHANDLUNGEN AN JUNGENDLICHEN
"ZENTREN "FÜR" MINDERJÄHRIGE WERDEN ZU GEFÄNGNISSEN
 http://de.indymedia.org/2006/10/159507.shtml

Spanien: Folterbericht 2007:
Folter in Spanien
 http://de.indymedia.org/2008/07/222381.shtml

Aktuelle Stellungnahme von Amnesty International zur Folter im Staat Spanien:
"Salz in der Wunde“: www.amnesty.de/länder;
Originalbericht:  http://web.amnesty.org/library/Index/ENGEUR410062007?open&of=ENG-ESP;
Feature:  http://web.amnesty.org/pages/esp-141107-feature-eng

Dass die Junta Andalusiens nicht gerade zartbesaitet ist, zeigt auch ihr Umgang mit den Rechten
der ImmigrantInnen, denen die Provinz die lukrative Ernte ihrer (Exportware) Oliven verdankt:  http://de.indymedia.org/2008/05/218554.shtml
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