Fürth: antirassistische Fahrraddemo

autonomer Fahrradfahrer 19.07.2008 20:51 Themen: Antirassismus
+++Ca. 100 Menschen nahmen an einer antirassistischen Fahrraddemo durch Fürth teil+++
Am heutigen Samstag fand in Fürth eine antirassistische Fahrraddemo zur „Ausländerbehörde“ und zum „Ausreisezentrum“ in Fürth statt.
Seit September 2002 existieren in der Fürther Hafenstraße ein Soggenanntes „Ausreisezentrum“ und ein „Asylbewerberheim“.
Bei diesen Einrichtungen handelt es sich um zwei Containerkomplexe in denen Flüchtlinge unter menschenfeindlichen Bedingungen von der bayerischen Regierung festgehalten werden.
Das Abschiebezentrum ist von dem Asylbewerberheim nochmals durch einen Zaun getrennt, Leute dort zu besuchen ist nur möglich wenn man eine Erlaubnis der bayerischen Regierung vorweisen kann.
Während die BewohnerInnen des Asylbewerberheimes noch hoffen können, dass ihr Asylantrag angenommen wird, und sie somit zu den 2% derer gehören, deren Asylantrag nicht abgelehnt wurde, ist diese Hoffnung für die Bewohner und Bewohnerinnen des Abschiebelagers schon erloschen.
Den BewohnerInnen des Ausreisezentrums unterstellen die Behörden ihre Herkunft zu verschleiern,um so einer Abschiebung zu entgehen.
Wöchentliche, stundenlange Verhöre, rassistische Bullenkontrollen und Zimmerdurchsuchungen gehören dort zum Alltag.
Bei den Durchsuchungen wird nach Briefen, Fotos oder anderen Dokumenten gesucht, die einen Hinweis auf das Herkunftsland der Personen geben könnten.
Andererseits sollen die InsassInnen psychisch so niedergemacht werden, damit ihnen klar wird, „dass es für sie in Deutschland keine Perspektive mehr gibt“.
Dies soll durch das Leben hinter Zäunen, Zugangskontrollen, Besuchsverbot und Bewegungsfreiheit erreicht werden.
So dürfen die BewohnerInnen den Landkreis Fürth nicht verlassen, ansonsten droht ein Bußgeld, was natürlich für die Menschen nicht bezahlbar ist.
Der Inhalt der Essenspakete ist oftmals schon abgelaufen und teilweise ungenießbar.
Ein monatliches Taschengeld von 40€ muss reichen, um sich ernähren zu können, da natürlich bei der Essenausgabe z.B. nicht auf Nahrungsmittelallergien o.ä. geachtet wird. Die 40€ sind bei den meisten Flüchtlingen gestrichen mit der Begründung „sie würden nicht kooperieren“.
Die Abschottung dieser „Ausreiseeinrichtungen“ soll die BewohnerInnen dieser Container von der Bevölkerung abgrenzen, um sie somit psychisch zu isolieren.
Die Folgen ähnlicher Projekte waren Suizide und Suizidversuche verzweifelter InsassInnen und Widerstand in- und außerhalb der gefängnisartigen Institutionen. Kein Grund für die bayerische Landesregierung, die Einrichtung solcher „Rückführungszentren“ unter dem Aspekt der Menschenrecht zu überdenken.


Anfang Mai fand wieder eine Razzia im Fürther „Ausreisezentrum“ statt. Beschlagnahmt wurden Kühlschränke und Fernseher, da die Flüchtlinge solche gegenstände nicht besitzen dürfen.
Um auf diese Situation aufmerksam zu machen organisierte die Antifaschistische Linke Fürth [ALF] am heutigen Samstag eine Fahrraddemo zur Fürther „Ausländerbehörde“ (Schwabacher Str. 170) und zum AsylbewerberInnen und Abschiebelager (Hafenstr. 21).
An der Demonstration nahmen sich ca 100 Menschen teil, die mit Parolen, Fahnen, Schildern und Flugblättern die Bevölkerung auf diesen Zustand aufmerksam zu machen.
Begleitet wurden die gut gelaunten RadlerInnen durch ein Großaufgebot der bayerischen Polizei inklusive der Schlägereinheit USK.
An den Zwischenkundgebungen vor der Ausländerbehörde und dem Soazialrathaus wurden Reden gehalten, die die Bevölkerung nochmals auf die Situation der Flüchtlinge aufmerksam machten.
An dem Endkundgebungsplatz vor den 2 Containern in der Hafenstrasse wurde Essen und Trinken verteilt sowie mit einigen Flüchtlingen gesprochen, die sich über die Solidarität sehr erfreuten.
Die Bullen stellten sich vor den Eingang des „Asylbewerberheimes“ und wollten Anfangs niemanden in das Lager lassen. Nach einer Diskussion der Veranstaltungsleitung mit der Einsatzleitung der Bullen wurde beschlossen, dass maximal 2 personen das Asylbewerberheim betreten durften um so die InsassInnen auf die Kundgebung vor dem Lager aufmerksam zu machen, weil es dort eben auch kostenloses Essen gab.
Vor den 2 Containern wurden dann nochmals Redebeiträge vorgetragen und Musik gespielt um auf die Kundgebung aufmerksam zu machen.
Nach ca einer Stunde radelten die DemoteilnehmerInnen wieder in Richtung Stadt, in der dann auch die Demonstration für beendet erklärt wurde.

Insgesamt eine erfolgreiche, gut gelaunte und recht laute Demonstration.

Am Abend werden dann noch ab 20 Uhr im Fürther Gewerkschaftshaus Filme gezeigt, und danach gibt es ab 22 Uhr eine Chillout Party im Nürnberger GSN Turm die von der SDAJ und der [ALF] organisiert wird.



Kontakt zur [ALF]:

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Ergänzungen

Polizei

muss 22.07.2008 - 05:05
weg!

Nach Aussagen einiger DemonstrationsteilnehmerInnen hat der Einsatzleiter der Bullen die InsassInnen des AbschiebeLagers auch "Aidskranke" "abgestempelt" und sich rassistisch zu den "BewohnerInnen" geäußert.

ACAB!

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