Interview zu "Feel the Difference!"

joi 18.07.2008 19:33 Themen: Antifa Antirassismus
Interview mit zwei AktivistInnen des Antifa AK Kölns,die vom 5.-7. September 2008 in Köln die Antifa-Konferenz "Feel the Difference!" mitorganisieren.

F: Könnt ihr mal kurz erläutern, was bei eurer Antifa-Konferenz eigentlich debattiert werden soll?

A1: Es geht um die Themen: „Rechtspopulismus, Islam und Islamismus“. Welche Bedeutung hat der Rechtspopulismus, wie tritt er in Erscheinung und wie kann er eingeordnet werden? Beim Thema Islam geht es um antimuslimische Ressentiments und Begriffe wie „Islamkritik“ oder „Islamophobie“, sowie um eine generelle Religionskritik im Allgemeinen und eine Islam-Kritik im Besonderen.

F: Warum macht ihr gerade jetzt diese Konferenz? Und was versprecht ihr euch davon?

A2: Anlass ist für uns der so genannte „Anti-Islam-Kongress“, den „pro Köln“ im September veranstaltet, gewesen. Der „Anti-Islam-Kongress“ wird ein Kristallisationspunkt für die rassistische Mobilisierung der rechtspopulistischen Parteien „pro Köln“, FPÖ und Vlaams Belang werden. Sie werden versuchen, an die weit verbreiteten Ressentiments gegen Muslime und den Islam in Teilen der Gesellschaft anzuknüpfen und sich als die eigentlichen Vertreter des „Volkswillens” aufzuschwingen und versuchen ihr anti-islamisches Projekt europaweit voranzutreiben.

A1: Wir standen und stehen also vor einer Großmobilisierung gegen den „Anti-Islam-Kongress“. Zunächst haben wir uns erstmal gefragt, wie die radikale Linke überhaupt zu den ganzen Fragen, die uns so bewegen, steht. Da fällt es einerseits auf, dass das Themenspektrum „Islam“ bzw. „antimuslimischer Rassismus“ in der linken Szene bisher anscheinend wenig Eingang gefunden hat. Die Auseinandersetzung mit dem Rassismus von Rechts, der in Form von „Protest gegen Moscheebau“ und einer scheinbaren Kritik des Islams bzw. seiner „anti-emanzipatorischen Normen“, wie das Kopftuch oder die „Stellung der Frau“, zu Tage tritt, wird von vielen Antifa-Gruppen gemieden. Gründe dafür sind wahrscheinlich oftmals die Scheu, einerseits sich inhaltlich mit dem aus dem bürgerlichen sowie rechten Spektrum kommenden Rassismus auseinander zu setzen, andererseits aber auch ein falsch verstandener Antirassismus, der statt einer Kritik an reaktionären Ideologien sowie generell an Religion, lieber schweigt. Ebenso spielen kulturrelativistische Haltungen à la „die Unterdrückung der Frau ist in dieser Kultur eben Tradition und da dürfen wir uns als westliche Gesellschaft nicht einmischen“ eine große Rolle.

F: Kann ja alles stimmen, aber ist es für euch als Antifa-Gruppe nicht ein „großes Glück“, dass aus ganz Europa lauter „Nazi-Parteien“ kommen? Einfacher kann man/frau es in der Gegenmobilisierung kaum haben, oder?

A2: Tja, dass sehen wir aber eher als Problem. Diesen bürgerlichen „Anti-Nazi-Reflex“ wollen wir eben nicht bedienen, da wir es für analytisch falsch halten, bei „pro Köln“, FPÖ, etc von „Nazis“ zu sprechen, also so zu tun, als ob diese Gruppierungen, die bürgerliche Ordnung in einer „Volksgemeinschaft“ à la NSDAP aufheben wollen würden.

A1: Die Beschäftigung mit den von „pro Köln“ geladenen Gästen wie FPÖ, Vlaams Belang oder Front National macht eher deutlich, dass das Thema „Rechtspopulismus“ mittlerweile ein allgemeines Problem darstellt, mit dem es sich, da es teilweise gegensätzlich zum typischen „Neonazi“ steht, zu befassen gilt. Da geht es dann um die Stellung von Rechtspopulismus zu Neoliberalismus und die Frage, ob dieser nicht eine adäquate Erscheinungsform der spätbürgerlichen Gesellschaft darstellt. Um auf die Frage, was wir uns von einer Antifa-Konferenz versprechen, zurück zu kommen: Die Konferenz soll für die angesprochenen Themen sensibilisieren, ebenso erhoffen wir uns, neue Umgehensweisen und Kritiken zu entwickeln, diesen Entwicklungen etwas entgegen zu setzen und nicht mit der linksradikalen Kritik irgendwo zwischen dem gesellschaftlichen rassistischen Konsens und dem „Verständnis für das Andere“ auf der Strecke zu bleiben. Gerade beim Thema „Islamismus“ ist es wichtig, Position zu beziehen und damit nicht bei den Erklärungsansätzen der bürgerlichen Linken zu landen.

F: Findet eine inhaltliche Auseinandersetzung auch im relativ breiten Spektrum, welches zu den Gegenaktivitäten aufruft, statt oder beschränkt man sich dort eher auf den Abwehrreflex gegen Rechts?

A2: Wie zu erwarten war, ist besagter Reflex bei vielen der Gruppierungen, die zu Gegenaktivitäten aufrufen, Ausgangspunkt. Viele Gruppen und Menschen nehmen das „Event“ leider nur wegen seiner Medienpopularität in ihr Programm und setzen sich damit nur oberflächlich auseinander. Es wird oft auf ein „blindes hinmobilisieren“ der Menschen hin zu irgendwelchen Aktivitäten gesetzt.Gerade deshalb war es uns wichtig, vor dem „Anti-Islam-Kongress“ und den damit einhergehenden Protesten wie Massenblockaden und DGB-Würstchen-Grillen, einen inhaltlichen Schwerpunkt zu setzen. Wir rufen auch zu Protesten am 19. und 20. September auf – das kann unserer Meinung nach aber nicht alles sein. Die Auseinandersetzung mit den oben genannten Themen drei Wochen vor dem RassistInnenspektakel ist uns ebenso wichtig.

F: Sollte die Antifa-Bewegung nicht lieber darüber debattieren, ob das Konzept Antifa nicht mal ad acta gelegt werden sollte? A1: Nö. Das Konzept Antifa, also klassische Antifa-Politik (Aufklären, Outen, etc) ist immer relevant, dort wo faschistische Inhalte, Strukturen und Vorgehensweisen auftauchen. Darüber hinaus sehen wir keinerlei Grund, warum Antifa-Gruppen sich nicht auch zu anderen Themen äußern oder ein kommunistisches Selbstverständnis haben sollen und dem folgend in gesellschaftliche Konflikte intervenieren.

A2: Gerade bei Themen wie der vermeintlichen Islamkritik von Rechts ist es wichtig, sich mit den weit verbreiteten antimuslimischen Ressentiments zu befassen und die Hintergründe, wie der rassistische Konsens sich bildet, zu analysieren. Dabei sollte die Antifa-Bewegung sich nicht durch die Kompliziertheit der Fragen erschrecken und durch destruktive Szenengespräche aufhalten lassen, sondern versuchen universelle antirassistische Positionen zu beziehen, die sowohl den reaktionären Ideologien in migrantischen Communitys Rechnung tragen, als auch den kulturalistischen Ressentiments gegenüber Muslimen in der radikalen Linken entgegen wirken.

F: Wie ist die Resonanz auf eure Konferenz bisher?

A2: Bis jetzt haben viele Gruppen sich positiv auf das Stattfinden der Konferenz bezogen. Wichtig scheint es Vielen, dass im Vorfeld eines so wichtigen „Events“, wie dem „Anti-Islam-Kongress“, überhaupt eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der Thematik stattfindet. Natürlich gab es auch schon aus allen Richtungen (Antid, Antiimp) Kritik an unserer Positionierung zu dem „Anti-Islam-Kongress“ (siehe Aufruf Antifa AK) sowie zu den von uns eingeladenen ReferentInnen. Wir warten aber auch noch gespannt auf weitere Kritiken, schließlich ist das Konferenzprogramm auch erst seit ein paar Tagen öffentlich. Wir werden uns auf jeden Fall die Kritik, die uns erreicht, vornehmen und bei Zeit und Rat dazu Stellung beziehen.

F: Erwartet Ihr also auch Kritik bei eurer Antifa-Konferenz?

A2: Ohja. Bei einer Konferenz mit solchen Themen melden sich immer Menschen oder Gruppen, die mit dem einen oder der anderen ReferentIn nicht zufrieden sind. Es werden gewiss sehr unterschiedliche Positionen bei der Konferenz zu gegen sein, die die verschiedenen Ansichten innerhalb der Linken aufzeigen und somit hoffentlich auch die Debatten ein wenig erhitzen. Wir erhoffen uns dabei natürlich auch konstruktive Kritik, die uns bei den Diskussionen vielleicht ein wenig voranbringt.

F: Also nur Diskussion um der Diskussion willen? Oder verfolgt ihr ein Ziel bzw. irgendein Ergebnis der Konferenz?

A1: Wir werden keine Abschluss-Resolution oder ähnliches vorlegen, darum geht es uns nicht. Es geht uns darum, die Positionen darzustellen und diese gegenüber zu stellen, so dass die TeilnehmerInnen die Möglichkeit bekommen, selbst in Debatten, die sonst nur in linken Publikationen stattfinden einzugreifen oder vielleicht sich zunächst überhaupt selbst eine Meinung zum Ganzen zu bilden.

F: Was wird bei eurer Konferenz außer Frontalvorträgen von jeder Menge schlauer Leute noch so geboten? Bzw. gibt es die Möglichkeit, eigene Erfahrungen in Workshops etc einzubringen oder ist alles frontal?

A2: Unser Konzept besteht nicht darin, den Leuten Frontalvorträge vorzusetzen und gut ist. Wie bereits gesagt geht es um eine inhaltliche Auseinandersetzung, wo sich natürlich jede/r einbringen und eigene Positionen zur Debatte stehen soll(en). So wird es Informationsvorträge, Workshops, Podiumsdiskussionen und eine gemütliche Atmosphäre mit gemeinsam essen und Bier trinken geben – Raum für Diskussion ist also auf jeden Fall da und erwünscht.

F: Jetzt mal eine ganz praktische Frage: Was kostet der Spaß, wie komme ich dahin, was muss ich mitbringen und gibt es Pennplätze?

A1: Kosten tut es für das ganze Wochenende 10 Euro. Wobei, wenn jemand nicht das Geld hat, mensch sich beim Infopoint melden kann und eine Lösung gefunden wird. Keine/r wird wegen so einem Scheiß wie Geld draußen bleiben müssen! Die Anfahrtsbeschreibung findet ihr auf unserer Mobilisierungs-Homepage www.no-racism.mobi Was mitzubringen ist, sagt euch eure Mutti, aber eine Isomatte und Schlafsack wären vielleicht nicht verkehrt. Auch Pennplätze wird es in ausreichender Zahl geben.

F: Und was macht ihr eigentlich am Wochenende des 19.-21. Septembers?

A2: Der Antifa AK organisiert mit Hilfe von unterstützenden Gruppen am Freitag den 19. September unter dem Motto: „Fight the Game! Rassismus, Islamismus, Nationalismus und Kapitalismus bekämpfen!" eine antifaschistische Demonstration. Dabei soll eine Kritik an Rassismus, Rechtspopulismus und Islamismus vermittelt werden; die Entwicklung des Rechtspopulismus thematisiert und in den Kontext der europäischen Politik gesetzt werden. Daneben soll der reaktionäre Charakter des Islamismus als politische und soziale Bewegung hervorgehoben werden. Die Demonstration soll in unmittelbarer Nähe zum Veranstaltungsort des „Anti-Islam-Kongresses" stattfinden. (mehr Infos unter www.no-racism.mobi)

A1: Für den 20. September rufen wir dazu auf, sich an den Massenblockaden plus X rund um den „Anti-Islam-Kongress“ zu beteiligen. Dazu findet ihr bald weitere Infos unter: www.hingesetzt.mobi. Und am 21. September werden wir uns mit allen, die aus der Gesa (Gefangenensammelstelle) kommen, heillos betrinken.

F: Danke.

A2: Bitte!

Als Ergänzung hier noch das Pogramm der Konferenz: "Feel the Difference!"

Freitag, 5. September



16-17 Uhr Ankommen, Pennplätze, usw.

17 Uhr Vortrag zum Aufruf (Antifa AK)

19 Uhr Vortrag zum Aufruf (...ums Ganze!)

20:30 Uhr Front National (Bernard Schmid)

21:30 Uhr Film: Die Populisten Maschine



Samstag, 6. September

9:00-11:00Frühstück, usw.

11:00-12:30Rechtspopulismus in Europa: 12:30-14:00Workshops zu Moscheebaudebatten in der BRD:
  • Berlin-Heinersdorf (Heinersdorf-Bündnis)
  • Frankfurt a. Main (antifa f angefragt)
  • Köln (antifa ak)
14:30-16:30Podium: Rechtspopulismus und spätbürgerliche Gesellschaft

Karin Priester

Freerk Huisken

16:30-18:00Workshops zu antimuslimischer Rassismus:
  • Gruppe Soziale Kämpfe
  • Georg Klauder
  • Birgitt Rommelspacher
  • Antirassistische Perspektiven - (Kanak Attak angefragt)
18:30-19:45Podiumsdiskussion: Vom „Fest der Völker" zur „Antiislamkonferenz" - internationale Kooperation der extremen Rechten und Gegegnaktivitäten

20:00Podiumsdiskussion : What`s the climate?mit North East Antifa, Umsganze Bündnis und weiteren

23:00 Techno, Wodka, Antifa - Party



Sonntag, 7. September

9:00-11:00Frühstück, usw.

11:30-13:00Workshops zu Kritik des Islamismus und Kulturalismus: 13:30-15:00Workshops zu Religionskritik vs. Rassismus:
  • Angriff des Religösen- Hartmut Krauss
  • Islamismus und Integration -phase zwei Leipzig
  • Feindbildpflege - Das Thema Islam in der Öffentlichkeit (Steffen)
  • Film: Hamburger Lektionen
16:00-19:00Podium: Islamophobie? Islamkritik im Kreuzfeuer

Klaus Blees (Aktion 3. Welt saar)

Bernard Schmid (freier Autor und Publizist, Jungle world)

Ernst Lohhoff (Krisis)

Alex Feuerherdt (freier Autor und Publizist)
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Ergänzungen

Kritik zur Konferenz & Personalie Hartmut K.

Jay 18.07.2008 - 21:30
Eine erste Kritik an der Antifa-Konferenz “Feel the Difference!” bzw. an der Auswahl einzelner ReferentInnen findet sich bei:  http://wendy.blogsport.de

antideutscher mainstream

moshe zuckermann leser 18.07.2008 - 23:58
wer von "islamismus" (ein fieses wort) und islamkritik spricht, soll u.a. von protestantischem kapitalismus und seiner bombenteppich-kulurrevolution nicht schweigen.

dass auf dieser veranstaltung faschistische moslems in die nähe von nazis gerückt werden sollen, ist ein geschichtsrevisionistischer gipfel. natürlich gibt es antisemitische strömungen unter faschistoiden muslimen. diese sind allerdings politisch und religiös motiviert, jedoch nicht rassistisch.

"der antisemitismus ist keine deutsche erfindung, aber auschwitz ist eine deutsche erfindung" (ignatz bubis)

aber hauptsache über muslime lästern und den klassenkampf dabei in die tonne treten...

kritische anti-deutsche-konferenz?

ich ... 19.07.2008 - 18:10
... befuerchte, es gibt gar keine kritische auseinandersetzung ueber rechtspopulisten und islamismus. der rechtspopulismus wird nach dem programm freitag und samstag abgehandelt und der islamismus am sonntag mit diesem ueberhangworkshop von dem krisismenschen. am sonntag darf dann hauptsaechlich die antideutsche position eroertert werden und wie sie islamismus und rechtspopulismus sehen. die ausnahmen sind die workshops von den beiden krisismenschen. der eine wird wahrscheinlich so ein elitentheorievortrag ala gramsci/mosca und verwirft damit die idee des kampfes der kulturen. der andere erklaert den islamismus als krisenbewaeltigungsform erklaert.

wenn ich sehr zynisch waere, wuerde ich sagen, dass krisis den islamismus erklaeren darf und anschliessend die antideutschen ihre wahrnehmung vortragen. nicht umsonst werden die antideutschen vortraege unter dem titel rassismus vs. religionskritik gelabelt. wahrscheinlich ueben sie religionskritik und die zuhoerer ueben rassismuskritik.
ganz zum ende darf ihnen lohhoff die wertkritik beibringen, worauf sich die theoretisch beziehen um die deutsche form des kapitalismus abzulehnen.

aber ehrlich verwundert mich die krisis-dominanz. gibt es sonst niemanden in der linken, der sich fachlich sauber mit islamismus auseinander setzt? das macht doch krisis auch nicht. oder soll uns wertkritik als modell verkauft werden um soziale bewegungen erklaeren und verstehen zu koennen?
als ein fortschritt hin zu mehr kritischer auseinandersetzung waere das grundsaetzlich zu begruessen, aber doch bitte nicht die wertkritik. die sollen erst mal ihre wertsubstanz bestimmen.



an alle, die den kongress boykottieren moechten.
geht hin, uebt kritik. denn ich verstehe es so, dass es so auch gedacht ist.

Integrationsdebatten, Veranstaltung

MAD Köln 24.07.2008 - 22:50
Integrationsdebatten - zwischen Einheit und Differenz
Veranstaltung | 18.08.2008 | 19h | Probebühne/Unikum

Wann immer es hierzulande um Einwanderung und Einbürgerung geht, nicht nur im Vorfeld des "Anti-Islam-Kongress" der Rechtspopulisten von Pro Köln, ist viel die Rede von "Leitkultur" und "Wertekonsens" zum einen, von "Toleranz" und "Multikulti" zum anderen. Nahezu alle sind sich jedoch in einem Punkt einig: Nichtdeutsche, die in Deutschland leben wollen, müssen sich integrieren.

Doch zum einen ist völlig unklar, was darunter eigentlich zu verstehen ist: Die Teilnahme an der schwäbischen Kehrwoche oder dem rheinischen Karneval? Das Pflegen vermeintlich angestammter und möglichst exotischer Folklore und Rituale? Oder das Bestehen eines Tests, an dem vermutlich die meisten autochthonen Deutschen scheitern würden? Zum anderen werden wesentliche Fragen selten bis nie gestellt: Wie ist die postnazistische deutsche Gesellschaft verfasst, in die sich die Migrantinnen und Migranten da integrieren sollen? Wie steht es um die Integrationsbereitschaft der eingeborenen Deutschen? Und wie ist es um die Fähigkeit Autochthoner wie Allochthoner bestellt, sich und andere als Individuen zu begreifen und nicht bloß als Angehörige von Kollektiven? Diesen Fragen wird Alex Feuerherdt in seinem Vortrag nachgehen.

Sebastian Voigt widmet sich im Anschluss daran den USA. Diese sind bis heute eine terra incognita im europäischen Bewusstsein und der Hass auf die Moderne ist meist mit einem starken Antiamerikanismus verbunden. Doch für Millionen Einwanderer war Amerika oft der einzige Fluchtpunkt vor politischer Verfolgung und sozialem Elend. Aufgrund der bis heute anhaltenden Einwanderung haben sich spezifische politische Strukturen herausgebildet, die es als Nationalstaat von europäischen unterscheiden. Hierzu gehört auch ein inklusives Verständnis der Staatsbürgerschaft, das immer wieder neu aushandeln muss, was es bedeutet "Amerikaner zu sein".

Amerika hat sich zur bürgerlichen Gesellschaft par excellence entwickelt und es steht paradigmatisch für eines der zentralen Probleme der Moderne: der Dialektik von Einheit und Differenz.

Insbesondere anhand von zwei Einwanderungsgruppen soll dies im Vortrag demonstriert werden: deutschen Revolutionären im 19. Jahrhundert und der jüdischen Einwanderung. Letztere bewegte sich zwischen den beiden Polen Melting Pot (Israel Zangwill) und Cultural Pluralism (Horace Kallen), die für die aktuellen Debatten in Europa über Migration, Integration und Assimilation einen großen Erkenntniswert besitzt.

Zu diskutieren und zu problematisieren ist, inwieweit die Verhältnisse eines klassischen Einwanderungslandes auf Europa und speziell auf Deutschland übertragen werden können. Insbesondere die Privatisierung der Religion, die Verschiebung in den persönlichen Bereich, wie sie in der politischen Struktur der Vereinigten Staaten inkorporiert ist, ist in der Moderne alternativlos. Zugespitzt formuliert lässt sich sagen, dass die Veränderungen, die das Judentum durchgemacht hat, im Islam noch ausstehen. Diese Veränderungen lassen sich paradigmatisch an der Geschichte der jüdischen Einwanderung in die Vereinigten Staaten zeigen.


Alex Feuerherdt, freier Journalist (u.a. Jungle World, Jüdische Allgemeine) aus Bonn

Sebastian Voigt, Historiker aus Leipzig, Autor des Buches "Die Dialektik von Einheit und Differenz. Über Ursprung und Geltung des Pluralismusprinzips in den Vereinigten Staaten von Amerika."

Montag 18.08.08 | 19h | Probebühne der Uni Köln, Universitätsstr. 16a | U9 Universität, U18 Weißhausstraße

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 13 Kommentare

Und vorher zum AntiRa Camp in HH

Fluten 3.0 18.07.2008 - 20:45
Antirassistisches Aktionscamp in Hamburg vom 16. – 24. August 2008

Fluten 3.0!: „Wir fluten den Hamburger Abschiebe-Flughafen...ob adrett im Smoking, touristisch mit Rollköfferchen, laut durch Soundanlage, authentisch mit Flugticket, plakativ mit Transpis, wütend mit Sonnenbrille, bunt als Clowns. einfach ganz-so-wie-du.es.willst...!“

Vom 16. August bis zum 24. August 2008 wollen wir in Hamburg aktionistisch campen. Aktionsschwerpunkte werden FRONTEX, die europäische Grenzschutzagentur, die in militarisierter Form Menschenabwehr betreibt und durch ihre Einsätze im Mittelmeer bekannt ist, der Hamburger Flughafen, seine Sammelabschiebungen und die Ausländerbehörde mit ihrer menschenverachtenden Politik sein.

Wir fluten den Flughafen!
Wir gehen zur Ausländerbehörde und geben den Tätern Gesichter!
Wir fahren nach Lübeck zur FRONTEX- Ausbildungsstätte!

Und wir wollen diskutieren, uns vernetzen, internationale ExpertInnen einladen.

und, und, und....sky's not even the limit.


Weitere Infos auf:  http://www.klimacamp08.net/
und  http://camp08.antira.info/index.html





dumm trifft dumm:-))

Brmen 18.07.2008 - 22:12
10.00 Uhr
Islamischer Antisemitismus und der Hass auf Israel
Vortrag von Stephan Grigat

10.45 Uhr
„ Islamophobie“: Strategien einer reaktionären Islamverteidigung
Vortrag von Klaus Blees

11.30 Uhr
Diskussion über die vorangegangenen Vorträge
Moderation: Alexander Feuerherdt

12.15 Uhr
Mittagspause

13.00 Uhr
„ Aufklären statt verschleiern!“ - Perspektiven für eine zukünftige islam(ismus)kritische Praxis
Podiumsdiskussion mit Mina Ahadi, Ralph Giordano, Hartmut Krauss
Moderation: Gunnar Schedel

 http://www.kritische-islamkonferenz.de/index08.htm

Für Freiheit und Emazipation! Fight Islamismus!

etwas zum nachdenken

Pauli 18.07.2008 - 22:23
Islamismus oder Aufklärung

 http://www.a3wsaar.de/islamismus/

Aufklärung und Kulturkritik

 http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=11227

Kritische Islamkonferenz 2008

 http://www.kritische-islamkonferenz.de/index08.htm

"Der politische Islam knüpft an die Nazis an"

 http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,450090,00.html

jetzt komme ich gerne

öh 19.07.2008 - 01:08
nachdem ich die beiträge von " dumm bleibtr dumm" ( komischer name) und so gesehen habe komme ich gerne vorbei. finde ich gut, das teile der "linken" sich ernst nehmen, und nicht alle ausländischen mitbürger, die einer religion hinterher laufen als irre abqualifizieren. hab nämlich auch kollegen, die religös sind, und den islam anhängen, aber die sind sowas von gar keine faschos! ( oder herrenmenschen!, aber vermutlich verstehen die antideutschen das nicht mal mehr, wenn sie sich wie deutsche herren aufführen....)

Georg Klauda referiert

Viva Colonia 19.07.2008 - 01:34
dann gibt es ja wenigstens Kulturrelativismus und Positivrassismus at it's best. Dazu noch die Kinderantifas von NEA und umsganze. Dann weiß mensch wenigstens wo mensch nicht sein wird.
Mal im Ernst: Ihr hättet nicht jeden einladen müssen, der laut "hier, ich, ich, hier, ich..." geschrien hat.

naja

muss nicht alles sein 19.07.2008 - 03:09
wieso da die NEA eingeladen ist, die mal sowas von unterirdisch ist wird wohl ein rätsel bleiben.

ignatz bubis?

egal 19.07.2008 - 05:55
du meinst doch wohl nicht den immobilienhai ignatz bubis oder? den oberkapitalisten, von dem sich nach seinem tod herausstellte, dass sein ganzes imperium auf betrügereien und heisser luft basierte und dessen hinterlassenschaften daher zwangsverramscht wurde? herzlichen glückwunsch zu so einem vorbild. aber haupsache, du hast irgendeinen alibijuden, den du als requisite für deine antideutsche selbstinszenierung benutzen kannst, um die als einer von den guten zu fühlen, nicht wahr? wo wir gerade bei positivrassismus waren...

Beitrag

Antifa Berlin 19.07.2008 - 12:19
Erstmal zur NEA: Die sind ne verdammt coole Truppe, die die autonome Linke in Berlin wenigstens nicht total auseinander fallen lässt. Die schließen die Brücke von Antifa zur Hausi-Szene, was momentan extrem wichtig ist und auch so habend die's vergleichsweise echt drauf (siehe so Sachen wie 8. März-Demo).
Dann zu "Antifa-Kinder von NEA und Umsganze": Vom Alter her sind die auch nicht jünger als der Durchschnitt der autonomen Antifas in Doofland. Ausnahme ist hierbei vielleicht die (mittlerweile sozialdemokratische) ALB.

Ich hoffe, dass bei der Konferenz sowohl "antideutsche" als auch "antiimperialistische" Leute/Redner anwesend sein werden und mensch konstruktiv politische diskutieren kann. Ich werd auf jedenfall dabei sein.

Und danach:
RassistInnen-Kongress zum Desaster machen!

HARTMUT KRAUSS AUSLADEN!

Antifa 19.07.2008 - 12:36
Ich glaub, ich hab mich verlesen?! Der Krauss auf einer Antifa-Konferenz?!
Wer von "dem islamischen Kulturkreis" auf der einen und "der kulturellen Moderne" (sog. "westliche Kultur") auf der anderen Seite redet, hat nichts auf einem antirassistischen Kongress zu suchen. Außerdem warnt Herr Krauss vor der "allmählichen Islamisierung Europas", und gleicht dabei den Rednern des Anti-Islam-Kongresses bzw. erinnert er stark an die in den 90ern von der deutschen extremen Rechten gefahrenen Überfremdungskampagnen.

Solange Hartmut Krauss nicht von der "Feel the Difference"-Konferenz ausgeladen wird, sehe ich mich nicht in der Lage an dem Kongress teilzunehmen. Und ich rate auch allen anderen Antifas Herrn Krauss und die Konferenz, auf der er referiert zu boykottieren.

Hier mal ein Text von Hernn Krauss:  http://glasnost.de/autoren/krauss/99.html

antifacamp 2008

antifas aus nrw 19.07.2008 - 14:53
Auch in diesem Jahr findet vom 06.-10. August das Antifaschistische Jugendcamp statt, diesmal nicht in Oberhausen, sondern im AZ Muelheim.

Antifaschismus heiszt fuer uns nicht nur, gegen Nazis zu sein, sondern auch, die herrschenden Verhaeltnisse, die aus sich heraus immer wieder faschistische Tendenzen hervorbringen, radikal zu kritisieren. Die Weltrevolution scheint erst mal nicht auf der Tagesordnung zu stehen, obwohl eine befreite Gesellschaft dringend notwendig waere, um allen Menschen eine menschenwuerdige Existenz zu ermoeglichen.
Trotzdem - oder gerade deswegen! - moechten wir auf dem Camp zusammen mit allen Interessierten ueber die Kritik von Kapitalismus, Herrschaftsverhaeltnissen und reaktionaeren Ideologien diskutieren. Basics zur antifaschistischen Praxis ergaenzen das Programm.

Fuer vegane Vollpension, Schlafplaetze und ein kulturelles Rahmenprogramm im AZ ist gesorgt. Ihr braucht euch also nur noch den Termin merken, rechtzeitig Schlafsack und Isomatte einpacken und vorbeikommen.

Antifa-Jugendcamp
6.-10.August 08
AZ Muelheim

@antifas aus nrw

wider den antideutschen mainstream 19.07.2008 - 17:20
vegane vollpension?

sog. antideutsche inhalte?

näääää...!


da grille ich mir lieber mit den genossinnen ne bioland-wurst und schiebe mir noch nen arabischen milch-halumi hinterher.

dabei unterhalten wir uns über das leben!

oO

ich auch 19.07.2008 - 23:57
mm "ich" word ..

ich weiß auch net was sich viele hier unter einer konferenz vorstellen aber geht es net genau darum um kritik zu äußern ... bzw um zu diskutieren ?

gegen Antiislamismus und Islamismus?

Peter G. 05.08.2008 - 14:09
Im Wesentlichen wird auf dem Kongress der Beweis angetreten, dass man Rassismus auch politisch korrekt haben kann. Inhaltliche Differenzen zur Antiislamisierungskonferenz sind rein rhetorisch. Man lasse sich nur das Motto der Antifa-Demo "gegen" den PRO-Köln-Kongress auf der Zunge zergehen: "Fight the Game! Rassismus, Islamismus, Nationalismus und Kapitalismus bekämpfen". Warum nicht gleich noch Luftvershcmutzung, Neurodermitis, Atomkraft und Pelzhandel? Aber spaß beiseite, schlimm genug, daß man die mangelnde Fähigkeit zur Fokussierung und zu Kompromissen jetzt mit immer längeren Demo-Slogans bekämpft, man bekämpft eine Antiislamisierungskonferenz, indem man gegen Islamismus demonstriert! Wecl krankes Hirn hat sich diesem Schwachsinn bloß ausgedacht?