Dresden: Nachtrag zum 25.06.2008

indyteam dd 14.07.2008 18:42 Themen: Antifa
Einige Informationen und entstandene Fragen zu den schleppenden Ermittlungen auf Grund der fremdenfeindlichen Übergriffen vom 25.06.2008 in Dresden.
Auch knapp drei Wochen nach den Überfällen auf mehrere Dönerläden und ein Café im alternativen Szeneviertel Dresden-Neustadt hat die Polizei noch keine Erfolge vorzuweisen.
Das ist in sofern erstaunlich, als dass der Täterkreis in der sächsischen Landeshauptstadt mehr als überschaubar ist. Schon seit mehreren Jahren versuchen immer wieder dieselben Nazis vermutete Anti-Rechts Veranstaltungen zu stören bzw. Präsenz zu zeigen, um einen normalen Veranstaltungsverlauf zumindest zu verhindern. Eine Woche vor den geplant ausgeführten überfallartigen Übergriffen am Rande des Europameisterschaftshalbfinales zwischen Deutschland und der Türkei, versuchten mehrere hundert Nazis aus dem In -und Ausland als Reaktion auf das bereits feststehende Verbot eines JN-Treffens mit einer Spontandemonstration in die Neustadt zu kommen, was auf der Hauptstraße nur knapp 300 Meter vor der Neustadt durch die Polizei verhindert werden konnte. Anschließend zogen sie mit "Deutschland den Deutschen, Ausländer Raus!" unter den Augen der den ganzen Tag über planlos agierenden Polizei durch die Dresdner Innenstadt.
Die Aktion eine Woche später lässt sich nur als Reaktion auf das Scheitern eine Woche zuvor sehen. Das und der in letzter Zeit zu beobachtende zunehmende Einfluß von lokalen Nazis auf die Dresdner Fußball(hooligan)szene (Pirna, Bautzen usw.) sollte eigentlich klar machen, in welchem Spektrum die Täter zu suchen sind. So konnten sie sich bereits im Vorfeld in der bereits wiederholt als Treffpunkt funktionierenden Dynamokneipe "Acki's Sportsbar" am Straßburger Platz sammeln. Bezeichnenderweise ist genau diese Kneipe in das zukünftige Alkoholverbotskonzept bei Fußballspielen in Dresden nicht mit eingebunden. Auch sind die maßgeblich an solchen Aktionen beteiligten Personen seit Jahren bekannt und treten immer wieder in unregelmäßigen Abständen in Erscheinung. Zu nennen wären da zum einen der aus der für seine rechte Szene deutschlandweit bekannte Landkreis sächsische Schweiz kommende Toni Beger und zum anderen Sebastian Reiche aus dem Dresdner Stadtteil Reick.
Dass nicht mehr oder nur unzureichend ermittelt wird, passt aber auch in die in Dresden kaum wahrnehmbare öffentliche zivilgesellschaftliche Entrüstung oder Solidarität mit den Opfern der Übergriffe bzw. der fehlenden Bereitschaft in der lokalen Medienlandschaft zumindest die Geschehnisse eine Woche zuvor aufzuarbeiten bzw. überhaupt erst zu thematisieren. In Dresden fehlt im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Städten schlicht und einfach der Druck liberal-bürgerlicher Kreise auf offenkundliches Versagen der Exekutive.
So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass knapp eine Woche nach den schweren Übergriffen in der Neustadt wiederholt Täter aus dem Dynamo-Umfeld rechte Parolen gröhlend von der Polizei unbehelligt in Pieschen randalieren konnten und in einem alternativen Wohnprojekt eine Scheibe einwarfen.
Was zählt ist ein gutes Bild einer sächsischen Landeshauptstadt ohne Naziproblem, dass mit der in Dresden gefahrenen Strategie Nazis einfach zu ignorieren weder Probleme gelöst werden können noch Übergriffe wie den am 25.06.2008 verhindert werden, sollte eigentlich in einem Bundesland in dem die NPD bei den Landtagswahlen 2004 immerhin mehr als neun Prozent der Wählerinnenstimmen für sich vereinen konnte normal sein, ist es aber leider scheinbar nicht.
Deswegen ist es umso wichtiger gezielt antifaschistische Strukturen gerade in den ländlichen Regionen Sachsens zu stärken und helfen diese mit aufzubauen. Nur so lässt sich längerfristig das Naziproblem adäquat zu einem Problem für Nazis verändern. Vielleicht hat sich deren optisches Auftreten in der letzten Zeit geändert, was sich nachwievor nicht geändert hat sind ihre alten in der Mitte der Gesellschaft angekommenen Parolen von Nationalismus, Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit.

Praktische Solidarität statt Volksgemeinschaft!

Nazistrukturen plattmachen!!
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Ergänzungen

Gegen Rechts in Gera

Marco 18.07.2008 - 15:01
Zum angekündigten Aufmarsch von Neonazis in Gera anlässlich des Nazispektakels „Rock für Deutschland“ erklären und Claudia Roth, Bundesvorsitzende, und Astrid Rothe-Beinlich, frauenpolitische Sprecherin und Mitglied im Bundesvorstand von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:

„Wir wollen die Pläne der Neonazis durchkreuzen und in Gera ein starkes Zeichen gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus setzen. Im Vorfeld der Thüringer Landtagswahl versucht die NPD, sich massiv in Stellung zu bringen. Dagegen gilt es aufzustehen und ein buntes Zeichen des gemeinsamen friedlichen Protests gegen die Neonazis zu setzen.

Wir fordern die Geraerinnen und Geraer auf, sich friedlich an den vielfältigen Protesten zu beteiligen. Ebenso sollten sich alle demokratischen Parteien an der angekündigten Gegendemonstration beteiligen, um gemeinsam und geschlossen dem Rechtsextremismus entgegenzutreten. Die Neonazis haben weder im Thüringer Landtag noch sonst irgendwo einen Platz. Den „schwarzen Block“ fordern wir auf, friedlich zu demonstrieren.“

Festnahmen

http://www.pr-inside.com 18.07.2008 - 15:10
Drei Wochen nach den ausländerfeindlichen Attacken gegen türkische Lokale in Dresden hat die Polizei zwei mutmaßliche Täter ermittelt. Die Männer seien festgenommen worden, sagte eine Polizeisprecherin am Freitag. Ihnen werde gefährliche Köperverletzung und Landfriedensbruch vorgeworfen. Mehrere Dutzend Maskierte hatten nach dem Sieg der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen die Türkei im EM-Halbfinale gezielt türkische Lokale angegriffen, verwüstet und mindestens zwei Menschen verletzt. Nach einem Bericht der «Bild»-Zeitung handelt es sich bei den Festgenommenen um zwei 21 und 24 Jahre alte polizeibekannte Hooligans. Gegen den 21-Jährigen sei bereits Haftbefehl erlassen worden. Unter den Hooligans des Dresdner Fußballclubs Dynamo sind nach Einschätzung von Ermittlern vergleichsweise viele mit einer rechtsextremistischen Einstellung. Die Täter hatten die Scheiben mehrerer Dönergeschäfte im Dresdner Stadtteil Neustadt eingeschlagen. In einem Lokal zündeten sie eine türkische Flagge an. Zudem warfen sie Flaschen in die Lokale und zündeten Böller. Die Täter flüchteten vor Eintreffen der Sicherheitskräfte. Die Polizei ging von Anfang an von einer geplanten Tat aus.

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Es nervt!

AfA 15.07.2008 - 14:51
Dieses ständige Rumgeheule. Ihr habt die Namen, ihr habt die Adressen, ihr wisst wo die Bar ist, welche als regionaler Treffpunkt dient. Rockt sie halt mal weg!

na klar

rudoph 15.07.2008 - 16:30
gerade kommentare wie "ackis plattmachen" usw führen dazu dass auch weiterhin in den medien linke gruppen als negativ dargestellt werden ... dummheit obsiegt

blödsinn

dynamo 15.07.2008 - 20:22
das mit der bar ist doch absoluter blödsinn, aber halbwahrheiten werden gerne mal verteilt, vor allem wenn es um dynamo geht. ich geb zu, der sportverein wird teils als plattform der rechten benutzt, aber daraus resultiert noch lange nicht, das alle alle fans gleich dieser meinung sind.

btw. wenn ich wieder lese "ackis plattmachen", ihr regt euch auch auf, wenns einem jugendclub an den kragen geht, nur weil ein paar autonome wieder kreig spielen wollen...

schönen tag noch

Sebastian Reiche ist unschuldig

Thomas 17.07.2008 - 16:10
Er ist unschuldig , er war gar nicht in der Nähe der "türkischen Goumettempel" !!!