Pforzheim: Parade gegen Demogebühren

AK Demogebühren 13.07.2008 15:15 Themen: Repression
In Pforzheim tanzten und demonstrierten gestern über 120 Menschen gegen die sogenannten Demonstrationsgebühren. Bei lauter Musik aus zwei Lautsprecherwagen und kämpferischen Parolen zog die Parade vom Waisenhausplatz durch die Pforzheimer Innenstadt zum Sedansplatz.
Neben Redebeiträgen u.a. von der Roten Hilfe Heidelberg, dem AK Demogebühren, sowie der Pforzheimer Gruppen Resistance und alert|a spielte bei der Abschlusskundgebung noch die Pforzheimer Punkband "Decision of Mephisto". Einige Nazis provozierten kurz am Rande der Parade u.a. Jonathan Stumpf (Heidnischer Sturm Pforzheim).

Was sind Demogebühren?

Seit einigen Jahren erhebt die Stadt Pforzheim als einzige Stadt in Baden-Württemberg gegen AnmelderInnen von Kundgebungen und Demonstrationen Verwaltungsgebühren für das erteilen von Auflagen. Diese Gebühren fangen bei 20,- Euro an und können bis zu 150,- Euro betragen. Durch diese Gebühren entsteht eine Zweiteilung, des im Grundgesetz, Art.8, festgelegten Rechts auf Versammlungsfreiheit, zwischen Personen und Gruppen die finanziell besser gestellt sind und solchen die nicht über die nötigen Mittel verfügen.In einem Gerichtsverfahren 2007 vor dem Karlsruher Verwaltungsgericht rechtfertigte der juristische Vertreter der Stadt Pforzheim die Verwaltungsgebühren mit dem „Verwaltungsaufwand“ der Behörde, schließlich würde ja auch auf die Erteilung einer Baugenemigung eine Gebühr erhoben. Das eine Demonstration im Gegensatz zu einem Hausbau nicht genehmigungspflichtig ist, sondern lediglich anmeldepflichtig wird in der Argumentation der Stadt nicht bedacht.

Bei einer antifaschistischen Demonstration am 23. 02. 2005 gegen den Fackelmarsch der Neonazis in Pforzheim wurden Verwaltungsgebühren in Höhe von 150,- Euro erhoben.Bei einer antifaschistischen Demonstration im Juli 2005, gegen Naziaufmärsche, waren es Verwaltungsgebühren in Höhe von 20,- Euro.Im März 2007, bei einer geschichtlichen Kundgebung bei der ehemaligen Adolf-Hitler- Schule, heutige Nordstadtschule, waren es Gebühren in Höhe von 100,- Euro.

Bei den Klagen(1,2,3,4) gegen die Demogebühren hatten die AnmelderInnen zweier antifaschistischer Veranstaltungen in Pforzheim vor dem Karlsruher Verwaltungsgericht Erfolg.Das Gericht wies die Forderungen der Stadt Pforzheim zurück, die Anmeldung von Demonstrationen mit Gebühren zu belegen. Die Stadt Pforzheim ging jedoch in Revision, eine Entscheidung des Oberverwaltungsgerichtes Mannheim steht noch aus.Auch in Bayern(1,2,3) oder Hessen(1) gab es den Versuch von Behörden „Demogebühren“ zu verlangen. Die obersten Gerichte entschieden jedoch gegen die Gebührenerhebung. Demonstrieren bzw. Versammlungsfreiheit muss weiterhin ein Grundrecht bleiben, dessen Gebrauch nicht von den eigenen finanziellen Möglichkeiten abhängten darf.
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Ergänzungen

Lob & Kritik

ein mensch. 13.07.2008 - 20:21
Ein klein bisschen Kritik...
1.) 120 Menschen - das nenne ich etwas "optimistisch" geschätzt.
2.) Wir hätten ein etwas klareres und bunteres Bild vermitteln können. Zum Beispiel durch eine Auswahl der Musik VOR der Demo (und vielleicht - aber das ist Geschmackssache - durch etwas fröhlichere Musik - schließlich sollte das eine Parade, keine Kampfdemo sein... oder?), und durch eine Koordination der beiden Lautsprecherwagen.
3.) Außerdem waren wir vielleicht etwas zu schnell - wir hätten uns mehr Zeit nehmen können.
genug gemeckert.
Als sehr positiv habe ich die Transparente und vor allem die Redebeiträge erlebt - ich glaube, damit ist wirklich was angekommen!
Und - Dankeschön an die Menschen, die ihre Energie in die Demo und die Gerichtsverfahren investiert haben!
Wünsche viel Kraft für weitere Auseinandersetzungen!
-j

RELob und Kritik

ein Mitkläger 13.07.2008 - 21:50
soweit ich weiß währe eine sehr tanzbare Playlist an Musik vorhanden gewesen aber es gab da wohl technische Probleme. Ja ich denke auch dass vielleicht eine längere Route nicht falsch gewesen wäre.
Leider waren viel zu wenige Leute de aber man kann AK Demogebühren keinen Vorwurf machen da die Mobilisierung schon umfangreich war. Vieleicht sollten sich stattdessen alle mal ein paar Gedanken über solche Themen machen. Wahrscheinlich sind diese im Moment durchaus bedrohlicher für die kritische Freiheit als viele andere Repressalien. Dennoch ist vielen die nächste Party oder das nächste "Campen gegen irgend etwas" wichtiger als sich mit komplexeren Themen zu befassen- auch wenn schon die Präsenz auf Demos dieser Art ein wichtiges Zeichen der Solidarität sind. evtl.: hat das schlechte Wetter auch eine Rolle gespielt.
Der Eindruck einer sehr Interessierten Bürgerschaft vor Ort war für pforzheimer Verhältnisse außergewöhnlich stark... zumindest haben Sie ein fünkchen Solidarität vermittelt.
Wir zumindest Eines: kampflos werden wir die "Gerechtigkeit" nicht den Gerichten des Kapitalismus überlassen sondern tragen sie in die Öffentlichkeit, auf die Straßen!

AK Demogebühren

horst 13.07.2008 - 22:08
Wir entschuldigen uns hiermit für die schlechte Musik. Vor allem wegen der Arbeiterlieder. Die Technik hat gesponnen und wir mussten uns von irgendjemandem einen MP3 Player ausleihen. Danke für eure Beteiligung!

@suchender

mkp 15.07.2008 - 16:58
Fotos und einen ausführlichen Bericht über die letzten Aktivitäten in Pforzheim werden in Kürze zusammen Gestellt und können auf demogebuehren.blogsport.de angeschaut werden. (ca. 1-2 Wochen)

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 3 Kommentare

Bilder?

Suchender 13.07.2008 - 18:20
wurde ja fleißig während der demo geknipst (gefilmt?) gibts schon bilder?

@horst

sal petri 14.07.2008 - 00:26
die arbeiterlieder wurden doch am ehesten mitgesungen. :P
war auf jeden fall ganz lustig.

grüße

asd

asd 14.07.2008 - 01:08
entschuligen solltet ihr euch nicht wegen der arbeiter lieder
sondern eher für den völlig sinn freien techno der in allen variationen
da geboten wurde
echt das war doch nur scheise
Es gibt doch so viel musik mit linkem text die tanzbar und ansprechend(für alle auch pasanten sind)
aus allen bereichen warum kan man den nicht da was ordentliches spielen?
warum mus es textloser techno sein ?
warum nicht musik um unsere aussage zu unterstreichen
Und dann läuft die ganze demo nur rave und am ende brüllen noch en paar punker ins mikro die man nicht verstehet
toll
und was ich noch fragen wollt
Habt ihr angst vor der ersten reihe ?
es ist doch standart das die 1. reihe ortskundige stellen