Rote Flora: Medienrandale

xy 08.07.2008 15:08 Themen: Antirassismus Freiräume Medien Repression
Wer am Wochenende die Medienberichterstattung verfolgt hat durfte staunen. Da war von einem "Deutschen" die "Rede" der einen "Schwarzafrikaner" angegeriffen habe, von einem Pärchen das sich mit Messern und Pfefferspray attackiert habe, gar von Floristen die eine Frau in die Flora entführt hätten. Wenn soviel Unklarheit herrscht, dann ist dies meistens schon ein Ausdruck dafür das etwas schief zu sein scheint und meistens fängt der Ursprung solcher Irritation dann schon im Polzeibericht an. Zumindest boten die verschiedenen Stellungnahmen der Polizei Interpretationsräume an die offensichtlich dankbar aufgegriffen wurden. Es dauerte schon bis Sonntagnachmittag bis man sich dort wirklich einig war wie man den unvermittelten Einsatz gegen die Flora denn nun verkaufen wollte. Die Wahrheit stand da wie so oft mehr im Weg, als das sie hilfreich gewesen wäre und so wurde eben nach und nach passend gemacht, was nicht passte. Solange bis nur noch ein Bösewicht stehen blieb und der heißt wie immer in solchen Fällen, na klar: Rote Flora.
Normale Zustände an einem unnormalen Wochenende

Weshalb im Polizeibericht und in den Medien in rassistischer Manier eigentlich beständig auf die Hautfarbe und Herkunft des vermeintlichen "Schwarzafrikaner"s verwiesen wurde bleibt unklar. Normalerweise kennt man diese Parxis vor allem zur Stigmatisierung von angeblichen Dealern und Jugendgangs. Vielleicht mag es diese Konstellation von Feindbildern gewesen sein, die Bild und Welt vergleichsweise neutral hat Berichten lassen, während in der sonst etwas linkeren Mopo schlimmster Schmierenjournalismus betrieben wurde. Polizeireporter Thomas Hirschbiegel lies sich dort gar zur Feststellung hinreißen, solcher "Knatsch" zwischen Beziehungen sei "völlig normal". Dieser Rückfall in Zeiten als Gewalt in Beziehungen noch "völlig normal" war, macht aber außer der Mopo zum Glück noch nicht mal das Strafrecht mit weshalb es ja auch zu einer vorübergehenden Festnahme des Täters kam.

Was soll eigentlich eine 18jährige denken, die in der Mopo liest es sei "völlig normal" gewesen, dass sie körperlich angegriffen und am Hals gewürgt wurde. Klar sich zur Freude der Anwesenden Presse mit ihrem schlagenden Freund versöhnen. Ein schönes Auflagensteigerndes Happy End und alle sind glücklich bis zum nächsten mal. Wären da nur nicht die blöden, überdrehten Autonomen die sich unverschämterweise in die Privatsachen anderer Leute einmischen. So sieht kein seriöser Journalismus aus, sondern die gesellschaftliche Tabuisierung und klammheimliche Unterstützung von Männergewalt.

In der Mopo wird ein gewalttätiger Angriff auf eine Frau und ein anschließender Messerangriff gegen Helfer_innen, sonst kaum so begrüsst. Die Mopol nahm dies billigend in Kauf um stattdessen Ressentiments gegen linke Projekte wie die Flora zu bedienen. Mensch mag sich nur die anderen Schlagzeilen mit Messerangriffen von diesem Wochenende durchlesen. "Stalker überfällt Ex-Freundin mit Messern", "24-Jähriger bei Messerangriff lebensgefährlich verletzt", "37-Jähriger sticht in Hamburger Kneipe auf Männer ein". Patriarchale Gewaltstrukturen von und unter Männern und gegen Frauen mag wenn, dann höchstens eine erschreckende Form von (Un)normalität haben. Dies auf irgendeine Weise zum harmlosen "Knatsch" zu verharmlosen, ist ein errschreckendes Verständnis und letztlich eine Legitimation der gesellschaftlichen Gewaltverhältnisse.

Eine halbwegs zutreffende Schilderung der Ereignisse, erschien erst am heutigen Dienstag in der Taz, die deshalb hier nochmal zitiert sein soll: "Ein 23-jähriger Schwarzafrikaner hatte sich mit seiner 18-jährigen Freundin gestritten und sie im Verlauf des Streits gewürgt. Einige Personen, die die Nacht auf einer Party in der Roten Flora verbracht hatten, wurden Augenzeugen des "sexistischen Übergriffs" - sie kamen der Frau zur Hilfe, wobei einer Pfefferspray sprühte, um den Schwarzafrikaner auf Distanz zu halten. Dieser flüchtete in seine Wohnung direkt an der Piazza. Die Party-Besucher boten der 18-Jährigen an, mit in die Rote Flora zu kommen. "Die Situation sollte sich entschärfen, die Leute haben sie und ihre Freundin mitgenommen", so der Flora-Sprecher.
In der Zwischenzeit war der Angreifer erneut auf der Piazza erschienen, diesmal mit zwei Messern bewaffnet. Er flüchtete jedoch in seine Wohnung zurück, als zwei Streifenwagen vorfuhren. Die Beamten setzten dem Mann nach und nahmen ihn in der Wohnung zunächst fest. "Der Mann konnte den Beamten jedoch plausibel machen, dass er nicht Täter, sondern Opfer einer gefährlichen Körperverletzung durch Reizgas ist", sagt Polizeisprecher Ralf Meyer.Tatsächlich gingen die Polizisten nunmehr vor der Roten Flora auf den Mann los, der der Frau geholfen hatte. "Der fühlte sich überhaupt nicht schuldig", sagt der Flora-Sprecher. Als der Mann festgenommen werden sollte, warfen Rote Flora-Besucher Flaschen und Steine auf die Polizisten, was fünf Stunden später zu dem Großeinsatz und 13 Festnahmen führte. Die mutmaßlichen Werfer befanden sich zu diesem Zeitpunkt allerdings längst nicht mehr in der Roten Flora."

Im Anschluss entwickelte sich das in Hamburg übliche Szenario in solchen Fällen. Wasserwerfer, Räumpanzerund die Erklärung der Piazza zum polizeilichen Sicherheitstrakt. Nichtz ganz so Üblich ist dann die Türen der Flora aufzubrechen und alle noch Anwesenden unter dem Vorwurf des gemeinschaftlichen Landfriedensbruchs festzunehmen. Wo liegt der eigentlich wenn eine Party und keine politische Versammlung? Aber der weitere Verlauf der Dinge, kann sowieso unschwer vorhergesagt werden. Alle eingeleiteten Verfahren, werden wiedereinmal wegen des Fehlens von konkreten Verdachtsmomenten oder zugeordneten Straftaten eingestellt. Denselben Ablauf hatte dieses Szenario schon zum Mai 2000. Auch damals wurde die Durchsuchung der Flora wegen angeblicher sicherer Hinweise auf Strftäter, die sich in ihr verborgen hätten eingeleitet. Kein einziges Verfahren wurde anschließend eröffnet. Es geht bei dieser ganzen Veranstaltung um die alste Inszenierung von "rechtsfreien Räumen" die verhindert werden müssen. Es wird eine Machtfrage zelibriert, für die von Polizei und Politik Vorwände gesucht und selbst geschaffen werden.

Sehr schön ist dies von Polizeisprechern in der heutigen Welt dokumentiert: "Der Einsatz in der Roten Flora war notwendig, um Strafverfolgung zu gewährleistenWir haben durch unsere Präsenz dazu beigetragen, dass es bei den Verhältnismäßig wenigen Sachbeschädigungen geblieben ist (..) Der Einsatz hat auch gezeigt, dass es unter einem schwarz-grünen Senat bei Vorfällen im Zusammenhang mit der Roten Flora rechtstaatlich zugeht“.

Rechtstaatlich ist es ja nun gerade nicht zugegangen. Die zerstörten Türen im Inneren der Flora, werden im Nachhinein von der Polizei, also der Stadt Hamburg ersetzt werden müssen, weil deren Zerstörung nach rechtstaatlichen Prinzipien illegal war. Insofern trug die Polizei mit ihrem Einsatz nicht nur indirekt sondern sogar auch direkt zu größeren Sachbeschädigungen bei. Die abendliche Demonstration gegen Sexismus und Polizeigewalt war in diesem Szenario ebenso vorauszusehen, wie Auseinandersetzungen in der Folgenden Nacht, mehrere abgebrannte Autos und Mülltonen oder die Zerstörung eines Stromanbieter Kundenzentrums. Überraschender die erfreuliche Solidarität aus anderen Städten, so fanden kleinere Aktionen und Demos z.B. in Hannover, Bremen, Düsseldorf, Berlin oder auch Leipzig statt.

Die erste "Nagelprobe" unter dem neuen Senat von Schwarz-Grün belegt was zu erwarten war. Die Hamburger repressive Linie, die unter Schill ihren autoritären Höhepunkt erreicht hat und seitdem auf unvermindertem Niveau weitergeführt wird, wird auch von den Grünen ungebrochen mitgetragen. Die letzten antiautoritären Feigenblätter werden zugunsten der neuen Machtkonstellation gepflückt. Anstatt sich zu Fragen was eigentlich in der Schanze schiefläuft, das dort völlig unabhängig von der Flora, durch die Umstrukturierung hin zu einer Konsumfeiermeile, inzwischen zunehmend Übergriffe und Hauereien wie an der Reeperbahn vorkommen. Anstatt nach den sozialen Verhältnissen und Aufwertungsmechanismen zu Fragen, die Perspektivlosigkeit und eine agressive Freizeitkultur befördern, wird auf ein Prinzip der Rechtstaatlichkeit gesetzt, das seinen Ursprung im Mief der fünfziger Jahre hat.

Was ansonsten den Polizeieinsatz angeht: Es gibt eigentlich das Prinzip der Verhältnissmäßigkeit. Eine Party in einem Zentrum zu sprengen, weil ein Besucher dieser Veranstaltung Nothilfe geleistet hat, fällt dabei jedenfalls raus. Die politische Motivation der Eskalation lässt sich heute hingegen sehr gut im Taz Artikel nachlesen. Es gibt eine neue Linie der Hamburger Polizei jeden Vorfall zu nutzen um das Gebäude zu stürmen. So sieht vielleicht eine sich selbst erfüllende "Law and Order"-Politik aus, aber keine politische Lösung oder gar Deeskalation von Problemlagen.

Sollte eine solche Praxis wirklich Realität werden steht dem Schanzenviertel wohl noch ein heißer Sommer bevor? Spätestens zum diesjährigen Schanzenfest dürfte wohl die nächste "Nagelprobe" polizeilicher Gewaltprävention unter Schwarz-Grün stattfinden.
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Ergänzungen

Einschätzung und Polizeivorbereitung

HansDampf 08.07.2008 - 15:43
Zur planmäßigen Polizeivorbereitung der TAZ Artikel vollständig:
 http://www.taz.de/regional/nord/nord-aktuell/artikel/?dig=2008%2F07%2F08%2Fa0016&cHash=7536a7f868
Zur Einschätzung ein Radio Interview zwischen Radio Corax und FSK im Wortlaut:
 http://www.freie-radios.net/portal/content.php?id=23173

Die Polizei testet ihre Grenzen aus.

uninteressant 08.07.2008 - 17:18
Meiner Meinung nach testet die Polizei gerade die Grenzen des für sie machbaren aus - und das nicht (nur) gegen die linke Szene, sondern vor allem gegen die regierende Koalition. Von der CDU ist sowieso nicht so schnell Kritik zu erwarten und die Grünen werden wegen der einen oder anderen übertriebenen Aktion nicht gleich die Koalition aufkündigen. Der Spielraum für die Chefs aus Alsterdorf ist also recht groß und wird - wie gesehen - auch ausgenutzt. Sollte die Koalition nach noch ein paar mehr von diesen Späßchen auseinander fliegen - umso besser.

Dazu kommt das bereits bekannte Gemisch aus Selbstüberschätzung und Allmachtsfantasien, das die Polizeiführung an den Tag legt: Wenn die Politik mit ihrem ganzen Sozialkram die Probleme der Gesellschaft nicht lösen kann - dann muss die Polizei das halt selber in die Hand nehmen. Wenn die Politik nicht die richtigen Gesetze beschließt, muss die Polizei halt trotzdem handeln. Konsequenzen hat da keiner zu befürchten. Und der Rechtsstaat? Der war schon immer dazu da, die Bürger vor dem Staat zu beschützen, war dem Staat und insbesondere der Polizei also immer lästig.

(Nicht nur) die Grünen täten gut daran, der Polizei auch kleinere "Verrenner" wie die Flora-Aktion nicht durchgehen zu lassen. Wie das halt so ist beim Grenzen austesten: Wer nicht auf die Nase kriegt, versucht es ein paar Schritte weiter nochmal.

Zweite Presseerklärung aus der Flora

(ist ausgefüllt worden) 08.07.2008 - 21:05
Pressemitteilung
Zweite Presserklärung der Roten Flora zu den Vorfällen vom Sonntag, den 08.07.2008


Vor dem Hintergrund der umfangreichen Presseberichterstattung halten wir es für nötig, nochmals zu den Vorfällen Stellung zu nehmen.

Auslöser der Ereignisse war entgegen zahlreich anders lautender Berichte kein „harmloser“ Beziehungsstreit am frühen Sonntag Morgen am Schulterblatt vor der Roten Flora. Vielmehr wurde die betroffene Frau durch den beteiligten Mann massiv körperlich angegriffen, was zum Eingreifen von Besucher_innen der Roten Flora führte. Diese Intervention in sich alltäglich abspielende gewalttätige Übergriffe halten wir für unbedingt notwendig unabhängig von der Hautfarbe des gewalttätigen Mannes. Daraus einen „rassistischen Übergriff“ zu konstruieren, wie in einigen Medien bzw. Internetforen geschehen, ist absurd. Ebenso abwegig ist die Behauptung, dass die betroffene Frau gegen ihren Willen in die Flora „verschleppt“ wurde. Ihr wurde Hilfe und Unterstützung angeboten.

Da sich der Einsatz der Polizei im folgenden aus unserer Sicht reflexhaft gegen Besucher_innen der Roten Flora und damit gegen die Helfenden richtete, kam es zu einer Auseinandersetzung, in deren Verlauf auch Flaschen und Steine flogen. Ab diesem Zeitpunkt waren die Voraussetzungen für einen ganz anderen Polizeieinsatz erfüllt, wie wir mittlerweile wissen. Denn es liegt in den Schubladen der Polizeieinsatzführung seit geraumer Zeit ein Konzept, die Flora bei jeder sich bietenden Gelegenheit sofort abzuriegeln und zu durchsuchen. Bereits um 6:30 Uhr setzte sich u.a. ein Anwalt der Roten Flora als Vermittler vor Ort mit der Polizei in Verbindung. Er signalisierte Verhandlungsbereitschaft, die letztlich von der Polizei ausschließlich mit dem Aufmarsch der gesamten Hamburger Bereitschaftspolizei inklusive Wasserwerfern, Räumfahrzeugen und Hubschraubereinsatz beantwortet wurde. Die Behauptung der Polizei, man habe „angeklopft“ und niemand habe geöffnet, ist eine Ente. Damit ist klar, dass die vorangegangene Auseinandersetzung vor der Roten Flora lediglich ein willkommener Vorwand war, das „neue“ polizeiliche Handlungskonzept unter Schwarz-Grün zu erproben.

Wir sind allerdings nicht bereit, uns widerstandslos zum Objekt sicherheitsstaatlicher Inszenierungen und zum „Manöverplatz“ der Hamburger Bereitschaftspolizei machen zu lassen. Die sicherheitspolitischen Sprecher von CDU, SPD und FDP frohlocken über die „konsequente Verfolgung von Straftätern“ und sondern abgedroschene Phrasen über „rechtsfreie Räume“, die nicht zu dulden seien,ab. Wir dagegen erklären, dass wir bei künftigen Einsätzen wie dem des vergangenen Sonntags nicht mehr der Polizei dabei zuschauen werden, wenn sie sich durch unsere Türen flext. Sollten sich diese Machtspielchen seitens der Polizei in Zukunft häufen, werden wir einen Weg finden, angemessen darauf zu reagieren. Dabei geht es uns weniger um das Gebäude der Roten Flora, als vielmehr um die staatliche Repression, die sich gegen Projekte als Teil einer radikalen linken Gegenöffentlichkeit wendet. Die Botschaft, dass es nicht „nur“ um die Verfolgung vermeintlicher Straftäter, sondern vor allem um einen Angriff auf linke Strukturen geht, ist angekommen!

Nicht ohne Grund haben sich am Sonntag Abend über 800 DemoteilnehmerInnen zusammengefunden um ihren Unmut zu äußern und das nicht nur in Hamburg!

An dieser Stelle wollen wir uns ausdrücklich für die zahlreichen Solidaritätserklärungen und spontanen Aktionen hier in Hamburg, aber auch in u.a. Freiburg, Düsseldorf,Hannover, Bremen, Berlin, Leipzig und Kopenhagen bedanken.

Rote Flora, 8. Juli 2008

Mopo von morgen

(ist ausgefüllt worden) 08.07.2008 - 21:07
Jetzt drohen die Linken
Autonome wollen Polizei "nicht mehr tatenlos zuschauen" / Für die GAL bahnt sich viel Ärger an

Der Ton im Konflikt um die Rote Flora wird schärfer: Jetzt drohen Flora-Aktivisten der Polizei mit Gegenwehr!

Nach der Stürmung des linken Szene- und Kulturtreffs am Schulterblatt heißt es in einer Erklärung: "Wir sind nicht bereit, uns widerstandslos zum Objekt sicherheitsstaatlicher Inszenierungen und zum ,Manöverplatz' der Hamburger Bereitschaftspolizei zu machen. Bei künftigen Einsätzen wie dem des vergangenen Sonntags werden wir nicht mehr der Polizei zuschauen, wenn sie sich durch unsere Türen flext. Sollten sich diese Machtspielchen in Zukunft häufen, werden wir einen Weg finden, angemessen darauf zu reagieren."

Doch was heißt "angemessen"? Dazu wollte ein Flora-Sprecher gestern nicht Stellung beziehen. Klar scheint aber: Die Zeiten, in denen Teile in Polizei und linker Szene auf Kooperation und Deeskalation setzten, sind seit Sonntag offenbar vorbei. "Die Botschaft, dass es vor allem um einen Angriff auf linke Strukturen geht, ist angekommen", so die Flora-Aktivisten.

Die Polizei wollte dazu keinen Kommentar abgeben. Deutlich wird dafür Kai Voet van Vormizeele, Innenpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion: "Diese Drohung ist unangebracht. Ähnliche Fälle werden von der Polizei in Zukunft genauso abgearbeitet werden." Andreas Dressel, Innenexperte der SPD: "Das dürfen sich Polizei und Innenbehörde nicht bieten lassen!" Er prophezeit: "Das werden schwierige Wochen für Schwarz-Grün."

In der Tat: Im Koalitionsvertrag steht viel von Deeskalation bei Polizeieinsätzen, parallel eskaliert die Lage. Das ist vor allem für die GAL problematisch. Deren Innenexpertin Antje Möller hat eine Kleine Anfrage gestellt, um die Details des Polizeieinsatzes und die Auflagen bei der späteren Demo zu erfahren. Möller: "Die Unstimmigkeiten müssen geklärt werden, bevor ich eine abschließende Beurteilung machen kann. Aber von Gewaltandrohungen halte ich gar nichts."

MS

Zitat:
"Wir werden der Polizei bei Einsätzen nicht mehr zuschauen"

Erklärung der Roten Flora

(MOPO vom 09.07.2008 / SEITE 13)
 http://www.mopo.de/2008/20080709/hamburg/politik/jetzt_drohen_die_linken.html

VIdeo RTL

Zornig 09.07.2008 - 10:34
 http://www.rtlregional.de/player.php?id=2894

Total verfälschter Bericht, Hintergründe werden weggelassen!

schanzenfest

+++ 09.07.2008 - 12:47
ist am ersten septemberwochenende

Solidarität mit den Flora-VerteidigerInnen!

AL Köln 21.07.2008 - 15:38
Köln im Juli 2008

Solidarität mit den VerteidigerInnen linker Freiräume
Der Angriff auf die Rote Flora Hamburg am sechsten Juli 2008

Das Autonome Kulturzentrum "Rote Flora" in Hamburg ist am 6. und 7. Juli 2008 wieder das Ziel eines willkürlichen Angriffs von Polizeigewalt und Staatsterror geworden.
Die Rote Flora verstand sich seit der Besetzung des Gebäudes und der bewußten Inanspruchnahme als linkes-autonomes Kulturzentrum, von Anfang an als Teil eines gezielten politischen Kampfes, womit sie klar für das entsprechende Selbstverständnis linksradikaler Politik steht. Damit muss selbstverständlich der Ansatz verbunden sein, bestehende Gesellschaftsverhältnisse zu kritisieren, Herrschaft anzugreifen, Gewaltmonopole abzuschaffen und einzuschreiten, wann immer es eben im Sinne der gewollten Auseinandersetzung ist.
In der Vergangenheit kam es im Umfeld der Roten Flora u.a. Freiräume häufig zu Ausschreitungen zwischen Menschen die dem jeweiligen Projekt nahestehen, in ihm leben und arbeiten und den sog. ordnungshütenden Kräften: z.B. als am 9. Mai 2007 neben 60 weiteren linksradikalen Einrichtungen und Privatwohnungen die Rote Flora auf Anordnung der Bundesstaatsanwaltschaft durchsucht wurde. Begründet wurden diese Maßnahmen allesamt mit dem überzogenen, rechtsbeugenden §129a des StGB, also dem Paragraphen der angeblich die sog. „Bildung einer terroristischen Vereinigung" regeln soll. Diese Übergriffe auf autonome Projekte stand offenkundig im engen Zusammenhang mit den geplanten Protesten gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm bei Rostock (also Nahe Hamburg) Anfang Juni 2007. Mit diesem und anderen Angriffen sollte u.a. die auf breiter Basis organisierte Kampagne gegen die menschenverachtende, umweltzerstörende Politik der G8-Staaten, diffamiert, also schlichtweg kriminalisiert und unterdrückt werden. Gegen diese Repressionswelle gab es in Hamburg und anderswo bereits viele Demos "für mehr Freiräume“, die wie üblich von den untersten Teilen der Exekutive und Staatsgewalt angegriffen und aufgelöst wurden, wobei es vielfach zu Verletzten und (vorläufigen) Festnahmen kam. Reingewaschen wurd dies wie üblich durch die staatstragende Berichterstattung und konformen Medienechos, selbst wenn die Einsätze wie oft gegen vorherrschendes Recht verstoßen. Die meisten Polizeieinsätze mussten jedoch als überzogen eingestanden werden und in den meisten Fällen stellten sich die vorgeworfenen Verbindungen als fehlerhaft heraus (siehe den Fall des abgelaufenen Schülerausweises als Beweismittel).
Die Vorwürfe gegen AktivistInnen sind niemals haltbar und werden es auch diesmal nicht sein.
Am frühen Morgen des 6. Juli 2008 kam es gegenüber der Roten Flora zu einem gewalttätigen sexistischen Übergriff eines Mannes auf eine jüngere Frau, ein leider häufig anzutreffendes Bild auf deutschen Straßen. BesucherInnen der Roten Flora halfen der Frau. Eintreffende PolizeibeamtInnen versuchten aber nicht nur den Angreifer, sondern auch diese Personen festzunehmen, was verhindert wurde. Dieser Moment wurde ausgenutzt um einmal mehr eine Gefahrenlage herbeizukonstruieren und einen reflexhaften Angriff gegen das autonome Zentrum zu fahren. Im Laufe des Vormittags marschierten die üblichen Hundertschaften der Polizei nebst Wasserwerfern und Hubschrauberüberwachung auf und erklärten das Gebäude zu stürmen um angebliche StraftäterInnen festnehmen zu wollen. Gegen Mittag wurde die Tür aufgebrochen und das Haus gestürmt. Entgegen aller Absprachen mit AnwältInnen des Projektes und trotz vorhandener Schlüssel wurden etliche Türen mutwillig zerstört und alle Räume durchsucht. Wieder wurden willkürlich vorläufige Festnahmen durchgeführt. Die meisten Medienberichte strotzen seitdem wieder einmal vor Denunziationen der VerteidigerInnen linker Selbstverständnisse und Freiräume.
Jedes Einschreiten gegen alltägliche sexistische und gewalttätige Übergriffe ist allerdings mehr als notwendig und in der Nothilfe sogar (im geltenden Scheinrecht) vollkommen legitim. Die Kriminalisierung und das Angreifen von linken Projekten und Einrichtungen zielt nur auf eines, Einschüchterung, die Rechtfertigung von Polizeiwillkür und den Ausbau der Dominanz durch den Staat, und seinen Gewaltapparat.
Wir fordern die sofortige Freilassung aller in diesem Sinne politischen Gefangenen und die Einstellung aller eingeleiteten Verfahren gegen die AktivistInnen der Roten Flora und Andere.
Antipatriarchaische und andere linke Freiräume verteidigen
No justice – No peace

Alternative Liste (AL) Uni Köln

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Mit Sicherheit! Konstruktion "unsicherer.. — Räume" zur Etablierung "innerer Sicherheit"

aufkommende Fragen — (muss ausgefüllt werden)

ÄÄÄÄ — Daria

Weshalb ist... — grübel

FEUER UND FLAMME — Florabesucher

landfriedensbruch — mööp

Immer feste rein! — schnat

SoliGrüße — wer wohl :-)

Vielleicht... — KA

Nothilfe — Heyerdahl

@ Heyerdahl — Hugo

@Hugo — Heyerdahl