Skandalöse Rückrufpraxis bei BMW Motorrad

Referat I (Informationsverdichtung Industrie) 07.07.2008 12:18
Deutsche Hersteller aus der Automobil- und Motorradindustrie neigen seit 2005 dazu, Rückrufe von Produkten nur noch auf dem Papier abzuwickeln. Hintergrund der Papier-Aktionen sind regelmäßig Schwerverletzte, die wegen der Produkte verunfallt sind. Und nur für diese Fälle stellt die deutsche Verkehrssicherheitsbehörde auch die Halterdaten aus dem Zentralregister zur Verfügung. Wenn das Konzept Schule macht, statt konstruktiver Behebung von Mängeln an Produkten nur noch Warnhinweise auf Papier an die Produktbenutzer zu verteilen, dann könnte das die gesamte Automobil- und Motorrad-Branche revolutionieren. So könnten z.B. die Rückstellungen für kalkulierte Rückrufe drastisch zurückgefahren werden. Ferner könnten Einsparungen an Personal und gebundenen Mitteln für steigende Gewinne (entgegen dem Trend in einem Branchen-Zweig) führen. Die Tragweite des Trends (Trendsetter: BMW) ist noch gar nicht abzusehen!

Es gilt, auf die eigentümlich anmutende Rückrufpraxis deutscher Motorradhersteller seit 2005 hinweisen. Denn kein anderes Medium weist darauf hin. Über die Ursachen, warum etablierte Medien es nicht wagen, kritisch über das Geschäftsfeld BMW Motorrad und seine Rückrufpraxis zu berichten, lässt sich trefflich spekulieren.

Fakt ist: Die BMW AG, deren Geschäftsfeld BMW Motorrad, leitet "Rückrufmaßnahmen zur Beseitigung von erheblichen Mängeln für die Verkehrssicherheit" laut Straßenverkehrsgesetz (StVG) in Abstimmung und mit Wissen der der Verkehrssicherheitsbehörde Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) ein, die sich in der Praxis lediglich als Rückruf von Produkt-Bedienungsanleitungen darstellen.

Doch selbst der Rückruf der Produkt-Bedienungsanleitungen wird noch Kosten sparend durchgeführt. Der Einfachheit halber werden nämlich nicht die Produkt-Bedienungsanleitungen aus dem Verkehr gezogen, sondern lediglich Einlegeblätter mit ergänzenden Warnhinweisen an die Besitzer verteilt. Der jeweils betroffene Kunde hat dann Sorge zu tragen, dass diese losen Einlegeblätter, genannt "erweiterte Bedienungsanleitung", über die gesamte Lebenszeit des Motorrades der Bedienungsanleitung beiliegen. So ist es den Rückruf-Anschreiben zu entnehmen. Wie er das sicherstellt, ist ganz alleine seine Sache. Beispiele aus der Vergangenheit und aus der Gegenwart:

Offizielle Rückrufaktion zur zur Beseitigung von erheblichen Mängeln für die Verkehrssicherheit nach StVG beim Integral-ABS in 2005:

http://www.motor-kritik.de/common/05091203.HTM

Offizielle Rückrufaktion zur zur Beseitigung von erheblichen Mängeln für die Verkehrssicherheit nach StVG bei Handschützern in 2008:

http://www.motor-kritik.de/common/08062808.HTM
http://www.motor-kritik.de/common/08062801.HTM

Was wird damit bewirkt? Die betroffenen Produkt-Benutzer sind in der Haftung, weil der Hersteller mit dem Druck und der Verteilung der Einlegeblätter aus der Haftung ist. Das jedenfalls ist vornehmlich der Sinn- und Zweck des Druckauftrags an eine Druckerei. Damit sich das erschließt, muss man natürlich die Warnhinweise der erweiterten Bedienungsanleitungen nicht nur lesen können (im ersten Fall sind das ganze 4 Seiten, im zweiten Fall immerhin noch eine Seite plus 4 Warn-Aufkleber, zwei als Reserve), sondern vor allem begreifen können. Das gilt auch für die Anschreiben! Ob das jeder Motorradfahrer so kann?

Hier sind Zweifel angebracht (Zweifel hat ja schon BMW, ob die Kunden zwei Aufkleber überhaupt korrekt anbringen können, daher bekommen sie noch zwei als Ersatz mitgeliefert). Und im Zweifel sollte jeder betroffene Produkt-Benutzer eines BMW-Motorrades seinen Anwalt fragen, und zwar bevor er einen Unfall mit Verletzungen erleidet. Und das scheint ja nicht so unwahrscheinlich nicht zu sein. Den Eindruck, dass diese Rückrufe auf dem Papier in der Praxis den Betroffenen nämlich gar nichts bringen, scheint sich in der Realität schmerzhaft einzulösen:

http://www.motor-kritik.de/common/08062804.HTM

Rückblickend muss es schon als Unfall der Unternehmenskommunikation gewertet werden, dass es im Sommer 2005 wegen schweren ABS-Unfällen von BMW-Motorrad-Benutzern Darstellungen sogar in der Tagesschau gab:

http://www.myvideo.de/watch/3745580/Schwere_Unfaelle_wegen_teurem_BMW...

Da hatte der Konzern wohl die Medien mal nicht ganz im Griff. Das wird vielleicht einem Verantwortlichen im Konzern nicht zum Vorteil gereicht haben, das wäre eine Interpretation seines Abgangs. Ein Neuer verantwortet nun die Presse- und Produktkommunikation. Aber die Frage stellt sich: Wer ist für den Zustand verantwortlich zu machen, dass sich deutsche Hersteller aus der Automobil- und Motorradindustrie mit dem Drucken von Einlegeblättern für Produkt-Bedienungsanleitungen aus der Affäre stehlen können? Der Hersteller, in dem Fall ein deutscher? Die Regierung, vertreten durch eine Verkehrssicherheits-Unterbehörde (Kraftfahrt-Bundesamt, KBA) des Bundesministeriums für Verkehr, Bau, Stadtentwicklung (BMVBS)? Oder ist der Käufer selbts schuld, der sich Produkte des deutschen Konzerns kauft?

Eine einfache, mögliche Antwort: Wenn ein deutscher Hersteller der Automobil- und Motorradindustrie mehrmals "Rückrufmaßnahmen zur Beseitigung von erheblichen Mängeln für die Verkehrssicherheit" nach StVG und in Abstimmung und mit Wissen mit der deutschen Verkehrssicherheits-Behörde Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) nur auf dem Papier abwickelt, dann sind die Ursachen in den Rahmenbedingungen zu suchen.

Und zu diesen Rahmenbedingungen gehören vor allem auch mal die mutmaßliche Geisteshaltung und wahrscheinliche Gemütslage der Kundschaft. In einer etwas respektlos und zynisch anmutenden, aber zutreffenden Art hat der Motor-Journalist Wilhelm Hahne kürzlich das wie folgt dargestellt:

„Ich würde mir einen solchen im Gespräch ungefähr so vorstellen: ‚Meine
Frau sagt ja immer schon: Entweder Harley oder BMW. Und auch die
Freundin von meiner Frau sagt... - Wissen Sie, ich fahr' ja eigentlich
Mercedes. Und als ich mich gestern am Abschlag mit meinem Golffreund
über das Thema unterhielt - wissen Sie, der kennt den Helmut, den Helmut
Dähne gut - da meinte der auch... - Ach wissen Sie, so'n Aufkleber stört
mich weniger. So watt ähnliches gibt es ja auch auf Zigarettenpackungen.
Und geraucht wird ja immer noch. - Hahaha!’

Solchen Leuten kann man wirklich noch eine BMW mit ABS verkaufen. Zum
Sonderpreis. - Versteht sich.“

http://www.motor-kritik.de/common/08062808.HTM

Wilhelm Hahne ist übrigens seit vielen Jahrzehnten in der Kraftfahrzeugbranche tätig. Auch als Journalist. Seine Kontakte reichen vom Kunden, Händler bis zum Vorstandsvorsitzenden. Wilhelm Hahne fuhr auch jahrzehntelang Auto und Motorrad-Rennen, aber – anders als seine drei Brüder „nur so zum Spaß“. Seine journalistische Arbeit ist immer wieder kompromittierend für die etablierten Medien, die durch verschiedene Abhängigkeiten lediglich noch als Handlanger der Industrie bezeichnet werden können. Jüngst ist bekannt geworden, dass Wilhelm Hahne auch bei bem Online-Spiel Wikipedia nun ganz offiziell zur persona non grata erklärt worden: Bei ihm handle es sich um eine "ungeeignete Quelle", meinen die Wikipedia-Administratoren. Dort, bei Wikipedia, bevorzugt man nachweislich lieber Texte von Verlags-Produkten, die durch Presserats-Affäre in 2006/2007 und sogar schon IVW Affäre in 2001/2002 bekannt geworden sind - immerhin das ist auch bei dem Online-Game an entsprechender Stelle dokumentiert: "Ferner hatte der Verlag im Jahr 2001 zugegeben, Auflagenzahlen gefälscht zu haben: Die Zahlen von 16 Titeln im dritten und vierten Quartal 2000 sowie im ersten Quartal 2001 waren bis 10 Prozent zu hoch angegeben. In der Folge trat der Verlagschef zurück. Nach Angaben des Geschäftsführers des Zentralverbandes der Werbewirtschaft (ZAW), dem die Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW) untersteht, seien „mit erheblicher Energie Daten und Unterlagen manipuliert worden“. Laut IVW waren bis dahin derartige Manipulationen noch nie vorgekommen. Die IVW hatte den Verlag zum vierten Quartal 2002 wieder aufgenommen, nachdem Motor Presse ausgetreten war, um dem drohenden Ausschluss zuvorzukommen." Und weiter: "Wegen Veröffentlichungen bei den Verlagstiteln MOTORRAD und PS - Das Sport-Motorrad Magazin ist die Motor Presse Ende 2006 und Anfang 2007 mehrmals in den Fokus des Deutschen Presserats geraten. Der MOTORRAD-Artikel „Ermittlungen gegen BMW - Komplexe Systeme“ wurde wegen Verstoß gegen Ziffer 2 des Pressekodex am 13.09.2006 mit einem Hinweis beanstandet (BK1 -79/06), der MOTORRAD-Artikel „BMW-ABS-Rückruf - Blend-Wirkung“ wegen Verstoß Gegen Ziffer 1 des Pressekodex am 12.09.2006 (BK2-95/06), ebenfalls mit einem Hinweis. Eine öffentliche Rüge mit Abdruckverpflichtung erteilte der Deutschen Presserat am 15.03.2007 wegen Verstoß gegen Ziffer 2 des Pressekodex der Zeitschrift PS - Das Sport-Motorrad Magazin." Es geht um den Verlag Motor Presse Stuttgart.

Zurück zum Kern des Artikels hier: Beide vorgestellten Rückrufaktionen (die nur auf dem Papier abgewickelt wurden/werden) haben als Hintergrund schwere Verletzungen von Benutzern der Motorräder des deutschen Herstellers. Der eine Schwerverletzte, hier wegen des BMW-ABS, war in Plusminus und der Tagesschau Gegenstand der Berichterstattung, seine erste öffentliche Einlassung ist in einem BMW-Internetforum, einer Art virtuellem Verein für BMW-Enthusiasten, einsehbar:

http://www.michaelbense.de/k1200s/forum/viewtopic.php?t=910&start=0

Der andere Schwerverletzte, hier wegen der BMW-Handschützer, meldete sich erstmals in einem anderen virtuellen Fan-Verein zu Wort (über seine Freundin, weil er schwer verletzt im Krankenhaus lag). Eine Zusammenfassung mit dem Pressebericht der PST Hünfeld ist hier einsehbar:

http://de.indymedia.org/2008/02/208881.shtml

Es gilt festzuhalten: Offiziellen "Rückrufmaßnahmen zur Beseitigung von erheblichen Mängeln für die Verkehrssicherheit" laut Straßenverkehrsgesetz (StVG) liegt in der Praxis die Vorraussetzung verletzter Verkehrsteilnehmer bzw. Verkehrsmittel-Produktbenutzer zu Grunde. Ohne (schwer) Verletzte kein offizieller Rückruf (mit Nutzung der Halterdaten aus dem Zentralregister des KBA) weil keine erheblichen Mängel für die Verkehrssicherheit.

Dieser Umstand erklärt genau auch, warum bei den leckenden Bremsleitungen an BMW-ABS-Bremsanlagen (am Druckmodulator an der Verschraubung) vom Typ Integral-ABS von Continental Teves an BMW-Motorrädern kein offizieller Rückruf eingeleitet wurde. Denn die Fahrer kamen mit dem Schrecken davon, hatten Glück. Die Interpretation der Verantwortlichen beim KBA lautete, dass die Verunglückten vielleicht rechtzeitig das Absinken der Bremsflüssigkeit im Bremsflüssigkeits-Behälter bemerkt hätten, oder die Wirkung der Hinterradbremse (die vordere war ja ausgefallen) ausgereicht hätte. Und so durfte der Hersteller BMW Motorrad eine so genannte Technische Aktion (TA) durchführen - keinen Rückruf.

Und obwohl hier tatsächlich (irgendwie) konstruktiv nachgebessert wurde, also schön wäre ja was anderes, war es kein Rückruf. Auch wenn manche Medien und manch ein Besitzer es so bewertete. Die sind nämlich häufig überfordert, durchschauen nicht so viel, und wie auch: Denn bei Rückrufen, die eingeleitet wurden, weil es Schwerverletzte gab, wurde nicht konstruktiv nachgebessert, sondern nur Papier gedruckt und Aufkleber verteilt. Das ist offenbar der neue (alte, bewährte) Trend bei Premium-Herstellern. Aus der Verantwortung mit erweiterten Bedienungsanleitungen! Nur muss man mal die Tragweiter dieser Entwicklung im Geiste durchspielen. Warum sollten andere Hersteller überhaupt noch Mängel an ihren Produkten reparieren, wenn es sich viel billiger mit gedrucktem Papier erledigen lässt?

Das in Ansätzen darzustellen, war das Anliegen dieses Artikels.

Video:

Tagesschau, 09.07.2005: Schwere Unfälle wegen teurem BMW Motorrad ABS

Literatur:

Wilhelm Hahne: Motorräder bauen und Motorradfahrer verstehen ist offenbar zweierlei. In: Motor-Kritik. 10.02.2004
Wilhelm Hahne: Arrogant - überheblich - kundenverachtend. In: Motor-Kritik. 27.05.2004
Wilhelm Hahne: DIE WELT schafft das Problem nicht tatsächlich aus der Welt. In: Motor-Kritik. 20.12.2004
Wilhelm Hahne: Umsetzen der bisherigen Praxis-Erfahrungen in ein einfacher strukturiertes System …. In: Motor-Kritik. 20.01.2005
Wilhelm Hahne: Vollkommene Perfektion mit BKV? In: Motor-Kritik. 15.08.2005
Wilhelm Hahne: Mit erweiterter Bedienungsanleitung aus der Verantwortung?: In: Motor-Kritik. 12.09.2005
Wilhelm Hahne: Aus einer Reihe von Nullen macht man leicht eine Kette. In: Motor-Kritik. 18.01.2007
Wilhelm Hahne: Der Tod nimmt keine Rücksicht auf's Motorrad-ABS. In: Motor-Kritik. 15.11.2007
Wilhelm Hahne: BMW: Neue Mannschaft. In: Motor-Kritik. 15.11.2007
Wilhelm Hahne: BMW und seine "TA's" In: Motor-Kritik. 13.04.2008
Wilhelm Hahne: Informationsfreiheitsgesetz In: Motor-Kritik. 21.05.2008
Wilhelm Hahne: Traurig machende Zugabe. In: Motor-Kritik. 28.06.2008
Wilhelm Hahne: Wenn beide Räder blockieren. In: Motor-Kritik. 28.06.2008
Wilhelm Hahne: BMW ein "Papiertiger"? In: Motor-Kritik. 28.06.2008

Indymedia: Vorermittlungen wegen defekter BMW-Motorräder
Indymedia: Mehrfach verpatzte Rückrufaktion bei BMW
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Ergänzungen

Neue Erkenntnisse Qualitäts-Desaster BMW ???

Leserbrief 07.07.2008 - 14:33
Bringt etwa die Aufklärung über längst bekannte Qualitätsprobleme beim BMW Motorrad eine grundlegend neue Erkenntnis? Das Desaster war selbst in der etablierte Presse, z.B. Sonderhefte BMW Motorräder (Nr. 22 & 23) aus dem MO-Verlag, zu lesen, und im Leitartikel der Ausgabe Nr. 22 war die Qualitäts-Katastrophe sehr zutreffend auf nur einer Seite vom Chefredakteur dargestellt. Von lockeren Hinterrädern bis zur weltweiten Katastrophe mit dem Integral-ABS von FTE automotive hat er da nämlich nichts ausgelassen. Die Massen-Ausfälle der Motorräder wegen defekter EWS gab es da (wohl) noch nicht - ein Heidenspaß für die Premium-Kunden in der Pampa.

Übrigens: Dass in Deutschland gerne geprotzt wird, also damit, sich überteuerete Life-Syle-Produkte kaufen zu können und diese auch zu zeigen, das ist eine allgemeine Lebenserfahrung. Aber einen gesetzlichen Schutz, wegen dieser Irrationalität nicht zu Schaden zu kommen, muss es doch nun wirklich nicht geben. Hier ist die Eigenverantwortung der Käufer gefragt.

Und wie es um die Geisteshaltung derer bestellt ist, die da konkret gefährdet sind, kann sich jeder selbst an 10 Fingern abzählen, fünf mögen im konkreten Fall sogar reichen. Kein einziger Käufer ist weltweit dazu gezwungen worden, sich ein Produkt von BMW zu kaufen. Und sie tun es aber weiter - und zwar fleissig!

Also bitte.

Unkenntnis der Rechtslage für Rückrufe

BSE-Jurist 09.07.2008 - 11:06
Die im vorstehenden Artikel angebrachte Kritik an der Rückrufpraxis (hier: BMW Motorrad, ein Geschäftsfeld der BMW AG) ist nicht angemessen.

Denn nur innerhalb der gesetzlichen Gewährleistungsfrist muss ein Hersteller überhaupt (kostenfrei) nachbessern. Darüberhinaus muss er keinesfalls bei (vermeintlichen) Mängeln Rückrufe durchführen, und das auch noch kostenlos, oder gar konstruktive Änderungen zur Gefahrenabwehr durchführen. Die Fakten bei nüchterner Betrachtung der Sachlage sind:

1. Eine Rechtspflicht zum Austausch schadhafter Produkte oder Teile auf Kosten des Herstellers besteht nur innerhalb von Vertragsbeziehungen und nur innerhalb der Dauer der gesetzlichen Gewährleistung. Es gibt keinerlei Rechtspflicht zum kostenlosen Rückruf!

2. Nach der gesetzlichen Gewährleistung genügen für die Erfüllung der Produktbeobachtungspflicht Warnungen, Aufforderungen zur Stilllegung der Geräte und das Angebot zum kostenpflichtigen Austausch des Bauteils.

Das jedenfalls weiß das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA), die deutsche Verkehrssicherheitsbehörde, schon längst. Außerhalb der Gewährleistungsfristen, so ist von da zu vernehmen gewesen, "müssten Mängelbeseitigungen im Rahmen von Rückrufaktionen für den Fahrzeugeigentümer nicht zwangsläufig kostenlos sein". Und wer, wenn nicht das KBA, kennt die Rückrufpraxis und die Zulässigkeit derseben bei der Automobil- und Motorrad-Industrie am Besten? Rückrufe werden mit dem KBA abgestimmt!

Wenn also im konkreten Fall der Motorrad-Hersteller BMW Motorrad zur Erfüllung seiner Produktbeobachtunspflicht nach GPSG Produkt-Warnungen unter der Bezeichung "erweiterter Bedienungsanleitungen" herausgibt, und diese offizell als "Rückruf" nach StVG benannt werden [müssen] (nur zur Gefahrenabwehr dürfen die Halterdaten aus den Zentralregister herausgegeben werden), dann genügt das vollkommen!

Skandalös ist also nicht die Rückrufpraxis von BMW Motorrad, sondern lediglich die Berichterstattung im vorstehenden Artikel darüber, die offenbar in Unkenntnis der Rechtslage stattfand.

Ob die Aufforderungen zur Stilllegung der Produkte (Autos und z.B. Motorräder) oder die Verteilung von Warn-Hinweisen und Warn-Aufklebern zur (zulässigen) Gefahrenabwehr den Kunden gefällt oder nicht - das ist unerheblich.

netzaktivismus != motoradfahren

-!- 12.07.2008 - 12:20
ob der artikel auf indymedia eine daseinsberechtigung hat oder nicht, sei erst mal dahingestellt.
eines ist aber ganz sicher - mit netzaktivismus in irgendeiner form hat des betätigungsfeld des adac oder auch der freizeit"sport" motoradfahren soviel zu tun, wie siemens mit revolution.
bei einer solchen, wahrscheinlich vom autor bestimmten einordnung in die themenliste, braucht sich dann wirklich niemand mehr über kritik wundern. naja, wundern, tut zumindest mich auf indymedia allerdings eh nur noch sehr wenig. letztlich ist's halt auch fast!! kein wunder, wenn der indy stand, wie im winter auf'm ccc congress fast nicht besucht ist.

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Oh doch, Käufer getäuscht — noch ein wikipedianer

spiel spaß spannung — gelangweilter

@egal — blubb

@blubb — egal