3000-4000 Menschen bei Antira in Berlin

AutorIn des Beitrags 06.07.2008 15:09 Themen: Antifa Antirassismus Soziale Kämpfe
Mehrere tausend Menschen demonstrieren in Berlin im Rahmen der De*fence-Kampagne für ein globales Recht auf Migration und gegen die Abschaffung des Asylrechts vor 15 Jahren.
Am gestrigen Samstag demonstrierten als vorläufiger Höhepunkt der De*fence-Kampagne nahezu 4000 Menschen in Berlin gegen die faktische Abschaffung des Grundrechts auf Asyl vor 15 Jahren. Diverse migrantische, flüchtlingspolitische, antirassistische und antifaschistische Gruppen und Einzelpersonen beteiligten sich an dem Aufzug der vom Lustgarten, vorbei am Roten Rathaus und dem Auswärtige Amt zum Oranienplatz nach Kreuzberg führte. Dort klang die Veranstaltung bei einem Konzert mit Anarchist Academy, Ciaoceskos, Koljah und Thai phun und les refugies bis 22 Uhr aus.

Die Demonstration war der vorläufiger Höhepunkt der antirassistischen De*fence-Kampagne. Auftakt war im November 2007 eine Demonstration zum Berliner Abschiebeknast in Berlin-Köpenick mit 200 TeilnehmerInnen. Seitdem fanden bundesweit verschiedenste thematische Veranstaltungen, wie z.B. antirassistische Lesungen, Informationsveranstaltungen und Protestaktionen statt.

Die DemonstrationsorganisatorInnen schreiben zum gewählten Datum: „Der 15. Jahrestag der Grundgesetzänderung ist für uns Anlass, unsere Forderungen lautstark auf die Straße zu bringen. Wir leben im Herzen der Festung Europa und es reicht längst nicht mehr, das deutsche Grundrecht auf Asyl zurückzufordern. Alle Menschen müssen die Möglichkeit haben, vor Verfolgung und Armut zu fliehen. Alle Menschen müssen die Möglichkeit haben, dort zu leben, wo sie es möchten und wie sie möchten. Mit allen Rechten, die dazugehören.“ Sie schließen ab mit der Forderung: „Für ein globales Recht auf Migration – for freedom of movement and de*fencing the nations

Zu diesen zählen u.A. die Flüchtlingsinitiative Brandenburg (FIB), das Antifaschistische Bündnis Süd-Ost Berlin (ABSO), die Initiative gegen Abschiebehaft, die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh und Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten e.V. (VVN-BdA) Berlin. Die Weiteren UnterstützerInnen finden sich hier.

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Ergänzungen

Bidler der De*Fence Demo und Konzert

Titel der Ergänzung 06.07.2008 - 15:25
Weitere Fotos dazu gibt es bei morus.tk

 http://users.blacksec.org/~theoschneider/defence-demo.htm

Antirassistisches Camp in Hamburg

15.- 24.08.2008 06.07.2008 - 16:22
Was wäre wenn, …

das Recht auf Bildung mehr wert ist als Abschiebedrohungen?

… Kinder zur Schule gehen können, ohne befürchten
zu müssen, denunziert und stigmatisiert zu werden?

… es eine Gesundheitsversorgung für alle gibt,
die nicht nach Papieren fragt und der hippokratische
Eid mehr zählt, als das Ausländergesetz?

… gleiche Arbeitsrechte für alle gelten und jedEr frei
wählen kann, ob und was sie oder er arbeiten möchte?

… die Legalisierung von Immigrantinnen und deren
Familienangehörige erkämpft wird?

… Befreiung von Überwachung unsere Antwort auf
Repression und Sicherheitswahn ist?

… globale Bewegungsfreiheit Grenzen ersetzen?

… Solidarität rassistische Vorurteile ablöst und
Menschen in der Sprache reden, dem Glauben folgen,
die Kultur leben können wie, wo und wann sie wollen?

… Menschen das Geschlecht lieben können,
das sie wollen?

… es Selbstbestimmung statt Integration gibt?


Auf nach Hamburg zum AntiraSommerCamp 08
vom 16.bis 24. August !


Weitere Infos auf  http://camp08.antira.info/index.html

Bündnis

Freya Fluten 06.07.2008 - 16:26
Die de*fence Kampagne wurde von der Initiative gegen das Chipkartensystem intiiert, im Bündnis zur Vorbereitung der Demonstration Globales Recht auf Migration saßen u.a. (nicht vollständig): Antifa Moabit (AIM), Antifa Prenzlauer Berg (APB), Antifaschistische Bündnis Süd-Ost (ABSO), Antifaschistische Linke Potsdam, Attac Berlin, Berliner Bündnis Freiheit für Mumia Abu-Jamal, Falken Berlin, Gruppe soziale Kämpfe, Initiative gegen Abschiebeanhörungen - One for the Road, Initiative gegen Abschiebehaft, Initiative gegen das Chipkartensystem (Berlin), JungdemokratInnen/Junge Linke Berlin, Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt (KOP Berlin), MdB Sevim Dagdelen (Migrationspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion DIE LINKE), Peter Schrott (Stellvertretender Vorsitzender ver.di Bezirk Berlin), Seminar für angewandte Unsicherheit [SaU], Tägerkreis Weltfest am Boxhagener Platz, Ulla Jelpke (innenpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion DIE LINKE), Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes -Bund der Antifaschisten e.V. (VVN-BdA) Berlin




Pressemitteilung des Bündnis

3.500 demonstrieren für globales Recht auf Migration
Protest anlässlich des 15. Jahrestages der Abschaffung des Asylrechts

Berlin, 5. Juli 2008 – In Berlin haben heute rund 3.500 Menschen für ein globales Recht auf Migration, die Abschaffung von diskriminierenden Sondergesetzen und soziale Teilhabe für alle demonstriert. „Alle Menschen müssen die Möglichkeit haben, vor Verfolgung und Armut zu fliehen. Und sie müssen dort leben können, wo sie möchten – mit allen Rechten, die dazugehören“, erklärt Toni Garde vom Demonstrationsbündnis. Anlass des Protests ist der 15. Jahrestag der Abschaffung des Grundrechts auf Asyl im Jahr 1993. „Der offene Angriff von damals findet heute seine Fortsetzung im schrittweisen Abbau von Menschenrechten“, so Toni Garde.

Deshalb richtete sich die Demonstration sowohl gegen Rassismus und Abschottung als auch soziale Ausgrenzung und Überwachung. Die meisten illegalisierten Migrantinnen und Migranten leben in rechtlich prekären Verhältnissen: ohne medizinische Grundversorgung, ohne Arbeitsschutz und ohne ein Recht auf Bildung für sich und ihre Kinder. Zugleich dient der „internationale Terrorismus“ als Legitimation, um im Inneren immer weitreichendere Kontroll- und Sicherheitsmethoden durchzusetzen. Die im quasi-militärischen EU-Grenzapparat entwickelten Technologien finden ihre Anwendung in der Aushöhlung von Bürgerrechten.

Pressekontakt:

Toni Garde: email: recht-auf-migration@riseup.net
phone: 015779758447

verschiedene antira arbeit anerkennen

ferdinand 06.07.2008 - 16:40
Auch Berliner Jusos demonstrierten gegen Abschiebungen und für ein globales Recht auf Migration. Es sollte anerkannt werden, dass antirassistisches Engagement aus verschiedenen Organisationen heraus möglich ist, so wie es auch in der Partei Die Linken passiert. Zum letzten Punkt sei aber auf die aktuelle Ausgabe der Jungle World verwiesen. Diese Partei rief im besonderen ihre Mitglieder zur Teilnahme an der Demo auf. Die GenossInnen kamen dann auch reichlich mit Fahnen, eine kritische Auseinandersetzung mit der Rolle ihres Vorsitzenden fand aber nicht statt. Im Gegensatz dazu hat die SPD nicht aufgerufen an der Demo teilzunehmen, was ja nur folgerichtig und konsequent ist.

Titel der Ergänzung

2800 06.07.2008 - 17:07
warn das schon

eindrücke

teilnehmer 06.07.2008 - 17:44
die demo war - für mich überraschend - recht gut besucht, 3-4000 dürfte hinkommen. ebenfalls ein pluspunkt war die route, da endlich einmal nicht in immer den selben szenekiezen demonstriert wurde. hier setzt jedoch zugleich auch meine größte kritik an: obwohl wir an zahlreichen akteuren vorbeiliefen, die direkt oder indirekt migrantInnen in deutschland, der EU und weltweit das leben schwer machen (kleine unvollständige aufzählung: auswärtiges amt, axel-springer-verlag, bundesdruckerei [-> biometrische ausweise etc.]), wurde von seiten der demo kaum bzw. gar nicht darauf eingegangen. thematisch nicht, in form von aktionen schonmal gleich gar nicht. letzteres ist natürlich teilweise auch der rücksichtnahme auf illegalisierte menschen in der demo geschuldet, trotzdem wäre m.E. mehr möglich gewesen. positiver "nebeneffekt" war, dass sich dafür denn auch die polizei zurückhielt, kaum präsenz zeigte und einige für berlin ungewöhnliche dinge durchgehen ließ - stichwort viel zu lange seitentranspis.
fazit: eine schöne demo bei gutem wetter, mit netten leuten und einigen tatsächlich guten redebeiträgen. wäre noch schöner gewesen, wenn sich mehr migrantInnen auch selbst beteiligt hätten und wenn unterwegs mehr gegangen wär.

TeilnehmerInnenzahlen und Inhaltliches

dagewesen 06.07.2008 - 19:00
Zu den sich wiederholenden Spekulationen um die Menge der demonstrierenden Menschen: die Polizei sprach auf der Demo von 2.500 Menschen - da diese Quelle für ihre chronischen Unterschätzungen bekannt ist, können wir von mindestens 3000 DemonstrantInnen ausgehen. Da die Angebaben der Polizei als kleinster gemeinsamer Nenner gesehen werden können, muss mensch sich schon fragen wie "analytisch" es ist, aus den eigenen Schätzungen eine echt große Demo im Nachhinein kleinzureden.
Zur inhaltlichen Kritik, die Redebeiträge hätten sich nicht auf die historisch- und oder/aktuell relevanten Orte bezogen: es gab ein ziemlich genaues Konzept, wann welcher Redebeitrag kommen sollte und das genau in Abstimmung auf die Orte (Sicherheit/Frontex/Außengrenzen am Außenministerium z.B.; rassistische Polizeigewalt an der Wache an der Friedrichstraße, Kritik an Abschiebeanhörungen beim Arbeitsamt etc.). Die Route wurde auch genau wegen dieser Orte gewählt. Das dies nicht deutlich geworden ist, ist sicherlich schade, kann schlimmstenfalls auch Folge von Verzögerungen in der Route/Laufschnelligkeit sein, auf Zwischenkundegbungen wurde aber bewusst verzichtet, um die Demo nicht in die Länge zu ziehen.
Zur Konferenz von Evian bleibt zu sagen, dass die inhaltliche Gleichsetzung wohl sehr vorsichtig hätte formuliert werden müssen, aber ein Redebeitrag wäre schon gut gewesen. Schade, dass die Kritik im Nachhinein kommt und nicht die Chance ergriffen wurde, selbst etwas einzureichen/vorzulesen/mitzudiskutieren.

mehr bilder

antifa 06.07.2008 - 19:13
hier noch mehr bilder:

Bundesweiter Tag ohne Abschiebungen am 30.08.

antifa.sozialbetrug 06.07.2008 - 22:44
KEIN MENSCH IST ILLEGAL Kämpfe um Bleiberecht, gegen rassistische Sondergesetze, gegen Abschiebehaft und Lager, für Legalisierung und soziale Rechte: die antirassistische Bewegung ist vielfältig und aktiv. Und doch sind wir zu oft in Abwehrkämpfen gefangen oder versteifen uns auf Einzelfälle, die die Unmenschlichkeit der Abschiebemaschine besonders drastisch machen

Warum der 30. August?
Der 30. August war schon wiederholt Anlass für bundesweite Proteste (in Deutschland) gegen Abschiebehaft und die tödliche Migrationspolitik. Er steht symbolisch für alle Opfer von Abschiebehaft und Abschiebungen. 1999 starb der Abschiebehäftling Rachid Sbaai in einer Arrestzelle der JVA Büren an einer Rauchvergiftung. Im Jahr 2000 stürzte sich der 28-jährige Altankhou Dagwasoundel beim Versuch, der Abschiebungshaft zu entfliehen, in den Tod. Schon 1983 hatte sich der Asylbewerber Kemal Altun aus Angst vor der Abschiebung aus dem Fenster des Verwaltungsgerichts Berlin zu Tode gestürzt, 1994 starb Kola Bankole nach Gewalteinwirkung durch BGS-Beamte in der Lufthansa-Maschine, mit der er abgeschoben werden sollte.

Aus diesem Grund wurde im Rahmen der Kampagne gegen Abschiebungen, Knäste und Lager der 30. August 2003 zum Aktionstag erklärt. Darüber hinaus finden seit dem Tod von Rachid Sbaai rund um den 30. August Proteste beim Abschiebegefängnis in Büren statt. Als sich am 02. Sep 2007 mehr als 350 AktivistInnen vor der Haftanstalt in Büren versammelten, probten die Gefangenen drinnen den Aufstand: 60 Häftlinge verweigerten als Akt zivilen Ungehorsams das Essen. In der Folge dieses Hungerstreikes entstand die Idee zu einen "Tag ohne Abschiebungen" am 30. August 2008.
 http://antifasozialbetrug.siteboard.de/antifasozialbetrug-about223.html

Weitere Bilder von der Demo

rotkäppchen 07.07.2008 - 11:11
Bilder von der Demonstration findet ihr außerdem unter  http://www.antifa-burg.de.vu/

Mumia-Redebeitrag auf der De*Fence-Demo

Berliner Mumia-Bündnis 07.07.2008 - 12:08
Der in der PDF enthaltene Redebeitrag über den afroamerikanischen politischen Gefangenen Mumia Abu-Jamal war einer von vielen Beiträgen auf dieser Demo. Mumia Abu-Jamal sitzt seit 1982 in der Todeszelle in Pennsylvenia, USA für einen Mord, der ihm nie bewiesen wurde.
Mumia kämpft seit Jahrzehnten gegen Rassismus, Unterdrückung und Krieg.
In seinen wöchentlichen Kolumnen redete er 2007 auch über den in Dessau in Polizeigewahrsam ermordeten westafrikanischen Flüchtlich Oury Jalloh.  http://mumia-hoerbuch.de/oury.htm

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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3000-4000

Name 06.07.2008 - 16:11
Bitte was 3000-4000??? Ich frage mich wo die alle gewesen sein sollen.

Korrektur muss sein

Anna Lytisch 06.07.2008 - 16:16
Ein großes Dankeschön an alle Menschen die vor Ort waren und diejenigen die zentral und dezentral seit langem die Kampagne und die Demo mit trugen und Aktionen organisierten.
Trotzdem bleibt ein bitterer Beigeschmack, leider ist 4000 Menschen sehr optimistisch geschätzt...ich würde von höchstens 2000 ausgehen.
Leider verpufft das ganze und zerplatzt wie eine Seifenblase...es war nicht vielmehr als eine "Szene"-Kampagne und Demo...Schade!
Bleibt zu hoffen das vllt. punktuell migrantische und nicht-migrantische Gruppen mehr zusammenarbeiten und die Defence-Kampagne dafür ein Startschuss war...Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Shut Down Fortress Europe!

Schindluder Abschiebung

Thorsten Fröbisch 06.07.2008 - 17:44
@Anna Lytisch:
Bleibt zu hoffen das vllt. punktuell migrantische und nicht-migrantische Gruppen mehr zusammenarbeiten und die Defence-Kampagne dafür ein Startschuss war...Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Festzustellen ist das keine der hier genannten Gruppen eine Position "gegen Abschiebung" vertritt, im Sinn von  http://en.wikipedia.org/wiki/Free_migration.
Genauso wenig wie Asyl irgendetwas damit zu tun hat, im Gegenteil.


demo im niemandsland

ferdinand 06.07.2008 - 19:32
Die Demoroute hätte genausogut durch die Platte laufen können und niemand hätte es mitbekommen. Das war sicherlich kein Vorteil, sondern ein Schwachpunkt. Bis auf die Driedrichstraße, war sonst wenig los.

en.wikipedia.org/wiki/Free_migration

Fastidiane Leich 07.07.2008 - 09:25

@Thorsten Fröbisch
festzustellen ist das keine der hier genannten Gruppen eine Position "gegen Abschiebung" vertritt, im Sinn von  http://en.wikipedia.org/wiki/Free_migration.

Bezeichnend, dass nicht mal ein **Deutscher** Wikipedia Eintrag exististiert.