Feldbefreiung in Unterfranken

rüben 29.06.2008 11:48 Themen: Biopolitik Globalisierung Soziale Kämpfe Ökologie
Mehr als 60 Aktivistinnen und Aktivisten der Initiative "Gendreck weg" sind am Sonntagmorgen (29.06.2008) im unterfränkischen Westheim, nahe der Stadt Kitzingen festgenommen und erkennungsdienstlich behandelt worden, nachdem es ihnen gelungen war, ein Genmaisfeld in der Ortschaft zu verwüsten. Gegen 6.30 Uhr konnten die Gegner der Agrogentechnik auf das von der Polizei bewachte Feld gelangen, um die rund 40cm hohen Genmaispflanzen herauszureisen und zu zertrampeln. Bis es der Einsatzleitung der Polizei gelungen war, genügend Einsatzkräfte auf das Feld zwischen Westheim und Lindelbach zusammenzuziehen, haben die "Feldbefreier" bereits einen erheblichen Teil der Genpflanzen vernichtet. Bei den Festnahmen wurden Demonstranten zu Boden gedrückt und gefesselt.
Früher als die Polizei erwartete, begannen die "Freiwilligen Feldbefreier" bei Kitzingen mit ihrer Arbeit. Über 60 Gentechnikgegnerinnen und Gegner hatten auf Schlaf in der Nacht verzichtet und in der Nähe eines Genmaisfeldes zwischen Lindelbach und Westheim in einem Waldstück auf den Morgen gewartet. Sie machten sich um 6.30 Uhr in der Frühe auf den Weg, die letzten tausend Meter zum Genmaisfeld zurück zu legen. Eine von ihnen ist die Biologin Anja Becker: "Da heute alles im Zeichen des Finales der Fußball-Europameisterschaft steht, sehen wir unsere angekündigte Feldbefreiungsaktion besonders sportlich: Dies ist der Auftakt unserer Europa-Maisterschaft. Das ist mehr als ein Spiel, denn wir wollen ein gentechnikfreies Europa erreichen."

Nach kurzer Zeit war das etwa ein Hektar große Genmaisfeld befreit. Mit Füßen und bloßen Händen wurden die Pflanzen umgetreten und ausgerissen. Fast alle Gentechnikgegner trugen eine Bantammais-Pflanze mit sich. Feldbefreier Erasmus Müller: "Wir sind nicht hier, um einfach nur kaputt zu machen. Unsere Aktion will ein Zeichen setzen für die bäuerliche Landwirtschaft und für eine gentechnikfreie Zukunft. Deshalb bringen wir kleine Maispflanzen mit und setzen sie hier auf dem Acker ein." Anja Becker kommentiert: "Wir meinen: Es steht 1:0 für uns – und für ein gentechnikfreies Kitzingen, für einen Stop der Agrogentechnik. Zum bisherigen Spielverlauf ist allerdings zu sagen, dass die Agrarkonzerne regelmäßiges Foulspiel zu ihrer Angewohnheit gemacht haben: mit falschen Versprechen, mit massiver Beeinflussung der Politik und vor allem mit ihrer Rücksichtslosigkeit, die einseitig auf Gewinne zielt und existenzielle Bedrohungen für Millionen von Bauern und für die Ernährung der Zukunft in Kauf nimmt. Eine rote Karte bekommt Landwirtschaftsminister Horst Seehofer: Er wechselt ständig die Seiten und trickst immer wieder zugunsten der Agrarkonzerne. Im letzten Jahr sprach er ein Verbot des Genmaises nach der Aussaat aus, um es rechtzeitig vor Beginn dieser Saison wieder zurück zu nehmen."

Die Polizei hatte in den letzten Tagen durch strenge Auflagen und regelmäßige Besuche auf dem Camp die Vorbereitungen der Feldbefreier eingeschränkt. Umso mehr freut sich nun Erasmus Müller: "Wir haben schon die meisten unserer Ziele für dieses Wochenende erreicht: Gestern nahmen viele Menschen aus Unterfranken die Einladung zum Austausch, zum gentechnikfreien Abendessen sowie zu unserer Podiumsveranstaltung an. Die für heute öffentlich angekündigte Feldbefreiung hat stattgefunden. Gewaltfrei und entschlossen haben wir fast ein Hektar vom Genmais befreit und viele Bantam-Maispflanzen eingesetzt."
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Ergänzungen

Genmais-Gegner zerstören Maisfeld

http://www.tvtouring.de 29.06.2008 - 18:25
Gegen 6 Uhr 30 am Sonntag Morgen zerstörten 50 Genmais-Gegner ein Feld bei Westheim im Landkreis Kitzingen.

Wie die Polizei mitteilt, wurden auf einem 0,6 Hektar großen Feld genveränderter Mais der Firma Monsanto umgetreten und herausgerissen. Die Polizei forderte die Aktivisten auf das Feld zu verlassen. Als diese den Aufforderungen nicht nachkamen wurden sie vorläufig festgenommen. Von den 56 Genmais-Gegner sind mittlerweile wieder alle auf freiem Fuß. Gegen sie wird nun ermittelt wegen des Verdachts auf Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung. Die sogenannten "Feldbefreier" gehören der Initiative "Gendreck-weg" an, die in Mainstockheim ein dreitägiges Camp mit Demonstrationen und Kundgebungen organisierten. Friedlich verlief hingegen der Demonstrationszug von Repperndorf nach Kaltensondheim. Von einem Großaufgebot an Polizei überwacht, nahmen rund 200 Umweltaktivisten an dem Aufzug teil.

"Feldbefreier" verwüsten Genmais-Feld

http://www.br-online.de 29.06.2008 - 18:28
Sie verstehen sich als "Feldbefreier", für die Polizei sind sie Rowdys: Rund 50 Umweltaktivisten haben im fränkischen Landkreis Kitzingen ein Genmais-Feld zerstört und sind dabei von der Polizei festgenommen worden.

Die Gruppe von rund 50 Aktivisten hatte die Nacht in einem Waldstück an der Autobahn A3 verbracht. Um 6.30 Uhr machten sich die Aktivisten im Schutz des Waldes auf den Weg zu einem Genmais-Feld bei Westheim.

Als sie dort aus dem Wald auftauchten, war die Polizei zwar schon vor Ort. Weil aber rund um Westheim vier Genmais-Felder bewacht werden müssen, konnten die Aktivisten zunächst die zahlenmäßig unterlegene Polizei überlaufen. Unter den Augen der Beamten zertrampelten sie dann auf dem Feld die Genmais-Pflanzen mit ihren Füßen oder rissen die Pflanzen aus der Erde. Nach 30 Minuten war die Polizei Herr der Lage - alle Aktivisten wurden vorläufig festgenommen. Einige widersetzten sich dem und mussten weggetragen werden.
Polizei und Aktivisten loben sich gegenseitig

Dennoch beschreibt die Polizei die Stimmung als "friedlich". Lob gab es auch von den Umweltschützern für die Polizei: "Wir können uns nicht beschweren. Es lief alles sehr freundlich ab", sagt ein Sprecher der Aktivisten.

Die Aktivisten wurden nach Würzburg in Polizeigewahrsam gebracht. Den Umweltschützern drohen Strafverfahren wegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch. Bei ähnlichen Aktionen in der vergangenen Jahren waren Geldstrafen von bis zu 600 Euro verhängt worden. Das Genmais-Feld war mit rot-weißem Flatterband abgesperrt. Auf dem Feld standen Schilder mit der Aufschrift "Betreten verboten". Die Feldbefreier haben damit ihr bereits im Internet angekündigtes Zeil erreicht und ein Genmais-Feld zerstört.
Feldbefreier sprechen von Erfolg

Die Biologin und Sprecherin der Aktivisten, Anja Becker, wertete die Aktion als Erfolg: "Gewaltfrei und entschlossen haben wir fast ein Hektar vom Genmais befreit."
200 beteiligen sich an Demonstration

In Repperndorf bei Kitzingen beteiligten sich zudem rund 200 Gentechnik-Gegner an einer Kundgebung und einem Demonstrationszug. Auch dabei lief nach Angaben der Polizei alles "absolut zivilisiert" ab.

Das Landratsamt Kitzingen hatte im Vorfeld ein geplantes Camp von Genmais-Gegnern an der A7 bei Repperndorf verboten. Grund: Der Standort sei zu nah an der Autobahn und auch zu nah an den Genmais-Feldern. Auf der Suche nach einem Ersatz sind die Anti-Genmais-Aktivisten dann in der Nähe von Mainstockheim bei Kitzingen fündig geworden. Die Aktivisten haben auf einer Wiese der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Schweinfurt ihr Wochenendlager aufgeschlagen. Naturschäden durch das Camp befürchtet die Behörde offenbar nicht. Auf der Wiese am Mainufer hatte erst vergangenes Wochenende ein Open-Air-Festival stattgefunden.

"Feldbefreiung" auch bei Genmais-Gegnern umstritten

In Brandenburg ist den Aktivisten im vergangenen Jahr eine "Feldbefreiung" gelungen und auch auf die Aktion im Landkreis Kitzingen haben sich die Genmais-Gegner gut vorbereitet, so ein Sprecher gegenüber dem Bayerischen Rundfunk: "Wir wissen, auf welchen Feldern der Genmais steht, weil wir schon vor Wochen Proben gezogen haben, um nicht aus Nachlässigkeit versehentlich konventionellen Mais zu erwischen." Allerdings sind die Aktionen auch unter Genmais-Gegnern umstritten. So befürchtet das lokale "Aktionsbündnis gegen Genmais im Landkreis Kitzingen", dass sich die Fronten durch die Methoden der "Feldbefreier" weiter verhärten könnten.