Seefahreropa Peter und sein Nazi-Museum

Pia Piratin 25.06.2008 18:18 Themen: Antifa Militarismus
In Hamburg demonstrierten heuten ca. 50 GegnerInnen des so genannten „Tamm-Museums“, während dieses feierlich eröffnet wurde. Unter dem offiziellen Namen „Internationales Maritimes Museum Hamburg“ werden dort ab heute Kriegs -und Tötungsgerätschaften aus aller Welt gezeigt, welche von der Stiftung Peter Tamms zu Verfügung gestellt wurden.
Das Gebäude (Kaiserspeicher B) wurde von der Stadt Hamburg 99 Jahre mietfrei für das Museum zur Verfügung gestellt und weiterhin brachte die Stadt 30.000.000 Euro dafür auf.
Auch wurden und werden die Verkehrsanbindungen rund um das Museum von der Stadt finanziert.
Peter Tamm konnte sich, wie er selber sagte, dadurch einen Traum erfüllen und sein Werk für die Nachwelt erhalten. Ein fragwürdiges Werk!
Unkommentiert wird militärischer Accessoire aus der NS-Zeit großflächig ausgestellt. Jegliche Erinnerungen an die Opfer des Faschismus fehlen. Allerlei Propagandamaterial hat der ehemalige Vorstandschef des Axel-Springer-Verlages zusammengetragen, um es nun der Öffentlichkeit zu präsentieren. Zivile Seefahrt kommt in diesem Museum kaum vor, satt dessen wird Kriegsverherrlichung betrieben. Der/die BesucherIn des Museums könnte glatt den Eindruck bekommen, als ob Seefahrt automatisch immer auf die Kriegsmarine zurückzuführen sei. Zu den Ausstellungsgegenständen zählen unzählige Modelle von Kriegsschiffen, Admiralsstäbe aus der NS-Zeit und Unmengen an Uniformen der deutschen Kriegsmarine. Sogar Kanonen und (U-)Boote werden gezeigt.

Peter Tamm hatte sich hohe Gäste geladen. Zusammen mit Horst Köhler und Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust eröffnete er heute Vormittag das Museum. Mit zahlreichen geladenen Gästen und unter Ausschluss der Öffentlichkeit wurde wieder ein Stück Nazivergangenheit relativiert.
Doch auch der Protest blieb nicht aus. Schon sehr früh fuhren zwei Boote vor, auf denen DemonstrantInnen provokant mit einer Flagge der Kriegsmarie feststellten: „Wir können beim besten Willen kein Hakenkreuz darin entdecken“. Die „verwundeten“ Seeleute spielten dazu militärische Marschmusik und übertönten zeitweise das offizielle Einweihungsprogramm. Von einem zweiten Boot wurde ebenfalls laute Musik aus Boxen gespielt und auf die Summe von 30 Millionen Euro hingewiesen.
Von Land aus wurden die beiden Boote von einer Gruppe von ca. 50 Menschen unterstützt. Durch die Polizei zurückgehalten, verlieh die Gruppe mit Transparenten und lautem Krach ihren Forderungen Ausdruck. Ebenfalls mit von der Partie war eine Gruppe der „Rosa Armee Fraktion“, welche die Schrecken des Krieges mit eindrucksvollen Theaterdarbietungen demonstrierte (siehe Fotos).
Anschleißend wurde noch eine Holzfigur von Peter Tamm enthüllt und jedeR konnte einen Nagel in den „Eisernen Peter“ schlagen.
Der größte Erfolg war ein lautes Stören mit Gesängen und lustiger Marschmusik, während die MilitaristInnen eine Schweigeminute zu Fahnenhissung eingelegt hatten. So blieb der Protest von Tamm selber auch nicht nicht unbemerkt.

Da wir nun wissen, wo der Krieg und der Faschismus vor Anker liegen, wird es Zeit sie zu versenken.
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Ergänzungen

Fotos

Burdon 26.06.2008 - 02:35
An Bord zweier Barkassen gab es ein lautstarkes alternatives Kulturprogramm. Gestört wurde der offizielle Sektempfang mit Marschmusik einer Kapelle sowie Beiträgen von Jimy Hendrix (Star Sprangled Banner), Eric Burdon (Sky Pilot), Charles Aznavour (Le chant des partisans) sowie Charly Chaplin (Der grosse Diktator).

Hakenkreuz ahoi

radio corax 26.06.2008 - 07:02
Hamburg bekommt ein neues Museum. Klingt eigentlich erstmal relativ unspektakulär. Für einige vielleicht auch nach einem Grund zu feiern...Eher nicht, denn es scheint sich hierbei um ein Museum der extrem problematischen Sorte zu handeln. Meint jedenfalls Karin Haenlein von der KünsterlInnenGruppe feld für kunst e.V. Und die wollen wir in den nächsten Minuten zu Wort kommen laszen: Heute wird also im Rahmen des Ausbaus der Hafencity das »Internationale Maritime Museum« eröffnet –von Bundespräsident Horst Köhler persönlich. Es handelt sich um die private Sammlung zur Schifffahrtsgeschichte des Multimillionärs Peter Tamm, des langjährigen Vorstandsvorsitzen­den des Springer-Verlags.

Angebrachter Protest

wurscht 26.06.2008 - 07:30
Wenn mensch den Text richtig liest, mekrt man, dass in dem Museum scheinbar größtenteils Kriegswaffen der NS-Zeit ausgestellt werden. Ein Museum das "Internationales Maritimes Museum" heißt sollte doch eigentlich mehr als "nur" Nazischiffchen und -kanonen ausstellen... Ich denke die AktivistInnen wollten besonders die Art und Weise der Ausstellung kritisieren, was durchaus verständlich ist, grenzt sie doch stark an der Verherrlichung und dem Revisionismus (wie zum Beispiel die Bilder des Sektempfangs neben den Kanonen oder das Fehlen von militarismuskritischen Texten zeigen). Es ist also durchaus richtig gegen ein kriegsverharmlosendes "Museum" zu protestieren! Ich bezweifel jedoch, dass die Aktionen wirklich viel tiefgründigen Inhalt rübergebracht haben. Sollte beim nächsten Mal besser gemacht werden, in der Hoffnung dass es ein nächstes Mal geben wird.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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versteh ich nicht — mein name

musst du auch nicht — no name

kleine rechnung — unwichtig

antikrieg — o.k.

hmmmm — Oi!free Youth

Kriegswaffen... — ...abschaffen!

oh — mein Gott

@ oh mein gott — mein name

Frage — Fritz Frager

super aktionen — soli

finds auch klasse — Hafermilch