Spitzelei jetzt im Unternehmen Bertelsmann

gütersloh ist nicht manhattan 13.06.2008 23:36 Themen: Soziale Kämpfe
Spitzelaffäre: Bertelsmanntochter Gruner+Jahr (Zeitschriftenverlag) klagt gegen Telekom. Führungsriege der Bertelsmänner geraten eventuell dabei selbst in die Schusslinie. Und eine weiterer Auffälligkeit: Bertelsmanntochter Arvato kauft im großen Stil Callcenter der Telekom.
Während die Bespitzelung von MitarbeiterInnen in Unternehmen immer mehr zum Thema in den Medien wird, trifft es nun offenbar Journalisten. Betroffen sollen u.a. Journalisten von „Capital " und „Financial Times Deutschland" sein, die bei Gruner+Jahr erscheinen, einer Tochter von Europas größten Medienkonzern, an der der Medienkonzern 74,9 % Anteile hält. Nun erhebt Gruner+Jahr Strafanzeige gegen unbekannt wegen Verstoß des Fernmeldegeheimnisses bei Bespitzelungen seiner Mitarbeiter und sogar wegen Hausfriedensbruch. Damit wird nun der Eindruck erweckt, man sei Opfer eines Verbrechens, so als ob dies keine Selbstverständlichkeit sei, denn zumindest ein Führungsmitglied bei den Bertelsmännern selbst könnte in die Schusslinie geraten und ob auch andere Mitglieder in den Führungsgremien oder sogar die Eigentümer Familie Mohn Mitwissende sind, ist zur Zeit im Bereich der Spekulation. Wenn die Bespitzelung mit Wissen oder sogar im Auftrag des Vorstands der Telekom durchgeführt wurde, dann steht auch der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom AG Karl-Gerhard Eick in der Schusslinie. Und der ist auch im Kuratorium der Bertelsmann Stiftung. Die steuerbefreite Bertelsmann Stiftung ist mit 76.9 % Aktienanteil am Bertelsmann Medienkonzern beteiligt. Die Verflechtung in den Führungsetagen der beiden Konzerne Telekom und Bertelsmann wirft schon deswegen ein merkwürdiges Licht, da bei massiven Abbau von Arbeitsplätzen die Bertelsmann Tochter Arvato im großen Stil Callcenter der Telekom aufkauft. Ob die Telekom auf eigene Initiative die Journalisten ausspioniert hat oder die Bertelsmannführung ihre Beziehungen in die Führung der Telekom sogar selbst genutzt hat, sind Fragen die sich die Beschäftigten beim Medienkonzern stellen dürften – hat doch doch die nahe Vergangenheit nicht nur im Fall Lidl gezeigt, dass häufig die eigene Führung ihre Mitarbeiter bespitzelt.

Zum Verkauf der Telekom Callcenter:
„Der Verkauf der Call-Center an die Arvato ist ein Teil des Kostensenkungsprogramms der Deutschen Telekom. Insgesamt sollen mehr als 50.000 Arbeitsplätze in externe Dienstleistungsunternehmen ausgelagert werden.“
 http://www.dsltarife.net/news/4176.html
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Ergänzungen

Nestlé soll Attac bespitzelt haben

Infopoint 15.06.2008 - 02:35
Die Spitzelaffären nehmen kein Ende: Jetzt haben Autoren des globalisierungskritischen Netzwerks Attac Anzeige erstattet. Die Gruppe soll im Auftrag des Konzerns Nestlé überwacht worden sein.

Genf - "Attac gegen das Imperium Nestlé" - so heißt das Buch, das dem Konzern wohl so gar nicht gefallen hat. Angeblich soll Nestlé deshalb die Schweizer Sicherheits- und Überwachungsfirma Securitas beauftragt haben, eine als Globalisierungskritikerin getarnte Agentin in die Gruppe einzuschleusen.

Die Autoren des Buchs stellten deshalb eine Strafanzeige gegen Unbekannt wegen Bespitzelung. Sie reagierten damit auf einen Bericht des Schweizer Fernsehsenders TSR, wonach Securitas die Gruppe über ein Jahr bespitzelte, während sie an dem 2004 erschienenen Buch über den Konzern arbeitete.

Nestlé und Securitas wollten sich nicht konkret zu den Vorwürfen äußern. Nestlé teilte mit, der Konzern habe angesichts der angekündigten Proteste gegen bestimmte Unternehmen während des G-8-Gipfels in Evian im Jahr 2003 "in enger Zusammenarbeit mit Securitas" die "geeigneten, strikt legalen Maßnahmen" ergriffen.

Nestlé im Kuratorium der Bertelsmann Stiftung

Mohnkuchen 15.06.2008 - 19:46
Das passt ja gut:
Nestlé-Manager sitzt auch im Kuratorium der Bertelsmann Stiftung

Portrait Prof. Dr.-Ing. Werner J. Bauer
Prof. Dr. Werner J. Bauer
Generaldirektor der Nestlé AG

 http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/SID-0A000F0A-D21A97BF/bst/hs.xsl/9914.htm


Vollständige Liste:

Prof. Dr. Dieter H. Vogel
Vorsitzender des Kuratoriums der Bertelsmann Stiftung, Gesellschafter der Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft mbH und Geschäftsführender Gesellschafter der Lindsay Goldberg Vogel GmbH

Prof. Dr. Werner J. Bauer
Generaldirektor der Nestlé AG

Wolf Bauer
Vorsitzender der Geschäftsführung der UFA Film & TV Produktion

Dr. Wulf H. Bernotat
Vorsitzender des Vorstandes der E.ON AG,
Vorsitz/Mitglied der Aufsichtsräte mehrerer Konzerngesellschaften sowie von Allianz SE, Metro AG und Ruhrkohle AG

Prof. Drs. Uwe Bicker
Vorsitzender des Kuratoriums der Aventis Foundation

Dr. Karl-Gerhard Eick
Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom AG

Prof. Dr. h. c. Klaus-Dieter Lehmann
Präsident des Goethe-Instituts

Liz Mohn
Stellvertretende Vorsitzende des Vorstandes der Bertelsmann Stiftung, Vorsitzende der Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft

Reinhard Mohn
Stifter

Eduardo Montes
Executive Advisor für den Vorstandsvorsitzenden der Siemens AG

Prof. Dr. Elisabeth Pott
Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

Prof. Dr. Thomas Rauschenbach
Vorstandsvorsitzender und Direktor des Deutschen Jugendinstituts

Dr. Wolfgang Schüssel
Ehemaliger Bundeskanzler Österreichs

Klaus-Peter Siegloch
Leiter des ZDF-Studios in Washington

Ärzte werfen Hauptverband Überwachung vor

http://diepresse.com 18.06.2008 - 14:44
Ärzte werfen Hauptverband "Big Brother - Methoden" vor

Der Hauptverband hatte am Streik-Tag der Ärzte erfasst, wie viele "Streickbrecher" am E-Card-System online waren. Die Ärztekammer befürchtet eine "Bespitzelung der Ärzteschaft".

Ärztekammer und Sozialversicherung streiten über den Datenschutz. Hintergrund: Der Hauptverband hatte veröffentlicht, wie viele Ärzte am Montag trotz des Streiks am E-Card-System online waren. Der Obmann der Niedergelassenen Ärzte, Günther Wawrowsky, warf den Verantwortlichen daher am Mittwoch "Überwachungsmethoden wie beim großen Bruder" vor.

Mit der Veröffentlichung der angeblichen Zahl mutmaßlicher "Streikbrecher" habe der Hauptverband ein "alarmierendes Geständnis abgelegt, dass die Behörde das E-Card-System massiv zur Überwachung und Kontrolle, wenn nicht gar der Bespitzelung der Ärzteschaft nutzt". Bisher sei vom Hauptverband stets versichert worden, die E-Card lediglich als Instrument zur Kontrolle von Versichertenstatus und Honorarabrechnung zu nutzen. "Nun zeigt sich die wahre Denkart: Wer sich unliebsam verhält, hat ständigen Beobachtungsdruck", erklärte Wawrowsky in einer Aussendung.

Der Sprecher des Hauptverbandes, Dieter Holzweber, wies die Vorwürfe zurück. Der Hauptverband wisse natürlich, wieviele Ärzte online seien, das habe aber nichts mit Datenschutz zu tun. Auch die Mobilkom wisse, wie viele Handys eingeschaltete sind, sie wisse aber nicht, wer was spreche.

Bertelsmann Eick war Widersacher von Ricke

Spitzel-Watch 20.06.2008 - 18:18
RP-Online über Karl-Gerhard Eick (29.05.2008):
 http://www.rp-online.de/public/article/wirtschaft/specials/572787/Wer-ist-Schuld-bei-der-Telekom.html
Wer ist Schuld bei der Telekom?
VON SILKE FREDRICH

Zitat Anfang:
"Ex-Personalvorstand Heinz Klinkhammer belastet den damaligen Vorstandschef Kai-Uwe Ricke und Ex-Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel.

Der Zeitraum zwischen Januar 2005 und Oktober 2006 war für den damaligen Konzernlenker Ricke kein einfacher. Er verordnete dem Unternehmen ein rigoroses Sparkonzept, musste den neuen Großaktionär Blackstone in die laufenden Geschäfte einbinden und innerhalb des Vorstands Widerstände brechen. Vorstände und Aufsichtsräte beäugten sich misstrauisch, die Kommunikation von Unternehmensnachrichten war von ganz oben gesteuert. Klaus Zumwinkel war in dieser Zeit Aufsichtsratschef und musste sich massive Kritik als Chefkontrolleur der Telekom gefallen lassen.

Vor allem der damals neu hinzu gekommene Großinvestor Blackstone hatte Zweifel an Zumwinkels Kompetenz. Er habe zu wenig Detailkenntnis, deshalb plädierte Blackstone für die Ablösung des Chef-Kontrolleurs. Mit Ricke verband ihn viel. Kurz vor dessen Ablösung bremste Zumwinkel den Prozess, einen neuen Vorstand zu installieren. Als die Stimmung im Aufsichtsrat schließlich gegen Ricke kippte, ließ auch Zumwinkel seinen einstigen Verbündeten fallen.
Auch bei der Neubesetzung des Personalvorstand-Postens mit Heinz Klinkhammer, der heute Zumwinkel und Ricke als Auftraggeber für die Spitzel-Affäre benennt, blockte Zumwinkel.

Kai-Uwe Ricke ordnete 2005 eine Neustrukturierung der Unternehmenskommunikation an. Er setzte ein millionenschweres Sparprogramm durch und deckelte laut Unternehmenskreisen die weitere Managementebene. Ein Großteil der Unternehmensbeschlüsse wurden sehr genau vorbereitet, Ricke fürchtete Informationslecks nach außen. Intern war sein größter Widersacher der amtierende Finanzchef Karl-Gerhard Eick, weil das langjährige Vorstandsmitglied des Konzerns auf sehr polternde Weise seine Kritik kundtat und selbst immer wieder für den Chefposten des Gesamtkonzerns gehandelt wurde. Am Ende ist Ricke wiederum Blackstone zum Opfer gefallen und musste T-Mobile-Chef René Obermann Platz machen. Dass er zusammen mit Zumwinkel einen Auftrag zur Kontrolle von Gesprächen seiner Vorstände gegeben habe, weist er zurück.

René Obermann Der damalige Chef der florierenden Mobilfunksparte gilt als durchsetzungsstarker und gleichzeitig geschickt agierender Stratege, der wiederum zu allen anderen Vorständen ein nur vordergründig gutes Verhältnis pflegte. Notwendigen Personalabbau regelte er relativ geräuschlos, gegen Finanzchef Eick setzte er durch, das rasant wachsende US-Geschäft zu behalten.
Karl-Gerhard Eick gilt schon seit 2002 als Anwärter für den Posten des Konzernchefs, kam aber bislang nicht zum Zuge. Eick gilt im Konzern als genauer Kenner der Branche, der gerade heraus sagt, was er denkt. Für Ricke war er ein unangenehmer Kollege, wies allerdings interne Streitigkeiten nach außen immer zurück."
Zitat Ende

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