Rostock: 150 auf Spontandemo gegen Naziladen

Red_Angel 13.06.2008 19:26 Themen: Antifa
In der Hansestadt demonstrierten in den Nachmittagsstunden etwa 150 Menschen gegen den Naziladen in der KTV. In Sprechchören forderten sie zur Schließung des Ladens auf und verteilten mehrere hundert Flugblätter an Passanten.
Nachdem die Hamburger Geschäfts'führer' nach monatelangen Protesten die Flucht aus der 'Frontstadt' Rostock ergriffen haben und der Laden sich inzwischen von 'East Coast Corner' nach 'Dickkoepp' unbenannt hat, reißen die Proteste gegen den Naziladen im alternativen Stadtviertel KTV nicht ab.
Birger Lüssow, ein NPD-Landtagsabgeordneter hat sich inzwischen dem gescheiterten Hamburger Projekt angenommen. Nicht einmal ein Jahr hatten de Vries und Co durchgehalten, dennoch protestierten die Antifaschisten anlässlich des bevorstehenden Jahrestages der Eröffnung. Heimlich hatten die Neonazi während des G8-Gipfels den Laden eingerichtet. Am 14. Juni 07, ein Tag vor der offiziellen Eröffnung erlitt der Laden das erste mal Glasbruch.
Auch daran wollten die Antifaschisten die Nazis erinnern, als sie sich gegen 17:00 Uhr am Uniplatz trafen. Die Polizei hatte offensichtlich im Vorfeld Kenntnis davon erhalten und war bereits mit zahlreichen Kräften präsent. Zur allgemeinen Überraschung verhielt sich die Polizei weitgehend kooperativ und genehmigte einen Aufzug direkt zum Naziladen. Die Auflage sich dabei auf dem Fußweg zu bewegen wurde letzlich auch aufgehoben. Störungfrei gelangten die Demo schließlich in die Doberaner Straße. Mit Parolen wie 'Birger Lüssow aus der Traum auch du liegst bald im Kofferaum' oder 'Naziklamotten sind nicht schick - ruckzuck ist die Lippe dick' machten die Antifaschisten unmissverständlich klar, dass sie weiterhin an Protesten festhalten werden.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Redebeitrag der Li*mo

Li*mo 13.06.2008 - 21:24
Redebeitrag der Li*mo, der auf der heutigen Demo verlesen werden sollte und in modifizierter Form auf der Demo gegen den Tönsberg-Laden in Berlin im Februar '08 verlesen wurde:

1.Jahr Naziladen in der KTV – ein Grund zum Reiern!

Die Kröpeliner Tor Vorstadt in Rostock gilt als der Szenekiez der Hansestadt und beheimatet somit neben etlichen Bars auch linke und alternative Projekte, sowie diverse Rückzugsmöglichkeiten für Subkulturen und Personengruppen, die auf unterschiedlichste Art und Weise aus dem Alltag des gesellschaftlichen Mainstream ausbrechen.
Diese vermeintliche Schutzzone geriet Mitte des vergangenen Jahres in Bewegung als sich an einer ihrer Verkehrsadern ein Laden namens "East Coast Corner" ansiedelte.
Dieser führt neben einem umfangreichen Sortiment an Thor Steinar-Kleidung viele weitere Devotionalien, die das neofaschistische Herz blühen lassen.
Besitzer des Ladens war der in der Hamburger Neonazi- und auch Rotlichtszene bekannte De Fries. Dieser versucht nicht, wie in Berlin, Leipzig oder Dresden bei den Tönsberg-Läden, den Schein eines unpolitischen Modegeschäfts zu wahren um an diverse Kleidungsstile anzuknüpfen um diese mit germanisch-mythischen Codes und Zeichen aufzuladen und nach rechts zu politisieren, sondern spracht auch auf der Internetseite offen davon "von der rechten Szene, für die rechte Szene" zu sein.
So kam es schließlich auch vor allem zu Beginn der Existenz des Ladens zu massiven tätlichen Übergriffen Rechter auf linke und alternative Menschen.
In welch ein Wespennest De Fries mit der Eröffnung allerdings stach, war ihm anscheind nicht so recht bewusst und so wurde schon wenige Tage später mit kreativen und militanten Aktionen von antifaschistischer Seite geantwortet.
Einen vorläufigen Höhepunkt zu jener Zeit stellten schließlich zahlreiche Kundgebungen, Demonstrationen und Spontanaktionen, wie Flashmobs, im Juli 2007 dar, die von einem breiten Kreis antifaschistischer und bürgerlicher Gruppen und Parteien getragen wurde.
Aber auch die Faschisten agierten entsprechend entschlossen als die NPD Rostock zur Frontstadt erklärte und mehrere Dutzend Nazis Besucher_Innen des Fusion-Festivals in Pölchow aus der S-Bahn zerrten und teils schwer verletzten, weil sie diese als Antifas und somit politischer Gegner_innen ausmachten. Zeug_Innen sprachen damals von einem Wunder, dass dabei niemand zu Tode kam!

In den folgenden Wochen nahm die Masse an Kundgebungen gegen den Naziladen schließlich ab und der Widerstand bestand zunehmend aus kreativen und militanten spontanen Aktionen, die jedoch weiterhin die Gunst der in der KTV-wohnenden Bevölkerung hatten und von dieser mitgetragen wurden.
Inzwischen versuchte auch die NPD ihre Unterstützung für den Laden zu verstärken und richtete im selben Haus ein Bürgerbüro ein um auch auf diesem Weg Verankerung und Akzeptanz im Kiez zu erlangen, was jedoch bislang ausblieb.
Die folgenreichste Tat schließlich gelang am 15.Januar 2008 als Antifaschist_Innen dem Laden einen erneuten Besuch abstatteten und Besitzer, Inventar und Räumlichkeiten unter anderem mit massivem Einsatz von Buttersäure außer Gefecht setzten, was zu einem rund 2monatigen Betriebsurlaub des East Coast Corner führte.
Und die Aktionen sollten weier erfolgreich sein: So musste De Vries kurz vorm 1.Geburtstag des Ladens melden, dass er diesen aus wirtschaftlichen Gründen hätte schließen müssen, wäre der NPD-Abgeordnete Birger Lüssow nicht eingesprungen um mit einer Namensänderung in „Dickkoep“ den Laden am Leben zu erhalten.

Resümierend lässt sich festhalten, das die Proteste gegen den Naziladen durchaus als eine vom gesamten Kiez getragende Bewegung zu verstehen ist, die bislang trotz ärgster Versuche nicht in böse-militante und gute-friedliche gespalten werden konnte. Durch viele kleinere und größere, kreative, herkömmliche und militante Aktionen konnte innerhalb des letzten halben Jahres verdeutlicht werden, was nicht nur Antifaschist_Innen, sondern auch die Bevölkerung vom Naziladen hält:
Er muss weg - egal wie!

Naziläden sind Ausgangspunkte gewalttätiger und propagandistischer Aktionen von Neonazis und somit eine Bedrohung für alle um sie lebenden Menschen. Wir wünschen allen Betroffenen von rechter Gewalt viel Kraft und Mut mit den Geschehnissen um gehen zu können und rufen alle fortschrittlich gesinnten Menschen zum gemeinsamen, entschlossenen Kampf gegen neonazistische Umtriebe auf.

Thor Steinar stoppen!
Naziläden dichtmachen und ihre Strukturen zerschlagen!
Antifa heißt Angriff!

immer diese holen Kritiken....

Teilnehmer 13.06.2008 - 22:21
Ich finde es immer sehr schön wenn Leute anhand der Bilder festellen wollen wie viele Menschen bei dieser spontan Demo waren.. Wir haben selbst gezählt und sind auf 155 Menschen gekommen. WIe sicher die meisten berichten können verändert sich die Zahl der Demo Teilnehmer im Verlauf der demo stätig....
direkt vor dem Laden waren wir auf jeden fall 150 Menschen wenn nicht sogar mehr!

CSD in Rostock

Infokiosk 13.06.2008 - 23:48
Am 19. Juli 2008 wird es in unserer Hansestadt Rostock wieder bunt, schrill und demonstrativ laut. Der 6. CSD in Rostock steht unter dem Motto: "Ungeoutet ist wie nicht gelebt".
Um 15.00 Uhr wird die Landtagspräsidentin Mecklenburg-Vorpommerns und diesjährige CSD-Schirmherrin Sylvia Bretschneider mit einer Ansprache den CSD eröffnen.
Mitglieder des Rostocker CSD-Vereins geben dann den "Startschuss" für die Parade, die sich mit bunten Wagen durch das Zentrum Rostocks schlängeln wird.

Die Paradestrecke wird diesmal einen etwas veränderten, aber auch längeren Weg nehmen:
Neuer Markt - Kröpeliner Str. - Faule Grube -Lange Straße südliche Seite bis zur Kehre Marienkirche - Lange Str. nördliche Seite - Schröderplatz - August-Bebel-Str. - Hermannstraße - Schwaansche Straße - Universitätzsplatz - Kröpeliner Str. - Neuer Markt.
Sicherlich werden wieder viele Einheimische, zahlreiche Touristen und Besucher am Straßenrand mitfeiern.

Zum Laden, den jeder im Viertel kennt

erlebnisorientierter Jugendlicher 14.06.2008 - 05:07
"gegen einen laden, den ausser der rechten und der linken politsekte völlig zu recht keine sau kennt"

Gerade aufgrund des konsequenten Engagements von Antifaschisten kennt diesen Laden nun wirklich jeder im Viertel und wohl nur wenige in Rostock kennen ihn nicht. Militante Aktionen setzten eine Dynamik in Gang, in deren Folge die Zivilgesellschaft für MV Verhältnisse beispiellos reagierte und fast ein Jahr am Ball blieb und immer wieder die Nazis thematisierte. Daneben gab es immer noch die allseits bekannten direkten Aktionen. Eine solche Bilanz gibt es (leider )nicht so oft.

Bündnis informiert über Neonazis

http://endstation-rechts.de 19.06.2008 - 18:17
Bündnis in Nordwestmecklenburg informiert über Neonazis

Wie die Ostsee Zeitung berichtet, organisieren die AIDS Hilfe Westmecklenburg, SchuLZ e.V. und der Verband Gaymeinsam mit Unterstützung des Lokalen Aktionsplans des Landkreises Nordwestmecklenburg eine öffentlich Infoveranstaltung zum Thema Rechtsextremismus.

Es solle sich ein Bild über Neonazis und die Struktur rechtsextremer Organisationen gemacht werden, so die Veranstalter.

Die Veranstaltung findet am 26. Juni, um 18.00 Uhr, im Grevesmühlener Jugendclub, in der Kleinen-Allee-Straße 44 a statt.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 8 Kommentare

Weiter

Exilmecklenburger 13.06.2008 - 22:55
Super! Ich freue mich, dass die Rostocker Antifaschisten / linken Jugendlichen / Mainstream-Linken / Studenten / Punker nicht aufgeben und in letzter Zeit für zu mindestens den Eindruck einer linken Hegemonie in der "Frontstadt" sorgen. Selbst wenn es zweimal soviele Faschos in Rostock geben mag, ist diese Art der Öffentlichkeitsarbeit sehr wichtig und bringt uns wieder ein Stück der Meinungshoheit. Jede Aktion normalisiert die Existenz von "linken" Gedanken in der Normalbevölkerung und gewöhnt sie daran. Irgendwann müssen die Nazis aufgeben, weil sie einfach von Otto-Normal-Verbraucher nicht mehr schief angeguckt werden wollen :-)

Weiter so !
Force Attack nutzen !!

"spontan" demo

xxx 14.06.2008 - 00:50
ahe, sehr spontan sieht das aus, wirklich. das sind bestimmt auch gar keine demotouristen oder subkulturantifas sonder "wachsame bürger" die sich ganz urplötzlich entschlossen haben, gegen einen laden, den ausser der rechten und der linken politsekte völlig zu recht keine sau kennt zu demonstrieren. die transparente lagen da vermutlich so in der gegend rum und wurden spontan für die demo genutzt. oh manoman...

ähm

egalolo 14.06.2008 - 09:05
'Birger Lüssow aus der Traum auch du liegst bald im Kofferaum' oder 'Naziklamotten sind nicht schick - ruckzuck ist die Lippe dick'
dachte eigentlich nazis währen die gewalttäter und mörder
bei solchen sprüchen kommt mensch aber irgendwie ins grübeln...
ob die anwohner immer noch glauben das ihr friedlich und harmlos und die nazis mörder sind?
was meint ihr warum anwohner um nazi läden meist nichts unternehmen?
nicht weil sie bedroht werden sondern weil sie keine gefahr erkennen können!
und ihr gebt denn bürgern sogar noch die richtigen denkanstösse.....
gab ja bereits tv berichte wo anwohner befragt wurden
die ladenbesitzer sind nett auch die besucher aber diese gegendemonstranten...

@egalolo

jaja 14.06.2008 - 10:46
Anstatt deinen geistigen Dünnschiss hier abzulassen, solltest du mal lieber für den Hauptschulabschluss lernen. Dann verstehst du vielleicht auch Dinge wie Großschreibung und Interpunktion.

"was meint ihr warum anwohner um nazi läden meist nichts unternehmen? "

Hm... zahlreiche Demos, Flashmobs und militante Aktionen... Würde ich jetzt nicht als nichts unternehmen bezeichnen. Und was meinst du wohl, warum viele Leute gegen aber niemand für den Laden demonstriert?

"bei solchen sprüchen kommt mensch aber irgendwie ins grübeln.."

Wow, ein Nazi kommt ins grübeln. Da hat die Aktion ja wesentlich mehr gebracht als jemals erwartet.

"ob die anwohner immer noch glauben das ihr friedlich und harmlos und die nazis mörder sind"

Mit Sichterheit. Ansonsten eine kleine Denkhilfe:

-  http://www.opfer-rechter-gewalt.de

@ xxx

rostocker 14.06.2008 - 11:16
ich glaube du kannst die linke szene in rostock nicht ganz einschätzen... zunächst waren alle teilnehmer rostocker. Davon viele aus der linken Szene aber auch viele bürger die sich anschlossen als wir durch die einkaufszone zogen! Wenn man eine strukturierte und aktive szene hat dann hat man ja von vorherigen aktionen keine transpis mehr und wirft die jedes mal weg weil man die ja nur ein mal verwenden kann^^
und diesen laden kennt nun echt jeder in rostock oder sogar in mv. Teilweise standen artikel über den laden und über die gegenaktionen auch in der frankfurter allgemeinen....

@jaja

pRiot 14.06.2008 - 14:27
sowas:
"solltest du mal lieber für den Hauptschulabschluss lernen."
oder sowas:
"Wow, ein Nazi kommt ins grübeln"

ist bei keiner Diskussion angebracht und dient wohl leider wieder nur der eigenen Profilierung. Denn erstens ist das Bildungs-elitäre Gehabe nicht gerade emanzipatorisch und zum zweiten kann ich die godwinschen Nazivergleiche aller kritischen Stimmen(für die sich unsere linke Szene ja so rühmt) nicht mehr ertragen.

Auch ich fand als Demoteilnehmer die gewaltverherrlichenden Parolen kontraproduktiv, weil sie in den gewaltablehnenden Teilen der Bevölkerung den Eindruck vermitteln, das die Gemeinschaft der GegnerInnen des Naziladens Gewalt als bevorzugtes Mittel wählen. Den Sinn einer Demo sehe ich aber eher darin eine möglichst vielfältige Bezugsebene für die Beobachter aufzuzeigen.(zu der dann militante Aktionen auch zählen können, nicht müssen)

Ich denke wir alle brauchen einen neuen Umgang in Sachen Umgangsformen.
Selbstbeweiräucherung und Profilierungswahn, Arroganz und elitäres Gehabe sind keine Basis für eine erfolgreiche linke Politik!

Demowirkung

erlebnisorientierter Jugendlicher 14.06.2008 - 20:29
Das ist doch alles hier um die Ecke gedacht. Die Demo kam aus dem Spektrum der Antifa, dass heißt Leute, die nicht den ganzen Tag damit beschäftigt sind, Gewalt gegen Nazis zu verurteilen, demonstrieren, dass sie den Laden nicht vergessen haben und weiter machen werden.

Das ändert an der Einstellung des bürgerlichen Demokraten zum Gewaltmonopol des Staates gar nichts, sollte es aber auch gestern nicht. Die "Ansage" ging in Richtung der Nazis.

Polizisten nach Fußballspiel verletzt

http://www.ostseezeitung.de 14.06.2008 - 21:40
Bei Auseinandersetzungen nach einem Fußballspiel in Bützow (Kreis Güstrow) sind am Freitagabend sechs Polizisten leicht verletzt worden. Wie die Polizei am Samstag in Rostock mitteilte, waren nach dem Spiel zwischen dem TSV Bützow und der SG Dynamo Schwerin zunächst Fangruppen aufeinander losgegangen. Als die Polizei sie trennen wollte, wurden die Beamten selbst angegriffen und mit Steinen und Flaschen beworfen. Zehn Personen wurden vorläufig festgenommen. Inzwischen sind alle wieder auf freiem Fuß. Im vergangenen Jahr gab es in Bützow nach einem Stadtfest Krawalle, die bundesweit für Aufsehen gesorgt hatten.