Zum Pinkeln abmelden - Kundgebung abgesagt

optional 12.06.2008 14:35 Themen: Antifa
Obwohl das neue bayerische Versammlungsrecht noch in Arbeit ist, erlaubt das derzeit geltende Recht offenbar bereits folgende eigenartige Demoauflage: "Teilnehmern der Kundgebung ist untersagt, diese zu verlassen und wieder zu betreten". Im konkreten Fall handelt es sich um eine Versammlungsauflage, die von den Behörden im unterfränkischen Marktheidenfeld erlassen wurde. Dort meldete das "Bündnis gegen Rechts" eine Kundgebung als Gegenaktion zu einer Veranstaltung militanter Rechter am 14. Juni 2008 an. Der Antifaschist und Versammlungsleiter David O. meint dazu: "Ich möchte nicht, dass Menschen, die sich gegen Nazis engagieren wollen, ihren Protest in einem Polizeikäfig ohne jegliche Außenwirkung und unter erheblicher Einschränkung ihrer Versammlungs- und Bewegungsfreiheit äußern müssen". Die Kundgebung gegen die Neonazis wurde daher abgesagt. Klagen wollen die Gruppen nicht. "Die sehr ungewöhnlichen Auflagen, würden zwar vor keinem Gericht stand halten, jedoch wollen wir Kraft und Geld sparen und klagen daher nicht", heißt es auf der Mobilisierungsseite der Antifa.
Die Auflagen, schränken die Versammlungsfreiheit der Teilnehmer tatsächlich in absurder Weise ein. So wurde zum Einen der Versammlungsort auf den Parkplatz an der alten Mainbrücke verlegt, fern ab der Route, welche die Neonazis laufen wollen und fern ab jeder Öffentlichkeit. Der Protest läuft damit ins Leere, da die Neonazis weder inhaltlich noch optisch oder akustisch erreicht werden könnten. Besonders skurril ist aber die Auflage, die es den Teilnehmern der Kundgebung verbietet, diese zu verlassen und wieder zu betreten. Im konkreten Fall würde eine Teilnehmerin, welche zum Bäcker geht, um sich etwas zu Essen zu holen, bei der Rückkehr die Teilnahme an der Kundgebung verwehrt. Ebenso wäre dies, wenn ein Demonstrant die Kundgebung zum Pinkeln gehen verlassen muss.

Auch wurde der Versammlungsleiter während eines so genannten Kooperationsgesprächs mehrfach darauf hingewiesen, dass Straftaten, welche die Polizei in Zusammenhang mit der Kundgebung feststellt, ihm angelastet werden, obwohl es dafür keine rechtliche Grundlage gibt. "Diese Äußerungen sind als Einschüchterungsversuch und falsche Pauschalverurteilung aller Teilnehmer als potentielle Gewalttäter zu betrachten. Zur Umsetzung dieser Auflagen ist ein erheblicher Aufwand seitens der Polizei nötig", ist in einer Pressemeldung der Gruppe zu lesen.

Die Neonazis erhalten derweil weitere Unterstützung für ihre Demonstration am 14. Juni 2008 in Marktheidenfeld, vor allem aus dem gewaltbereiten Spektrum der Szene, den so genannten "Autonomen Nationalisten". Wie auf der Website der Veranstaltenden "Kameradschaft Hof" zu lesen ist, unterstützen mittlerweile 23 Gruppierungen der rechtsextremen Szene aus ganz Deutschland den Aufruf zu dem Aufzug. Damit wird dies vermutlich eine der größten Nazidemonstrationen in diesem Jahr in Bayern.
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Ergänzungen

Marktheidenfeld liebt Nazis

Nazihasser 13.06.2008 - 12:45
Ich habe das Gefühl, das Nazidemos eher gewollt als unerwünscht sind in Marktheidenfeld.
Aber in Bayern wundert mich garnichts mehr.

Das gab's in München auch schon

Rudolf 13.06.2008 - 23:32
- hab ich selber erlebt einmal in der Variante nicht in einen Imbis auf der Demoroute zu dürfen. Eine Witz, denn 100m weiter war die Kette entweder zuende oder weniger dicht sodaß wir (ich und meine Frau) problemlos hin gehen konnten und auch wieder zurück. 1Km vorher das gleiche Spiel als es uns in einem Haufen lauter Jugendlicher die nicht umzingelt werden wollten und der diese umzingelneden Polizei (alleine das ist schon eine Provokation gewesen!) heraus wollten. Wir dachten gleich passiert hier was. Und: Wir durften nicht weg - außer wir kommen nicht wieder !

Das ist doch die Höhe ! Es war natürlich letztlich aber nicht kontrollierbar. 50m weiter vorn sind wir wieder rein in den Zug. Die Schikanen sollen wohl provozieren? Ich schätze die Einsatzleiter wissen genau welche Anweisungen sie geben müssen damit es einen Grund gibt Gewalt anzuwenden .... wenn sie wollen.

Aufmarsch der Rechtsextremen

http://www.mainpost.de 14.06.2008 - 21:48
In einem von gellenden Pfiffen, Trillerpfeifen und Hupen der Antifa sowie zahlreicher Bürger begleiteten Marsch sind am Samstag gegen 14 Uhr rund 100 Rechtsextreme vom alten Festplatz in Marktheidenfeld durch die Stadt zum Adenauerplatz gezogen, wo zur Stunde eine Kundgebung der Neonazis stattfindet.

Der Zug nahm wegen einer Sitzblockade in der Friedensstraße, an der sich etwa 150 Linke beteiligten, einen kürzeren Weg als ursprünglich geplant. Der Marsch ging friedlich ab. Zu körperlichen Konfrontationen und Festnahmen kam es nicht.

Die starken Polizeikräfte hielten die über 300 Gegner der Kundgebung und die Rechtsextremen auf Distanz. Beide Seiten verhalten sich, abgesehen von vereinzelten provokanten Zwischenrufen, friedlich.

Weitere Berichterstattung erfolgt am Abend ...

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brave — warum?

braver — klüger

ist doch eh... — jill

mensch weiß nie genau — weiß ich auch nicht

KLAGEN! — ich