Erfurt: "Die Häuser denen die sie brauchen"

B. Setzer 07.06.2008 17:41 Themen: Freiräume Soziale Kämpfe
In der Nacht vom 05. auf den 06. Juni haben AktivistInnen in Erfurt 10 leerstehende Gebäude scheinbesetzt. An den Fassaden der Häuser wurden Transparente mit der Aufschrift „Die Häuser denen die sie brauchen“ befestigt. Zusätzlich verteilten die Besetzerinnen und Besetzer mehrere hundert Flugblätter an die Briefkästen umliegender Wohnhäuser.
Mit dieser Aktion soll gegen die Schikanierung, Bedrohung und Räumung von besetzten Häusern, in Erfurt und weltweit protestiert werden. Weiterhin soll auf die Entwicklung, die günstigen Wohnraum vernichtet, aufmerksam gemacht werden.

Erfurt ist eine der vielen Städte in der zahlreiche Häuser leer stehen und nicht genutzt werden. Ein Großteil der Häuser verfällt zunehmend. Dem gegenüber gibt es viele Obdachlose in der Stadt, die Nacht für Nacht auf der Straße verbringen müssen. Zahlreiche sozial engagierte Vereine und Initiativen können sich aus finanziellen Gründen keine Räumlichkeiten leisten. Proberäume für Bands gibt es, wenn überhaupt, nur gegen viel Geld. Viele Künstlerinnen und Künstler haben keine Möglichkeit auf ein eigenes Atelier.

Doch der einfachen und praktischen Lösung, die leerstehenden Häuser für solche Zwecke zu nutzen, werden zahlreiche Hindernisse in den Weg gestellt. Im Sinne des kapitalistischen Systems geht es hierbei nicht um die Bedürfnisse der Menschen, sondern um den finanziellen Profit.

Auf den Leerstand wird entweder mit Abriss oder dem Verkauf an private Investoren geantwortet. Mit dem Abriss, wie er momentan auf dem Erfurter Wiesenhügel betrieben wird, wird der Wohnungsmarkt verknappt und damit die Mietpreise erhöht. Mit dem Verkauf der Häuser (die Kommunale Wohnungsgesellschaft verkaufte vor kurzem über 5000 Wohnungen) werden diese teuer renoviert um anschließend hohe Mieten nehmen zu können. Menschen mit wenig Geld werden damit aus ihren bisherigen Wohnungen vertrieben. Günstiger Wohnraum wird so zu einer Seltenheit. Die Leidtragenden sind die, die sowieso am wenigsten haben.

Parallel zu dieser Etwicklung sind weltweit zahlreiche bestehende besetzte Häuser und Projekte bedroht. Beispielsweise soll, nach dem vor kurzem veröffentlichten Bebauungsplan, auf dem Gelände des besetzten Hauses in Erfurt, ein Lebensmittelmarkt errichtet werden. Es gibt jedoch schon genügend Einkaufszentren in der Gegend. Erneut sollen hier Menschen, die sich einen eigenen Raum geschaffen haben, vertrieben werden. Dabei würden, neben Wohnraum für Menschen, auch eine vielzahl von Projekten, Veranstaltungsräumen, Proberäumen und Treffpunktmöglichkeiten, die von vielen unterschiedlichen Menschen genutzt werden, vernichtet.

Mit den Besetzungen soll für den Erhalt aller besetzen Häuser weltweit, und für die Übergabe aller leerstehenden Gebäude an Menschen, die diese gebrauchen können, gekämpft werden.
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...und denen die drin Leben!

B.DankerInnen 07.06.2008 - 18:44
One struggle - one fight!
Rigaer Strasse bleibt!


WIR BLEIBEN ALLE!
www.wba.blogsport.de

Verkürzte Kapitalismuskritik

justus 08.06.2008 - 00:54
wie arm seid ihr eigentlich??
lasst 364 Tage im Jahr die antideutschen LinkenhasserInnen raushängen, und wenns bei euch mal eng wird, kommt ihr wieder auf die alte tour. meine solidarität habt ihr nicht.schließlich ist ja die ganze linke mitsamt der squatterInnen antisemitisch, aber wenns für einen selbst mal eng wird, soll die linke Familie wieder einspringen???? ne ,is nich
p.s.: wundert mich ja, das ihr auf indyfada überhaupt veröffentlicht...

@justus

franka 08.06.2008 - 03:02
ich kann deinen kommentar absolut nicht nachvollziehen.

1. geht aus dem artikel nicht hervor das die aktion auf die leute vom Besetzten Haus zurückzuführen ist.

2. wie kommt es, dass das besetzte haus in erfurt öfters als antideutsch gebrandmarkt wird? das projekt befindet sich auf dem ehemaligen gelände der firma topf & söhne. diese stellte zur zeit des nationalsozialismus die verbrennungsöfen für vernichtungslager wie buchenwald und auschwitz her. die besetzerinnen setzen sich für einen geschichtsort auf dem gelände ein. dies ist der grund weshalb die besetzerinnen mit einigen themen(unter anderem kritik an israel) sehr sensiebel umgehen. mit "antideutsch" hat das nichts zu tun. wenn du mal dort gewesen, oder am hausplenum teilgenommen hättest, wüßtest du das.

3. was meinst du mit verkürzter kapitalismus kritik? die aktion hatte offensichtlich nicht das ziel kapitalismus zu erklären. nach meiner einschätzung ging es darum, leute auf eine, auf kapitalsimus begründete, fatale entwicklung aufmerksam zu machen. was ist daran schlecht, oder verkürzt?