Hameln: Flugblattaktion gegen NPD-Kandidaten

Antifaschistisches Rechercheteam 06.06.2008 14:02 Themen: Antifa
Am Samtag, den 31. Mai 2008, verteilten zehn Maskierte in der Fußgängerzone der niedersächsichen Stadt Hameln Flugblätter, die über die Umtriebe des NPD-Mitgleds Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg informierten, der u.a. bei der Landtagswahl im Januar auf Platz 2 der NPD-Landesliste kandidierte. Die Aktion endete vor Schulenburgs Juweliergeschäft.
Gegen 10.00 Uhr versammelten sich 10 Antifaschist_innen am Rande der Hamelner Fußgängerzone. Das Tragen von Masken in der Form von gelben Smileys hatte den Sinn, sich einerseits vor der Identifizierung durch Neonazis und Polizist_innen zu schützen, aber andererits nicht zu martialisch zu wirken, wie das bei einer "Standardvermummung" mit Sonnenbrillen und Halstüchern der Fall gewesen wäre. Das Konzept ging auf - die allermeisten Passant_innen waren neugierig statt abgeschreckt. So wurden der Großteil der 500 Flugblätter (Text siehe Ergänzungen) schnell verteilt.

Die Aktion endete planmäßig vor Schulenburgs Juweliergeschäft ("Altstadtjuwelier") in der Kleinen Straße 17. Mit Trillerpfeifen und dem Rufen von Parolen wurde dort ordentlich Lärm gemacht. Schulenburg, der sich im Verkaufsraum aufhielt, trat kurz ans Fenster, traute sich aber nicht heraus. Die restlichen Flugblätter wurden vor dem Geschäft zurückgelassen, bevor die Maskierten in verschiedene Richtungen verschwanden. So hatte die inzwischen durch Schulenburg alarmierte Polizei keine Chance, die Gruppe zu stellen.

Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg (Jahrgang 1947) ist Angehöriger einer Seitenlinie des alten preußischen Adelsgeschlechts der von der Schulenburgs. Er ist ein entfernter Verwandter des gleichnamigen Beteiligten am gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler am 20.Juli 1944. (siehe  http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Werner_von_der_Schulenburg ).

Der Neonazi Schulenburg begann seine politische Karriere bei den Republikanern, bevor er 2006 zur NPD wechselte. Er ist Mitglied im niedersächsischen Landesvorstand der Partei. Bei der niedersächsischen Landtagswahl im Januar 2008 trat er auf Platz 2 der Landesliste der NPD und als Direktkandidat im Wahlkreis 11 (Salzgitter) an.

Als die NPD am 11.03.2007 in Oldenburg gewaltsam eine Demonstration gegen die Verhinderung ihres Landesparteitages durchsetzen wollte (siehe:  http://provinzkritik.blogsport.de/2007/03/12/kein-npd-landesparteitag/ ) wurden zahlreiche Neonazis festgenommen, darunter auch Schulenburg.

Als die NPD am 15.09.2007 im HCC in Hannover ihren Landtagswahlkampf eröffnete, stand er mit NPD-Größen wie Udo Voigt und Andreas Molau zusammen auf der Bühne.

Am 25.09.2007 besuchten einige NPD-Mitglieder die extrem recht Fraktion "Identität, Tradition, Souveränität" im Europaparlament. Auch hieran war Schulenburg beteiligt (siehe:  http://www.linke-bueros.de/vorlaeufiges-aus-fuer-honorarprofessor-an-der-uni-leipzig_3983,451.html )

Schulenburgs erstaunlich schnelle Karriere innerhalb der NPD dürfte damit zusammenhängen, dass er der finanziell schlecht dastehenden Partei größere Summen gespendet haben soll.

Bisher war Schulenburgs Rolle in der NPD nur relativ wenigen Hamelner_innen bekannt.

Spätestens seit der Outingaktion am vergangenen Samstag weiss er jedoch, dass er unter antifaschistischer Beobachtung steht und dass er sich nicht in die Anonymität zurückziehen kann. Es ist auch weiterhin damit zu rechnen, dass engagierte Antifaschist_innen ihn weiter ins Visier nehmen werden.
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Ergänzungen

Text des Flugblatts

Antifaschistisches Rechercheteam 06.06.2008 - 14:24
Schluss mit Lustig!

Hamelner Altstadt Juwelier lässt die Maske fallen: Graf von der Schulenburg entpuppt sich als NPD-Neonazi.

Liebe Anwohnerinnen und Anwohner,

in Ihrer direkten Nachbarschaft in der Kleinen Str. 17 in der Innenstadt von Hameln wohnt der Neonazi Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg. Dort betreibt der 50jährige das Geschäft "Altstadt Juwelier".
Schulenburg trat zur Landtagswahl am 27.01.2008 in Niedersachsen auf Platz 2 der Landesliste der neofaschistischen NPD an. Der n Hehlen Gebürtige war auch Direktkandidat der NPD in Salzgitter.

Schulenburgs Nazi-Aktivitäten:
Schulenburgs Nazi-Karriere begann bei den Republikanern des SS-Mannes Franz Schönhuber. Vor einigen Jahren wechselte Schulenburg zur neofaschistischen NPD. Dort ist er seit dem 15.04.2007 im Landevorstand als Beisitzer verantwortlich für Landespolitik.
Nach dem (verhinderten) Landesparteitag der NPD Niedersachsen am 11.03.2007 in Burhave wurde Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg anschließend mit weiteren NPD-Mitgliedern in der Fußgängerzone von Oldenburg festgenommen. Grund hierfür war eine nicht angemeldete Spontandemonstration der NPD Niedersachsen.

Familie Schulenburg:
Der NPD-Nazi und Altstadt Juwelier wohnt in Hameln und t weitläufig mit seinem Namensvetter Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg, dem Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944, verwandt.

Auch seine Frau Roswitha Gräfin von der Schulenburg ist bei einigen NPD-Treffen dabei gewesen.

Ein anderer Verwandter, Günther Graf von der Schulenburg aus Helmstedt kommentiert: „Es ist erschütternd und beschämend, dass aus dieser Familie mit dieser Geschichte jemand für eine so grauenhafte Parte kandidiert.“

Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!!

Nazis aus der Anonymität reßen! Schöner leben ohne Nazis – in Hameln und überall!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Hm — Lehrer

Komisch — elke

Kritik — antifascist movement

Flugblätter — ich

Rundumschlag — X

top! — aber hallo!

Tolle Aktion! — ralf

Gelebter Dilettantismus — Organigramm

nicht unbedingt — Horst

mut — sandmann